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Eine ungewöhnliche Freundschaft

„Pünktchen und Anton“: Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft brachte die Theatergruppe der Unterstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums am Donnerstag im Rahmen der Amberger Schultheatertage brilliant mit ein paar Überraschungen zum Original auf die Bühne.

Den Auftakt machte die Familie Teufel mit Big Mama, der Chefin des Teufel-Clans, nicht nur stimmlich überzeugend dargestellt von Johanna Lucks,  die alle teuflischen Fäden in der Hand hat. Unterstützt wurde sie von ihrem zwielichtigen Sohn Robert, prima gaunermäßig umgesetzt von Paul Dotzler und seiner Verlobten namens Tussi, gekonnt gespielt von Emily Eckert. Sie heckten einen Plan aus, wie sie denn Familie Pogge ausrauben könnten und beschlossen, Robert sollte die ihm verfallene Fräulein Andacht, die bei den Pogges als Kindermädchen arbeitete, ausnutzen und so an Pogge‘s Wohnungsplan und Schlüssel zu kommen.

Die Karrierefrau, Chefin einer Spazierstockfabrik, vielbeschäftigte Mutter Frau Pogge (Carolin Spieß) hatte zum Bedauern ihrer Drillinge viel zu wenig Zeit und hetzte von ihrer äußerst gewissenhaften Sekretärin (Emily Madl) von einem Termin zum nächsten. Sie wurde deshalb sogar von ihren Kindern und auch ihrem Mann, pfiffig dargeboten von Luca Willax, als „Frau Direktor“ bezeichnet. Auch dieser fand leider keine Zeit für die Sprösslinge, da er viel zu viel Zeit mit Computerspielen und Pokern verbrachte.

Die Pünktchen, die Drillingskinder der Familie Pogge, individuell, gut aufeinander abgestimmt und einfach liebenswert umgesetzt von Lea Braun, Aurelia Ziegler und Julia Korett, wurden also von Fräulein Andacht betreut, optisch und schauspielerisch überzeugend dargeboten von Jana Sumin. Obwohl Pünktchens Eltern wohlhabend waren, gingen sie auf Initiative von Fräulein Andacht betteln, damit diese ihren Verlobten Robert (von den Pünktchen nur „Robert der Teufel“) das verlangte Geld geben konnte. Bewaffnet mit Streichholzschachteln und einer Original-Drehorgel gingen die Pünktchen mit ihrer „blinden Mutter“ Fräulein Andacht zum Betteln auf die Straße. Und da trafen sie den grundanständigen Jungen Anton Gast und freundeten sich sogleich mit ihm an. Mit Anton‘s ehrlichem Charakter und liebenswerten Wesen wusste Johannes Altmann die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Er versorgte mit dem Verkauf von Schnürsenkeln sich und seine nach einer Operation noch sehr geschwächte und liebevolle Mutter (Sonja Hopfenzitz). Doch auf der Straße ist es nicht ungefährlich. Die fiese Klepperbande, gaunerhaft und gemein gut dargestellt von Nicole Stauber, Lara Bothner und Emily Landel, versuchten die Pünktchen zu erpressen und Anton wollte sie natürlich beschützen. Das musste er leider büßen und wurde von diesen Rockerbräuten verprügelt. Anton hatte es auch so nicht leicht, denn die Aufgaben, die er alle aufopferungsvoll übernahm, waren anstrengend und Kräfte zerrend. So schlief er oft in der Schule ein, sehr zum Ärger seines Lehrers Herrn Bremser, ausgesprochen gekonnt von Michael Baumann auf die Bühne gebracht.

Zum Höhepunkt kam es dann, als Anton mitbekommt, dass Fräulein Andacht Robert dem Teufel Wohnungsplan und Schlüssel aushändigt. Er schlussfolgerte richtig und alarmierte Berta (Susanna Jost), die zuverlässige Köchin von Familie Pogge. Sie ist die gute Seele des Hauses, Fräulein Andacht schon länger misstrauisch und mit dem Verhalten der erwachsenen Mitglieder der Familie Pogge aus guten Gründen nicht einverstanden. So überwältigt sie den Teufel und machte ihn gekonnt mit Seilen gefesselt wie eine Roulade dingfest. Die Polizistin nahm ihn anschließend fest. Diese wurde dargestellt von Melina Jirsak, die ihre Vielseitigkeit mit weiteren unterschiedlichen Besetzungen wie Botin, Kellnerin und einer Dame unter Beweis stellte. Zeitgleich wurden die Pünktchen  und Fräulein Andacht inflagranti von Herrn und Frau Pogge beim Betteln angetroffen, woraufhin diese sofort die Flucht ergreift. Die Familie Pogge kehrte heim und trafen die „dicke“ Berta, die Polizistin und Einbrecher Teufel an. Pünktchens Eltern erkannten ihre soziale Verantwortung und dass sie ihre Drillinge vernachlässigt hatten. Deshalb durften Anton und seine Mutter in die Wohung der Pogges einziehen.

Der Leiter des Ensembles, Christoph Schulz, verstand das Publikum immer wieder einzubeziehen, in dem er die ganze Aula als Bühne benutzte und es direkt ansprach z. B. mit dem Verkauf der Streichhölzer. Das war eine Herausforderung für die Lichttechniker, die dem aber vollkommen gewachsen waren. Aufgelockert wurde das Stück auch immer wieder mit den Anweisungen der Schauspieler „Licht aus!“ bzw. „Licht an!“ oder einem mitreisenden Tanz der Klepperbande. Im Ganzen eine gelungene und überzeugende Darbietung, an der nicht nur die Mitwirkenden sichtlich Spaß hatten.

Brigitte Bodensteiner

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Eingeordnet unter Schultheatertage 2013