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Romy & Julia – keine Tragödie

[EG, 14.03.2024] Zwei Häuser – beide gleich im Ansehen… Ach, Shakespeare ist doch recht sperrig, oder? So wurde aus einer Tragödie mit mehreren Toten und nicht enden wollendem Streit ein Theaterstück über die Freundschaft mit lustigen, aber auch ruhigen Momenten. Ohne Blut!

Luise Mußemann verstand es, das Publikum zunächst über die Verhältnisse aufzuklären: Die Capulets sind reich und “tragen die Nase ziemlich weit oben” und die Montagues sind zwar “die coolere Gang”, aber “nicht hellste Kerze auf der Torte”. Beide müssen sich im Hinterhof eine Wäscheleine teilen, die oft Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen der Montague-Gang (Patrick Badewitz, Daria Lutytska, Claire Sauer) und der Capulet-Verwandtschaft (Emily Cole, Aaron Prigmore) wird. Auch der Hausmeister der beiden Häuser (Arthur Taach) und die Putzperle der Capulets (Emilia Lampe) sind sich anfangs noch gar nicht grün, kommen sich aber bei einem Sekt langsam näher. Im Zentrum steht Julia Capulet (Emelie Merkel), die mit dem modeverrückten Paris (Philipp Taach) ein Jahr nach Frankreich soll. Kurz vor ihrer Abfahrt trifft sie nachts auf Romy Montague (Celine Schanderl) und beide verstehen sich auf Anhieb. Doch als Julias Schwester Amely (BaoLu Tang) die beiden entdeckt, geht der Streit zwischen den beiden Vätern (Vinzenz Ram, Max Fruntke) und den beiden Müttern (Franziska Soukup, Lina Weigert) von neuem los. Als Julia erfährt, dass Romy ins Internat gesteckt wurde und beide vergessen haben, ihre Handynummern auszutauschen, kommt Julia an ihren Tiefpunkt. Doch “es muss doch nicht immer einer gleich sterben, bevor was passiert” und so verstehen die Eltern, was sie ihren Kindern durch die fehlende Versöhnung eigentlich antun. Als beide ihren Stolz überwinden, können die Familien endlich Frieden schließen.

Die Theatergruppe unter der Leitung von Elisa Romfeld freute sich sehr über das gut besuchte Stück und die Spendenbereitschaft!

Elisa Romfeld, Spielleiterin am Erasmus-Gymnasium

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Eulenspieler begeistern mit „Ruhm“

[EG, 17.05.2023] Beschwingt und voller Vorfreude begrüßten am 17.05. zwei MitspielerInnen der Eulenspieler, Pauline Schön und Leo Schärtl, das Publikum zu ihrem neuen Stück „Ruhm“. Sie überlegten: Es wäre ja schon cool, berühmt zu sein. Alles wäre doch bestimmt aufregender, interessanter. Man wäre reich! Oder doch nicht?  Die Theatergruppe der Unterstufe des Erasmus-Gymnasiums präsentierte ihr Ergebnis in Form eines modernen Märchens, das sich mit den Themen Mobbing, Freundschaft und Ruhm auseinandersetzt.

Schon nach wenigen Augenblicken tauchten wir ein in den Schulalltag der Protagonistin Charlotte (BaoLu Tang). Ihr gelang es meisterhaft, die schmerzhaften Erfahrungen eines Mobbingopfers zu verkörpern. Die Aspekte Lehrerliebling, kein Markenhandy und keine Markenklamotten wurden von dem gesamten Ensemble bewegend dargestellt und das Publikum auf eine Reise der Empathie mitgenommen. Die Szene gipfelt in einem an Charlotte gerichteten, heftigen „Verpiss dich!“

Völlig fertig sucht sie anschließend Zuflucht bei ihren Eltern Sonja und Jochen (herausragend und überzeugend gespielt von Celine Schanderl und Peter Bodensteiner). Doch beide haben keine Zeit für ihre „Traumsuse“, sind beschäftigt mit Arbeit – gekonnt inszeniert als theatrale Maschine. Stattdessen wird Charlotte mit anderen, wichtigeren Aufgaben beauftragt: Zimmer aufräumen und Einkaufen gehen. Und erst dann darf sie Gitarre spielen. Den Eltern ist offenbar nicht klar, dass Charlotte in ihrer Musik Trost, Hoffnung und neue Kraft findet.

Nur eine hat Verständnis: Ihre warmherzige und coole Oma (mitfühlend gespielt von Emily Cole). Der Opa, der, nach Omas Ansicht, nur faul auf der Couch rumliegt, wurde von Leo Schärtl gekonnt verkörpert. Die folgende Szene hat das ganze Publikum förmlich in den Bann gezogen: Charlotte träumt davon, einfach dazuzugehören, nicht nur dabei zu sein, sondern mittendrin. Dieser Traum gewann durch ausgewählte Musik, gekonnte Lichttechnik (Leonard Beck, Maximilian Tutsch und Johannes Wärtel) und packende Darstellung der gesamten Gruppe eine unglaubliche emotionale Intensität.  

Doch leider war das nur ein Traum! Die Realität verarbeitet Charlotte in ihren eigenen Songs, und nur eine hört ihr zu: Ihre Oma. Und die ist regelrecht begeistert von ihrem neuen Song „Smile“. Und da sie nicht auf dem Mond lebt, sondern im Jahre 2023 angekommen ist, stellt Oma ihn auf YouTube.

Und so geht das Lied um die Welt. Die Musikproduzenten Mr. Cools sind voll begeistert. Arthur und Philipp Taach gingen in ihren Rollen nicht nur choreographisch, sondern auch spielerisch richtig auf.

Mit Hilfe der beiden Marketing-Managerinnen Frau Jansen und Frau Johnson, überzeugend gespielt von Gina Mohamed und Claire Sauer, überlegen, die Mr. Cools-Charlotte Marketing-gerecht aufzupeppen und ihr ein Upgrade zu verpassen. Koordiniert wird das Ganze noch von den Sekretärinnen Marylin und Jaqueline (überzeugend Emma Schaller und Annemarie Poh).

