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Horror!

[14.10.2022/GMG] „Horror!“ von Barbara Seeliger

Am Abend des 14.10.2022 brachte die Unterstufen-Theatergruppe „Die Wilden 13“ des GMG unter der Leitung von Christoph Schulz das Stück „Horror“ auf die Bühne. Die vielen unterschiedlich gestalteten Plakate, die im ganzen Schulhaus verteilt waren, verhießen einen äußerst blutrünstigen Abend. So war die Neugier beim Publikum groß, als der Vorhang in der voll besetzten Aula fiel und den Blick freigab auf eine schwarze Bühne, auf der sich nach und nach die „Spielwütigen“ der Schule einfanden – Wir befanden uns mitten in den Vorbereitungen zum Dreh eines Horrorfilms! Mit jeder Menge „special effects“ und gaaanz viel Blut, versteht sich!

Dass so etwas ein sehr ambitioniertes Unterfangen ist, stellte sich schnell heraus! Die junge Regisseurin Anne (Hannah Widmann spielte die Anne in vollendeter Freundlichkeit und mit schier endlosem Enthusiasmus) schien mit einem meterdicken Geduldsfaden gewappnet und versuchte ihre Mitstreiter*innen für das Projekt zu begeistern und die verschiedenen Ideen zu bündeln. Hätte sie nicht ihre Assistentin Verena (geradezu furchteinflößend energisch: Liv Erzberger) an ihrer Seite gehabt, hätte das Projekt wohl gleich am Anfang wieder sein Ende gefunden.

Denn auch wenn sich alle – die wild entschlossenen Schauspieler*innen und das durch und durch kompetente Technikteam – todesmutig in dieses Abenteuer stürzten, um ihre geballte Energie in Gänsehautentwicklung zu verwandeln, lauerten die ersten Fallstricke bereits bei der Vergabe der Rollen: Das Drehbuch sah leider nur eine weibliche Hauptfigur vor, um die sich die fünf Schauspielerinnen im wahrsten Sinne des Wortes prügelten. Es war ein Genuss, ihnen dabei zuzusehen, mit welch leidenschaftlicher Zickigkeit sie um die Rollen rangen! Nachdem sich keine einvernehmliche Rollenverteilung am Horizont abzeichnete, bekam kurzerhand Lisa – Jojo Henkel spielte sie erfrischend fröhlich und pragmatisch – den Part der Livia zugeteilt, sehr zum Missfallen des restlichen weiblichen Ensembles.

Nachdem auch die übrigen Rollen verteilt waren, hätten die Dreharbeiten eigentlich anfangen können. Hätten. Eigentlich. Denn die allgemeine Unzufriedenheit brach sich dergestalt Bahn, dass ein wildes Gezerre um die vermeintlich besten Rollen begann. In kurzen und witzigen Dialogen versuchten die einzelnen Darsteller*innen sich gegenseitig ihre Rollen schmackhaft zu machen, um sich die jeweils anderen Rollen zu schnappen. Paulina (wunderbar energisch gespielt), die sich so gar nicht mit der Rolle der Putzfrau abfinden wollte, sorgte dabei für viel Wirbel. Zunächst stürzte sie sich mit wahrem Feuereifer, aber erfolglos, auf Lisa, deren Part sie naturgemäß für den ihren hielt, war doch der männliche Hauptdarsteller Max ihr Freund! Dann versprach sie sich von Kathrin und Eva einen Rollenwechsel. Auch wenn diese Gespräche nicht zum gewünschten Ergebnis führten, erfuhr Paulina eine kurzfristige Genugtuung, als sich die schöne Kathrin – von Emma Seipt herrlich eitel und selbstbewusst gespielt – durch einen rein zufälligen Schubser ihrerseits mit Lippenstift vollschmierte. Auch dass Paulina dem Publikum – natürlich ganz im Vertrauen, dafür aber umso genüsslicher – mitteilen konnte, wie schlecht Eva in der Schule sei, half ihr, ihren Part schließlich zu akzeptieren. Hanna Seipt spielte die von ihrem Aussehen überzeugte, dann aber von Paulinas Worten erschrockene Eva sehr überzeugend.

Nun – endlich – konnten die Dreharbeiten beginnen! Nur wie sollte eine Szene gruselig werden, wenn Max, der Vampir (sehr amüsant verkörpert von Pierre Pieper), wegen seines schlechtsitzenden Gebisses nicht zu verstehen war und er in seinem improvisierten Kostüm schlicht „bescheuert“ aussah, wie Lisa lapidar feststellte? Die Diskussionen waren in vollem Gang, eine Lösung schien gefunden (Der Vampir sollte einfach ohne Text auftreten!), als ein verflixter Unfall dazu führte, dass Max sein Gedächtnis verlor und bis auf Weiteres nicht mehr einsatzfähig war. Die Stunde der Techniker hatte geschlagen: Der begnadete Kamera-Experte (in vollendeter Coolness: Johann Beck) schlug vor, Max kurzerhand rein digital in den Film zu bugsieren, was wiederum bei der Tontechnikerin (umwerfend quirlig und witzig gespielt) für wahre Begeisterung sorgte. Die fürs Licht zuständige Leni konnte dies allerdings nicht vom Skateboard hauen (Lea Decassian spielte eine beneidenswert in sich ruhende Leni!). Leider fiel auch dieser Plan ins sprichwörtliche Wasser oder vielmehr in die Cola: Das Mädchen für alles, die gute Seele des Projekts, Isabel (Johanna Weiß sorgte mit ihrer liebevoll schusseligen Isabel für viel Erheiterung) ertränkte die wertvolle Kamera in dem verhängnisvollen Weichgetränk. War nun alle Mühe umsonst gewesen? Die findigen Techniker sorgten für ein Happy End: Sie hatten alle Proben, Zwistigkeiten, Versöhnungen, Vampirbisse, Rangeleien und Ohnmachtsanfälle aufgenommen und zu einem grandiosen Film gemacht. Der Weg war das Ziel gewesen! Und dieser Weg hat sich wahrlich gelohnt. Diese junge Gruppe, die nach der langen Coronazwangspause zum ersten Mal in dieser Konstellation auf der Bühne stand, hat uns Zuschauer*innen einen herrlichen, kurzweiligen und unheimlich lustigen Abend beschert!

