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„Nur der Schein zählt“ – Kriminalistisches Eintauchen in eine Schein-Welt

[GMG, 14.07.2023] Schon der Blick ins Programmheft zum Theaterabend am Gregor-Mendel-Gymnasium mit dessen Theatergruppe „Die Wilden 13“ weckt den detektivischen Spürsinn des Besuchers: Statt der zu erwartenden 13 Schauspielerinnen sind letztlich 14 Fünft-, Sechst- und Siebtklässlerinnen in diese Stückentwicklung involviert. Diese geht laut Ankündigung auf eine gewisse Person namens Rehadobeli Syjolehacahaemch zurück: Ob bei dieser Ankündigung nicht schon der Schein trügt…?
Apropos Schein – genauer Geldschein: Um dieses wertvolle Stück Papier in beachtlicher Anzahl dreht sich die Handlung dieser vielfach verzwickten Enthüllungskomödie. Für diese setzen der Weißclown (Amina Ullmann) und der dumme August (Sophie Özsoy) in gekonnter Weise den Rahmen: In ihrer Einführung ins Stück bringen die beiden zu Schaustellermusik die Frage nach Scheinen und einem Koffer auf den Punkt: „Wo ist der Scheinkoffer?“ Ihr Versprechen „Wir werden es gleich erfahren…“ erfüllt sich zumindest nicht direkt, sondern nach ca. 90 spannenden Minuten.

Die Szenerie – der Gemeinschaftsraum eines Altenheims – wird in ihrer, von warnendem Blaulicht schwach erleuchteten Dunkelheit direkt zum Tatort; doch statt dramatischer Schwere wird die durchgehend mitschwingende, gekonnt eingesetzte Situationskomik hier schon entfacht: Wird der Koffer zunächst unter einem Tisch fallengelassen, lassen die scheinbar harmlosen Heimbewohner nicht lange auf sich warten: Da klopft die Gulasch-Oma (Rebecka Siegert – schlagfertig und ausgefeilt in Mimik und Gang) mit ihrem Kochlöffel darauf, da stolpert die GNTM-Oma (Hanna Rieß-Pfab – mit stattlicher Erscheinung und ausdrucksstarker Bühnenpräsenz) darüber, da nimmt die Katzen-Oma (Dóra Román – raffinierter Wechsel zwischen gutmütiger Oma und gewitzter Verdächtiger), die alles und jeden für Katzen hält und entsprechend behandelt, den Koffer kurzerhand an sich: Was gäbe es für ein treffenderes Geschenk für Carl-Gustav, den „Steine-Opa“ (Benno Stiegler – ein ruhiger Beobachter und treffend umgesetztes Bild eines alternden, wissenschaftlich interessierten Mannes), als einen Koffer mit eben solchen? Gesagt – getan: Steine rein in den Koffer und das Geld raus – versteckt im fahrbaren Katzen-Bett.
Das feierliche Miteinander zu Carl-Gustavs Ehren wird rasch gesprengt durch die überraschend schnell eintreffenden Ermittlungsbeamtinnen in all ihrer Unterschiedlichkeit: Während Hauptkommissarin Luisa Bach (Lea Decassian mit couragierten Auftritten und überzeugenden Ansagen) die Richtung der Ermittlungen vorzugeben versucht, verfolgt ihre Assistentin Kristina Knister (Hannah Widmann – verkörpert detailreich die Unbeholfenheit ihrer Rollenfigur) eher ihren eigenen Ansatz – genauer ihren Karriereweg. Ergänzt wird diese knisternde Spannung des ungleichen Paars durch ein Trio von Polizeianwärterinnen, die die jungen Spiegelbilder der alternden Elfriede Klum bilden: Die um ihr Make-up besorgte, mondän anmutende GNTM-Oma bewertet dann auch gleich die drei hippen Nachwuchspolizistinnen in ihren Outfits: Mal geht’s um „Abonnieren“ (Candy: Hanna Seipt – mit wunderbar übertriebenen girlyhaften Attitüden), mal um „Liken“ (Wendy: Emma Seipt – in gekonnter Nachahmung eines It-Girls) – ohnehin immer um Fame und Geld (Mandy: Catharina Weiß – mit souveränem Abbilden des klischeehaften Influencer-Verhaltens). Von Elfriede Klum jedenfalls „gibt’s kein Bild…“

Doch das Ziel der Befragungen ist auch nicht eine GNTM-Bewertung, sondern das verschwundene Geld, das inzwischen – von anderen unbemerkt – die sechsjährige Maggie Schiefelbein (Lisa Gradl – große Spielfreude inklusive einstudiertem Sprachfehler und Spaß an Direktkontakt mit dem Publikum), Enkelin der Gulasch-Oma, gefunden und in ihrem Teddy versteckt hat. Vor diesem Hintergrund kommen die Befragungen ohne erkennbares Ziel nur schwerlich voran: Angebotene Cookies mit einem besonderen Geschmack entfalten ungeahnte Wirkungen an Knister, die vorschnell zur Waffe greift und Rechtsbehelfe einstudiert vorträgt. Da müssen die drei Polizeianwärterinnen – sie „finden alles eklig, was mit alten Leuten zu tun hat“ – ran, treffen aber nur auf eine verwirrte Katzen-Oma („Kätzchen heutzutage wissen sich auch nicht mehr zu benehmen.“), eine GNTM-Oma mit Influencer-Allüren (Heli-Port, Einzelzimmer mit Massage und Spa) und Geschichten über ihr nächtliches Schlafwandeln sowie eine Gulasch-Oma, die scheinbar verdächtige Kügelchen für eine Spezialrezeptur in ihren Kochtopf gibt.

Und sonst: Gibt’s weitere Verdächtige? Praktikantin Kara Devil (Johanna Henkel – die ihr Wissen geschickt Verbergende) entreißt Knister nicht nur zwischenzeitlich die Waffe, sondern macht auch kryptische Andeutungen. Und Pflegerin Lena Krümel (Sylvie Filipovic – die Geduld und Empathie glaubwürdig Vermittelnde) verkrümelt sich vor der Katzen-Oma unter dem Tisch.

Licht ins Dunkel der Suche nach den Scheinen bringt das kindlich gemalte Bild eines Teddys samt fehlerbehafteter Aufschrift – angebracht an der Hinterwand des Raumes und begutachtet von den Senioren entsprechend ihrer inzwischen liebgewonnenen Skurrilität: Die eine zeichnet eine Katze ins Bild, die andere vermisst darin ein neues Gulasch-Rezept und die dritte schießt mal wieder ein Selfie. Auch die drei Polizeianwärterinnen wagen sich an eine Bild-Analyse der besonderen Art („Täddy hatt: He, she, it, das t muss mit…“), erleben dann aber ihren unvermuteten Geistesblitz: Sie erkennen in Maggies Bild den – eigentlich unschwer erkennbaren, weil ja wörtlich vermerkten – Hinweis auf den Aufbewahrungsort des Geldes, fesseln das Kind, das von einem Flug zum Mars träumt, dort aber – den Fesseln sei Dank – nicht verloren gehen dürfe, und verschwinden mit dem Teddy.

Zurück bleibt Maggie, die sich erst als wehrloses, wenig auskunftsfreudiges Befragungsopfer von Karrierefrau Knister erweist (herrlich komische Situation: Maggie summt mit Kopfhörer das „Fliegerlied“), später von den Alten mitgenommen wird.