Charlottes Eltern sind völlig überrumpelt von deren für sie ganz neuem Talent. Mit einem Fotoshooting von der ach so glücklichen Familie, perfekt inszeniert von Fotografin Luise Mußemann alias Walli, nimmt der Ruhm seinen Lauf. Die Ereignisse überschlagen sich. Charlotte wird verändert: Von „öde, brav und langweilig“ zu „bezaubernd und cool“ – zu einer „flotten Lotte!“ Sie wird zum Teenie-Idol. Sie wird berühmt, ist gefragt und verdient mega viel Geld, zur Freude ihrer Eltern.

Der Höhepunkt ihrer Karriere: ein Auftritt mit Rapper MC Fitti, überzeugend gespielt von Philipp Taach. Nicht nur Charlotte wurde dabei aufgepeppt, sondern auch ihr Song. Doch sie ist alles andere als begeistert von der Gängelung. Oma ahnt davon nichts und ist begeistert: Du bist ein Star! Charlotte fragt sie: Meinst du, sie mögen mich jetzt?

Wie könnte dieses Stück enden? Diskutiert wird der optimale Schluss mit Theater-Mitteln:

Die erste Inszenierung: Alle lieben und verehren Charlotte jetzt! – FREEZE – Spielleiterin Frau Häusler schreitet ein. So ist der Schluss ja auch irgendwie doof.

Neuer Versuch einer Schlussszene: Charlotte geigt ihren MitschülerInnen mal so richtig die Meinung: Jetzt plötzlich mögt ihr mich?! Ihr könnt mich alle mal!? – FREEZE – Frau Häusler führt wieder eine Diskussion mit einzelnen Darstellern: So ist es ja auch irgendwie krass. Beide Parteien kommen zu einem Ergebnis: Der Kompromiss ist ein Zwischending. Und so wird es dann auch schauspielerisch umgesetzt: Charlotte sagt offen, wie sie das Verhalten in der Schule verletzt hat und ihre Klassenkameraden entschuldigen sich ehrlich bei ihr. Zum krönenden Abschluss singen nochmal alle den mitreißenden Song Smile und tanzen  – natürlich jetzt echt und original.

Die Gesamtleistung des Ensembles war überwältigend. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verkörperten ihre Rollen mit solch einer Leidenschaft, Spielfreude und Hingabe, dass es schwer war, nicht berührt zu werden. Die an dem Stück „Isa“ von Ilse Hilpert und Beate Höhn-Marten orientierte Neufassung des Stücks ist eine triumphale Leistung. Die Spielleiterin Oberstudienrätin Sandra Häusler bedankte sich nach der Aufführung nicht nur bei allen Helfern und Unterstützern, sondern auch bei ihrer Tochter Lotte, die die Vorlage dazu gab. Denn Lotte machte vor zehn Jahren bei dem Fernsehformat „Dein Song“ mit – mit der Entwicklung ihres selbstgeschriebenen Songs „Smile“ war sie damals genauso unzufrieden wie die Charlotte im Stück. Auch MC Fitti ist nicht frei erfunden.

Die Botschaft des Stücks war klar und kraftvoll: Mobbing kann überwunden werden, wahre Freundschaft und Familie ist unbezahlbar, und Ruhm sollte niemals das eigene Glück gefährden. Bravo an die Spielleitung und das gesamte Ensemble für dieses unvergessliche Theatererlebnis!

Brischitte Bodensteiner (Spielleiterin an der FXVS-Realschule)

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Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf

[16.03.2023/EG] „Schmetterlinge im Kopf“ – Eigenproduktion

Die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe zeigte den knapp 100 Zuschauer*innen in der Aula des Erasmus-Gymnasiums die kurze und knackige Eigenproduktion „Schmetterlinge im Kopf“ unter der Leitung und Regie von StRin Elisa Romfeld.

Darin möchte die Teenagerin Julia (authentisch gespielt von Hanna Gummermann, Q11) so gern auf eine Party gehen, um ihrem Schwarm Tim zu begegnen, was ihre energische und strenge Mutter (Maria Erven, Q12) jedoch verbietet. Das Gefühlschaos scheint vorprogrammiert und es entzündet sich ein spannender wie auch amüsanter Konflikt der liebevoll und ideenreich auf der Bühne verkörperten Emotionen in Julias Kopf um die Frage, ob der Partybesuch trotz des Verbotes anzustreben sei.

So liefern sich Wut, lautstark dargestellt von Emilia Lampe (9c), Angst (Floriana Wolfrum, Q12) und Ekel (Lina Weigert, 9c) einen Schlagabtausch mit ihren Kontrahenten Freude (Emily Stein, Q11) und Liebe (Marlene Leibl, Q11).  Dabei wird die Gruppe der positiven Gefühle durch das etwas „einfach gestrickte“ Selbstbewusstsein (humorvoll gespielt von Emelie Merkel, Q11) unterstützt, wie die Analyse, überzeugend besetzt durch Patrick Badewitz (8a), den Zuschauenden erklärt. Schließlich erlangen die Befürwortenden, den Besuch der Party zu wagen, die Oberhand, wobei auch der Intellekt Julias (Helena Luttenberger, 8a) mithilfe verschiedener Beispiele aus der Literatur die Entscheidung bekräftigt.

Doch dort kommt es anders als erwartet und die Jugendliche trifft auf der Feier neben ihren Freundinnen (Anna Hoffmann, Q11, und Helena Kaulbach, Q11) überraschenderweise auch auf Anna (Anna Kaltner, Q11), was alle Emotionen noch einmal kräftig durcheinanderwirbelt. Da helfen dann auch nicht mehr „Plan und Struktur“, wie die Analyse in Zusammenhang mit gleichgeschlechtlicher Liebe fordert, sondern es gilt, „einfach mal etwas Neues auszuprobieren“, weil es sich gut anfühlt, so die Freude.

Schließlich setzt sich die mächtigste aller Empfindungen, die Liebe, gegen alle Zweifler durch und es gilt, gemeinsam zu Musik zu feiern. Ein von der Gruppe, komplettiert durch die Regieassistentinnen Luisa und Theresa Welsch (beide Q11), gelungen auf die Bühne gebrachtes Statement für mehr Toleranz in der Gesellschaft!