Barbara Güldenberg

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Vom Staube befreit: GMG beamt „Faust“ in die Gegenwart

[GMG, 05./06.04.2022] Faust – Zeuge oder Täter? oder: Der Fall Margarete Weiß
Die Theatergruppe „Die Oscars“ am Gregor-Mendel-Gymnasium präsentierte am Dienstag- und Mittwochabend das Stück „Faust – Zeuge oder Täter? oder: Der Fall Margarete Weiß“, in dem sie Johann Wolfgang von Goethes Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ unter der Leitung von Oberstudienrätin Claudia Ried neu interpretierte. Dabei beeindruckte die Neufassung dieses Klassikers die Zuschauer damit, dass alle wesentlichen Elemente des Originalwerkes schlüssig in die Moderne geholt wurden und trotzdem die eigentliche Geschichte um Margarete und Dr. Heinrich Faust erhalten blieb. Dabei durften einige zu geflügelten Worten gewordene Zitate wie „Da steh´ ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!“ nicht fehlen und wurden von Faust (dem Original im Gemisch aus Naivität, Skrupellosigkeit und schlechtem Gewissen ähnlich: Simon Böller) geschickt eingebracht. Die Handlung beginnt mit dem eigentlichen Ende: Gretchen, eindringlich gespielt von Pauline Meiller, wurde bereits festgenommen, Kommissarin Ida Hanft und Kommissar Richard Römmich stürzen sich in ihre Ermittlungen, unterstützt von den Kripobeamten (korrekt im Dienst: Jakob Bothner und Lea Rittner). So erleben die Zuschauer die Gretchentragödie als einzelne Zeugenaussagen. Besonders die Ermittlungen im Hause der verschrobenen Nachbarin, die ihre Aussagen mit ihrer Katze abstimmt (die wandelbare Annalena Egerer in einer ihrer drei Rollen), zeigte den schwierigen Ermittlungsalltag der Polizisten.

Die Wagner, souverän gespielt von Ayana Bauer, half dem Publikum mehrmals, der Handlung zu folgen, denn sie durchbrach immer wieder gekonnt die vierte Wand, um Personen und Handlungen einzuordnen. Anders als im Original war sie es, die eine Wette mit Mephista (schön subtil böse: Katharina Filimonov) abgeschlossen hatte: Mephista behauptete, jeder Mensch sei korrumpierbar; Wagner hielt dagegen, gebildete Menschen, insbesondere Faust, könnten aufgrund ihrer moralischen Standhaftigkeit nicht zum Schlechten verführt werden.

Über einen Spiegel lernten sich die beiden Hauptfiguren kennen, und zwar im Friseursalon von Fabrizio (in dieser Rolle temperamentvoll südländisch: Jakob Bothner), als Gretchen während ihres Studentenjobs die Haare vom Boden auffegte. Was wollte Faust in diesem Salon? Wie durch Zauberhand verjüngt werden natürlich. Mit seinen Wünschen brachte er selbst Maestro Fabrizio ins Schwitzen, wie er in einem TV-Interview gesteht. Die Kamerafrau (stets nah dran am Geschehen: Liliane Poeplau) tauchte dabei im gesamten Stück immer wieder an der Seite der jungen Reporterin (freundlich, aber bestimmt: Mabel Kigadye) auf, welche in dieser Gerichtsverhandlung ihre Chance sieht, beruflich durchzustarten. Auch die junge – und laut Mephista überteuerte – Anwältin (gewieft und cool: Esma Kos) sieht in diesem Fall des Kindsmordes, der noch zwei weitere Morde ans Tageslicht bringt, eine Gelegenheit, Karriere zu machen.

Das Innenleben einiger Figuren zeigten die „Oscars“ sehr effektvoll in kurzen Monologen, die durch einen Wechsel in der Beleuchtung signalisiert wurden. So erfährt das Publikum, dass die nach außen um das Wohl der Angeklagten besorgte Polizeipsychologin ganz sicher ist, Gretchen wolle sie mit ihren Aussagen „verarschen“; auch die eigentlichen Gedanken Gretchens werden auf diese Weise deutlich. Kurz nach dem Nervenzusammenbruch Gretchens folgt die Walpurgisnacht. Dieses fiktive Treffen von Hexen und Teufeln, die sich sinnlichen Freuden hingeben, wurde ebenfalls auf der Bühne inszeniert, nämlich in der Diskothek „Auerbach“, die zufälligerweise Mephista gehört!

Und wie kam es nun zum Kindsmord? Eine Schlüsselrolle spielt hier Lieschen (überzeugend dynamisch: Alicia Schroers Gómez), die gerne Tratsch in der Stadt verbreitet, eine junge, gut vernetzte Verschwörungstheoretikerin, die im gesamten Stück vor Übergriffen durch den Staat und Echsenmenschen und vor der Manipulation durch die Mainstreammedien warnen möchte. Natürlich nutzt sie vor allem ihr Smartphone zur Kommunikation. Solchermaßen zur Aluhut-Trägerin gemacht, zielt die Gretchenfrage dieses Gretchens nicht auf Heinrichs Haltung zur Religion, sondern sie möchte von ihm wissen: „Wie hältst du es mit der Politik?“. Der kurze Glücksmoment der Liebenden wird radikal abgewürgt von dem gesellschaftlichen Druck, der auf die junge Frau wirkt, geschickt dargestellt durch alle anderen Akteure, die von allen Seiten stampfend und ihre Forderungen an die junge Frau phrasenhaft proklamierend immer weiter auf sie zu drängen.

Zum Abschluss darf aber eine wichtige und farbenfrohe Rolle nicht vergessen werden: Der in Regenbogenfarben gestreifte Staubwedel, der in regelmäßigen Abständen beim Bühnenumbau zum Einsatz kam. Begleitet von mindestens zwei Schauspielern und einem schwungvollen Jingle trug dieses Requisit zur humorvollen Unterhaltung des Publikums bei.

