[GMG, 27.04.2017] Dass die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums ihr Publikum begeisterte, lag nicht nur an der verschrobenen und sehr unterhaltsamen Komödie „Doof gelaufen“ selbst, sondern vor allem an den ausdrucksstarken Darstellern, die mit ihren jeweiligen Schrulligkeiten und schauspielerischen Fähigkeiten den einen oder anderen Lachmuskel deutlich strapazierten.
Schauplatz und Kulisse ist die etwas unordentlich und messihafte WG in der Goethestraße 22, in der einige mehr oder weniger „verpeilte“ Bewohner, nämlich die Hauptpersonen des Stücks, zusammenleben. Während die wortgewandte Vicky, sehr authentisch und überzeugend gespielt von Aurelia Zielger, dem Alkohol frönt und Geld für ihr Studium im Fast-Food-Restaurant verdient, vertrödelt Julia (erfrischend lebendig dargestellt von Valeria Lagutina) ihre Zeit mit Duschen und Schminken.
Peter Netta spielt den einzig männlichen Vertreter dieser ansonsten weiblich dominierten WG und mimt sehr überzeugend und glaubwürdig den von allerlei Neurosen geplagten Sebi, der sich oftmals wegen seiner Ängste und Allergien selbst im Weg steht. Die Vierte im Bunde ist die etwas alternativ-ökomäßig angehauchte Tanja (blendend im Agieren und stark im Ausdruck von Clarissa Cizeh), die gute Seele in dieser Gemeinschaft, die mit ihrer Fürsorglichkeit und ihrem Sauberkeitsfimmel für ein harmonisches Zusammenleben und Miteinander sorgt.
Dass diese schrullige Studenten-WG kein ideales Ziel für einen Raubüberfall ist, bekommt das Schurkenehepaar Valentina und Klaus zu spüren, das durch eine dumme Verwechslung zur falschen Adresse gefahren ist. Die beiden wollten eigentlich den wohlhabenden Herrn Vogelsang ausrauben, der -wie es der Zufall nur so will- der fiese und ausbeuterische Chef von Sebi ist. Die dominant und resolut wirkende Valentina, schön verkörpert von Emily Landel, und ihr etwas kleinlauter und emotionaler Mann Klaus (mit fesselnder Mimik und Gestik gespielt von David Pickel) geben ein sehr amateurhaftes und ungleiches Gaunerpärchen ab, das augenscheinlich wenig Erfahrung bezüglich Raubüberfällen hat und darüber hinaus noch mit ganz anderen Problemen bei der nun folgenden Geiselnahme konfrontiert ist: Julia und Klaus finden sich auf Anhieb sympathisch und er freundet sich mit Julia an, die sehr viel „Verständnis“ für den von seiner Frau Dominierten aufbringt, was natürlich große Eifersucht bei Valentina hervorruft.
Als Sebi im Gerangel den Pizzaboten (verkörpert von Lea Braun, die auch in ihrer zweiten Rolle als Polizist vollstens überzeugt) erschießt, brechen sich die kriminellen Energien Bahn: Die WG beschließt mit Hilfe der Gauner, die Leiche verschwinden zu lassen und sich der Polizei gegenüber als Geiseln blutrünstiger Kidnapper auszugeben, denn so wollen sie sich ihren Teil am Lösegeld sichern und sich als Aussteiger ihre Träume erfüllen. Die Polizei, von Judith Bässler grandios und mitreißend verkörpert, scheint nicht wirklich an der Aufklärung des Falles interessiert zu sein und bleibt erstaunlich passiv; vielmehr schlägt sich der Kollege (Lea Braun) letztlich auf die Seite der Gauner. Das erpresste Lösegeld wird von Julias Mutter, von Frau Braun (sehr adrett und reizend gespielt: Carolin Spies) übergeben, diese zeigt aber keinerlei Interesse am Leben und Schicksal ihrer Tochter.
Zu guter Letzt dringt doch noch die Polizei in die bereits leere und verlassene WG ein und muss feststellen, dass der Einsatz „doof gelaufen“ ist, womit das sehr kurzweilige Stück endet.
Insgesamt traf der Mix aus Krimi und Komödie bei den Zuschauern voll ins Schwarze, sehr oft brach das Publikum wegen der teilweise skurrilen und unerwarteten Verwicklungen in Gelächter aus. Es spendete zum Schluss herzlichen Applaus, der auch den engagierten Spielleitern Christine Kleinert und Christoph Schulz galt, die mit großem Engagement dieses kurzweilige und amüsante Stück mit ihrer Theatergruppe auf die Bühne brachten.
Winfried Sima, FOS/BOS