Nina Kohl
(Schultheaterleiterin am Max-Reger-Gymnasium)

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Liken bitte!

[EG, 30.06.2022] – „Liken bitte!“ – Stückentwicklung

Mit einem übergroßen Handy im Hintergrund  begrüßte Spielleiterin StRin Elisa Romfeld am 30.06.2022 die zahlreich erschienenen Gäste in der Aula des Erasmus-Gymnasiums in Amberg. Sie erzählte kurz die Entstehungsgeschichte der Eigenproduktion der Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe „Liken bitte“: Der Aufhänger war ursprünglich das Märchen Hans im Glück. Über die Interpretation für die Gegenwart – was macht Teenager heute vermeintlich glücklich?  Welchen Stellenwert besitzen v. a. mediale Einflüsse von außen?- ist ein mitreißendes Stück über die Suche nach dem eigenen Weg in der heutigen Welt entstanden, das jeden Zuschauer im Hier und Jetzt abholen konnte. Die Leiterin bedankte sich zu Beginn sehr herzlich bei den Technik-Jungs Leonard Beck, Maximilian Tutsch und Johannes Wärtel, die ihre Licht- und Ton-Einsätze souverän meisterten.

In der heutigen Welt seinen Weg zu finden ist keine leichte Aufgabe. Besonders für Teenager kommen da noch die schulischen Probleme und das Gefühl dazu, Außenseiter zu sein. Bereits in der Anfangsszene zeigte die Protagonistin ihr schauspielerisches Können: Unglaublich überzeugend und ausdrucksstark gespielt von Lina Weigert. Sie war unglücklich und nichts in ihrem Leben lief. Trotz ihrer misslichen Lage versuchte sie anschließend auf ihre Mitschülerin, auf ihre Mathelehrerin als auch auf ihre Mutter zuzugehen, um in ihrer sozialen, schulischen und familiären Notlage Hilfe zu suchen. Doch diese wiesen sie jeweils ab: Keine Lust! Kein Interesse! Keine Zeit!

Sie suchte Ablenkung im Netz und stieß dort auf verschiedene Werbejingles. Dabei kam auf der Hauptbühne das überdimensionale Handy zum Einsatz. Darin liefen die drei weiteren Hauptdarstellerinnen Emilia Lampe, Floriana Wolfrum und Elisabeth Bankel zur Höchstform auf und verkörperten herrlich überzogen und gekonnt mitreißend Influencerinnen der wichtigsten Teenagerthemen: Kleidung, Make-up und Ernährung. Sie stellten die Influencer-Welt wunderbar ironisch dar und sorgten so für einige Lacher. Die Protagonistin wurde allerdings von ihnen immer mehr bedrängt. Theatralisch beeindruckend dargestellt durch direktes körperliches Bedrängen: Kaufen! Kaufen! Kaufen!

Der Zwiespalt zwischen dem Wunsch, sein zu wollen wie sie, und der Erkenntnis, dass dieses vermeintliche Glück nur vergänglich ist, wurde gelungen dargestellt von Engelchen und Teufelchen. Wunderbar verkörpert von zwei Gastspielerinnen Emily Cole und BaoLu Tang, die in ihrer Rolle sichtlich aufgingen. Letztendlich entschied sich die Hauptdarstellerin für den teuflischen Weg und folgte der Aufforderung „Probier dich aus!“ Und eine neue Influencerin war geboren! Doch die erhofften Likes blieben aus. Mit den heftigen negativen Reaktionen aus dem Netz hatte sie nicht gerechnet und wurde von der Flut der „Hater“ völlig überrollt. Diese Ablehnung und gleichzeitig das Gefühl des Ausgeliefertseins wurden theatralisch beeindruckend durch weiße Masken und Musik untermauert.

Als sie völlig am Boden war, kam schon jemand zu Hilfe. Ein Verkäufer wusste DIE Lösung: Investiere dein ganzes Geld in meine Yellow-Bubblegum-Company-Aktien und du wirst reich! Je mehr mitmachen, desto mehr verdient jeder Einzelne! In der Hoffnung, endlich den richtigen Weg gefunden zu haben, unterschrieb unsere Hauptdarstellerin, und das Schneeballsystem kam ins Rollen. Doch schon bald war klar: Nur einer ist dabei der Gewinner und lacht sich ins Fäustchen: Der Verkäufer! Alle anderen machten unserer Protagonistin schwere Vorwürfe: „Das ist alles ihre Schuld!“

Auf der Suche nach der Befreiung aus der Enge des Materialismus stieß sie letztendlich in einem Club bei Tanz und Musik auf einen weiteren gefährlichen Irrweg: Sie hörte auf die falschen Freunde und nahm Drogen und durchlebte einen absoluten Horrortrip! Beeindruckend musikalisch und bildlich wurde dieser dargestellt durch riesige, immer näher rückende Wände- eine Szene mit Gruselfaktor. Das Ganze gipfelte in einem lauten und intensiven Angstschrei! Das Erwachen und die Erkenntnis folgten Schritt für Schritt: Sie sagte NEIN zu Drogen, zum „Deal ihres Lebens“ und zum „Influencen“ und begriff: Es ist gar nicht so schwer, Nein zu sagen. Sie war mutig, versuchte einen Neuanfang und rief eine ihrer Freundinnen an.

Diese Eigenproduktion des Mittelstufentheaters ist wirklich unglaublich gut gelungen. Mit teilweise herrlich ironischen Worten, ergreifenden bildhaften Szenen, eingespielten Videoszenen und perfekt passender Musik haben die Schauspielerinnen mitreißend und gekonnt den Weg einer Jugendlichen in der heutigen modernen Welt gezeigt. Die Schülerinnen hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und wurden durch ein begeistert applaudierendes Publikum belohnt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle auch an Regisseurin StRin Elisa Romfeld. Direktor Weiß-Mayer bedankte sich zum Schluss noch herzlich bei allen Mitwirkenden und war sichtlich stolz auf deren Leistung.