Wer nun bedauert, dieses kurzweilige Stück im GMG verpasst zu haben, hat am 01. Juni noch eine Chance, es sich anzusehen.

Florian Hackl, Schulspielleiter an den DJDS

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Theatertage der bayerischen Gymnasien 2020 am GMG

Die Theatertage der bayerischen Gymnasien – in diesem Jahr in Amberg! Eine tolle Sache, dieses lebendige Theaterfestival in der Heimatstadt zu haben. Herzlichen Dank an die Organisatoren, Theaterlehrerin Claudia Ried und ihre P-Seminare am Gregor-Mendel-Gymnasium (GMG)!

Als ausrichtende und gastgebende Schule ist das GMG vom 15. bis 18. Juli 2020 das Zentrum des Geschehens. Theatergruppen aus ganz Bayern werden anreisen, um einerseits Ausschnitte aus ihren aktuellen Produktionen zeigen und andererseits sich die Theaterarbeit der anderen Gruppen anzusehen. Ein weiterer Zweck der Theatertage ist die Fortbildung, die in mehreren Workshops geleistet wird. Einen Teil der Aufführungen und der Workshops lagern die Organisatorinnen ans Stadttheater Amberg und in die Räume der Dr.-Johanna-Decker-Schulen aus.

Einen Bericht über die gemeinsame Ankündigung des Ereignisses durch Schulleitung, Orga-Team und Oberbürgermeister hat Miriam Wittich für die Amberger Zeitung verfasst:

Theatertage der bayerischen Gymnasien 2020 in Amberg

Die Auswahl der teilnehmenden Theatergruppen liegt in den Händen der Jury der Arbeitsgemeinschaft „TAG“ (Theater am Gymnasium in Bayern).

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« Au revoir, mon lapin rouge »

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[GMG, 10./11.12.2019]  „Jetzt hat der blöde Hitler mein rosa Kaninchen!“ —
Das Bühnenbild reduziert auf rote Hocker, die Schülerinnen und Schüler in Jeans und schwarzem T-Shirt – so gelang es der ehemaligen Theaterklasse des GMG in immer unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Und manchmal sind alle Max und alle Anna.

Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse alias „Die Ofenkartoffeln“ präsentierten am Mittwochabend das Stück „Au revoir, mon lapin rouge“, das frei nach Judith Kerrs Jugendbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von der Theaterlehrkraft Claudia Ried in eine Bühnenfassung umgeschrieben wurde. Eindrucksvoll stellten die Schüler Annas und Max‘ Reise mit ihrer Familie dar, die als Juden vor den Nationalsozialisten fliehen müssen und daher Berlin in Richtung Schweiz verlassen. Das Gefühlschaos der beiden Kinder wurde hierbei durch das Stimmengewirr der Schüler deutlich, die unruhig im Raum auf und ab gehen und sich von ihrem vertrauten Zuhause verabschieden müssen.

Nach einer Schrecksekunde bei der Passkontrolle im Zug kommt die Familie in Zürich an, wo der Vater sie in das beste Hotel am Ort eingebucht hat. Daher überwiegt zunächst noch die Abenteuerlust: „Ich fühl` mich wie im Urlaub!“, so Anna. Doch als sie in der Schweiz vom Reichstagsbrand hören, Anna krank wird und ihre finanzielle Situation immer prekärer wird, zeigt sich, dass eine Rückkehr nach Berlin unmöglich wird. Zudem erfahren sie, dass die Nationalsozialisten ihr Haus in Berlin mit all den darin befindlichen Sachen konfisziert haben, darunter auch Annas rosa Plüschkaninchen, das sie dort zurücklassen musste.

Als manche Schweizer Eltern dann ihren Kinder nicht erlauben, mit Anna und Max zu spielen, weil sie jüdisch sind, wird die Familie gewahr, dass eine vollständige Integration schwerlich möglich ist. Man macht sich auf nach Frankreich.

Dort müssen die Kinder erneut eine fremde Sprache lernen und sich eingliedern. „Wir sollen aussehen und sprechen wie Franzosen“, fasst es Anna zusammen. Leider verdient der Vater, ein kritischer Journalist, auch in Paris zu wenig Geld und die Eltern beschließen, sich nach England einzuschiffen. Nach diesem dritten anstrengenden Neuanfang können sie endlich bleiben. Diese Geschichte ist die Geschichte Judith Kerrs selbst, der Autorin des Jungendbuches.

Im Anschluss an das Stück formulierten die Darsteller auch ihre persönlichen Gefühle zum Thema Flucht und Vertreibung, das heute aktueller denn je ist: „Auf der Flucht zu sein stelle ich mir schlimm vor, weil man nie weiß, ob man seine Verwandten und Freunde jemals wiedersieht und man immer und überall fremd ist.“ In diesem Sinne dient die schulische Theaterarbeit auch immer dazu, dass Schülerinnen und Schüler lernen, sich in die Situation anderer Menschen einzufühlen, was ein wichtiger Beitrag für eine solidarische und empathische Gesellschaft ist.

In vielen eindrucksvollen Bildern, die mit wenig Requisiten auskamen, schufen die Schülerinnen und Schüler eine bewegende Reise durch drei Länder und in die Gefühlswelt von Anna und Max. Schulleiter Peter Welnhofer dankte am Ende allen Beteiligten und brachte seine Vorfreude über die bevorstehenden Theatertage im Juni 2020 zum Ausdruck.

Elisa Romfeld
(Schulspielleiterin am Erasmus-Gymnasium)

 

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Ein Mörder steht im Walde?

[GMG, 27.06.2019] Bei sommerlichen Temperaturen brachte die Theatergruppe der Unterstufe am 27. Juni ein Kriminalstück auf die Bühne, das aber auch humoristische Elemente aufzuweisen hatte. Unter der Leitung von Christine Kleinert wurde von neun Schülerinnen der der 6. und 7. Jahrgangsstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums das Stück „Ein Mörder steht im Walde“ von Christine Steinwasser aufgeführt.

