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Was ist schon real?

[MRG, 12.05.2022] Alice im Anderland – frei nach Lewis Carroll

„Herzlich willkommen in der Reger’schen Nervenheilanstalt“. Unter diesem Motto fanden sich die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer am Donnerstag, den 12.5., im JUZ Klärwerk ein, um die Aufführung der Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des Max-Reger-Gymnasiums zu erleben. Die Gruppe präsentierte das Stück „Alice im Anderland“, das auf den ähnlich klingenden Roman von Lewis Caroll basiert. Das Publikum wurde von einem schlichten Bühnenbild aus weißen Pappquadern empfangen, die mit den unterschiedlichsten psychischen Ausnahmezuständen und Krankheiten beschriftet waren. Schnell wurde klar, um wen sich das Stück drehte – nämlich um Patientin 263, auch bekannt als Alice, die nach dem Feuertod ihrer Eltern in der Nervenheilanstalt gekommen war. Die junge Waise, leidenschaftlich und frech gespielt von Nadja Rein, zeigte nicht nur einen ausgeprägten Hang zu blauen Pillen, sondern auch einen starken Widerwillen gegen Autoritäten. Unterstützt wurde sie dabei von ihren ständigen Begleitungen – den Grinsekatzen. Onyx Beha und Michael Wiesnet bewegen sich mit herrlich katzenhafter Geschmeidigkeit durch den Raum, während sie Alice mit zahlreichen gutgemeinten Ratschlägen und Warnungen bedachten.

(Fotos: Von der Auftaktveranstaltung im Stadttheater/29.03.2022)

Das Personal der Nervenheilanstalt war ein bunter Reigen aus den unterschiedlichsten Charakteren. Während die neue Ärztin (überzeugend enthusiastisch: Kathrin Liebl) sich um das Wohl ihrer Schützlinge sorgte, waren dem erfahrenen Mediziner dort solch menschliche Empathien fremd. Jonas Zimmermann spielte den wunderbar gleichgültigen und abgebrühten Arzt, dem deutlich mehr an seinem Klebestift als seinen Patienten lag, mit mitreißender Gehässigkeit. Wirklich zum Fürchten allerdings waren das Pflegepersonal der Nachtschicht. Während der als Herzbube bekannte Pfleger, durchsetzungsstark gespielt von Nina Eules, die Insassen bei seinen Rundgängen mit dem Schlagstock in Angst und Schrecken versetzte, ging doch – wie bereits bei Caroll – die größte Gefahr von der Herzkönigin aus. Theaterprofi Hanna Schallmaier terrorisierte als Nachtschwester im knallroten Kleid und Lederhalsband hinreißend teuflisch ihre Station.

Derart unter Druck gesetzt war die Stimmung unter den Patientinnen und Patienten wenig hoffnungsvoll. Der Hutmacher im Militärlook (bedrückend traumatisiert: Antonia Tessmann), die Herzogin mit eingebildetem Kind (überzeugend ohne jeden Realitätsbezug: Jule Berger), der Koch (liebenswert verfressen: Oscar Öckl) und die abgedreht von Antonia Ströhl gespielte stets bekiffte Raupe glaubten eigentlich nicht mehr daran, dem Regime der Herzkönigin entkommen zu können. Auf Alices Initiative hin – no risk no fun – überredeten sie aber schließlich doch das von Lia Maline Müller bezaubernd schreckhaft gespielte Kaninchen, heimlich die Schlüssel der Tyrannin zu entwenden. Als diese Aktion katastrophal misslang, kam es zum Showdown: Alice kämpfte, nun aber nicht mehr gegen Herzbube oder Herzkönigin, sondern gegen ihre eigenen Dämonen, und setzte schließlich in ihrem Wahn die Anstalt in Brand.

Spannend für das Publikum waren neben der Handlung selbst auch die Präsentationen verschiedenster psychischer Störungen wie PTBS, Paranoia, Depression und Schizophrenie, die vom „Ärtzeteam“ in kleinen Kurzvorträgen vorgestellt wurden.

Ein zusätzliches Highlight waren die beiden Gastschüler Patrick Ye und Vojtech Brodsky, die als Lakai und Erzähler das Publikum durch ihr punktuelles witziges Auftreten immer wieder zum Schmunzeln brachten.