(Brigitte Bodensteiner, Spielleiterin an der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule)

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Anders als Andersen

Beachtenswerter Auftritt der Unterstufe des Erasmus-Gymnasiums

[EG, 11.04.2019] Mit dem Stück „Kaisers und die Kleider“ meisterte die Unterstufe des Erasmus-Gymnasiums einen spritzig kurzweiligen Theaterabend. In ihrer Inszenierung, mit dem sie sowohl ihre mitreißende Spielfreude zeigen als auch Kritik an der Konsumgesellschaft üben konnten, wird Andersens altes Märchen neu erzählt. 

_sel_03_auftakt-19Gleich zu Beginn zeigen die Darstellerinnen in einer turbulenten Marktszene, worum es geht: „Kauft Leute, kauft!“ Und derjenige, der am meisten Freude daran hat, das hart verdiente Geld seiner Frau zu verpulvern, hatte danach seinen großen Auftritt: Der Kaiser höchstpersönlich – grandios in Gestik und Mimik dargestellt von Timo Salfetter. Die Kaiserin (ausdrucksstark gespielt von Katharina Schmid) hält die Regierungsgeschäfte und das Haushaltsgeld in der Hand und sieht sich als Vorbild für ihr Volk. Dieses Yuppie-Paar hat gesellschaftskritisch die Geschlechterrollen vertauscht: Sie, Karrierefrau und Workaholic und er, ein etepetete Shopaholic. Doch mit dem Kaufrausch ihres Mannes hat sie so ihre  Probleme, z.B.  muss sie gleich eine Hutmodenschau ertragen, die nicht nur der Kaiser, sondern auch die Zuschauer mit Applaus begeistert verfolgen.

_sel_04_auftakt-19In der Inszenierung stehen die Untertanen des Kaisers (u.a. Lina Guthe, Lenny Koller, Moritz Seibold) als austauschbare gesichtslose Masken den individuellen Hüten der Models gegenüber. Äußeres zählt heute mehr als innere Werte. Den Laufsteg eroberten die Mannequins (Lina Weigert, Leonie Laudamus, Emilia Lampe, Emma Zaremba, Anna Vogl, Christina Bierler, Franziska Kaulbach, Milda Badal, Hanna Regner und Emilia Schindler) sofort durch ihre professionelle Performance und moderne Moves. In der nächsten Szene fühlten sich die Modeschöpfer (mitreißend verkörpert von Lina Weigert und Leonie Laudamus) unter Druck gesetzt: Immer wieder Neues wird gefordert, der Konsum muss angekurbelt werden! Doch da haben die beiden Gauner eine grandiose Idee: Geldverdienen mit NICHTS. Ihre neue italienische Modemarke „Miracolo-Power“ soll der Durchbruch werden: unsichtbare Kleidung – sichtbar nur für kluge, brave und gute Menschen. Ein riesen Mode-Gag! Und der dekadente Kaiser springt sofort auf. Der Preis spielte keine Rolle: „Jetzt kann ich die wahrhaft Dummen unterscheiden: Ich bin ein Gott durch eure Tricks!“

Über ein Extrablatt wird das Volk durch die Zeitungsverkäuferin (eindrucksvoll: Christina Bierler) informiert: Der Kaiser wird den Staatsbesuch mit seiner neuen Zaubermode empfangen, so kann jeder im Volk endlich erkennen, wie klug er wirklich ist. „Das wird `ne Bombe! Geil!“ Vor lauter Neugier und Erwartungsfreude schickt der Kaiser seine zwei Minister aus (in Mimik und Gestik wirkungsvoll umgesetzt von Emilia Lampe und Emma Zaremba). Diese erwischen die angeblichen Designer beim Handy-Daddeln. Auf ihre vehemente Nachfrage hin zeigen die Ganoven ihre fingierte Mode a la  „Miracolo“ für den Kaiser. Die irrtümliche und für sie niederschmetternde Erkenntnis der Minister: „Ich sehe NICHTS. Ich bin dumm!“ Das Volk erwartet nun auch mit Hochspannung die große Präsentation des Kaisers. Dieser imaginäre Auftritt wird perfekt in Mimik und Gestik am Bühnenrand inszeniert. Jeder erkennt sofort die Lage, aber nur ein Kindermund tut sofort die eigentliche Wahrheit kund: „Der hat ja gar nichts an!“ Erst jetzt stimmt das Volk völlig überrascht und voller Entsetzen mit ein. Doch diese Erkenntnis fehlt dem abgehobenen Kaiser. Abschließend erfolgt eine aufmunternde Ansprache á la Brecht vom gesamten Ensemble an das Publikum: „Habt keine Angst, eure Meinung zu sagen! Nicht jeder muss ein Model sein! Schönheit vergeht – Charakter besteht!“

In seiner Begrüßung stellte Schulleiter Karl Bösl klar: „ Ich liebe das Unterstufentheater!“. Und liebenswert waren die Schauspieler der 5. und 6. Jahrgangsstufe, v. a. durch ihre mitreißende Begeisterung und herausragende Spielfreude. Ein großes Lob geht auch an die beiden Techniker Raphael Gradl und Leo Ringer. Und natürlich nicht zu vergessen: großes Kompliment an die Spielleiterinnen Sandra Häusler und Susanna Rosemann für den kurzweiligen und zu Herzen gehenden Abend.

Brigitte Bodensteiner, Spielleiterin Schönwerth-Realschule

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Wie weit kann man gehen?

[EG, 02.04.2019] „Maschinen sind nicht launisch!“… wenn Menschen dahinterstecken aber schon, wie die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des Erasmus-Gymnasiums Amberg am vergangenen Dienstag mit ihrer Inszenierung „Das Haus der Treppen“ anschaulich dargestellt hat.