Wo sind nun die Scheine? Kurzfristig bei Mandy, Candy und Wendy, die biertrinkend recht zielsicher ihren Allgemeinzustand einzuschätzen vermögen („Wir sind dicht…“) und der mit vorgehaltener Waffe eintreffenden Kommissarin nichts Anderes als einen schrillen „Alle meine Entchen“-Gesang entgegenzusetzen haben. Weil Candy nach einem Schuss nicht so recht „tot“ sein möchte, greift die Handlungsanweisung des Spielleiters Christoph Schulz – herrlich überzeichnend und in Katzenpantoffeln geschlüpft – direkt ins Geschehen ein: „Ihr wolltet Leichen im Stück!“ lautet die energische Aufforderung, auf die zunächst Schüsse folgen und denen dann die Anwesenden scheinbar zum Opfer fallen. Selbst die Waffe führende, geldgierige Kommissarin bricht in der folgenden Begegnung mit den Alten zusammen.

Im Augenschein des nun selbst übernommenen Geldes träumen die Senioren von dessen Möglichkeiten – Livestreams, Steine, Katzenfutter, Gulasch, werden dann aber nochmals von der Gegenwart eingeholt:

Die Praktikantin erinnert an Max Disclandrow als eigentlich rechtmäßigen Besitzer des Geldes. Doch gegen diesen werden nun schwere Vorwürfe erhoben: Mit Bildern in der Hand – raffiniert inszeniert als sichtbare Verbindung von schuldhafter Vergangenheit und anklagender Gegenwart – identifiziert ihn Carl-Gustav als ehemaligen, gaunernden Geschäftspartner, wirft die GNTM-Oma ihm als ihrem damaligen Manager die Schuld am Karriere-Ende vor, verweist Lena Krümel auf die Erkrankung ihrer Tante, der Katzen-Oma, und hält die Gulasch-Oma ihm schließlich vor, dass ihr Sohn den Drogentod starb, weil Max Disclandrow dealte.
So kommt die Handlung und auch die Frage, wem denn nun die Scheine zurecht gehören, wieder ins Lot: Die Senioren dürfen sich als vielfach Geschädigte am Schein-Erwerb erfreuen und in dieser besonderen „Schein-Welt“ ihre individuellen Träume erfüllen.

Ihren Traum von einer wilden Stückinszenierung haben sich auch die jungen Schauspieler*innen verwirklicht: Denn die Textproduktion entstammt allein ihrer Feder, was sich auch hinter dem geheimnisvollen Autorennamen – einer Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben der Beteiligten samt Spielleiter – verbirgt.
Direkt sichtbar ist schließlich der Beifall des Publikums: Dieses verlässt den Ort der Bühnenhandlung mit nicht nur einem Schein von Freude und Begeisterung…


Tobias Kober (Schultheaterleiter am Max-Reger-Gymnasium)

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Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf

[16.03.2023/EG] „Schmetterlinge im Kopf“ – Eigenproduktion

Die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe zeigte den knapp 100 Zuschauer*innen in der Aula des Erasmus-Gymnasiums die kurze und knackige Eigenproduktion „Schmetterlinge im Kopf“ unter der Leitung und Regie von StRin Elisa Romfeld.

Darin möchte die Teenagerin Julia (authentisch gespielt von Hanna Gummermann, Q11) so gern auf eine Party gehen, um ihrem Schwarm Tim zu begegnen, was ihre energische und strenge Mutter (Maria Erven, Q12) jedoch verbietet. Das Gefühlschaos scheint vorprogrammiert und es entzündet sich ein spannender wie auch amüsanter Konflikt der liebevoll und ideenreich auf der Bühne verkörperten Emotionen in Julias Kopf um die Frage, ob der Partybesuch trotz des Verbotes anzustreben sei.

So liefern sich Wut, lautstark dargestellt von Emilia Lampe (9c), Angst (Floriana Wolfrum, Q12) und Ekel (Lina Weigert, 9c) einen Schlagabtausch mit ihren Kontrahenten Freude (Emily Stein, Q11) und Liebe (Marlene Leibl, Q11).  Dabei wird die Gruppe der positiven Gefühle durch das etwas „einfach gestrickte“ Selbstbewusstsein (humorvoll gespielt von Emelie Merkel, Q11) unterstützt, wie die Analyse, überzeugend besetzt durch Patrick Badewitz (8a), den Zuschauenden erklärt. Schließlich erlangen die Befürwortenden, den Besuch der Party zu wagen, die Oberhand, wobei auch der Intellekt Julias (Helena Luttenberger, 8a) mithilfe verschiedener Beispiele aus der Literatur die Entscheidung bekräftigt.

Doch dort kommt es anders als erwartet und die Jugendliche trifft auf der Feier neben ihren Freundinnen (Anna Hoffmann, Q11, und Helena Kaulbach, Q11) überraschenderweise auch auf Anna (Anna Kaltner, Q11), was alle Emotionen noch einmal kräftig durcheinanderwirbelt. Da helfen dann auch nicht mehr „Plan und Struktur“, wie die Analyse in Zusammenhang mit gleichgeschlechtlicher Liebe fordert, sondern es gilt, „einfach mal etwas Neues auszuprobieren“, weil es sich gut anfühlt, so die Freude.

Schließlich setzt sich die mächtigste aller Empfindungen, die Liebe, gegen alle Zweifler durch und es gilt, gemeinsam zu Musik zu feiern. Ein von der Gruppe, komplettiert durch die Regieassistentinnen Luisa und Theresa Welsch (beide Q11), gelungen auf die Bühne gebrachtes Statement für mehr Toleranz in der Gesellschaft!

Nina Kohl
(Schultheaterleiterin am Max-Reger-Gymnasium)

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Liken bitte!

[EG, 30.06.2022] – „Liken bitte!“ – Stückentwicklung

Mit einem übergroßen Handy im Hintergrund  begrüßte Spielleiterin StRin Elisa Romfeld am 30.06.2022 die zahlreich erschienenen Gäste in der Aula des Erasmus-Gymnasiums in Amberg. Sie erzählte kurz die Entstehungsgeschichte der Eigenproduktion der Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe „Liken bitte“: Der Aufhänger war ursprünglich das Märchen Hans im Glück. Über die Interpretation für die Gegenwart – was macht Teenager heute vermeintlich glücklich?  Welchen Stellenwert besitzen v. a. mediale Einflüsse von außen?- ist ein mitreißendes Stück über die Suche nach dem eigenen Weg in der heutigen Welt entstanden, das jeden Zuschauer im Hier und Jetzt abholen konnte. Die Leiterin bedankte sich zu Beginn sehr herzlich bei den Technik-Jungs Leonard Beck, Maximilian Tutsch und Johannes Wärtel, die ihre Licht- und Ton-Einsätze souverän meisterten.

In der heutigen Welt seinen Weg zu finden ist keine leichte Aufgabe. Besonders für Teenager kommen da noch die schulischen Probleme und das Gefühl dazu, Außenseiter zu sein. Bereits in der Anfangsszene zeigte die Protagonistin ihr schauspielerisches Können: Unglaublich überzeugend und ausdrucksstark gespielt von Lina Weigert. Sie war unglücklich und nichts in ihrem Leben lief. Trotz ihrer misslichen Lage versuchte sie anschließend auf ihre Mitschülerin, auf ihre Mathelehrerin als auch auf ihre Mutter zuzugehen, um in ihrer sozialen, schulischen und familiären Notlage Hilfe zu suchen. Doch diese wiesen sie jeweils ab: Keine Lust! Kein Interesse! Keine Zeit!

