Archiv der Kategorie: Schultheatertage 2023

Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf

[16.03.2023/EG] „Schmetterlinge im Kopf“ – Eigenproduktion

Die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe zeigte den knapp 100 Zuschauer*innen in der Aula des Erasmus-Gymnasiums die kurze und knackige Eigenproduktion „Schmetterlinge im Kopf“ unter der Leitung und Regie von StRin Elisa Romfeld.

Darin möchte die Teenagerin Julia (authentisch gespielt von Hanna Gummermann, Q11) so gern auf eine Party gehen, um ihrem Schwarm Tim zu begegnen, was ihre energische und strenge Mutter (Maria Erven, Q12) jedoch verbietet. Das Gefühlschaos scheint vorprogrammiert und es entzündet sich ein spannender wie auch amüsanter Konflikt der liebevoll und ideenreich auf der Bühne verkörperten Emotionen in Julias Kopf um die Frage, ob der Partybesuch trotz des Verbotes anzustreben sei.

So liefern sich Wut, lautstark dargestellt von Emilia Lampe (9c), Angst (Floriana Wolfrum, Q12) und Ekel (Lina Weigert, 9c) einen Schlagabtausch mit ihren Kontrahenten Freude (Emily Stein, Q11) und Liebe (Marlene Leibl, Q11).  Dabei wird die Gruppe der positiven Gefühle durch das etwas „einfach gestrickte“ Selbstbewusstsein (humorvoll gespielt von Emelie Merkel, Q11) unterstützt, wie die Analyse, überzeugend besetzt durch Patrick Badewitz (8a), den Zuschauenden erklärt. Schließlich erlangen die Befürwortenden, den Besuch der Party zu wagen, die Oberhand, wobei auch der Intellekt Julias (Helena Luttenberger, 8a) mithilfe verschiedener Beispiele aus der Literatur die Entscheidung bekräftigt.

Doch dort kommt es anders als erwartet und die Jugendliche trifft auf der Feier neben ihren Freundinnen (Anna Hoffmann, Q11, und Helena Kaulbach, Q11) überraschenderweise auch auf Anna (Anna Kaltner, Q11), was alle Emotionen noch einmal kräftig durcheinanderwirbelt. Da helfen dann auch nicht mehr „Plan und Struktur“, wie die Analyse in Zusammenhang mit gleichgeschlechtlicher Liebe fordert, sondern es gilt, „einfach mal etwas Neues auszuprobieren“, weil es sich gut anfühlt, so die Freude.

Schließlich setzt sich die mächtigste aller Empfindungen, die Liebe, gegen alle Zweifler durch und es gilt, gemeinsam zu Musik zu feiern. Ein von der Gruppe, komplettiert durch die Regieassistentinnen Luisa und Theresa Welsch (beide Q11), gelungen auf die Bühne gebrachtes Statement für mehr Toleranz in der Gesellschaft!

Nina Kohl
(Schultheaterleiterin am Max-Reger-Gymnasium)

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Skurrile Komödie zwingt am Ende zum Nachdenken

[09.03.2023/MRG] „Die Physiker“ – nach Friedrich Dürrenmatt

Annas riesiges Gesicht auf der Leinwand. Müde. Lustlos. Es war ein langer Schultag. Aber das Gesicht (intensiv: Anna Wendl) zeigt auch eine Spur Verzweiflung. Denn es soll noch ein Referat entstehen. Über diesen Dürrenmatt. Langweilig. Ist sicher schon hundert Jahre tot, der Typ. Und wie das Stück schon heißt. „Die Physiker“. Dazu ein staubtrockener Wikipedia-Artikel. Ermüdend. Besser erst gar nicht lesen. Letzter Notnagel: DIAZ fragen, die digitale Assistentin (Antonia Ströhl spielt DIAZ großartig kühl und abgeklärt). DIAZ nimmt die Aufgabe ernst und schafft eine virtuelle Welt.