Das Stück, basierend auf dem gleichnamigen Jugendbuch von William Sleator, handelt von fünf Jugendlichen, die allesamt ohne ihre Eltern aufwachsen und sich plötzlich in einem Raum voller Treppen mit einem sonderbaren Automaten befinden. Der lautstarke Oliver, überzeugend gespielt durch Niklas Bauer, die redegewandte Lola (begabt: Julia Eikam) und die manipulative Blossom (talentiert: Diana Seifert) streiten sich indes schnell um die Führung innerhalb der Gruppe.  Was sie und auch die anderen zwei Heranwachsenden (authentisch dargestellt durch Franziska Lehnert, Thomas Neubauer) allerdings nicht wissen, ist, dass sie Teil eines Regierungsprogramms sind, mit dessen Hilfe Elitesoldaten ausgebildet und die Konditionierung an Menschen erforscht werden sollen.
_sel_10_auftakt-19Schließlich erkennen die Jugendlichen, dass die „launische Maschine“ ihnen ab und an Fleisch gibt, sobald sie ein bestimmtes Bewegungsmuster absolvieren bzw. sich gegenseitig das Leben schwer machen. Doch bis alle Beteiligten dies herausfinden, ist es für jeden einzelnen von ihnen ein harter Weg. So stellt sich dem Zuschauer indes immer wieder die unausgesprochene Frage, wie weit man wohl selbst für ein bisschen Nahrung ginge.
„Emotionale Beteiligung können sich die Wissenschaftler nicht leisten“, denn sie (textsicher: Felicitas Groth und Patricia Kölbl) stehen unter enormen Druck: Das Experiment muss gelingen, ansonsten werden sie von den staatlichen Kontrolleurinnen, wunderbar umgesetzt von Maritta Singer und Lisa Brandel, entlassen. Als es wirklich kritisch wird, weil die Jugendlichen kurz davor sind, sich gegenseitig für ein wenig mehr Lebensmittel umzubringen, entscheiden die Wissenschaftler zur Erleichterung des Publikums das Experiment zu beenden.
Die jungen Schauspieler haben selbst an der Vorlage gekürzt, gestrichen und verändert, wodurch eine durchaus gelungene Bühnenfassung des Jugendbuches entstand. „Die Maschine hat auch bei den Proben tatsächlich Essbares ausgegeben, sodass von den Schauspielern insgesamt drei Packungen Marshmallows und 13 Packungen Frikadellen verspeist wurden!“, verrät die Leiterin der Theatergruppe, Studienrätin Elisa Romfeld, den begeisterten Zuschauern abschließend noch mit einem kleinen Augenzwinkern.

Nina Kohl, Spielleiterin am MRG

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EG: „SMS-Stories aus Maggies Salon“

Rasantes Stück über Segen und Fluch moderner Technik

[EG, 26.06.2018] „Ich bin bei Maggie, wo denn sonst?“  Diese Aussage von Möchtegern-IT-Girl Susi umreißt bereits präzise, wo man zu sein hat, wenn man nicht OUT sein will sondern IN: Im topschicken Mode- und Friseursalon von Maggie.

Maggie (Leyla Hamaloglu, mit perfekten Locken), die ihren Laden mit herrischer Lässigkeit schmeißt, hat nicht nur die trendigsten Styles auf Lager, sondern auch zu jedem seelischen Tief die passende Frisur.  Und sie besitzt eine Zauberwaffe: Strähnchen.

Weil in diesem Stück (nach dem Bühnenspiel „Handy- Stories“ von Hans Zimmer) alles mindestens doppeldeutig ist, so erkennt der Zuschauer eventuell erst beim zweiten Auftritt: Strähnchen sind bunt, aber „Strähnchen“ ist auch schrill, denn der angestellte Friseur Nick (Maritta Singer) trägt nicht nur einen Drei-Tage-Bart und eine grauenhafte Jacke aus Leopardenfell, sondern auch diesen mindestens genauso grauenhaften Spitznamen.

Die Theatergruppe des Erasmus-Gymnasiums unter der Leitung von Susanna Rosemann präsentierte ineinander verwobene Handlungsstränge und Menschen, die – auf der Bühne wie im Stück selbst – in die Rolle mindestens einer anderen Person schlüpfen. Freche, oft hintersinnige Sprüche, Wortwitz und die immerwährende Präsenz des unentbehrlichen Handys, prägen dieses rasante Stück, das in kurze Einzelszenen aufgeteilt war.  Effektvolle Licht- und Toneffekte setzten die engagierten Schauspieler gekonnt in Szene.

Lisa (Lisa Brandel) erzählt (rechter Bühnenteil) Strähnchen von dem neuen Mädchen in der Klasse: „Total uncool“. Zur Überraschung aller Mitschüler interessiert sich der Star der Klasse (Timo Salfetter) für sie: (linker Bühnenteil) Er geht auf sie zu, er führt sie aus, er sieht ihr Handy, ein „hässliches, uraltes Teil“ und flüchtet schockiert:  „Mit so einer will ich nichts zu tun haben!“ Die Szene links verschwindet, und Lisa gesteht völlig geschlagen: „Dieses Mädchen war ICH!“

Die beiden Freundinnen Tilly (Lina Wu)und Lilly (Alexia Frescher), total vertieft in ihr Gespräch am Handy, realisieren reichlich spät, dass sie im gleichen Laden stehen: „Wow, Du siehst voll wie live und in echt aus- DU BIST ES JA WIRKLICH!!“

Auch reichlich zickenfies geht es zu: Susi (Katharina Schmid), Laura(Sara Böller) und Lilly träumen im höchsten Himmel davon, ein Handy zu sein: „Wenn ICH ein Handy wäre, dann wäre ich ein „Xperia XZ2“….Als sich auch die kleine Tilly in die Schwärmereien einklinkt, fallen die anderen aus allen Wolken: „Duuuuu? Hast Du überhaupt eines??“

Später kommt sie heulend angelaufen und jammert: „Er hat Schluss gemacht“. Da fragen sie nur verwundert: „Hattest Du überhaupt einen?“

Tinka (Katharina Schmid) hat ihr Handy verloren, und wir alle wissen, was das bedeutet: „Ausgestoßen aus der menschlichen Gesellschaft“ zu sein. Schließlich bekommt  sie aber den heißen Tipp, dass Marco aus der neunten Klasse eines gefunden hat. Um ihn zu treffen, gibt es nur drei Orte, die in Frage kommen: Im Bus, auf dem Schulhof oder im Pub. Als sie ihn endlich ausfindig macht, muss sie enttäuscht feststellen, dass es nicht ihr Handy ist. Allerdings er findet sie umwerfend…