Sie suchte Ablenkung im Netz und stieß dort auf verschiedene Werbejingles. Dabei kam auf der Hauptbühne das überdimensionale Handy zum Einsatz. Darin liefen die drei weiteren Hauptdarstellerinnen Emilia Lampe, Floriana Wolfrum und Elisabeth Bankel zur Höchstform auf und verkörperten herrlich überzogen und gekonnt mitreißend Influencerinnen der wichtigsten Teenagerthemen: Kleidung, Make-up und Ernährung. Sie stellten die Influencer-Welt wunderbar ironisch dar und sorgten so für einige Lacher. Die Protagonistin wurde allerdings von ihnen immer mehr bedrängt. Theatralisch beeindruckend dargestellt durch direktes körperliches Bedrängen: Kaufen! Kaufen! Kaufen!

Der Zwiespalt zwischen dem Wunsch, sein zu wollen wie sie, und der Erkenntnis, dass dieses vermeintliche Glück nur vergänglich ist, wurde gelungen dargestellt von Engelchen und Teufelchen. Wunderbar verkörpert von zwei Gastspielerinnen Emily Cole und BaoLu Tang, die in ihrer Rolle sichtlich aufgingen. Letztendlich entschied sich die Hauptdarstellerin für den teuflischen Weg und folgte der Aufforderung „Probier dich aus!“ Und eine neue Influencerin war geboren! Doch die erhofften Likes blieben aus. Mit den heftigen negativen Reaktionen aus dem Netz hatte sie nicht gerechnet und wurde von der Flut der „Hater“ völlig überrollt. Diese Ablehnung und gleichzeitig das Gefühl des Ausgeliefertseins wurden theatralisch beeindruckend durch weiße Masken und Musik untermauert.

Als sie völlig am Boden war, kam schon jemand zu Hilfe. Ein Verkäufer wusste DIE Lösung: Investiere dein ganzes Geld in meine Yellow-Bubblegum-Company-Aktien und du wirst reich! Je mehr mitmachen, desto mehr verdient jeder Einzelne! In der Hoffnung, endlich den richtigen Weg gefunden zu haben, unterschrieb unsere Hauptdarstellerin, und das Schneeballsystem kam ins Rollen. Doch schon bald war klar: Nur einer ist dabei der Gewinner und lacht sich ins Fäustchen: Der Verkäufer! Alle anderen machten unserer Protagonistin schwere Vorwürfe: „Das ist alles ihre Schuld!“

Auf der Suche nach der Befreiung aus der Enge des Materialismus stieß sie letztendlich in einem Club bei Tanz und Musik auf einen weiteren gefährlichen Irrweg: Sie hörte auf die falschen Freunde und nahm Drogen und durchlebte einen absoluten Horrortrip! Beeindruckend musikalisch und bildlich wurde dieser dargestellt durch riesige, immer näher rückende Wände- eine Szene mit Gruselfaktor. Das Ganze gipfelte in einem lauten und intensiven Angstschrei! Das Erwachen und die Erkenntnis folgten Schritt für Schritt: Sie sagte NEIN zu Drogen, zum „Deal ihres Lebens“ und zum „Influencen“ und begriff: Es ist gar nicht so schwer, Nein zu sagen. Sie war mutig, versuchte einen Neuanfang und rief eine ihrer Freundinnen an.

Diese Eigenproduktion des Mittelstufentheaters ist wirklich unglaublich gut gelungen. Mit teilweise herrlich ironischen Worten, ergreifenden bildhaften Szenen, eingespielten Videoszenen und perfekt passender Musik haben die Schauspielerinnen mitreißend und gekonnt den Weg einer Jugendlichen in der heutigen modernen Welt gezeigt. Die Schülerinnen hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und wurden durch ein begeistert applaudierendes Publikum belohnt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle auch an Regisseurin StRin Elisa Romfeld. Direktor Weiß-Mayer bedankte sich zum Schluss noch herzlich bei allen Mitwirkenden und war sichtlich stolz auf deren Leistung.

(Brigitte Bodensteiner, Spielleiterin an der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule)

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Vom Staube befreit: GMG beamt „Faust“ in die Gegenwart

[GMG, 05./06.04.2022] Faust – Zeuge oder Täter? oder: Der Fall Margarete Weiß
Die Theatergruppe „Die Oscars“ am Gregor-Mendel-Gymnasium präsentierte am Dienstag- und Mittwochabend das Stück „Faust – Zeuge oder Täter? oder: Der Fall Margarete Weiß“, in dem sie Johann Wolfgang von Goethes Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ unter der Leitung von Oberstudienrätin Claudia Ried neu interpretierte. Dabei beeindruckte die Neufassung dieses Klassikers die Zuschauer damit, dass alle wesentlichen Elemente des Originalwerkes schlüssig in die Moderne geholt wurden und trotzdem die eigentliche Geschichte um Margarete und Dr. Heinrich Faust erhalten blieb. Dabei durften einige zu geflügelten Worten gewordene Zitate wie „Da steh´ ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!“ nicht fehlen und wurden von Faust (dem Original im Gemisch aus Naivität, Skrupellosigkeit und schlechtem Gewissen ähnlich: Simon Böller) geschickt eingebracht. Die Handlung beginnt mit dem eigentlichen Ende: Gretchen, eindringlich gespielt von Pauline Meiller, wurde bereits festgenommen, Kommissarin Ida Hanft und Kommissar Richard Römmich stürzen sich in ihre Ermittlungen, unterstützt von den Kripobeamten (korrekt im Dienst: Jakob Bothner und Lea Rittner). So erleben die Zuschauer die Gretchentragödie als einzelne Zeugenaussagen. Besonders die Ermittlungen im Hause der verschrobenen Nachbarin, die ihre Aussagen mit ihrer Katze abstimmt (die wandelbare Annalena Egerer in einer ihrer drei Rollen), zeigte den schwierigen Ermittlungsalltag der Polizisten.

Die Wagner, souverän gespielt von Ayana Bauer, half dem Publikum mehrmals, der Handlung zu folgen, denn sie durchbrach immer wieder gekonnt die vierte Wand, um Personen und Handlungen einzuordnen. Anders als im Original war sie es, die eine Wette mit Mephista (schön subtil böse: Katharina Filimonov) abgeschlossen hatte: Mephista behauptete, jeder Mensch sei korrumpierbar; Wagner hielt dagegen, gebildete Menschen, insbesondere Faust, könnten aufgrund ihrer moralischen Standhaftigkeit nicht zum Schlechten verführt werden.

Über einen Spiegel lernten sich die beiden Hauptfiguren kennen, und zwar im Friseursalon von Fabrizio (in dieser Rolle temperamentvoll südländisch: Jakob Bothner), als Gretchen während ihres Studentenjobs die Haare vom Boden auffegte. Was wollte Faust in diesem Salon? Wie durch Zauberhand verjüngt werden natürlich. Mit seinen Wünschen brachte er selbst Maestro Fabrizio ins Schwitzen, wie er in einem TV-Interview gesteht. Die Kamerafrau (stets nah dran am Geschehen: Liliane Poeplau) tauchte dabei im gesamten Stück immer wieder an der Seite der jungen Reporterin (freundlich, aber bestimmt: Mabel Kigadye) auf, welche in dieser Gerichtsverhandlung ihre Chance sieht, beruflich durchzustarten. Auch die junge – und laut Mephista überteuerte – Anwältin (gewieft und cool: Esma Kos) sieht in diesem Fall des Kindsmordes, der noch zwei weitere Morde ans Tageslicht bringt, eine Gelegenheit, Karriere zu machen.