Franziska von Brotlingen (Emma Lederer) und ihre verwöhnten Freundinnen werden von einer ehemaligen Schulkameradin zu drei Tagen im Wellness-Resort eingeladen, inklusive Chauffeur. Als dieser die teils High-Heel besohlten Damen an einer Straße aussetzt, nachdem sie noch die Anhalterin Jo (Marie Gamperl) aufgegabelt haben, merken sie recht schnell, dass der Weg nicht ins Hotel, sondern geradewegs in einen Wald führt. Da es zu spät zum Umkehren ist und es auch keinen Handyempfang gibt, dämmert es den gestylten Damen, dass sie die Nacht im Wald verbringen müssen. Als auch noch Ruth (Diana Wild) alle biotischen Gefahren aufzählt, die Gruppe aber nur probiotischen Joghurt kennt und Larissa (Katrina Koschukow) ein “schlechterer Orientierungssinn als Toastbrot“ bescheinigt wird, taucht ein Brief mit folgendem Wortlaut auf: „Herzliche Grüße von Jessica. Morgen seid ihr alle tot!“ Nachdem die erste Panik sich gelegt hat, findet sich auf der Rückseite ein Hinweis auf von Jessica im Wald versteckte Campingsachen.

Beim Aufstellen des Pop-up-tents stellen sich die Beteiligten dann auch aufgrund der schlechten Übersetzung der Gebrauchsanweisung recht hilflos an. Nachdem ein Streit entbrennt, wer nun im Ein-Mann-Zelt übernachten darf, wird die Truppe nach einem Toilettengang dezimiert: Steffi (Stella Husak), die von Franziska wie eine Sklavin behandelt wird, wird vermisst. Nun kommt die Gruppe ins Grübeln und erinnert sich an diverse Streiche, die Jessica einst gespielt wurden und die auch ursächlich waren, dass diese – schuldlos – der Schule verwiesen wurde.

Als Melissa (Angelika Belz) von einer Kreuzotter gebissen wird und sich allein auf den Rückweg macht, Chantal (Marietta König), Juli (Amelie Kny) und Nihal (Fadim Yüksel) von einer Erkundungstour nicht mehr auftauchen, Ruth von einer wildgewordenen Bache angegriffen wird und Franziska Tollkirschen isst, bleiben nur noch Jo und Larissa übrig. Letztere ist über die plötzliche Rückkehr der vermeintlich toten „Dienerin“ Steffi sichtlich erstaunt, bis Jo und Steffi ihr offenbaren, dass sie beiden die Schwestern von Jessica sind, die Rache an deren ehemaligen Schulkameradinnen nehmen wollen, die Jessica durch ihr Mobbingverhalten in die Psychiatrie gebracht hatten. In Panik knallt Larissa an einen Felsen und verstirbt als letzte der Truppe ebenfalls: „Schade, jetzt kann ich ja gar niemanden umbringen“, so Steffi. Somit haben sich Jessicas einstige Mobber selbst gerichtet.

Schulleiter Peter Welnhofer dankte abschließend den Schülerinnen für die „überzeugende und gruselige Vorstellung“, Christine Kleinert für Regie und Leitung, der Licht- und Tontechnik und den Fotographen. Die Leistung der Schülerinnen, über eineinhalb Stunden begeistert zu schauspielern, wurde mit anhaltendem Applaus gewürdigt.

Elisa Romfeld
(Spielleiterin Erasmus-Gymnasium)

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Pitypoints – eine Warnung vor Gemeinheit

[GMG, 04.06.2019] Sehr gelungene Eigenproduktion der Theatergruppe „Die Oscars“ vom Gregor-Mendel-Gymnasium

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Die Schultheateraufführung „Pitypoints“ gehen die 17 Schülerinnen und Schüler aus der Mittelstufe des GMG in aller Aggressivität an: Von allen siebzehn ist zum Start ein verächtlicher Spruch zu hören, wie er wohl manchmal als schlechter Witz erzählt wird, und immer ist eine bestimmte Gruppe Zielscheibe der Verachtung. Während bei den ersten Sprüchen noch vereinzelte Lacher im Publikum zu hören sind, wirkt die geballte Ladung doch mit der Zeit bedrückend – erst recht, als den Zuschauern klar wird: Aus dieser Negativität kommen wir so leicht nicht mehr heraus, das müssen wir durchstehen. Denn es wird der Start einer neuen Game-Show angekündigt, in der es ausschließlich darum gehen soll, wer die anderen am besten und effektivsten fertigmachen kann: „Pitypoints“.

In einer bis ins Detail geglückten Persiflage auf tatsächlich existierende Shows (vom Dschungel-Camp bis hin zu „Deutschland sucht den Superstar“ und Konsorten) bereiten die Moderatoren (Vivian Gier und Richard Römmich) das Publikum auf die zu erwartende Show vor und erklären, dass jeder Kandidat unempfindlich und kaltherzig bleiben müsse. Jeder, der eine Schwäche zeigt, fliegt raus – und wer Mitleid mit einem der Angegriffenen zeigt, bekommt einen „Pitypoint“ (Mitleidspunkt); drei davon sind ebenfalls ein Grund, die Show verlassen zu müssen. Die drei Mitglieder der Jury (Natalia Matula, Mabel Kigadye und Leonel Lopez Schmidt) nicken mit gut gespielter Expertenmiene und lassen ihre Platitüden ab über Durchhaltevermögen, Authentisch-Sein und Sich-Präsentieren-Können – was man eben in solchen Shows so hört. Strukturell ist das zwischendurch immer wieder auftretende Gespann aus Moderatoren und Jury einerseits eine Zeit zum Durchschnaufen für das Publikum, denn hier wird so getan, als sei das Geschehen in der Show irgendwie normal und irgendwie unter Kontrolle. Gleichzeitig wird aber deutlich, wie menschenverachtend dieses Format ist, da es auf die einzelnen Teilnehmer natürlich nicht die geringste Rücksicht nimmt. Um Emotionen geht es, um Zoff – nicht darum, wie die Einzelnen darunter leiden.