Zwischen den Szenen will uns „Handy-Boy“ (Jonathan Rösel) äußerst überzeugend wieder und wieder verklickern, dass ohne Instagram, Snapchat und Twitter gar nichts läuft. Bei der achten Wiederholung seines Spruches wird er zur Erleichterung des Publikums resolut von Maggie aus dem Laden geworfen: „Es reicht, wir ham´s kapiert!“

Auch die selbstbewusste Chefin lässt uns ein wenig in ihr Gemüts- und früheres Leben blicken: Damals, als sie sich noch Melanie nannte, von einer Therapeutin (Lisa Brandel) gefragt, ob sie außer am Handy hängen, chatten und Apps runterladen denn keine Hobbies habe, antwortet sie: „Doch, ich hab mal Hockey gespielt. Bin aber rausgeflogen. War im Tor. Hab gechattet.“ „Im Tor?“ „Ja“. „Und hast Du denn einen Freund?“ „Glaub schon.“ „Du glaubst schon? Heißt das Ja oder nein?“ „Ja…. Das Handy ist doch mein Freund“.

Nina (überzeugend gespielt von Felicitas Groth) flüchtet in den Friseursalon: Sie konnte aus Geldmangel eine hohe Rechnung für Flirt-SMS nicht bezahlen, was ihre Eltern mit einem „Sieh zu, wie Du klar kommst!“ quittierten.

Nun sind ihr zwei ungemütliche Typen eines Inkasso-Unternehmens auf den Fersen: „Wir werden nicht zum Kaffetrinken vorbeikommen. Zahlen- und wir sind alle Freunde!“

Zu allem Überfluss hat sie sich in ihren „total süßen“ Chat-Partner Ricky/ Frankie/ Knut / Viktoria Eckroth verliebt, auf den sie „ganz zufällig“ hier in Maggies Salon trifft- ohne natürlich zu wissen, wer da leibhaftig vor ihr steht. Jener hat sich – „total unprofessionell“ – voll verknallt … in eine Kundin. Als er -Ricky bzw. Frankie bzw. Knut – daraufhin nur noch mit dieser chatten konnte, war es „Aus – vorbei – Rauswurf“.

Nach und nach, durch ein Dickicht von sprachlichen Umwegen hindurch, erkennen sie im jeweils anderen den heiß geliebten Chat-Partner wieder.

Als wären hier nicht schon genug Zutaten für ein gelungenes Schulspielstück eingearbeitet, gab es zwischendrin noch ein musikalisches Zuckerl: Eine glockenreine, starverdächtige Stimme begleitet nur von einer E-Gitarre brachte den passenden Song: „Hey Du da, ich weiß es genau, Du bist es, die Frau, ich erkenn Dich schon am Klingelton…“ (Christine Uhle, Florian Häusler, Ronja Bergler, Norah Csanadi und Franziska Scharf).

Kurzweilig, bunt, witzig, auch mit kleineren Pannen, durchaus nachdenklich stimmend werden allerlei Probleme und Problemchen serviert, mit denen junge wie nicht mehr so junge Leute durch den Segen oder Fluch der modernen Technik konfrontiert sind. Am Ende bedankten sich die Schauspieler bei ihrer Leiterin Susanna Rosemann für die Geduld und ihr Engagement mit einem großen Strauß Rosen, und auch die Entschuldigung kam nicht zu kurz, dass man manches Mal, anstatt zu proben, wie könnte es anders sein, am Handy hing…

Christine Kleinert, Spielleiterin am GMG

 

 

 

 

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EG: „Die Atriden, Iphigenie und ich“

Freie Interpretation nach einem Bühnenstück von Helga Eham

Heut gibt’s a Rehragout

[EG, 18.04.2018] Einen Blitzkurs in griechischer Mythologie präsentierte das Oberstufentheater des Erasmus-Gymnasiums seinem gespannten Publikum am Mittwochabend. In „Die Atriden, Iphigenie und ich“ führten die zehn jungen Schauspieler ausgesprochen kreativ und in flottem Tempo durch die blutige und  turbulente Familiengeschichte der legendären Atriden. Ein manipuliertes Bobbycar-Rennen, ein Hauch Kannibalismus und eine wilde Zeche im griechischen Biergarten – da blieb dem Publikum kaum Zeit zum Atemholen, dafür aber umso mehr Gelegenheit zum Schmunzeln.

So sorgten der sächselnde Agamemnon (wundervoll glaubwürdig: Johannes Fischer v. Weikersthal) und sein königlicher Bruder Menelaos (Urbayer Michael Meckl) für viele Lacher, ehe sie – unterstützt vom externen Ziehharmonikaspieler Sebastian Eck – die Ode „Heut gibt’s a Rehragout“ anstimmten. Nachdem noch einige Missverständnisse mit Jagdgöttin Artemis (Sarah Kopf) geklärt werden mussten, wurde in Windeseile Rache an Paris geübt, Troja zerstört und rasch noch Menelaos Tochter Iphigenie (selbstbewusst und überzeugend gespielt von Diana Seifert) geopfert. Lisa Metz führte die Zuschauer als Erzählerin durch das Stück und schaffte es, einen Überblick über die wirren Verwandtschafts- und Feindschaftsverhältnisse der Atriden zu bewahren und zu vermitteln.

Auch im weiteren Verlauf des Stücks wird nun dem Atridenfluch Rechnung getragen: Menelaos wird im Bade von seiner Frau (Alina Wild) und deren Liebhaber (Mona Trautmann) ermordet, woraufhin Orest den Tod seines Vaters rächt. Da er damit aber den Fluch der Rachegöttinnen auf sich zieht, sucht er Rat beim Orakel in Delphi. Dort wird er von der Vorzimmerdame (Patricia Kölbl) anfangs ziemlich kühl behandelt, obgleich er doch als Adresse „Palaststraße 1 bis inklusive 48“ angibt. Erst der Hinweis, ein Privatpatient zu sein, lässt ihn zum Ehrengast werden und direkt zum Orakel (mitreißend neurotisch: Lea Forster) vorstoßen. Deren Ratschläge sind zwar eher wirr und von manischem Lachen untermalt, doch Orest schafft es dennoch, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen – und gleichzeitig seine langvermisste Schwester Iphigenie auf Tauris wiederzutreffen. Zwar sind nicht alle Wächter (Antonia Nickel) auf Fortbildung, aber dennoch darf das Stück mit einer gelungenen Flucht auf dem Segelboot enden.