Das Geschehen wechselt auf die Bühne. Die Schülerin, die eben noch am Referat arbeitete, wird von DIAZ durch das Stück geführt, mitten hinein in den Alltag einer Heilanstalt für schwer psychisch Kranke. Heute gab es einen Mord. Nein, Verzeihung. Die Oberschwestern (gestrenge Bewacherinnen: Jiayun Zou und Frederike Dötsch) müssen die Kriminalinspektoren immer wieder korrigieren. Es gibt zwar eine tote Krankenschwester. Erwürgt mit der Schnur der Stehlampe. Dienstbeflissen ermitteln das Emilia Rubenbauer als Gerichtsmedizinerin und Stella Decker als Polizistin. Aber der Täter ist verrückt. Hält sich für Einstein. Die Kriminaler (die spielfreudigen Nina Eules und Onyx Beha als sehr lässiges und schön zusammenspielendes Ermittlerduo) müssen es einsehen: Nicht schuldfähig. Also kein Mord. Sondern Verbleib des Täters in der Heilanstalt, bei den anderen verrückten Physikern: Ein weiterer Insasse ist als Newton verkleidet. Erzählt aber jedem, dass er nicht verrückt ist. Den Newton nur spielt. In Wirklichkeit sei er der einzig echte Einstein. Und hat ebenfalls eine Krankenschwester auf dem Gewissen. Man ahnt es: erwürgt, allerdings mit der Gardinenschnur. Dem dritten Physiker, Möbius, erscheint König Salomo (fürstliche Erscheinung als antiker Herrscher: Oscar Oeckl).

Skurrile Szenen folgen. Die Ex-Frau von Möbius (sehr intensiv gespielte Emotionen: Kathrin Liebl) mit ihren drei Buben tritt auf. Ein letzter Besuch, denn sie ist neu verheiratet mit einem salbungsvoll in Bibelversen sprechenden Missionar (diese groteske Figur wird sehr ausdrucksstark gestaltet von Michael Wiesnet, der später ebenso intensiv den brutalen Aufseher gibt). Die Buben (wunderbar brav: Pia Mutzbauer, Amelia Meissner, Emily Sprychel) spielen für ihren Vater ein letztes schräges Blockflötentrio. Möbius bleibt ungerührt. Lässt sich die Zukunftspläne der Buben erläutern. Theologie ist in Ordnung. Philosophie auch nicht schlecht. Aber seinem Jüngsten verbietet er eindringlich und plötzlich sehr emotional das Studium der Physik.

Schwester Monika liebt Möbius. Und hält ihn keineswegs für verrückt. Auch Möbius liebt sie. Und warnt sie. Aber sie lässt nicht locker, will mit ihm fliehen und ein neues Leben aufbauen. Nika Hüttner als Monika sowie Möbius zeigen uns hier ausdrucksvoll bewegende Gefühle. Aber natürlich muss auch Möbius die Krankenschwester, die er ernsthaft liebt, ins Jenseits befördern, um seine Tarnung nicht zu gefährden. Denn selbstverständlich sind die Physiker nicht verrückt. Newton (erst sehr elegant und stimmig als barocker Wissenschaftler in wunderbarem Kostüm und jetzt kühl und nüchtern als Geheimagent: Antonia Tessmann) und Einstein (Mik Bober spielt mit toller Einstein-Maske das müde Genie ebenso überzeugend wie den klaren Agenten) planen, den genialen Möbius aus der Anstalt in ihr jeweiliges Land zu bringen. Aber Möbius lehnt ab. In einer spannenden Diskussion, angereichert mit ein paar Pistolenduellen, gewinnt Möbius die anderen für seinen Vorschlag. Er hat zwar die legendäre Weltformel gefunden. Aber damit seine Ideen keinen Schaden anrichten, hat er den Weg ins Irrenhaus gewählt. Lia-Maline Müller spielt die Rolle(n) des Möbius sehr eindringlich, facettenreich und intensiv – ihr gelingt der Verrückte ebenso plausibel wie der Liebende und der ethische Denker, der sich aus der Welt zurückzieht, um die Welt zu retten. Die vernichtende Wirkung genialer Erfindungen von der Steinzeit bis heute sehen wir in einer rasanten Bildershow. Dank eines perfekten Technikteams klappt das wie auch die raffinierten Lichtwechsel wie am Schnürchen.

