„Wenn man etwas Gescheites will, muss man es selber machen!“ Dieses Fazit zieht am Ende eines vergnüglichen Theaterabends nicht nur der gestresste und genervte Assistent Leon (Quirin Langer, 10d), sondern zog bereits vorher die Theatergruppe Obstsalat des Gregor-Mendel-Gymnasiums. Unter der Leitung von Claudia Ried ersann die spielfreudige Schauspieltruppe das Stück „The making of Romeo und Julia“ nach William Shakespeare, in dem bei einem Casting Schauspieler für die klassischste aller Liebesgeschichten gesucht werden.
Die Intendanten Romy Dichter (Constanze Gierl, 9d) und Julian Schüttler (Barbara Winkler, 10b) lassen verschiedene Darsteller, die unterschiedliche Szenen aus der Textvorlage vorbereitet haben, für die geplante Aufführung von „Romeo und Julia“ vorsprechen. Dabei werden sie immer wieder vom Produzenten Speer (Jonathan Grothaus, Q11) und seiner Verlobten Victoria (Katharina Knab, 10a) unterbrochen. Das naive und völlig untalentierte Blondchen drängt sich selbst für die Rolle der Julia auf, wird aber geschickt von ihrem Freund und den beiden Intendanten abgewiesen.
Das Casting beginnt mit einem talentierten Schauspieler (Benedikt Hösl, 9e), der jedoch statt Shakespeare Goethe rezitiert.
Auch die nächste Truppe (Alexandra Jehlicka 10b, Meike Pfeiffer 10a, Sarah Hepp 9b) erweist sich als nicht geeignet, da sie den Dialog zwischen Benvolio und Romeo als Kindertheater inszeniert.
Keinen Gefallen bei den Intendanten findet ebenso die nun folgende Schauspielgruppe (u.a. Antonia Schmidt, 9d), die das erste Aufeinandertreffen von Romeo und Julia als Begegnung von Gangster – Rappern interpretiert.
Einen Höhepunkt der Vorstellung bietet die Darbietung der beiden Putzfrauen Ilse (Lena Härteis, 10a) und Anna Shalsi (Realschule), die hervorragend singend das Gespräch zwischen Julia und ihrer Mutter vortragen.
Die Intendanten Romy und Julian möchten aber trotzdem noch die weiteren Bewerber begutachten und bitten die nächste Gruppe auf die Bühne. Diese bietet in klassischer Weise den Tanz von Romeo und Julia auf dem Maskenball dar.
Jetzt erscheinen die vom divenhaften Assistenten Leon favorisierten Balletttänzer („Wegen der engen Trikots!“) und bringen die berühmte Balkonszene akrobatisch auf einer Leiter zum Besten.
Natürlich darf der Kampf zwischen Mercutio und Tybalt nicht fehlen! In Cowboymanier und zur Musik aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ duellieren sich die beiden in Zeitlupe. Romeo erschießt Tybalt und trauert lautlos über den Verlust Mercutios. Ein glanzvoller Auftritt, der mit viel Applaus belohnt wurde.
Erotisch wird es mit der Hochzeitsnacht von Romeo und Julia, die gleich von zwei Schauspieltrupps hintereinander dargeboten wird. Zunächst tritt die Gruppe „Erotica“ auf, die der Intendant Julian schon sehnsüchtig erwartet. Julia wird hier als begierige und heiße Braut dargestellt und Romeo als ängstlicher und zögerlicher Liebhaber. In der folgenden Szene ist Julia enttäuscht von der ersten gemeinsamen Nacht und Romeo zeigt sich völlig überzeugt von seinen – nicht vorhandenen – liebhaberischen Fähigkeiten.
Es erscheint nun eine bilinguale Theatergruppe, die das Gespräch zwischen Pater Lorenzo und Julia zweisprachig, in Deutsch und Englisch, vorträgt. Auch diese Darbietung entfacht bei Romy und Julian keine Begeisterung und so werden die nächsten Spieler auf die Bühne geholt.
Die Schlussszene wird von zwei unfähigen Schauspielern interpretiert, die von einem Fettnäpfchen ins andere tappen. So schläft Julia tatsächlich auf der Bühne ein anstatt nur so zu tun, Romeo stolpert mehrfach und schließlich verlässt Julia genervt die Bühne. Ein ganz anderes Ende zeigt die folgende Truppe, die einen Romeo darstellt, der nicht fähig ist sich umzubringen. Letztendlich stolpert er über die schlafende Julia, fällt um und ist tot. Daraufhin tötet sich die wieder erwachte Julia mit dem Schwert ihres Liebsten.
Die beiden Intendanten Romy und Julian finden unter den vielen verschiedenen Bewerbern keine geeigneten Darsteller und stehen nach dem Casting wieder am Anfang. Sie fallen sich in die Arme und gestehen sich vor den Augen des Produzenten Speer und des Assistenten Leon ihre Liebe. Dieser hat nun die rettende Idee: Romy und Julian, das echte Liebespaar, sollen die Rollen des Romeo und der Julia selbst übernehmen.
Das letzte Wort haben nun die beiden Putzfrauen Traudl und Ilse, die das vermeintlich leere Theater säubern und dabei einen nicht ganz jugendfreien Tanz hinlegen. Diese Szene bot einen weiteren Höhepunkt der Aufführung, die das Publikum mit tosendem Beifall bedachte.
Insgesamt eine rundum gelungene Vorstellung der Theatergruppe Obstsalat mit durchwegs talentierten und textsicheren Schauspielern (u.a. Katharina Waal 9b, Alexander Türk 10d, Franziska Neuser 9b, Hanna-Miriam Patt 10a, Johanna Mehringer 9d, Martina Mikutta 9b und Julia Riedl 9b). Ebenso gelungen die verschiedenen Einfälle der Gruppe, z.B. zwei ältere Damen im Publikum, ein stehendes Bett in einer der Hochzeitsnächte oder ein Wassereimer, in dem sich Romeo ertränken möchte. Bitte mehr davon!
Maria Treml-Paskowski