In der Show selbst, also in der Interaktion der Kandidatinnen und Kandidaten untereinander, stellt sich schnell heraus, wer sich als besonders harter Hund fühlt – z. B. der daueraggressive „Assi“ (passend derb dargestellt von Simon Böller) – und wer in dieser Runde eher fehl am Platz ist und sich nur selbst beweisen wollte, dass sie oder er es schafft, wie das Hippie-Mädchen (gut in der sensibel-schüchternen Rolle: Sophie Waal).

Auch Allianzen werden geschmiedet, und die (vermeintlichen) Freundinnen teilen private Geheimnisse miteinander, die dann später erbarmungslos genutzt werden, um die vertrauensselige Person bloßzustellen, so beispielsweise die ansonsten so selbstbewusste Vanessa (Alina Dotzler), die dem Blondchen (nur scheinbar naiv, aber eigentlich ziemlich clever: Ayana Bauer) und der Zicke Naomi (treffend verkörpert von Katharina Filimonov) anvertraut, dass sie aus einem Bauernhof stammt und einer früheren Schule deswegen gemobbt wurde.

Eine Überraschung für die bald recht geübten Mobber ist die Widerstandskraft eines offensichtlichen Opfers: die Übergewichtige (souverän gespielt von Paula Schißlbauer) zeigt es allen, dass sie nichts mehr umwirft: „Ich habe schon JEDEN blöden Spruch über Dicke gehört – mich könnt ihr damit nicht beeindrucken!“

Die Handlung spitzt sich schließlich zu, als der Schwule (sehr geschickt, teilweise mit einem Augenzwinkern dargestellt von Niko Tadin) mit einem persönlichen Brief seines Vaters konfrontiert wird, in dem dieser ihm seine Enttäuschung und auch seine Verachtung für den Sohn ausdrückt. Das ist zuviel für ihn, und er bricht zusammen. An dieser Stelle – das Publikum fragt sich schon, worin die nächste Demütigung, der nächste Zusammenbruch bestehen könnte – verlassen die Spielerinnen und Spieler ihre Rollen und fragen die Zuschauer: „Wollen Sie das wirklich sehen?“

Und obwohl die Frage in ihrer Provokation etwas ungerecht ist, denn natürlich sind die Zuschauer gekommen, um die Theatergruppe zu sehen – wird ganz deutlich, dass die Frage weiter zielt: Auf die Sensationsgier und Schaulust, die wohl in jedem mehr oder weniger stecken, und auf die Lust am „Gag“, auch wenn er auf Kosten einer Gruppe geht, die sich gerade nicht wehren kann, seien es nun Hippies, Übergewichtige oder sonst irgendwie von einer Norm Abweichende.

Begeisterten Applaus erntete die Theatergruppe „Die Oscars“ für ihr engagiertes und nachdenklich machendes Stück, bei dem Oberstudienrätin Claudia Ried nicht nur Regie führte, sondern zu dem sie auch den Text geschrieben hatte – ein weiterer Erfolg aus ihrer produktiven Feder.

Die bisher nicht genannten Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugten ebenfalls in ihren Rollen: Marion Hopfenzitz, Ida Hanft, Violetta Kaiser, Julia Depperschmidt, Laurin Wiedenbauer.

Peter Ringeisen, Spielleiter am Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium

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Knüller: Stripper ist ein adeliger Jurist

[GMG/Ehemalige, 11.05.2019] Wenn man seine Jungfräulichkeit für einen guten Zweck versteigert, ist das nun Prostitution im Robin-Hood-Kleid oder wahrlich selbstlos?

Die Theatergruppe „Obstsalat“, die aus ehemaligen Schülern des Gregor-Mendel-Gymnasiums besteht, hat auch in diesem Jahr eine äußerst unterhaltsame Produktion auf die Beine gestellt! Die am 11. Mai im Club LaVida präsentierte Komödie „Wahrheit oder Pflicht“ wurde von der Gruppe unter der Leitung von Claudia Ried selbst konzipiert und in Eigenregie mit Unterstützung von Elke Leibig erarbeitet.

Ein zunächst harmloser und von der Trauzeugin Evelyn (Lena Härteis) perfekt organisierter Junggesellinnenabschied läuft im Verlauf des Abends langsam aus dem Ruder. Werden zunächst noch Polaroids mit den Zuschauern geschossen, gibt es eine erste Konfrontation mit der Trauzeugin und der eigentlich älteren Freundin Katta (Barbara Winkler). Es stellt sich heraus, dass Trauzeugin Evelyn die Braut Emma (Antonia Schmidt) buchstäblich um diesen Job angebettelt hat, was der unbeschwerten Stimmung zwar einen ersten Dämpfer verpasst, aber von allen anwesenden Damen sensationslustig verfolgt wird: „Also ich find`s grad spannend!“

Im eigentlich romantischen Teil des Abends soll Emma erzählen, wie sie ihren Ehemann kennengelernt hat. Die Mitbewohnerin der Braut Ronja (Constanze Gierl) spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle: Sie war zuvor mit dem zukünftigen Ehemann Chris zusammen, hatte diesen aber bereitwillig „abgegeben“, da sie es „im Bett etwas aufregender“ mag. Chris sei süß, aber eben etwas konservativ in der Horizontalen, so Ronja, aber: „Dann passt er ja zu dir!“

Obwohl striktes Handyverbot herrscht, will Maria (Meike Pfeiffer) just an diesem Abend etwas auf Ebay versteigern, „was sie früher oder später eh verloren hätte“ – ihre Jungfräulichkeit! Diese soll mindestens 10.000 Euro einbringen, die an Waisenkinder in Bolivien gehen, so die Idealistin. Sie würde wenigstens etwas tun und nicht immer nur reden, postuliert sie, woraufhin trocken argumentiert wird, dass das eigentlich „Prostitution ist, aber mit einem echt guten Stundenlohn!“

Als der Stripper Turn-On-Toby auf die Bühne kommt (Jonathan Grothaus) und sich aufreizend den Damen darbietet, wundert er sich, warum die Anwesenden nicht wirklich empfänglich für seine Reize sind. „Richtige Party, falsches Timing“ wird er aufgeklärt. Schnell reiht er sich in die sensationslustige Damenrunde ein, die schon die nächste moralische Verfehlung zielsicher aufgespürt hat: Die im 6. Monat schwangere Bernadette (Martina Mikuta) hatte just vor 6 Monaten ihren Mann betrogen – mit sichtbarem Ergebnis!