Möbius hat die Rechnung ohne die Leiterin der Anstalt gemacht. Sie hat die Aufzeichnungen seiner Theorien längst gestohlen. Als einzig wirklich Verrückte wird sie die Weltherrschaft an sich reißen. Nadja Rein zeigte uns lange überzeugend die verständnisvolle Beschützerin ihrer Verrückten – und jetzt ihren Wahnsinn.

Hier endet Dürrenmatts Stück. Und so möchte Anna sich aus der – immer noch virtuellen? – Realität abmelden. Aber DIAZ lockt sie: „Bleib doch noch ein wenig.“ Das Abmelden gelingt nicht. Und dann: „Niemand kommt hier lebend raus.“ Und Annas Schrei.

Was als unterhaltsame und skurrile Komödie begann, zwingt uns am Ende zum Nachdenken und erinnert uns an die Verantwortung, die jeder Einzelne trägt. Und daran, dass wir alle die Konflikte dieser Welt nicht hinter uns lassen können.

Viel Applaus für eine großartige Ensembleleistung des Oberstufentheaters des MRG und die bemerkenswerte Regiearbeit der Leiterin Simone Nimmerrichter.

Christoph Schulz
(Schultheaterleiter am Gregor-Mendel-Gymnasium)

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Schwere Kost mit Spielfreude präsentiert

Oder: Sehnsucht nach Spaghettieis

[08.03.2023/DJDS] „Der Herr der Fliegen“ – nach Motiven aus William Goldings Roman
„Der Herr der Fliegen“, der berühmte Roman von William Golding – eine wirklich anspruchsvolle Herausforderung, die die Theatergruppe der DJD-Schulen und ihre Spielleiter da angenommen hatten. Heraus kam allerdings weit mehr als nur ein „benutzerfreundliches Stück“, wie Spielleiter Peter Ringeisen es zu Beginn der Vorstellung im Bezug auf die überschaubare Länge des Stücks scherzhaft ankündigte. Die zwölf jungen Schauspielerinnen setzten den Inhalt dieses ernsten, gar verstörenden Werkes mit großer Überzeugungskraft und sichtbarer Spielfreude beeindruckend – und beklemmend – um. Begleitet und unterstützt wurden die Mädchen bei ihrer Probenarbeit nicht nur von den Lehrkräften Peter Ringeisen und Florian Hackl, sondern auch von dem polnischen Regisseur, Theaterleiter und Kinderbuchautor Grzegorz Szlanga. Ihn verbindet seit 2011 eine grenzübergreifende Theaterfreundschaft mit den DJD-Schulen. Diese Produktion ist nach „Oskar und die Dame in Rosa“ schon die zweite Schultheateraufführung, die er in Amberg begleitet.

Der Gehardinger-Saal war am Mittwoch, den 8. März, sehr gut gefüllt, als Peter Ringeisen und Grzegorz Szlanga eine kurze Einleitung zum bevorstehenden Stück gaben. Insbesondere gingen sie auf die Tatsache ein, dass es sich in der Romanvorlage bei den auf einer Insel gestrandeten Kindern und Jugendlichen allesamt um Jungen handelte, während in der aktuellen Adaption alle Gestrandeten Mädchen waren. Der Bezug zum Weltfrauentag (8. März) sei deshalb ganz bewusst gewählt worden.

