26. Juli 2013 · 01:03
Gut gelaunte Darsteller glänzen in der Luitpoldschule
Die AG Schulspiel an der Luitpold-Mittelschule blickt auf eine lange Tradition und viele gelungene Aufführungen zurück. Aber dieses Jahr können die Spieler ihre Zuschauer zum ersten Mal im eigenen Haus empfangen – eine neue Bühne macht es möglich.
Und mit Romeo und Julia präsentieren sie uns die berühmteste Liebesgeschichte der Weltliteratur – endlich in der einzig wahren Version! Romeo (Cedric Plep) muss bei Herzblatt zwischen Kandidatinnen (Lena Achatz, Lea Rudolph, Sierra Brown) wählen, die natürlich seiner Julia (Leonnie Deligashi) nicht das Wasser reichen können; der Tipp mit dem Trank, der zu einem todesähnlichen Schlaf führt, kommt von Dr. Sommer (Natalie Pfeifer); und zum Schluss machen sich die Liebenden davon, um auf Mallorca ein Café zu eröffnen.
Das alles wird von einer spielfreudigen Truppe mit Witz und Charme dargeboten. Die energische Julia hat ihre partyfreudigen und oberflächlichen Freundinnen(Aleyna Keskin, Kristina Schwab, Lea Rudolph, Anh Beerschwinger) fest im Griff. Ihrer Mutter (Angelique Biela), die sie mit harter Hand zu führen versucht und unbedingt mit Maximilian (Lena Achatz) verheiraten möchte, leistet sie hartnäckig Widerstand. Nur zusammen mit ihrem Romeo zeigt sie bei der berühmten Balkonszene ihre romantische Seite.
Mit seinem Busenfreund Benvoglio (Marvin Deligashi) bildet Romeo ein unschlagbares Team. Zusammen vertuschen sie den Mord an Tybalt (Julia Idoma) auf unnachahmlich pragmatische Weise („Du räumst das weg“). Und wenn sie wie Amateurverbrecher den Überfall auf das Fest der verfeindeten Familie von Julia planen, dann nimmt das Lachen kein Ende.
Für die heimliche Eheschließung der Liebenden sorgt wie im Original ein Mönch (Denis Büttner). Als Bürgermeister, Showmaster bei Herzblatt und Kellner tritt Alessio Scanu auf, Romeos Eltern werden von Joel Biela und Alina Käfer dargestellt, Benjamin Spitzl ist als ein weiterer Freund Romeos zu sehen.
Die Inszenierung ist reich an witzigen Einfällen, die Sprache genauso bunt und manchmal drastisch wie im Original und die Spieler zu lockerer Improvisation aufgelegt. Ein weinendes Baby im Publikum lässt Benvoglio die Schuld bei Romeos zu lautem Wesen suchen.
Als Bühnenbild dienen liebevoll bemalte Kartons, die von den gerade nicht beteiligten Spielern gehalten werden und blitzschnelle Szenenwechsel möglich machen. Dazu Kostüme, die die Rollen sehr gut charakterisieren, vom lässigen Romeo im Freizeitdress bis zur standesbewussten Mutter von Julia, die im strengen fürstlichen Gewand erscheint.
Die geschickte Bearbeitung des alten Stoffs durch die erfahrene Spielleiterin Maria Treml-Paskowski gibt den Schauspielern alle Möglichkeiten, befreit aus sich herauszugehen und ihr komödiantisches Talent zu zeigen. Manche Gags werden so schön ausgespielt, dass sie nicht nur beim Publikum zünden. Und wenn Romeo die Zauberkräutlein im Teebeutel aufbrüht, darf er sogar in der Originalsprache die „tea time“ ankündigen.
Shakespeares Stück hat schon oft Modernisierungen erfahren. Mit dieser hier wäre der große Dramatiker selbst wohl sehr zufrieden gewesen.
Christoph Schulz (GMG)