Als nun auch die Vorbildehefrau Ida (Johanna Mehringer) zugeben muss, dass die Scheidung bevorsteht, packt die Schwester der Braut Paula (Alexandra Jehlicka) eiskalt aus, dass die gemeinsamen Eltern dem zukünftigen Bräutigam persönlich gesagt hätten, dass sie sich für die Tochter etwas Besseres als einen DJ ohne Führerschein gewünscht hätten. Während die Braut noch im Schockzustand verharrt und sich Evelyn permanent bemüht, dem Abend wieder eine Struktur zu verleihen, taucht unversehens der Bräutigam auf (David Pickel), der nachschauen will, ob der Prosecco ausgeht. „Hier geht nichts aus – am allerwenigsten der Gesprächsstoff“, konstatiert Stripper Toby trocken, der sich zudem als adliger Jurist entpuppt!

Als auch noch die feierwütige Giulia (Anna-Liri Shalsi) zugibt ohne Arbeit zu sein, die Romantikerin Helena (Katharina Waal) Pornodrehbücher schreibt und Ehemann Chris durchblicken lässt, dass er sich ein Heimchen am Herd wünscht, kommt Emma ins Grübeln.

Nachdem Chris und Maria die Party kurzzeitig verlassen, wird der Plan geschmiedet, gemeinsam Marias Jungfräulichkeit zu ersteigern, denn Mitternacht naht („Süß – ist ja wie bei Cinderella!“). Doch nicht Stripper Toby erhält mit der finanziellen Unterstützung der Freundinnen den Zuschlag, sondern ein anderer Bieter: „Loverboy“. Als die Braut dessen Emailadresse sieht, reagiert sie ungehalten: „Loverboy wird sich ganz sicher nicht bei dir melden – und mich ganz sicher nicht heiraten!“

So ging für die Zuschauer eine sehr unterhaltsame Aufführung zu Ende, die Sprachwitz und Dramatik zu vereinen wusste. Technisch gut inszeniert und Akzente mit Standbildern und Liedern zeigten die großartige Regiearbeit von Claudia Ried, deren Schauspieler jedes Mal aus ganz Deutschland anreisen, um hier zu brillieren!

Elisa Romfeld, Spielleiterin am Max-Reger-Gymnasium

Die Schlagzeile ist dem Abdruck der Besprechung in der Amberger Zeitung entliehen. Danke!

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GMG: „19 – 20“

Aus dem zu erwartenden Erwachsenenleben

GMG-Oberstufe begeistert mit selbst geschriebenen Szenen

von Peter Ringeisen

[GMG, 30.01.2019] „19 – 20: 19 Spieler mit den Themen jenseits der 20“ – so war’s auf dem Programmblatt der Oberstufentheatergruppe des Gregor-Mendel-Gymnasiums zu lesen, und Spielleiter Christoph Schulz erläuterte die Entstehung der flotten, intensiv gespielten, teils witzigen, teils tiefgründigen Szenenfolge.

Am Anfang trugen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 12 die großen Themen zusammen, die sie alle demnächst betreffen würden, wenn sie 20 Jahre überschritten hätten. Von den ursprünglich 19 Themen blieben dann 14 übrig (z. B. Tod, Reisen, Kinder, Erfolg), die in einem Zuordnungsspiel mit Adjektiven (z. B. dramatisch, lustig, beängstigend, spannend) kombiniert wurden, und dann kamen noch Stichwörter hinzu, die dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz geben sollten. So fand sich die Gruppe mit dem Stichwort „Kinder“ mit der Aufgabe konfrontiert, die Stichwörter „Pilot, Verband, Ring“ in einer selbst geschriebenen Szene unterzubringen, und das Ganze dann „trist“ wirken zu lassen – eine nicht kleine Herausforderung (die sie bravourös meisterte).

Und so nahm der Reigen der 14 Szenen seinen Lauf – und das Publikum mit. Die gebannt, amüsiert und berührt das Geschehen verfolgenden Zuschauer saßen in einem durch einen Vorhang abgetrennten Teil des Kunst-Bereichs und waren in dem bewusst reduzierten Raum beinahe auf Tuchfühlung mit den Akteurinnen und Akteuren. Dies ermöglichte die Wahrnehmung feiner Regungen in Mimik und Gestik, und die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler nutzten diese Wirkkraft geschickt aus.

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Eva Blank und Cedric Traub in der Szene „Der Lottogewinn“

Aus den 14 – voneinander unabhängigen, nur durch die Vorgabe „Themen jenseits der 20“ verbundenen – Handlungen seien drei exemplarisch herausgegriffen. In der Szene zum Thema „Erfolg“, die den Titel „Der Lottogewinn“ trägt, wird das Treffen zweier Verliebter dargestellt, atmosphärisch stimmig von Live-Musik untermalt (Maria Gruber mit coolem Gesangsstil, sich selbst routiniert auf der E-Gitarre begleitend). Ein aufgespannter roter Regenschirm hebt das Paar auch farblich von der Umgebung ab, vor lauter Überschwang der Gefühle wirft die junge Frau Süßigkeiten ins Publikum. Und schließlich zieht der junge Mann ein Etui mit einem Verlobungsring aus der Tasche, sinkt auf die Knie und macht ihr einen formvollendeten Antrag (Eva Blank, Cedric Traub in Harmonie). In dem Moment stürzt ihr Ex-Mann auf das Paar zu, wedelt mit einem Stück Papier und verkündet aufgeregt seinen Millionengewinn im Lotto. Die junge Frau erkennt entsetzt, dass sie (anscheinend) die falsche Wahl getroffen hat. Die Situationskomik bricht die rosarot-romantische Stimmung rabiat – und amüsant.