Das Innenleben einiger Figuren zeigten die „Oscars“ sehr effektvoll in kurzen Monologen, die durch einen Wechsel in der Beleuchtung signalisiert wurden. So erfährt das Publikum, dass die nach außen um das Wohl der Angeklagten besorgte Polizeipsychologin ganz sicher ist, Gretchen wolle sie mit ihren Aussagen „verarschen“; auch die eigentlichen Gedanken Gretchens werden auf diese Weise deutlich. Kurz nach dem Nervenzusammenbruch Gretchens folgt die Walpurgisnacht. Dieses fiktive Treffen von Hexen und Teufeln, die sich sinnlichen Freuden hingeben, wurde ebenfalls auf der Bühne inszeniert, nämlich in der Diskothek „Auerbach“, die zufälligerweise Mephista gehört!

Und wie kam es nun zum Kindsmord? Eine Schlüsselrolle spielt hier Lieschen (überzeugend dynamisch: Alicia Schroers Gómez), die gerne Tratsch in der Stadt verbreitet, eine junge, gut vernetzte Verschwörungstheoretikerin, die im gesamten Stück vor Übergriffen durch den Staat und Echsenmenschen und vor der Manipulation durch die Mainstreammedien warnen möchte. Natürlich nutzt sie vor allem ihr Smartphone zur Kommunikation. Solchermaßen zur Aluhut-Trägerin gemacht, zielt die Gretchenfrage dieses Gretchens nicht auf Heinrichs Haltung zur Religion, sondern sie möchte von ihm wissen: „Wie hältst du es mit der Politik?“. Der kurze Glücksmoment der Liebenden wird radikal abgewürgt von dem gesellschaftlichen Druck, der auf die junge Frau wirkt, geschickt dargestellt durch alle anderen Akteure, die von allen Seiten stampfend und ihre Forderungen an die junge Frau phrasenhaft proklamierend immer weiter auf sie zu drängen.

Zum Abschluss darf aber eine wichtige und farbenfrohe Rolle nicht vergessen werden: Der in Regenbogenfarben gestreifte Staubwedel, der in regelmäßigen Abständen beim Bühnenumbau zum Einsatz kam. Begleitet von mindestens zwei Schauspielern und einem schwungvollen Jingle trug dieses Requisit zur humorvollen Unterhaltung des Publikums bei.

Wer nun bedauert, dieses kurzweilige Stück im GMG verpasst zu haben, hat am 01. Juni noch eine Chance, es sich anzusehen.

Florian Hackl, Schulspielleiter an den DJDS

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Auf der Suche nach dem Glück

[FXvS-RS, 06.06.2019] Was ist das Glück? Wie finde ich es? Wäre ich glücklicher, wenn die Welt eine andere wäre? Auf diese Fragen gaben zwei äußerst kurzweilige und unterhaltsame Theaterproduktionen der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule Antworten, die zum Nachdenken anregten.

Den Anfang machte die Neigungsgruppe Theater der 5. Klassen unter der Leitung des Mathematik- und Theaterlehrers Jörg Grüssner, die sich in Ihrem Stück „Eine Welt ohne Zahlen“ mit der Frage auseinandersetzte, „was wohl wäre, wenn es keine Zahlen gäbe.“ In sehr originellen und witzigen Szenen mit coolen Zahlentänzen, fetziger Musik und lustigen Slapstick-Einlagen wurde den Zuschauern anschaulich die Bedeutung der Zahlen vor Augen geführt, denn „eine Welt ohne Zahlen kann nicht funktionieren“. Das muss auch ein Kind erfahren, das  – nachvollziehbar vor allem für viele der jüngeren anwesenden Zuschauer – bei den nervigen Mathe-Hausaufgaben feststellt: „Zahlen sind nur Schrott“ und „Wie schön wäre es doch, wenn es Mathe nicht gäbe – ein gigantisches Leben wäre das!“ Doch als ihm die verpeilten Feen diesen Wunsch erfüllen, muss es nach anfänglicher Begeisterung feststellen, dass eine Welt ohne Zahlen in der kindlichen Alltagswelt nicht funktioniert: Fernsehen, Playstation spielen, Freunde anrufen – alles unmöglich! Am Ende der flehende Wunsch: „Gib‘ mir die Zahlen wieder“, und die Erkenntnis: „Her mit Mathe! Jetzt weiß ich endlich, wozu das Zeug gut ist!“

Nach der Pause nahm dann die Schultheatergruppe „TheaterFieber“ unter der bewährten Leitung von Brigitte Bodensteiner das Publikum mit auf eine Suche nach dem Glück in ihrem Stück „Das Glück ist barfuß!“, einer modernen Interpretation des Märchens „Das Hemd der Zufriedenheit“ in der Bearbeitung von James Krüss.

Die Königin (in Mimik und Gestik wunderbar verkörpert von Barbara Herdegen, Sarah Meier und Anna-Lena Müller) – leidet seit Wochen an einer seltsamen Krankheit, die sie „geschwächt, gelähmt und niedergedrückt“ macht und die verhindert, dass sie ihren Regierungsaufgaben nachkommen kann. Da dies nicht so weitergehen kann, beschließen die Wachposten, den Rat von Ärztinnen (eindrucksvoll: Lena Kurz, Annika Hierreth und Julia Geißdörfer) einzuholen. Nach sehr genauer Untersuchung und mehreren Fehldiagnosen endlich die Erkenntnis: Die Königin hat ihr Lachen verloren! Die daraus resultierende logische Therapieempfehlung: „Bringt sie zum Lachen!“ Doch leichter gesagt als getan: Die sofort herbeigerufenen Komiker (lustig: Sven Hauer und Lorenzo Brugnone) und Clowns vermögen es zwar, mit ihren hinreißenden Grimassen und Witzen das Publikum zum lauten Lachen zu bringen, auf die träge und müde Königin haben ihre Versuche aber leider gar keine Wirkung! Eine Lösung hat daraufhin die weise Philosophin (klug dargestellt von Ceren Göz): Die Königin werde geheilt sein, wenn man ihr den Socken eines wirklich glücklichen Menschen anziehe.  Da die Königin für diesen Auftrag natürlich viel zu geschwächt ist, machen sich sofort die Wachposten (in beeindruckender James Bond – Manier: Felix Sprychel, Fabian Höcherl, Angelika Hahn und Annika Hagen) auf, die – sehr anstrengende und fordernde – Mission zu erfüllen. Zunächst scheint sie durchaus erfolgreich. Doch als die Wachposten der Königin die Socken einer von Fans umjubelten und bewunderten Popsängerin (cool: Sophia Saval), einer mit Geld um sich werfenden und sich Freunde kaufenden Millionärin (treffend großspurig: Chiara von Wichtingen) und einer von Followern tausendfach geliketen Youtuberin (herrlich selbstverliebt: Verena Dietrich) anziehen, wird deutlich: Wahres Glück kann man nicht kaufen, Fans, Geld und Followers verheißen auch keine echte Erfüllung!