Kurz, aber ganz besonders kurzweilig war diese Inszenierung frei nach einem Stück von Helga Eham, die Schulspielleiterin Dr. Veronika Schweighart mit ihrer Truppe und der Unterstützung von Christina Schleicher auf die Beine stellte. Überraschende und ausdrucksstarke Elemente wie ein pantomimischer Tanz, Maskenspiele und die wohlplatzierte Musik rundeten die Vorstellung ab. Der Applaus war daher lange und wohlverdient.

Claudia Ried, Spielleiterin/GMG

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Osterbotschaft ganz neu interpretiert

[EG, 04./05.04.2017] Peter Seidl, bis zum Februar noch Schulleiter des Erasmus-Gymnasiums und nun im Ruhestand, hat gewissermaßen sich selbst und seiner Schule zum Abschied eine Neuauflage eines Theaterstücks geschenkt, das er 1992 am Gymnasium Neubiberg konzipiert hatte. Der Kritiker des Münchner Merkur urteilte damals, es handle sich um ein „himmlisch vergnügliches Höllenszenario“ – und dieses Prädikat verdient auch die Aufführung 25 Jahre später.

Seidl hatte sich das „Innsbrucker Osterspiel“, das vor rund 700 Jahren in Thüringen entstand, als Grundlage genommen; es geht darin um teils in der Bibel erwähnte, teils frei erfundene Ereignisse, die sich um die Auferstehung Christi drehen. Dieses ernste Thema wird bereits in dem mittelalterlichen Mysterienspiel kräftig ausgeschmückt und zu Unterhaltungszwecken angepasst. Peter Seidl modernisierte die Sprache, fügte zeitgemäße Anspielungen und slapstickartige Handlungselemente hinzu – und versah das Ganze mit einer Reihe von Songs, die live vorgetragen wurden; unterstützt wurde er bei der Aktualisierung von Mitgliedern der engagierten Theatergruppe. Die musikalische Begleitung kam von einer schwungvoll und präzise aufspielenden Lehrerband: Michael Haberberger (Trompete), Katharina Scharnagl (Flöte), Florian Häusler (Klavier), Christine Uhle (Bass) und Christian Uhle (Schlagzeug).

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Pilatus (Johann Schneider), links, und Kaiphas (Niklas Bauer)

Dem Spiel der Bühnenakteure merkte man an, dass sie mit viel Begeisterung bei der Sache waren – eine ganze Reihe von ihnen gar in mehreren Rollen. Das fängt schon damit an, dass der Hohepriester Kaiphas mit überbordender Beredsamkeit, in der er Unterwürfigkeit und kleine Spitzen geschickt mischt, den römischen Statthalter Pilatus davon zu überzeugen sucht, das Grab müsse bewacht werden, denn die Anhänger des Jesus munkelten von einer Auferstehung. Niklas Bauer (9b) verlieh der Figur des Kaiphas – sowie danach auch der des Salbenhändlers und des Petrus – eine wunderbare komödiantische Präsenz, und Johann Schneider (Q12) war ein prächtig selbstherrlicher Pilatus (und später ein überzeugend zweifelnder Thomas).

EG_3039_actionheroes_Terminator+RamboNatürlich haben die daraufhin als Wachen abgeordneten Actionhelden (Michael Meckl, Q11, Katinka Himmelhuber, Q12, Niklas Bauer, Johann Schneider) keine Chance gegen die himmlischen Mächte, obwohl sie vorher über ihre guten Absichten rappen. Der alsbald tatsächlich Auferstandene (ruhig und würdevoll dargestellt von Randell Sliman, 10b) begibt sich sogleich in die Hölle, um die dort Festgehaltenen aus der teuflischen Gefangenschaft zu befreien, allen voran das rettungslos zerstrittene Paar Adam (Michael Meckl, Q11) und Eva (Lisa Brandel, 8b). Diesen Personalverlust will sich Oberteufel Luzifer (Gizem Göz, Q11, Leyla Hamaloglu, 7a) nicht gefallen lassen, und so schickt er seine Unterteufel auf der ganzen Welt aus, um neue Seelen für die Hölle zu fangen (Victoria Eckroth und Maritta Singer, 7a, Hanna Theiss und Lisa Brandel, 8b, Ceyda Hos, 10b, Andrea Anthofer, 8b).

Leichte Beute für die Teufel findet sich reichlich, unter anderem der Salbenhändler Unguentus Quackus (Niklas Bauer), der kein einziges Fremdwort richtig verwendet, aber jedesmal prompt von seiner Frau (Andrea Anthofer, Ceyda Hos) verbessert wird – zur hörbaren Erheiterung des Publikums, das diese Wortverdrehungen genießt. Quackus stellt einen Gehilfen ein, den verschlagenen Rubin (mit rabiatem Charme: Michael Meckl), der sich sogleich vornimmt, bei erstbester Gelegenheit die Kasse zu plündern und mit der Frau des Chefs durchzubrennen. Doch zunächst muss er sein Verkaufsgeschick unter Beweis stellen, und da kommen die drei Frauen gerade recht, die eine Salbe zum Einbalsamieren erwerben wollen (Sandra Weiß, Q11, Christina Metz, Q12, Viktoria Eckroth, 7a). Rubin führt das Verkaufsgespräch so tölpelhaft, dass Quackus ihn wutentbrannt hinauswerfen will – doch seine Frau hat ihrerseits ein Auge auf den dynamischen Rubin, und so wird Quackus kurzerhand mit seinen eigenen Ingredienzien ins Jenseits befördert.