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Isabella Graf in der Szene „Sieben mal sie“

In „Sieben mal sie“ wird das Thema „Auszug“ in sieben Variationen bespielt – mit einer Darstellerin im Mittelpunkt, deren Wandlungsfähigkeit und Ausdrucksstärke das Publikum beeindruckt. Ob die Auszugs-/Umzugs- oder Einzugssituation nun melancholisch, schüchtern-freudig, überschwänglich, ängstlich oder verbittert ist – Isabella Graf hat die passenden Blicke, Gesten und Schritte parat.

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In der Szene „Archäologen der Zukunft“ spielen (von links): Lea Braun, Aurelia Ziegler, Tamara Lindner, Cedric Traub, Eva Blank, Isabella Graf, Matthias Mahal, Peter Netta

Das Thema „Arbeitsalltag“ erhält in der Szene „Archäologen der Zukunft“ einen ganz eigenen Blickwinkel, denn die fünf sehr überzeugend wirkenden Büroangestellten, die die Szene mit typischem Smalltalk am Arbeitsplatz eröffnen, treten bald in den Hintergrund, da sich eine andere Zeitebene über die Büroszene legt: Als Wissenschaftler in Schutzkleidung betreten Archäologen den Raum, nehmen Messungen vor, beobachten die Personen, als seien sie längst gestorben, und unterhalten sich in bedauerndem Tonfall über eine – im Ungewissen belassene – Katastrophe, die das Ende dieser Zivilisation mit sich gebracht habe. Eine recht surreale Szene, die sich durch die Expeditionsausrüstung der Besucher aus der Zukunft auch visuell einprägt und beim Zuschauer die nagende Frage hinterlässt: Welches Unheil könnte uns überfallen und unsere Zivilisation auslöschen?

Doch durch die gute Mischung aus nachdenklichen und ironischen bis amüsanten Szenen wurde der Abend nicht schwermütig, sondern brachte die Zuschauer zu langanhaltendem, dankbarem Applaus für die äußerst gelungene Ensemble-Leistung, an der unter der Leitung von Studiendirektor Schulz diese Schülerinnen und Schüler an drei Abenden auf der Bühne standen: Johannes Altmann, Judith Bäßler, Eva Blank, Lea Braun, Isabella Graf, Maria Gruber, Valeria Lagutina, Tamara Lindner, Johanna Lucks, Valeria Maas, Matthias Mahal, Peter Netta, David Patt, Carolin Spies, Cedric Traub, Lucas Willax, Aurelia Ziegler.

 

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GMG: „Die Farm der Tiere“

Gemeinsamer Kampf gegen Unterdrückung

[GMG, 27.06.2018] Die GMG-Theatergruppe „Die Oscars“ hatte sich für ihre Aufführung einen modernen Klassiker ausgesucht, der zwar als wichtig, aber auch etwas spröde gilt: George Orwells „Farm der Tiere“, eine Fabel, die ein düsteres Bild von der Zukunft entwirft. Spielleiterin Claudia Ried schrieb den Text jedoch so geschickt um, dass nicht nur aus dem Prosatext ein Theaterstück wurde, sondern dass man es auch mit Aufmerksamkeit, mit Anteilnahme und mit Begeisterung verfolgte.

In der ersten Spielsequenz wird den Zuschauern vor Augen geführt, wie schlecht es den Tieren auf der Farm von Bauer Jones und seiner Frau geht: Laurin Wiedenbauer und Fabienne Rauscher stellten das Ehepaar dar, das nicht nur mit dem Leben auf dem Bauernhof, sondern auch miteinander unglücklich ist. Die desolate Lage (die Tiere hungern und frieren) bringt die Tiere dazu, dass sie sich heimlich versammeln und sich gegenseitig ihr Leid klagen. Von allen Seiten hört man Beschwerden, und man muss den beiden Katzen (Alina Dotzler, Julia Neuberger) rechtgeben, die in koketter Kätzchenmanier immer wieder maunzen: „Bauer Jones ist böse!“ Die wichtigste Person aber ist das Schwein Old Major (würdevoll-kämpferisch: Simon Böller), das die Tiere zum Widerstand aufruft. Nach anfänglichem Zögern – denn eigentlich ist Hahn Ronaldo der Tollste (meint er, selbstbewusst verkörpert von Niko Tadin) – schließt sich auch das Federvieh an (Jessica Urbanovic und Laura Tschursin als elegante Hennen), und die anderen Tiere folgen. Besonders die Schafe tun sich hervor, wenn es gilt, kämpferische Slogans zu rufen – das gelingt der Darstellerinnen Julia Depperschmidt, Mabel Kigadye und Leonel Lopez Schmidt überzeugend: „Vier Beine gut, zwei Beine schlecht!“ So greifen die Tiere die Bauersleute an und vertreiben sie vom Hof.

Und hier kommt ein sehr gelungener Theaterkniff erstmals zum Einsatz: Während die Tiere regungslos auf der Bühne verharren, wird eine Erklärebene eingezogen. Der Autor George Orwell – intellektuell und ernsthaft gespielt von Richard Römmich – und eine kritische Gesprächspartnerin namens Ellen (mit viel Engagement und Empathie: Paula Schißlbauer) betreten die Bühne, und George muss sich gleich einmal dafür rechtfertigen, dass er in seiner Geschichte Tiere zu sprechenden Hauptfiguren macht. _DSC_8455_george+ellenFür diejenigen im Publikum, die Orwells Text noch nicht kannten, bietet die folgende Erklärung eine wertvolle Verständnishilfe: Die Handlung erzählt die Entwicklung des sowjetischen Kommunismus nach, beginnend mit der Revolution 1917, bis zur Gegenwart des Autors, der den Text 1943/44 verfasste. George und Ellen schalten sich später noch mehrmals ein, um die Entwicklung zu erklären und den Zusammenhang mit der Fabel-Handlung aufzuzeigen.

Die Freude der Tiere ist groß, als sie feststellen, dass sie nun frei sind. Aber der Visionär Old Major ist in der Aufregung gestorben – und nun übernehmen die anderen Schweine das Kommando, angeblich, weil dies der letzte Wille des Anführers gewesen sei. Schon hier zeigt sich, dass die idealistische Schneeball (treffend gespielt von Alicia Schroers Gómez) von den anderen Schweinen ausgetrickst wird, die nicht das große Ganze im Sinn haben, sondern nur ihren eigenen Vorteil. Die Rücksichtslosigkeit und Kaltblütigkeit der neuen „Chefs“ stellten Ayana Bauer, Katharina Filimonov und Celina Fink in Mimik und stimmlichem Ausdruck gut dar.