So macht sich, wie von den als Erzähler fungierenden Herolden (überzeugend: Malin Jacobi und Leonie Lik) berichtet wird, die Königin selbst auf den Weg, einen zufriedenen Einwohner zu finden. Durch die sportliche Betätigung – schließlich muss sie auf ihrer Suche nach einem glücklichen Menschen das gesamte Königreich durchqueren – wird sie zwar ein wenig aus ihrer Lethargie gerissen,  der Kontakt zu ihrem Volk führt aber zu einer wahrhaft ernüchternden Erkenntnis: „In meinem Königreich gibt es keine wahrhaft Glücklichen – es geht nur um Macht, Geld und ums Recht!“

Nach langem, langem Suchen findet sie am Ende doch noch einen passenden Menschen – ganz unprätentiös und bescheiden taucht die Glückliche (berührend: Kezia Emanuel) auf und verrät in sich ruhend: „Mir geht’s gut!“. Doch was für ein Schreck, als deutlich wird: Sie trägt unter ihrem langen Rock keine Socken – „das Glück ist barfuß!“ Die Königin, die natürlich Angst hat, ohne die ihr verschriebene „Medizin“ nicht geheilt werden zu können, fällt zunächst in Ohnmacht, erkennt dann aber die List der weisen Philosophin und wird letztendlich gesund und glücklich! Denn sie hat gelernt, was dem Publikum im Schlussgedicht durch alle Mitwirkenden eindrucksvoll szenisch vermittelt wird: „Oh frag nicht, was ist Glück! Such es nicht in weiter Ferne, such’s nicht dort und hier, das Glück wohnt in dir!“

Inspiriert von dieser wunderbaren Botschaft und beeindruckt von der mitreißenden Spielfreude aller Akteure verließen die Zuschauer die Schönwerth-Realschule und waren sich einig: Auch zwei so originelle und erfrischende Schultheater-Inszenierungen machen glücklich!

Einen großen Beitrag für diesen gelungenen Abend haben die überaus engagierten und souveränen Techniker für Licht und Ton geleistet: Christian Doschat, Leon Schulze und Raphael Sommer.

Sandra Häusler
(Spielleiterin Erasmus-Gymnasium)

 

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Pitypoints – eine Warnung vor Gemeinheit

[GMG, 04.06.2019] Sehr gelungene Eigenproduktion der Theatergruppe „Die Oscars“ vom Gregor-Mendel-Gymnasium

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Die Schultheateraufführung „Pitypoints“ gehen die 17 Schülerinnen und Schüler aus der Mittelstufe des GMG in aller Aggressivität an: Von allen siebzehn ist zum Start ein verächtlicher Spruch zu hören, wie er wohl manchmal als schlechter Witz erzählt wird, und immer ist eine bestimmte Gruppe Zielscheibe der Verachtung. Während bei den ersten Sprüchen noch vereinzelte Lacher im Publikum zu hören sind, wirkt die geballte Ladung doch mit der Zeit bedrückend – erst recht, als den Zuschauern klar wird: Aus dieser Negativität kommen wir so leicht nicht mehr heraus, das müssen wir durchstehen. Denn es wird der Start einer neuen Game-Show angekündigt, in der es ausschließlich darum gehen soll, wer die anderen am besten und effektivsten fertigmachen kann: „Pitypoints“.

In einer bis ins Detail geglückten Persiflage auf tatsächlich existierende Shows (vom Dschungel-Camp bis hin zu „Deutschland sucht den Superstar“ und Konsorten) bereiten die Moderatoren (Vivian Gier und Richard Römmich) das Publikum auf die zu erwartende Show vor und erklären, dass jeder Kandidat unempfindlich und kaltherzig bleiben müsse. Jeder, der eine Schwäche zeigt, fliegt raus – und wer Mitleid mit einem der Angegriffenen zeigt, bekommt einen „Pitypoint“ (Mitleidspunkt); drei davon sind ebenfalls ein Grund, die Show verlassen zu müssen. Die drei Mitglieder der Jury (Natalia Matula, Mabel Kigadye und Leonel Lopez Schmidt) nicken mit gut gespielter Expertenmiene und lassen ihre Platitüden ab über Durchhaltevermögen, Authentisch-Sein und Sich-Präsentieren-Können – was man eben in solchen Shows so hört. Strukturell ist das zwischendurch immer wieder auftretende Gespann aus Moderatoren und Jury einerseits eine Zeit zum Durchschnaufen für das Publikum, denn hier wird so getan, als sei das Geschehen in der Show irgendwie normal und irgendwie unter Kontrolle. Gleichzeitig wird aber deutlich, wie menschenverachtend dieses Format ist, da es auf die einzelnen Teilnehmer natürlich nicht die geringste Rücksicht nimmt. Um Emotionen geht es, um Zoff – nicht darum, wie die Einzelnen darunter leiden.

In der Show selbst, also in der Interaktion der Kandidatinnen und Kandidaten untereinander, stellt sich schnell heraus, wer sich als besonders harter Hund fühlt – z. B. der daueraggressive „Assi“ (passend derb dargestellt von Simon Böller) – und wer in dieser Runde eher fehl am Platz ist und sich nur selbst beweisen wollte, dass sie oder er es schafft, wie das Hippie-Mädchen (gut in der sensibel-schüchternen Rolle: Sophie Waal).

Auch Allianzen werden geschmiedet, und die (vermeintlichen) Freundinnen teilen private Geheimnisse miteinander, die dann später erbarmungslos genutzt werden, um die vertrauensselige Person bloßzustellen, so beispielsweise die ansonsten so selbstbewusste Vanessa (Alina Dotzler), die dem Blondchen (nur scheinbar naiv, aber eigentlich ziemlich clever: Ayana Bauer) und der Zicke Naomi (treffend verkörpert von Katharina Filimonov) anvertraut, dass sie aus einem Bauernhof stammt und einer früheren Schule deswegen gemobbt wurde.

Eine Überraschung für die bald recht geübten Mobber ist die Widerstandskraft eines offensichtlichen Opfers: die Übergewichtige (souverän gespielt von Paula Schißlbauer) zeigt es allen, dass sie nichts mehr umwirft: „Ich habe schon JEDEN blöden Spruch über Dicke gehört – mich könnt ihr damit nicht beeindrucken!“

Die Handlung spitzt sich schließlich zu, als der Schwule (sehr geschickt, teilweise mit einem Augenzwinkern dargestellt von Niko Tadin) mit einem persönlichen Brief seines Vaters konfrontiert wird, in dem dieser ihm seine Enttäuschung und auch seine Verachtung für den Sohn ausdrückt. Das ist zuviel für ihn, und er bricht zusammen. An dieser Stelle – das Publikum fragt sich schon, worin die nächste Demütigung, der nächste Zusammenbruch bestehen könnte – verlassen die Spielerinnen und Spieler ihre Rollen und fragen die Zuschauer: „Wollen Sie das wirklich sehen?“

Und obwohl die Frage in ihrer Provokation etwas ungerecht ist, denn natürlich sind die Zuschauer gekommen, um die Theatergruppe zu sehen – wird ganz deutlich, dass die Frage weiter zielt: Auf die Sensationsgier und Schaulust, die wohl in jedem mehr oder weniger stecken, und auf die Lust am „Gag“, auch wenn er auf Kosten einer Gruppe geht, die sich gerade nicht wehren kann, seien es nun Hippies, Übergewichtige oder sonst irgendwie von einer Norm Abweichende.

Begeisterten Applaus erntete die Theatergruppe „Die Oscars“ für ihr engagiertes und nachdenklich machendes Stück, bei dem Oberstudienrätin Claudia Ried nicht nur Regie führte, sondern zu dem sie auch den Text geschrieben hatte – ein weiterer Erfolg aus ihrer produktiven Feder.

Die bisher nicht genannten Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugten ebenfalls in ihren Rollen: Marion Hopfenzitz, Ida Hanft, Violetta Kaiser, Julia Depperschmidt, Laurin Wiedenbauer.

