[MRG, 04.07.2019] „Küssen verboten?“ – Nicht am Max-Reger-Gymnasium. Dort zeigte die Unterstufentheatergruppe unter der Leitung von Gabi Biehler am vergangenen Donnerstagabend in ihrem Stück „Die Kusskrise – Ritter, Räuber und Randale“, wie man sich am besten aufs Küssen vorbereitet.
Zuvor hatten einige ältere Theaterschülerinnen aus Nina Kohls Theatergruppe das Publikum bereits gekonnt mit einem witzigen Sketch nach James Krüss aufgewärmt – auch wenn das zumindest körperlich im Theaterraum im vierten Stock kaum nötig war… In unterhaltsamer Reimform zeigten die fünf Schauspielerinnen, wie rasch aus Hörensagen ein handfestes Gerücht entstehen kann und ermunterten ihre Zuschauer, Klatsch und Tratsch doch zu unterlassen.
„Die Kusskrise“ selbst beginnt mit der überglücklichen Corinna (beschwingt gespielt von Louisa Birkel), die im Theaterstück ihrer Klasse die Hauptrolle der Prinzessin ergattert hat. Auch ihre Mutter ist begeistert. Nachdem die von Maria Käding überzeugend gespielte Mutter ihrem Mann (hochmotiviert: Jonas Zimmermann) diese erfreuliche Neuigkeit mitgeteilt hat, erhält die Begeisterung der stolzen Eltern leider einen jähen Dämpfer: Der pfiffige Sohnemann teilt ihnen mit, dass Corinna in der letzten Szene des Stück den Mädchenschreck Ricardo würde küssen müssen. Die Entrüstung der Eltern ist umso größer, als sie in Ricardo den Sohn ihres Erzfeindes erkennen. Gekrönt wird diese Szene durch Oscar Oeckls amüsante Darstellung brüderlicher Schadenfreude. Rasch wird von den Eltern nach einer Lösung gesucht. Doch weder die elterlichen Ermahnungen, noch die (mehr oder weniger) gutgemeinten telefonischen Ratschläge einiger Freundinnen können Corinna aus der Fassung bringen. Sie ist eben durch und durch Schauspielerin – und auf der Bühne wird eben auch geküsst.
Diese Erfahrungen machen auch ihre Mitschauspielerinnen (Lina Lunz, Frederike Dötsch, Anna Lehmeier, Greta Reber, Elizaveta Kulka, Marlen Zehetbauer und Emily Henderson), als der Theaterlehrer (Bucky Bober) ihnen mitteilt, ihre Rolle würde es erfordern, jeweils einen der sieben Knappen zu küssen. In ihrer Unerfahrenheit und Panik wenden sie sich an die erfahrene Bettina (cool: Franziska Müller). Diese führt sie – zur Belustigung des Publikums – auf sehr kreative Weise in die Kunst des Küssens ein.
Am Ende muss Corinna natürlich doch nicht den Mädchenschreck küssen, da dieser überraschend an Windpocken erkrankte. Stattdessen steht ihr nun in der Endszene ihr persönlicher Schwarm (sympathisch und mit einem Augenzwinkern verkörpert durch Maximilian Büttner) gegenüber.
Dass die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sich nun allesamt wie zuvor befürchtet in „küsswütige Teenager“ verwandelt hatten, war nicht zu beobachten. Stattdessen überzeugte die Gruppe (zu der auch Xaver Müller gehörte) durch peppige Dialoge und spannende Einlagen wie einem Rap, großer Gestik, einer skurrilen Radiosendung und wechselnden Spielorten. Entsprechend erhielt das Stück starken Applaus aus dem vollbesetzten Zuschauerraum und Gabi Biehler von ihren Schützlingen zum Dank statt weiteren Küsschen einen riesigen Blumenstrauß.
Claudia Ried
(Spielleiterin am Gregor-Mendel-Gymnasium)