_DSC_8485_dieneuenchefsLeider hilft es den anderen Tieren zunächst nicht, die Situation richtig zu analysieren, wie es die nachdenkliche Eselin Cassandra tut (Marion Hopfenzitz). Auch die Hunde und Pferde (Ida Hanft, Violetta Kaiser, Pongsawat Permpoksub, Natalia Matula und Vivian Gier) können sich nicht dagegen wehren, dass die Schweine sie zum Arbeitseinsatz einteilen. Die Tiere werden schließlich von den Schweinen genauso ausgenutzt wie vom Bauern. – Doch am Ende (anders als im Original) gelingt noch einmal eine Wende: Orwells Gesprächspartnerin Ellen hat Mitleid mit den Tieren und überredet den Autor, ein Happy End zu schreiben. Dies deutet sich am Schluss an, als sich die Tiere verabreden, die Schweine zu vertreiben.

„Die Oscars“ überzeugten die Zuschauer durch ihr engagiertes, frisches Spiel, das durch wenige, effektvoll eingesetzte Requisiten und durch passende Musikeinspielungen unterstützt wurde. Oberstudienrätin Claudia Ried, die Drehbuch-Autorin und Regisseurin, konnte auf ihre Gruppe stolz sein, das zeigte auch der begeisterte Schlussapplaus in der zum Theatersaal umgebauten Mensa des Gregor-Mendel-Gymnasiums.

Peter Ringeisen, Spielleiter am DJDG

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GMG: „Der Schöne und das Biest“ (Eigenproduktion)

Zickenterror am GMG

[GMG, 17.05.2018] Wer das Märchen Die Schöne und das Biest kennt, war bei der Aufführung der Mobbits unter der Leitung von Christine Kleinert wahrscheinlich erst mal überrascht. Aber halt – es war ja Der Schöne und Das Biest Lou, die genau so ist, wie man es sich zeitgemäß vorstellt – gemein, zynisch, ungerecht und immer auf den eigenen Vorteil bedacht (sehr überzeugend gespielt von Jessica Dering). Im Gegensatz dazu symbolisiert Der Schöne Lu (mit viel Spielfreude Lysan Reitemeyer) leider das typische Mobbingopfer. Neu in der Klasse und zufällig und zu seinem Nachteil mit dem fast identischen Spitznamen wie das Biest bestraft, dauert es nicht lange, bis er am eigenen Leib erfährt, was es bedeutet, den Unmut von Lou auf sich zu ziehen. Aber Lou ist nicht alleine, sie wird tatkräftig unterstützt von ihrer Mädchenclique (Michelle Sokolov und Melinda Kohl).

Obwohl Lu von den netten Mädchen der Klasse gewarnt wird (Fadim Yüksel, Amina Hajri, Toreen Rofi), macht ihm Lou bald das Leben zur Hölle. Diese hingegen, die selbst ihre Freundinnen schlecht behandelt, hat ihrerseits ganz andere Probleme, einen karrierebedachten Vater (Silvan Rupp) und eine stylische, aber auch sehr an Statussymbolen interessierte Mutter (Marleen Kollbrand), der die Größe ihres begehbaren Kleiderschranks wahrscheinlich wichtiger ist als das Wohl ihrer Tochter. Doch keiner kennt das wahre Ich von Lou.

Aber je schlechter sie Lu behandelt, ihn in Lebensgefahr bringt und in der Schule bloßstellt, umso mehr rücken ihre Mitschüler zusammen und beschließen, dass sie etwas ändern müssen. Ausschlaggebend ist die Beichte von Lous Freundin Lissi. Diese gibt zu, auf Lous Drängen gemeinsam mit ihr Ladendiebstahl begangen zu haben. Aus Angst, die Verkäuferin (Amelie Kny) könnte sie anzeigen, wenden sich die Schülerinnen schließlich an ihre Lehrerin (Emma Lederer), und schließlich kommt auch Lous Angst, mit ihren Eltern wieder umziehen zu müssen, ans Licht:  Lu ist derjenige, der sie im Wald findet, nachdem sie sich den Kopf angeschlagen hat. Während ihrer Ohnmacht hat sie sich selbst als nette und mitfühlende Prinzessin gesehen und Lu als den sie und das gesamte Königreich rettenden Prinzen. Lu, der allen Grund hätte, Lou seinerseits schlecht zu behandeln, kümmert sich um sie und berichtet den anderen von Lous Problemen. Die Lehrerin erkennt, dass Lou nicht bloßgestellt werden darf und schlägt ein gemeinsames Projekt aller Schüler vor – als Voraussetzung dafür, dass Lou nicht angezeigt wird. Sowohl Lou als auch die Verkäuferin lassen sich darauf ein, und die Tanzaufführung wird ein voller Erfolg.

Das Ende des Stücks bleibt offen, aber Lu, der in der Schlussszene den Arm um Lou legt, zeigt, dass der Plan der Lehrerin aufgegangen ist und es wohl ein Happy End gibt.

Der Schöne und das Biest, eine Eigenproduktion der Mobbits gemeinsam mit ihrer Spielleiterin Christine Kleinert, greift viele aktuelle Themen aus der Lebenswelt der Schüler auf – Mobbing, Diebstahl, Probleme mit den Eltern und in der Schule. Diese Schülernähe erkennt man, die Darsteller haben mit viel Freunde und Elan IHR Stück auf die Bühne gebracht und mit ihrer motivierten Spielweise auch kleine Texthänger gekonnt überspielt. Unterstützt wurden sie dabei vom Technik-Team des GMG. Und die Botschaft war klar erkennbar: nicht Aussehen oder Status sind wichtig, sondern der Zusammenhalt der Schüler.

Bianca Rauchenberger und Nina Kohl, Spielleiterinnen am MRG

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