Peter Ringeisen, Spielleiter am Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium

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Knüller: Stripper ist ein adeliger Jurist

[GMG/Ehemalige, 11.05.2019] Wenn man seine Jungfräulichkeit für einen guten Zweck versteigert, ist das nun Prostitution im Robin-Hood-Kleid oder wahrlich selbstlos?

Die Theatergruppe „Obstsalat“, die aus ehemaligen Schülern des Gregor-Mendel-Gymnasiums besteht, hat auch in diesem Jahr eine äußerst unterhaltsame Produktion auf die Beine gestellt! Die am 11. Mai im Club LaVida präsentierte Komödie „Wahrheit oder Pflicht“ wurde von der Gruppe unter der Leitung von Claudia Ried selbst konzipiert und in Eigenregie mit Unterstützung von Elke Leibig erarbeitet.

Ein zunächst harmloser und von der Trauzeugin Evelyn (Lena Härteis) perfekt organisierter Junggesellinnenabschied läuft im Verlauf des Abends langsam aus dem Ruder. Werden zunächst noch Polaroids mit den Zuschauern geschossen, gibt es eine erste Konfrontation mit der Trauzeugin und der eigentlich älteren Freundin Katta (Barbara Winkler). Es stellt sich heraus, dass Trauzeugin Evelyn die Braut Emma (Antonia Schmidt) buchstäblich um diesen Job angebettelt hat, was der unbeschwerten Stimmung zwar einen ersten Dämpfer verpasst, aber von allen anwesenden Damen sensationslustig verfolgt wird: „Also ich find`s grad spannend!“

Im eigentlich romantischen Teil des Abends soll Emma erzählen, wie sie ihren Ehemann kennengelernt hat. Die Mitbewohnerin der Braut Ronja (Constanze Gierl) spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle: Sie war zuvor mit dem zukünftigen Ehemann Chris zusammen, hatte diesen aber bereitwillig „abgegeben“, da sie es „im Bett etwas aufregender“ mag. Chris sei süß, aber eben etwas konservativ in der Horizontalen, so Ronja, aber: „Dann passt er ja zu dir!“

Obwohl striktes Handyverbot herrscht, will Maria (Meike Pfeiffer) just an diesem Abend etwas auf Ebay versteigern, „was sie früher oder später eh verloren hätte“ – ihre Jungfräulichkeit! Diese soll mindestens 10.000 Euro einbringen, die an Waisenkinder in Bolivien gehen, so die Idealistin. Sie würde wenigstens etwas tun und nicht immer nur reden, postuliert sie, woraufhin trocken argumentiert wird, dass das eigentlich „Prostitution ist, aber mit einem echt guten Stundenlohn!“

Als der Stripper Turn-On-Toby auf die Bühne kommt (Jonathan Grothaus) und sich aufreizend den Damen darbietet, wundert er sich, warum die Anwesenden nicht wirklich empfänglich für seine Reize sind. „Richtige Party, falsches Timing“ wird er aufgeklärt. Schnell reiht er sich in die sensationslustige Damenrunde ein, die schon die nächste moralische Verfehlung zielsicher aufgespürt hat: Die im 6. Monat schwangere Bernadette (Martina Mikuta) hatte just vor 6 Monaten ihren Mann betrogen – mit sichtbarem Ergebnis!

Als nun auch die Vorbildehefrau Ida (Johanna Mehringer) zugeben muss, dass die Scheidung bevorsteht, packt die Schwester der Braut Paula (Alexandra Jehlicka) eiskalt aus, dass die gemeinsamen Eltern dem zukünftigen Bräutigam persönlich gesagt hätten, dass sie sich für die Tochter etwas Besseres als einen DJ ohne Führerschein gewünscht hätten. Während die Braut noch im Schockzustand verharrt und sich Evelyn permanent bemüht, dem Abend wieder eine Struktur zu verleihen, taucht unversehens der Bräutigam auf (David Pickel), der nachschauen will, ob der Prosecco ausgeht. „Hier geht nichts aus – am allerwenigsten der Gesprächsstoff“, konstatiert Stripper Toby trocken, der sich zudem als adliger Jurist entpuppt!

Als auch noch die feierwütige Giulia (Anna-Liri Shalsi) zugibt ohne Arbeit zu sein, die Romantikerin Helena (Katharina Waal) Pornodrehbücher schreibt und Ehemann Chris durchblicken lässt, dass er sich ein Heimchen am Herd wünscht, kommt Emma ins Grübeln.

Nachdem Chris und Maria die Party kurzzeitig verlassen, wird der Plan geschmiedet, gemeinsam Marias Jungfräulichkeit zu ersteigern, denn Mitternacht naht („Süß – ist ja wie bei Cinderella!“). Doch nicht Stripper Toby erhält mit der finanziellen Unterstützung der Freundinnen den Zuschlag, sondern ein anderer Bieter: „Loverboy“. Als die Braut dessen Emailadresse sieht, reagiert sie ungehalten: „Loverboy wird sich ganz sicher nicht bei dir melden – und mich ganz sicher nicht heiraten!“

So ging für die Zuschauer eine sehr unterhaltsame Aufführung zu Ende, die Sprachwitz und Dramatik zu vereinen wusste. Technisch gut inszeniert und Akzente mit Standbildern und Liedern zeigten die großartige Regiearbeit von Claudia Ried, deren Schauspieler jedes Mal aus ganz Deutschland anreisen, um hier zu brillieren!

Elisa Romfeld, Spielleiterin am Max-Reger-Gymnasium

Die Schlagzeile ist dem Abdruck der Besprechung in der Amberger Zeitung entliehen. Danke!

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GMG: „19 – 20“

Aus dem zu erwartenden Erwachsenenleben

GMG-Oberstufe begeistert mit selbst geschriebenen Szenen

von Peter Ringeisen

[GMG, 30.01.2019] „19 – 20: 19 Spieler mit den Themen jenseits der 20“ – so war’s auf dem Programmblatt der Oberstufentheatergruppe des Gregor-Mendel-Gymnasiums zu lesen, und Spielleiter Christoph Schulz erläuterte die Entstehung der flotten, intensiv gespielten, teils witzigen, teils tiefgründigen Szenenfolge.

Am Anfang trugen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 12 die großen Themen zusammen, die sie alle demnächst betreffen würden, wenn sie 20 Jahre überschritten hätten. Von den ursprünglich 19 Themen blieben dann 14 übrig (z. B. Tod, Reisen, Kinder, Erfolg), die in einem Zuordnungsspiel mit Adjektiven (z. B. dramatisch, lustig, beängstigend, spannend) kombiniert wurden, und dann kamen noch Stichwörter hinzu, die dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz geben sollten. So fand sich die Gruppe mit dem Stichwort „Kinder“ mit der Aufgabe konfrontiert, die Stichwörter „Pilot, Verband, Ring“ in einer selbst geschriebenen Szene unterzubringen, und das Ganze dann „trist“ wirken zu lassen – eine nicht kleine Herausforderung (die sie bravourös meisterte).

Und so nahm der Reigen der 14 Szenen seinen Lauf – und das Publikum mit. Die gebannt, amüsiert und berührt das Geschehen verfolgenden Zuschauer saßen in einem durch einen Vorhang abgetrennten Teil des Kunst-Bereichs und waren in dem bewusst reduzierten Raum beinahe auf Tuchfühlung mit den Akteurinnen und Akteuren. Dies ermöglichte die Wahrnehmung feiner Regungen in Mimik und Gestik, und die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler nutzten diese Wirkkraft geschickt aus.