Das Stück selbst begann mit dem Absturz des Flugzeugs, das die Kinder und Jugendlichen auf die Insel brachte. Auf eine – von einer engagierten Stewardess untermalten – launigen Durchsage des Flugkapitäns folgte der „Absturz-Blackout“. Die Überlebenden irrten mit ihren Handylampen durch das Dunkel und das Publikum, welches so von Anfang an von den Schauspielerinnen in ihren Bann gezogen wurde. Es lernte zu Beginn gleich zwei entscheidende Protagonistinnen kennen: Die unsichere Blondie (hinreißend verkopft gespielt von Leni Flöter) und die kecke Ruby, überzeugend verkörpert durch eine selbstbewusste Kimberly Reuter. Während Blondie stotternd ihre körperlichen Unzulänglichkeiten aufzählt und sich nach ihrer Tante sehnt, hat Ruby längst das große Ganze im Blick und trommelt die Überlebenden zusammen. Um jedoch die Rolle der Anführerin für sich verbuchen zu können, muss sie sich erst einmal gegen die aggressive Jackie durchsetzen. Kaya Lorenz spielt diese raubeinige Kapitänin mit ihrem Cheerleadergefolge wunderbar konfrontativ und mit einem Hang zur Grausamkeit. Doch trotz des lauten und wilden Gebarens von Jackie kann Ruby sich durchsetzen und zur Anführerin küren lassen – nicht zuletzt mit der Aussicht darauf, dass sie dafür sorgen wird, dass die Gruppe irgendwann endlich wieder Spaghettieis bekommen wird.

Beraten wird die geschickte Ruby dabei von Blondie, die ihr Ideen einflüstert und sie kreativ berät. So erhält Jackie die Aufgabe, das Jägerteam zu leiten – was sie voller Tatendrang und Blutdurst tut. Ihre Jägerinnen (Ciara Pflaum, Melanie Gruber, Nina Hauser, Lina Eiban, Ronja Maurer, Frieda Schindhelm, Katharina Papp und Antonia Schlegel) bemalen sich mit Tarnfarbe – originell: Wimpertusche! – und stampfen und tanzen zu starken Beats.

Beeindruckend war auch die schauspielerische Leistung von Sina Wittl, die die „kleine Sophie“ verkörperte und sich als diese ängstlich hinter Koffern versteckte. Ihre Panik vor „dem Tier“ steckt auch Blondie an, die jedoch bewusst rational versucht, ihre Angst in den Griff zu bekommen.

Als endlich ein Schiff am Horizont auftaucht, ist der Jubel groß. Noch größer jedoch ist die Empörung, als das Schiff vorbeizieht, da irgendjemand das Signalfeuer hat ausgehen lassen. Ruby und Jackie beschuldigen sich gegenseitig – es kommt zum ersten großen Streit, der von wüsten Schimpfwörtern begleitet wird (wie von Peter Ringeisen im Vorfeld angekündigt…).

Schließlich wenden sich die Schauspielerinnen dem Publikum zu. Sie sehnen sich nach den Erwachsenen, die – angeblich – in dieser Lage wüssten, was zu tun wäre. Die Tee trinken und ruhig reden statt streiten würden. Diese Behauptungen mussten dem Publikum angesichts der Realität in der Welt zu denken geben.

Ein weiteres Highlight des Stücks war die Fliegenplage, von der die Gestrandeten heimgesucht werden und der sie sich mit aller Macht erwehren müssen. Schließlich muss Jackie zugeben, noch kein Wild erlegt zu haben. Stattdessen sucht sie nach einer „Freiwilligen“, die als „Schwein“ dient. Die kleine Sophie tritt nicht rechtzeitig zurück und wird zum ersten Opfer der Gemeinschaft – doch nicht zum letzten. Denn kurz darauf wird auch Blondie getötet, als sie schlichtend in einen Kampf zwischen Ruby und Jackie eingreifen will. Mitten in diesen dramatischen Höhepunkt hinein erhalten die Jugendlichen einen Anruf: Ein Schiff steuert die Insel an und fragt, ob es Tote gab. „Nur zwei“, lautet die ernüchternde Antwort. Statt sich jedoch für die Toten zu rechtfertigen, gehen die Jugendlichen zum Gegenangriff über. Sie hätten erkannt, dass sie den Erwachsenen egal wären. So entscheiden sich die Inselbewohnerinnen am Ende gegen eine Rettung und nehmen Stellung ein gegen mögliche „Retter“.

