Eigentlich hat er ja Pfarrer werden wollen – doch der böse Herzog ließ ihn nicht. Also schickte man den jungen Fritz Schiller zur Musterung an die Militärakademie. Sehr zum Leidwesen seiner weiblichen Verwandten… Also doch kein Stück von Schiller – sondern eines über den Dichter selbst? Die Oberstufentheatergruppe des Erasmus-Gymnasiums unter der Leitung von Uta Löw hatte sich für ihre Inszenierung beides vorgenommen. „Schiller schreibt seine Räuber“ lautet der Titel des selbst geschriebenen Stückes, aufgeführt am vergangenen Mittwochabend. Dabei gaben die achtzehn jungen Schauspielerinnen und Schauspieler alles, um dem Publikum einen abwechslungsreichen und interessanten Einblick in das Schaffen des jungen Dichters (charmant gespielt von Elias Lauerer) zu geben.
Der wunderbar zackige Militärarzt (Tobias Andersch) bemängelt zwar die Größe und schmächtige Statur des jungen Friedrich, dennoch steht Schiller nun im Dienst des strengen Herzogs (Joschka Wischer), dem zwar wenig an seinen einzelnen Kadetten, dafür umso mehr am Wein liegt. Schiller findet nach Christian (Martin Fenk) rasch weitere Freunde in der Akademie. Da sein kreativer Geist sich vor allem nachts zu regen beginnt, umgeht er die abendliche Bettruhe, indem er sich des Öfteren krank meldet. In der Krankenstation findet er nämlich ein nächtliches Licht – und die Muße, sein erstes Drama zu schreiben: „Die Räuber“. Seine Kameraden nehmen enthusiastisch Anteil an dieser Schaffungsgeschichte. Sie hören, lesen und spielen voller Leidenschaft, was Friedrich in den Nächten geschaffen hat, verwandeln sich zuweilen selbst in die wilde Räuberbande unter ihrem Anführer Karl Moor (stark: Tobias Haller).
Auch den wunderbar fiesen, intriganten Bösewicht und Bruder Franz Moor (Matthias Aures) lässt Schiller vor den Augen seiner Mitschüler auferstehen. Unter seiner Regie proben zwei Freunde eine feurige Liebesszene (mitreißend gespielt von den Schwestern Franziska und Kerstin Hübner). Dramatischer Höhepunkt war zweifellos die Konfrontation Karl Moors mit dessen Vater (Mario Scharl) und seiner Verlobten Amalia (Cora Koch). Während der alte Moor röchelnd zusammensinkt, versucht Karls verzweifelte Verlobte, ihren Geliebten zurück zu gewinnen, ehe sie letztendlich durch seine Hand umkommt.
Schließlich sind „Die Räuber“ vollendet – und werden uraufgeführt. Und das Publikum sieht sich durch die jungen Schauspieler im „originalen“ Publikum dieser Erstaufführung widergespiegelt. Nun zeigen auch Lukas Dimpfl, Larissa Engelhardt, Anja Fischer, Ulrich Kraus, Anna-Lena Kuhn, Bina Rückel, Johanna Schötz und Katja Wamser noch einmal ihr tolles schauspielerisches Können. Ob es damals bei der Premiere allerdings tatsächlich so exstatisch, heulend und zähneknirschend zuging? Wir möchten es gerne glauben.
Claudia Ried (GMG)