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Eva Blank und Cedric Traub in der Szene „Der Lottogewinn“

Aus den 14 – voneinander unabhängigen, nur durch die Vorgabe „Themen jenseits der 20“ verbundenen – Handlungen seien drei exemplarisch herausgegriffen. In der Szene zum Thema „Erfolg“, die den Titel „Der Lottogewinn“ trägt, wird das Treffen zweier Verliebter dargestellt, atmosphärisch stimmig von Live-Musik untermalt (Maria Gruber mit coolem Gesangsstil, sich selbst routiniert auf der E-Gitarre begleitend). Ein aufgespannter roter Regenschirm hebt das Paar auch farblich von der Umgebung ab, vor lauter Überschwang der Gefühle wirft die junge Frau Süßigkeiten ins Publikum. Und schließlich zieht der junge Mann ein Etui mit einem Verlobungsring aus der Tasche, sinkt auf die Knie und macht ihr einen formvollendeten Antrag (Eva Blank, Cedric Traub in Harmonie). In dem Moment stürzt ihr Ex-Mann auf das Paar zu, wedelt mit einem Stück Papier und verkündet aufgeregt seinen Millionengewinn im Lotto. Die junge Frau erkennt entsetzt, dass sie (anscheinend) die falsche Wahl getroffen hat. Die Situationskomik bricht die rosarot-romantische Stimmung rabiat – und amüsant.

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Isabella Graf in der Szene „Sieben mal sie“

In „Sieben mal sie“ wird das Thema „Auszug“ in sieben Variationen bespielt – mit einer Darstellerin im Mittelpunkt, deren Wandlungsfähigkeit und Ausdrucksstärke das Publikum beeindruckt. Ob die Auszugs-/Umzugs- oder Einzugssituation nun melancholisch, schüchtern-freudig, überschwänglich, ängstlich oder verbittert ist – Isabella Graf hat die passenden Blicke, Gesten und Schritte parat.

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In der Szene „Archäologen der Zukunft“ spielen (von links): Lea Braun, Aurelia Ziegler, Tamara Lindner, Cedric Traub, Eva Blank, Isabella Graf, Matthias Mahal, Peter Netta

Das Thema „Arbeitsalltag“ erhält in der Szene „Archäologen der Zukunft“ einen ganz eigenen Blickwinkel, denn die fünf sehr überzeugend wirkenden Büroangestellten, die die Szene mit typischem Smalltalk am Arbeitsplatz eröffnen, treten bald in den Hintergrund, da sich eine andere Zeitebene über die Büroszene legt: Als Wissenschaftler in Schutzkleidung betreten Archäologen den Raum, nehmen Messungen vor, beobachten die Personen, als seien sie längst gestorben, und unterhalten sich in bedauerndem Tonfall über eine – im Ungewissen belassene – Katastrophe, die das Ende dieser Zivilisation mit sich gebracht habe. Eine recht surreale Szene, die sich durch die Expeditionsausrüstung der Besucher aus der Zukunft auch visuell einprägt und beim Zuschauer die nagende Frage hinterlässt: Welches Unheil könnte uns überfallen und unsere Zivilisation auslöschen?

Doch durch die gute Mischung aus nachdenklichen und ironischen bis amüsanten Szenen wurde der Abend nicht schwermütig, sondern brachte die Zuschauer zu langanhaltendem, dankbarem Applaus für die äußerst gelungene Ensemble-Leistung, an der unter der Leitung von Studiendirektor Schulz diese Schülerinnen und Schüler an drei Abenden auf der Bühne standen: Johannes Altmann, Judith Bäßler, Eva Blank, Lea Braun, Isabella Graf, Maria Gruber, Valeria Lagutina, Tamara Lindner, Johanna Lucks, Valeria Maas, Matthias Mahal, Peter Netta, David Patt, Carolin Spies, Cedric Traub, Lucas Willax, Aurelia Ziegler.

 

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GMG: „Der Schöne und das Biest“ (Eigenproduktion)

Zickenterror am GMG

[GMG, 17.05.2018] Wer das Märchen Die Schöne und das Biest kennt, war bei der Aufführung der Mobbits unter der Leitung von Christine Kleinert wahrscheinlich erst mal überrascht. Aber halt – es war ja Der Schöne und Das Biest Lou, die genau so ist, wie man es sich zeitgemäß vorstellt – gemein, zynisch, ungerecht und immer auf den eigenen Vorteil bedacht (sehr überzeugend gespielt von Jessica Dering). Im Gegensatz dazu symbolisiert Der Schöne Lu (mit viel Spielfreude Lysan Reitemeyer) leider das typische Mobbingopfer. Neu in der Klasse und zufällig und zu seinem Nachteil mit dem fast identischen Spitznamen wie das Biest bestraft, dauert es nicht lange, bis er am eigenen Leib erfährt, was es bedeutet, den Unmut von Lou auf sich zu ziehen. Aber Lou ist nicht alleine, sie wird tatkräftig unterstützt von ihrer Mädchenclique (Michelle Sokolov und Melinda Kohl).

Obwohl Lu von den netten Mädchen der Klasse gewarnt wird (Fadim Yüksel, Amina Hajri, Toreen Rofi), macht ihm Lou bald das Leben zur Hölle. Diese hingegen, die selbst ihre Freundinnen schlecht behandelt, hat ihrerseits ganz andere Probleme, einen karrierebedachten Vater (Silvan Rupp) und eine stylische, aber auch sehr an Statussymbolen interessierte Mutter (Marleen Kollbrand), der die Größe ihres begehbaren Kleiderschranks wahrscheinlich wichtiger ist als das Wohl ihrer Tochter. Doch keiner kennt das wahre Ich von Lou.

Aber je schlechter sie Lu behandelt, ihn in Lebensgefahr bringt und in der Schule bloßstellt, umso mehr rücken ihre Mitschüler zusammen und beschließen, dass sie etwas ändern müssen. Ausschlaggebend ist die Beichte von Lous Freundin Lissi. Diese gibt zu, auf Lous Drängen gemeinsam mit ihr Ladendiebstahl begangen zu haben. Aus Angst, die Verkäuferin (Amelie Kny) könnte sie anzeigen, wenden sich die Schülerinnen schließlich an ihre Lehrerin (Emma Lederer), und schließlich kommt auch Lous Angst, mit ihren Eltern wieder umziehen zu müssen, ans Licht:  Lu ist derjenige, der sie im Wald findet, nachdem sie sich den Kopf angeschlagen hat. Während ihrer Ohnmacht hat sie sich selbst als nette und mitfühlende Prinzessin gesehen und Lu als den sie und das gesamte Königreich rettenden Prinzen. Lu, der allen Grund hätte, Lou seinerseits schlecht zu behandeln, kümmert sich um sie und berichtet den anderen von Lous Problemen. Die Lehrerin erkennt, dass Lou nicht bloßgestellt werden darf und schlägt ein gemeinsames Projekt aller Schüler vor – als Voraussetzung dafür, dass Lou nicht angezeigt wird. Sowohl Lou als auch die Verkäuferin lassen sich darauf ein, und die Tanzaufführung wird ein voller Erfolg.

Das Ende des Stücks bleibt offen, aber Lu, der in der Schlussszene den Arm um Lou legt, zeigt, dass der Plan der Lehrerin aufgegangen ist und es wohl ein Happy End gibt.