Der Applaus für die Schauspielerinnen und ihre Spielleitung war laut, anhaltend – und vor allem wohlverdient. Man konnte während des Stücks deutlich spüren, wie intensiv sich die Mädchen mit dem Thema auseinandergesetzt und es zu „ihrer“ Geschichte gemacht hatten. Umso schöner war es, im Nachklang zu sehen, dass die Stimmung in der Gruppe in Wahrheit eine völlig andere war als unter den Gestrandeten, nämlich ausgelassen und voller Verbundenheit. In diesem Sinne bedankten sich die Schülerinnen auch bei ihren Leitern und ganz besonders bei ihrem langjähren Theaterlehrer Peter Ringeisen, für den es das letzte Jahr regulärer Schulspielarbeit ist. Wir hoffen natürlich, dass wir sowohl von der Gruppe als auch von ihm noch mehr zu sehen bekommen werden…

Claudia Ried
(Schultheaterleiterin am Gregor-Mendel-Gymnasium)

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Auftaktveranstaltung überzeugt

30. Amberger Schultheatertage beginnen mit abwechslungsreichem, attraktivem Querschnitt

Die 30. Amberger Schultheatertage begannen ihr rundes Jubiläumsjahr am 10.02.2023 mit einer bunten, abwechslungsreichen und durchwegs unterhaltsamen Auftaktveranstaltung im Stadttheater Amberg. Elf Theatergruppen konnte Bürgermeister Martin Preuß begrüßen. Drei inhaltliche Schwerpunkte zeigten sich: Das Thema des Außenseiters und der durch Mobbing Ausgeschlossenen wurde mehrfach behandelt; der Spaß am Rätsellösen und Ermitteln im Genre des Krimis kam öfter vor; und die Beschäftigung mit Vorlagen aus der Literatur brachte Klassiker auf die Bühne.

Den Anfang machte die Musicalklasse (5. Jgst.) des Max-Reger-Gymnasiums unter der Leitung von Tobias Kober und dem Lehrkräfteteam MK5 mit einem Ausschnitt aus „Der Tag, an dem es ‚Flupp‘ machte“ (Kindermusical von Jutta Hamprecht-Göppner und Tobias Wenkemann). Der Chor der Musicalklasse führte schwungvoll und unerschrocken in die Welt von „Maratonga“ ein, kleine Action-Szenen wurden gut integriert, um die Vorlieben der unterschiedlichen Gruppen darzustellen – und die in Blau getauchte Hauptfigur „Flupp“ zeigte ihr Bemühen, Anschluss zu finden in dieser Welt.

Mit der Theatergruppe der 5. und 6. Jahrgangsstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums hatten Elke Leibig und Annalena Egerer eine peppige Szenenfolge aus „Lucky Luke – der glorreiche Westernheld“ einstudiert, und schon der erste Anblick wurde durch die perfekte Kostümierung zum Genuss – auch die Schminkabteilung hatte beste Arbeit geleistet. Doch nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch überlegte Choreographie und sichere Gestik und Mimik überzeugten die vier Daltons, die vier Waltons und ihre Mitspielerinnen.

Brigitte Bodensteiner und Thomas Spörer hatten sich mit ihrer Gruppe „Theaterfieber“ von der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule Märchenmotive vorgenommen, vor allem aus Rotkäppchen, und daraus zusammen mit den Spielerinnen und Spielern das Stück „redhood crime – Märchen VERrückt“ entwickelt. Aus anscheinend ziellos durcheinander laufenden Figuren lösten sich Einzelne, traten nach vorn, um durch in Silben zerlegte Märchenbegriffe zu verkünden, aus denen sich der Zuschauer mit dern Zeit einen Sinn hinter dem Ganzen selbst konstruieren konnte – soweit, dass das Publikum sogar einzelne Wörter im Chor mitsprechen konnten (dezent unterstützt durch Sprechblasen auf der Bühne). Eine geschlossene Ensemble-Leistung!

In dem Ausschnitt aus „Ruhm“, das die Gruppe „Die Eulenspieler“ vom Erasmus-Gymnasium unter der Leitung von Sandra Häusler nach einem Theaterstück von Ilse Hilpert und Beate Höhn-Marten gestaltet hatten, ging es zunächst noch gar nicht um Ruhm, sondern um Ausgeschlossen-Sein. Die sympathische und musikalische Charlotte darf bei keiner der Cliquen ihrer Klasse dabei sein – sie wird weggeschickt und verspottet. Zum Glück hat sie eine nicht nur sehr einfühlsame, sondern auch gewitzte und technisch versierte Oma, die eines von Charlottes Liedern auf YouTube hochlädt … und der Ruhm stellt sich ein.