EG_3156_mariaDie drei Frauen erhalten nun die Nachricht, dass das Grab bereits leer sei – und vor allem Maria Magdalena, „Ex-Sünderin, jetzt fromm“ (wie es im Programmheft heißt), ist enttäuscht darüber, denn sie wäre so gern ihrem Meister noch einmal begegnet. Diese anspruchsvolle Passage gelang Sandra Weiß mit schöner Ernsthaftigkeit. Doch allzulange bleibt es nicht ernst: Schon gibt es eine Live-Übertragung auf RadioTele Galiläa zu verfolgen, eine Radiostation, die den als Sport-Event aufgemachten Wettlauf der Jünger Petrus und Johannes zum Grab kommentiert (Niklas Bauer, Michael Meckl; am Mikrofon: Felicitas Groth, 8b).

Nicht unerwähnt bleiben soll der Engel mit dem Tablet (Marie Siegler, Q11), der teils als wandelndes Auskunftsbüro, teils als Bodyguard für Jesus, für Ordnung sorgt, so auch am Ende, als der Auferstandene rechtzeitig auf die Bühne kommt, um Maria Magdalena zu trösten und dem ungläubigen Thomas zum Glauben zu verhelfen. – Ein Happy End also?

EG_3047_JC+EngelIrgendwie schon, und insgesamt vermittelte dieses sehr bunte, teilweise überdrehte Musikspiel mit seinen ernsten Passagen (z. B. dem Tanz der sieben Todsünden) dem Publikum eine Ahnung davon, wie das mittelalterliche Mysterienspiel damals gewirkt haben mag: Man beschäftigte sich mit den Inhalten der Osterbotschaft und nutzte die Lücken in der Überlieferung, um heiteren Klamauk zu treiben, ohne in Blasphemie zu verfallen. Auch diese Gratwanderung gelang hier.

Mit großem Applaus dankte das Publikum im Erasmus-Gymnasium den Spielerinnen und Spielern, der Band, der Technik und nicht zuletzt den beiden Leitern der Schultheatergruppe, Peter Seidl und Susanna Rosemann.

Peter Ringeisen, DJDG

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Jurijs Liebe wird zum Eklat

Gewalt, Diebstahl und Drogenhandel? Alles Kavaliersdelikte in der Brennpunktschule von Frau Schnepper und ihren Kollegen. Doch als der allseits gefürchtete Jurij plötzlich verkündet, er sei verliebt, steht die ganze Schule Kopf.

[EG, 16.06.2016]   In dem Stück „Hau ab mit verliebt“ von Markus Mohr, aufgeführt von der Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe des Erasmus-Gymnasiums, offenbarte sich auf amüsante und selbstironische Weise, wie echte Gefühle die Mitmenschen auf die Probe stellen können.

Anfangs nimmt in der Schule von Frau Schnepper (Karina Hartmann) noch alles seinen gewohnten Lauf: Die von Amelie Spörer herrlich überfordert dargestellte Lehrerin Sonsterlein hat außer Grammatik wenig im Griff. Ihr Schüler Collin (Victoria Eckroth) interessiert sich mehr für seine Messersammlung als für Possessivpronomen, und die beiden türkischstämmigen Schülerinnen Tülay und Büsra (witzig gespielt von Merit Matuschek und Julia Nerb) sind vollauf mit ihrer Schönheitspflege beschäftigt. Anna, Lena und Mia (Karina Hartmann, Maria Erven, Lisa Brandel) haben kaum Sinnvolles zu sagen, dafür alles im Chor.

Bier und Klopperei

Ihr Mitschüler Tarik (sehr überzeugend: Leyla Hamaloglu) hat ebenfalls wenig für Grammatik übrig – ihn interessiert eher sein neuer Freundeskreis in der Neonaziszene mit dessen Vorliebe für Bier und Klopperei. Davon kann ihn auch Josh (Hanna Theiss) nicht abbringen. Mikey (Ronja Berger) bekommt in seinem Tiefschlaf ohnehin nichts mit. Einzig die Streberin Gloria, wunderbar altklug dargestellt von Felicitas Groh, beteiligt sich am Unterricht.

Dem Lehrer Dr. Kotten (ausgesprochen mitreißend gespielt von Diana Seifert) gelingt es da schon deutlich besser, seine Klasse einzuschüchtern, indem er den Schülern zumindest mündlich erst einmal ihre Grundrechte entzieht. Und in seinem Unterricht wird auch klar, dass sich der inzwischen aufgetauchte Jurij, sehr überzeugend gespielt von Andrea Anthofer, verändert hat: Statt Aggressivität strahlt er plötzlich sanfte Gefühle aus und gesteht der Klasse bereitwillig: „Ich bin verliebt!“

Ein Eklat. Sofort werden die Eltern des Jungen (Gizem Göz und Ceyda Hos) einbestellt und Ursachenforschung betrieben. Doch auch diese sind ratlos. Bisher war der Sohn doch nur durch Verprügeln, Klauen oder Feuerlegen aufgefallen. Kein Grund zur Beunruhigung also. Aber Liebe? Sollte das etwa ein von Onkel Bogdan geerbtes Leiden sein? Auch die hastig einberufene Lehrerkonferenz ist ratlos. Weder Herr Dillershausen (Sandra Lindner) noch die Schulrätin (sehr erfrischend: Madita Fröhner) wissen sich zu helfen. Selbst die Schulpsychologin (Lisa Brandl) scheitert an Jurijs Starrsinn: Er will sich partout nicht einreden lassen, dass er seine Verliebtheit nur vortäuscht, um im Mittelpunkt zu stehen. Doch am meisten getroffen von Jurijs Verliebtheit sind seine Mitschüler. Sie reagieren mit Abweisung, Enttäuschung und Wut. Sprichwörtlich zeigen sie ihm die kalte Schulter, ehe sie ihn gemeinsam überwältigen und mit Lichterketten auf einen symbolischen elektrischen Stuhl bringen.

Witzige Dialoge

Neben den sichtlich motivierten Schauspielerinnen überzeugte die Aufführung durch witzige Dialoge, peppige Musik und eine perfekt integrierte Tanzchoreographie. Schulspielleiterin Susanna Rosemann kann zu Recht stolz sein auf ihre Truppe. Dass dies auch umgekehrt der Fall ist, zeigten die Schülerinnen zum Abschluss, als sie sich einzeln bei ihrer Lehrerin rollengetreu und mit Rose bedankten.

Claudia Ried

 

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