Der Schöne und das Biest, eine Eigenproduktion der Mobbits gemeinsam mit ihrer Spielleiterin Christine Kleinert, greift viele aktuelle Themen aus der Lebenswelt der Schüler auf – Mobbing, Diebstahl, Probleme mit den Eltern und in der Schule. Diese Schülernähe erkennt man, die Darsteller haben mit viel Freunde und Elan IHR Stück auf die Bühne gebracht und mit ihrer motivierten Spielweise auch kleine Texthänger gekonnt überspielt. Unterstützt wurden sie dabei vom Technik-Team des GMG. Und die Botschaft war klar erkennbar: nicht Aussehen oder Status sind wichtig, sondern der Zusammenhalt der Schüler.

Bianca Rauchenberger und Nina Kohl, Spielleiterinnen am MRG

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Shakespeare im Comedy-Format

 

[GMG, 28.06.2017] „Schöne gegen Weiber – Coole gegen Tussen“ – so klang der Refrain des Raps, den sich die beiden „feindlichen Lager“ verbal, optisch und auch bildhaft um die Ohren hauten in dem temporeichen und frechen Stück „Zehn Dinge, die ich an dir hasse“ von Claudia Ried, aufgeführt von der Theatergruppe „Die Oscars“ des Gregor-Mendel-Gymnasiums am letzten Mittwoch in deren Mensa.

In Anlehnung an Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ und die amerikanische Aktualisierung „Zehn Dinge, die ich an dir hasse“ drehte sich alles  um die zwei sehr unterschiedlichen Töchter der gestressten Gynäkologin Fr. Liebermann (herrlich authentisch gespielt von Marion Hopfenzitz). Die eine, Katharina (Katharina Filimonov)  will offensichtlich nichts mit Jungs und Zickenkram zu tun haben, was der anderen, Bianca (Ayana Bauer) zum Verhängnis wird, da sie ihrerseits ausgesprochen großes Interesse an Jungs hat, aber erst ein Date haben darf, wenn auch die „widerspenstige“ Kathi an den Mann gebracht worden ist. So hat es Frau Doktor beschlossen, Shakespeare lässt grüßen! Nicht zu vergessen war die dritte im Bunde, die kleine Schwester Elisabeth (Julia Depperschmidt, klein, aber oho!), die durch ihre vorlaute und immer hungrige Art gehörig an den Nerven ihrer Familie sägte.

Gleich zu Beginn kündigt die coole Mel (Alicia Schroers Gómez) die „Schönen“  an und steigt auch unmittelbar in die coole Gang um Katharina und Tine (Lucy Riß, abgefahrenes Styling) und somit in die Handlung ein. Im Verlauf des Stücks wechselt sie immer wieder von der Erzählerin zur Darstellerin, was der rasanten Szenenabfolge sehr gut tut. Zu den Tönen von „Barbie Girl“ stolzieren Bianca (Ayana Bauer – „Barbie Girl“ in Vollendung!), Lisa (Ida Hanft), Vroni (Jessica Urbanovic), Hanna (Laura Tschursin) und Lara (Natalia Matula) ins Bild, sichtlich um ihr aufgeputztes, sehr blondes Äußeres bemüht. Köstlich vermitteln sie durch ihre tiefen Schmachtseufzer ihre große Bewunderung für den „Ober-Macker“ der Schule, KJ (Niko Tadin), der eher materiell als intellektuell bestückt ist und  kurze Zeit später zu den Klängen von „Shaggy – Mr.Boombastic“ einen dementsprechenden  Auftritt hinlegt. Grandios! Zu toppen ist seine Coolness nur noch durch das Auftreten des neuen Schülers Jojo (Paula Schißlbauer), dessen breitbeiniger Macho-Gang selbst einen John Wayne in den Schatten gestellt hätte.

Dann taucht noch das Trio Max (Richard Römmich), Frederike (Violetta Kaiser) und Lukas (Celina Fink) am Ort des Geschehens auf und punktet mit smartem Verstand und „Organisationstalent“. Sie beschließen, gesponsert von KJ, der sich seinerseits Chancen bei Bianca ausrechnet, Jojo als Date für Kathi anzuwerben, um dem verliebten Lukas den Weg zu Bianca frei zu machen. Jojo lässt sich auf den zweifelhaften Deal ein und stellt schnell fest, dass er wirklich Gefallen an Kathi findet. Nicht nur durch sein Gitarrespiel macht er Eindruck bei ihr und sie nimmt zur großen Überraschung aller seine Einladung zu einer Party an, was damit endet, dass sie sich in ihn verliebt.

Bianca allerdings kommen Zweifel an KJ. Entsprechend ernüchtert gestaltet sich die Frühstücksszene am nächsten Morgen, in der nur die genervte Mutter spricht und die Töchter nebst Freundin Vicky (Mabel Kigadye, anrührend) durch überdimensional groß bedruckte Textblätter, an ihren Sitzkisten heftend und von den einzelnen Protagonisten aufgeblättert, für den nonverbalen Dialog sorgen. Selbst in dieser Szene hat übrigens Vicky, die Freundin der kleinen Schwester Elli nichts zu melden, außer leere Blätter, was beim Publikum einmal mehr für Lacher sorgte.

Bald nach der Sause fliegt der vermeintliche Gefühlsschwindel durch die ebenfalls an Jojo interessierte, aber abgeblitzte Sophia (Vivian Gier, herrlich naiv) auf. Liebeskummer macht sich breit, sowohl bei Kathi als auch bei Jojo. Hilfe kommt ausgerechnet von Bianca, als ihr Kathi gesteht, dass sie einmal was mit KJ hatte. So nähern sich die beiden Schwestern wieder an, was letztendlich auch auf ihre „Gangs“ abfärbt, und Bianca wird klar, dass sie sich doch für den aufrichtigen Lukas entscheiden sollte, der nur ihretwegen Französisch gelernt hat.

Szenenwechsel: Es wird ein Gedicht für die nächste Deutschstunde von Frau Rudolf (Julia Groß, überzeugend gespielt) eingefordert. Viele krasse Sprüche sind zu vernehmen und der coole Norbert (Alina Dotzler) reimt mit Mel sogar im Duett. Als letzte tritt Kathi vor die Klasse und verkündet an Jojo gerichtet „zehn Dinge, die ich an dir hasse“ mit dem Schlusssatz  „mein Herz, das kann nicht von dir lassen“. So geht es auch Jojo, und als „Wiedergutmachung“ ersteht er eine Gitarre von dem Geld, das er für die Verabredung mit Kathi von KJ erhalten hat, und kann somit Kathis Herz zurück gewinnen. Auch Lukas verzeiht Bianca ihren „Fehlgriff KJ“ und erwärmt sich erneut für sie.

Während des gesamten Stückes war der Jugendlichen liebstes Spielzeug, das Handy, sehr präsent, welches einmal mehr die Veränderung in unserer heutigen Kommunikation deutlich machte.

Abschließend ist die einfallsreiche, minimalistische Bühnenausstattung, bestehend aus einem Podest und mehreren Holzkisten, welche gekonnt Szene für Szene neu ein- und umgesetzt wurden, zu erwähnen.

Insgesamt bewiesen die einzelnen Akteure großes schauspielerisches Talent, auch durch ihr gekonntes Mienenspiel, was in den abwechselnd eingesetzten Pantomime-Szenen hervorragend zur Geltung kam. Musikalisch treffend und mit vielen Mitteln des modernen Theaters gespickt, gelang es der witzig-frechen Truppe um die leidenschaftliche Theatermacherin Claudia Ried, den vielen Besuchern zwei kurzweilige und amüsante Stunden Unterhaltung zu bescheren.

Susanna Rosemann, EG

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