Wer im Grunde verrückter war in dieser Reger’schen Nervenheilanstalt (das Personal oder die Insassen) oder was oder wer wirklich real war oder nicht, das blieb am Ende offen. Aber dem Publikum war das nur Recht, und es spendete begeistert und großzügig Applaus.

Claudia Ried, Spielleiterin am Gregor-Mendel-Gymnasium

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„Verdammt gut!“

Die Ober—und Unterstufentheatergruppen des Max-Reger-Gymnasiums begeisterten gemeinsam ihr Publikum mit dem Stück „Alice im Wunderland“.

[MRG, 14.04.2016]   Angelehnt an das Original wurde die Eigenproduktion von den beiden Regisseurinnen Bianca Rauchenberger und Diana Schneider in die heutige Schulwelt verlegt. Eine Privatschule wird mit strenger Hand von der herrischen Direktorin (die Herzkönigin, Katharina Schricker) und ihrer untergebenen Sekretärin Frau Kreuz (die Kreuzdame, Nina Lehner) regiert. Laufen, Ballspielen und Widersprechen sind strengstens verboten und werden mit drakonischen Strafen geahndet. Dies hat der vorlaute und rebellische Schüler Gilgin Sapka (der verrückte Hutmacher, Niclas Ciriacy-Wantrup) bereits mehrmals am eigenen Leib erfahren müssen. Bei einem nochmaligen Verstoß gegen die Regeln der fiesen Direktorin droht ihm sogar der Verweis von der Schule. Gilgin freundet sich mit der neuen Schülerin Alice (Nicole Dreher) an, die sich ebenfalls nicht mit den rauen Erziehungsmethoden der Schulleitung anfreunden kann.

Auch Lehrer wie der sanftmütige und gutmütige Kunstlehrer König (der Herzkönig, Judith Mitschke) und die etwas zerstreute Chemielehrerin Frau Raupe (Absolem) kuschen vor der machtgierigen Frau König. Bedingungslos führt der von einer multiplen Persönlichkeitsstörung betroffene Hausmeister Dusel (Dideldum und Dideldei, Lisa-Marie Brüning) die Anordnungen seiner Chefin aus.

Alice folgt eines Tages heimlich ihren Mitschülern durch ein Tor in eine fremde Welt, in der sie den Figuren aus ihrer Schule wieder begegnet. Auf ihrem gefährlichen Weg durch das Wunderland wird Alice von der Grinsekatze (Sophie Niebler) und Absolem, einer Wasserpfeife rauchenden Raupe geleitet.

Das Mädchen muss sich auf einer Teeparty mit dem dem verrückten Hutmacher, dem dauerkichernden Märzhasen (Selina Klatt), der schüchternen Haselmaus (Elisa Schuth) und dem weißen Kaninchen ärgern. Der Hutmacher gibt sich als Alice aus und wird von den Soldaten der Herzkönigin (Lia-Maline Müller, Greta Reber, Sophia Cordts, Jule Berger, Nadja Rein, Katharina Filin) gefangen genommen. Wie in der Romanvorlage droht dem Hutmacher das allseits bekannte: „Kopf ab!“. Nur Alice kann ihm noch helfen, in dem sie den mächtigen Jabberwocky besiegt. Natürlich gelingt ihr dies und der verrückte Hutmacher ist gerettet.

Zurück in der normalen Welt kann Alice ihre Mitschüler dazu motivieren, sich gegen die Direktorin Frau König aufzulehnen. Diese gibt auf und dankt ab. Nun können die Schüler ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen.

Den Zuschauern bot sich ein vergnüglicher und kurzweiliger Theaterabend. Die Szenen aus dem Schulalltag wurden gekonnt auf die Spitze getrieben und rissen das Publikum immer wieder zu Lachern hin. Allen voran die Figuren des Schülers Karl Nickl (der weiße Hase) und des Hausmeisters Dusel sorgten für Heiterkeit. Die jungen Akteure zeigten allesamt schauspielerisches Talent und Wandlungsfähigkeit. Um den Theaterabend kurz zusammenzufassen, möchte ich meinen Sitznachbarn zitieren, der die Vorstellung mit den Worten: „Verdammt gut!“ kommentierte.

Maria Treml-Paskowski

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