Zwei Krimis rundeten die erste Hälfte vor der Pause ab: Die Theatergruppe der Unterstufe des Max-Reger-Gymnasiums präsentierte eine Adaption des Romans „Das indische Tuch“ von Edgar Wallace (nach Bernd Spehling), und zwar als „interaktive Kriminalkomödie zum Mitraten“. Dass das Raten durchaus knifflig wird, konnte man daran sehen, dass kaum einer der Verwandten, die zur Testamentseröffnung des Mordopfers eintreffen, besonderes Mitgefühl zeigte – alle schienen mehr am Testament interessiert zu sein, und die unterschiedlichen Charaktere machten neugierig auf den Ausgang dieser Geschichte.

„Die wilden 13“, Theatergruppe der 6. und 7. Jahrgangsstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums, kamen mit einer selbst entwickelten Kriminalgeschichte: „Nur der Schein zählt“. Christoph Schulz hatte seine Truppe in einer Seniorenresidenz platziert … und dort tauchen unerwartet plötzlich sehr viele Geldscheine auf, von denen niemand zu wissen scheint, wem sie gehören und wo sie sich gerade befinden. Nur zum Schein sind die Seniorinnen und Senioren harmlos, und auch die Pflegekräfte sind wohl nur scheinbar fürsorglich – das kann noch spannend werden.

Mit einem literarischen Klassiker begann die zweite Hälfte. Die Spielerinnen der 7. bis 11. Jahrgangsstufe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen (Leitung: Florian Hackl und Peter Ringeisen) präsentierten mit einem Augenzwinkern Ausschnitte aus Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“, bei denen die zunächst vorherrschenden Gefühle der beiden jungen Liebespaare untereinander zum Ausdruck kamen, aber auch die Quirligkeit von Puck, die Herrscherinnen-Attitüde von Titania … und der Eindruck der Handwerker, dass niemand sie ernstnimmt – da täuschen sie sich natürlich!

Noch einmal ging es nun ins Krimi-Genre mit „Der Tote im Zug“, einer umgeschriebenen Fassung eines berühmten Romans von Agatha Christie, der in einem Schnellzug aus dem Orient spielt. Die Theatergruppe „Die Oscars“ vom Gregor-Mendel-Gymnasium unter der Leitung von Claudia Ried ging mit den Handlungselementen des Romans sehr kreativ um und setzte an den Anfang gleich mal die Autorin als Figur auf ein Sofa, und je mehr sie schrieb, desto mehr Romanfiguren umgaben sie – ein schönes Bild für die sich materialisierende Fantasie der Autorin. Man kann gespannt sein, was den „Oscars“ sonst noch alles einfällt bis zur Premiere.

Die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des Max-Reger-Gymnasiums ging unter der Leitung von Simone Nimmerrichter an den Dürrenmatt-Klassiker „Die Physiker“ mit dem Vorsatz heran, die Relevanz dieses Stücks im digitalen Zeitalter zu überprüfen. Wie das geschehen wird, war in dem Ausschnitt noch nicht zu erkennen, dafür aber lernte man die seltsame Welt kennen, in die sich die Wissenschaftler begeben hatten – ein Sanatorium –, und auch die nicht weniger seltsame Welt, die sich die Physiker in ihren Köpfen zurechtgebastelt haben – mit eigenen (un)moralischen Grundsätzen.

Nach diesem sehr ernsten Stoff zeigten die Mittel- und Oberstufe des Erasmus-Gymnasiums (Leitung: Elisa Romfeld) die heiteren Seiten … eines ebenfalls ernsten Stoffs: Was geht im Kopf eines Teenagers vor, der unbedingt zu einer Party gehen möchte, deren Besuch die Mutter soeben streng verboten hat? „Schmetterlinge im Kopf“ nennt die Gruppe ihr selbst entwickeltes Stück, und der zentrale Kniff, der das Ganze so munter und pfiffig machte, war die Verkörperung aller zum Teil widersprüchlichen, zum Teil einander verstärkenden Gefühle durch eine je eigene Darstellerin. So wüteten die „Wut“ und die „Lebensfreude“ über das Verbot, die „Angst“ dagegen riet eher davon ab, etwas Riskantes zu unternehmen – und währenddessen versuchte der „Intellekt“, die Oberhand zu behalten (und musste feststellen, dass nicht alle auf ihn hören wollten).

Den Schlusspunkt setzte wieder ein eher düsteres Stück – auch dies an eine literarische Vorlage angelehnt: „Der Herr der Fliegen“ nach William Goldings Roman wurde vorgestellt von den Spielerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 12 der Dr.-Johanna-Decker-Schulen, einstudiert von Florian Hackl, Peter Ringeisen und Grzegorz Szlanga. Ganz ohne gesprochenen Text, nur mit Toneinspielungen und reduzierten Bewegungen stellten die Akteurinnen den Flugzeugabsturz und ihre Notlandung auf einer einsamen Insel dar – worauf sie herausfanden, dass kein Erwachsener das Unglück überlebt hatte. Auf eine baldige Rettung konnten sie nicht hoffen, denn sie hatten mitbekommen, dass ein Atomkrieg herrschte; und so mussten sie versuchen, allein ein Gemeinwesen zu organisieren, um überleben zu können. Dass dabei auch dämonische Kräfte in Einzelnen ihre Wirkung entfalteten, wurde in der letzten gezeigten Szene deutlich, in der der „Herr der Fliegen“ zu Wort kam.

Es wurde oft und ausdauernd geklatscht an diesem Auftaktabend, und die Spielleiterinnen und -leiter waren sich einig, dass die Mischung aus unterschiedlichen Stilen und Sujets den besonderen Reiz dieses Stadttheatertermins ausmacht. Für die organisatorische Betreuung und Umsetzung sprachen sie dem Kulturamt der Stadt Amberg, im Besonderen Dr. Florian Kern, Barbara Hauck und Theatermeister Thoralf Kotlenga ihren herzlichen Dank aus; auch dem Sponsor, der Sparkasse Amberg-Sulzbach, galt der Dank der Theaterlehrkräfte.

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30. Amberger Schultheatertage

Über die Pressekonferenz zum Programm der 30. Amberger Schultheatertage berichteten die Amberger Zeitung, die Mittelbayerische Zeitung und Oberpfalz TV:

AZ: 30 Jahre Amberger Schultheatertage

MZ: Bei den Amberger Schultheatertagen zeigen Jugendliche ihre Schauspielkünste

OTV: Drei Jahrzehnte jugendliches Schauspiel

Die Stadt Amberg unterstützt durch ihr Kulturamt die Schultheatertage seit 30 Jahren. Ins Leben gerufen durch den damaligen Kulturreferenten Norbert Fischer und Kulturamtsleiterin Christiana Schmidbauer, weiter gepflegt durch Wolfgang Dersch und Thomas Boss, und nunmehr fortgeführt durch Dr. Florian Kern, Reiner Volkert und Theaterberaterin Barbara Hauck, haben sich die Schultheatertage als wunderbare Plattform für die Amberger Schultheaterszene etabliert.

Nachdem bereits in den ersten Jahren ein gemeinsamer Programmflyer und ein offizielles Plakat durch die Stadt Amberg gedruckt werden konnten, kam 2013 die Auftaktveranstaltung hinzu: Ein gemeinsamer Termin im Stadttheater, bei dem alle beteiligten Gruppen einen kurzen Ausschnitt aus der laufenden Produktion zeigen. Auf diese Weise kommen nicht nur viele jugendliche Spielerinnen und Spieler einmal in den Genuss, auf einer Profi-Bühne aufzutreten, sondern die Theatergruppen kommen untereinander in Kontakt, man sieht, was und wie die anderen Gruppen spielen – eine hervorragende Gelegenheit, hinzuzulernen.

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