Monatsarchiv: August 2017

Shakespeare im Comedy-Format

 

[GMG, 28.06.2017] „Schöne gegen Weiber – Coole gegen Tussen“ – so klang der Refrain des Raps, den sich die beiden „feindlichen Lager“ verbal, optisch und auch bildhaft um die Ohren hauten in dem temporeichen und frechen Stück „Zehn Dinge, die ich an dir hasse“ von Claudia Ried, aufgeführt von der Theatergruppe „Die Oscars“ des Gregor-Mendel-Gymnasiums am letzten Mittwoch in deren Mensa.

In Anlehnung an Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ und die amerikanische Aktualisierung „Zehn Dinge, die ich an dir hasse“ drehte sich alles  um die zwei sehr unterschiedlichen Töchter der gestressten Gynäkologin Fr. Liebermann (herrlich authentisch gespielt von Marion Hopfenzitz). Die eine, Katharina (Katharina Filimonov)  will offensichtlich nichts mit Jungs und Zickenkram zu tun haben, was der anderen, Bianca (Ayana Bauer) zum Verhängnis wird, da sie ihrerseits ausgesprochen großes Interesse an Jungs hat, aber erst ein Date haben darf, wenn auch die „widerspenstige“ Kathi an den Mann gebracht worden ist. So hat es Frau Doktor beschlossen, Shakespeare lässt grüßen! Nicht zu vergessen war die dritte im Bunde, die kleine Schwester Elisabeth (Julia Depperschmidt, klein, aber oho!), die durch ihre vorlaute und immer hungrige Art gehörig an den Nerven ihrer Familie sägte.

Gleich zu Beginn kündigt die coole Mel (Alicia Schroers Gómez) die „Schönen“  an und steigt auch unmittelbar in die coole Gang um Katharina und Tine (Lucy Riß, abgefahrenes Styling) und somit in die Handlung ein. Im Verlauf des Stücks wechselt sie immer wieder von der Erzählerin zur Darstellerin, was der rasanten Szenenabfolge sehr gut tut. Zu den Tönen von „Barbie Girl“ stolzieren Bianca (Ayana Bauer – „Barbie Girl“ in Vollendung!), Lisa (Ida Hanft), Vroni (Jessica Urbanovic), Hanna (Laura Tschursin) und Lara (Natalia Matula) ins Bild, sichtlich um ihr aufgeputztes, sehr blondes Äußeres bemüht. Köstlich vermitteln sie durch ihre tiefen Schmachtseufzer ihre große Bewunderung für den „Ober-Macker“ der Schule, KJ (Niko Tadin), der eher materiell als intellektuell bestückt ist und  kurze Zeit später zu den Klängen von „Shaggy – Mr.Boombastic“ einen dementsprechenden  Auftritt hinlegt. Grandios! Zu toppen ist seine Coolness nur noch durch das Auftreten des neuen Schülers Jojo (Paula Schißlbauer), dessen breitbeiniger Macho-Gang selbst einen John Wayne in den Schatten gestellt hätte.

Dann taucht noch das Trio Max (Richard Römmich), Frederike (Violetta Kaiser) und Lukas (Celina Fink) am Ort des Geschehens auf und punktet mit smartem Verstand und „Organisationstalent“. Sie beschließen, gesponsert von KJ, der sich seinerseits Chancen bei Bianca ausrechnet, Jojo als Date für Kathi anzuwerben, um dem verliebten Lukas den Weg zu Bianca frei zu machen. Jojo lässt sich auf den zweifelhaften Deal ein und stellt schnell fest, dass er wirklich Gefallen an Kathi findet. Nicht nur durch sein Gitarrespiel macht er Eindruck bei ihr und sie nimmt zur großen Überraschung aller seine Einladung zu einer Party an, was damit endet, dass sie sich in ihn verliebt.

Bianca allerdings kommen Zweifel an KJ. Entsprechend ernüchtert gestaltet sich die Frühstücksszene am nächsten Morgen, in der nur die genervte Mutter spricht und die Töchter nebst Freundin Vicky (Mabel Kigadye, anrührend) durch überdimensional groß bedruckte Textblätter, an ihren Sitzkisten heftend und von den einzelnen Protagonisten aufgeblättert, für den nonverbalen Dialog sorgen. Selbst in dieser Szene hat übrigens Vicky, die Freundin der kleinen Schwester Elli nichts zu melden, außer leere Blätter, was beim Publikum einmal mehr für Lacher sorgte.

Bald nach der Sause fliegt der vermeintliche Gefühlsschwindel durch die ebenfalls an Jojo interessierte, aber abgeblitzte Sophia (Vivian Gier, herrlich naiv) auf. Liebeskummer macht sich breit, sowohl bei Kathi als auch bei Jojo. Hilfe kommt ausgerechnet von Bianca, als ihr Kathi gesteht, dass sie einmal was mit KJ hatte. So nähern sich die beiden Schwestern wieder an, was letztendlich auch auf ihre „Gangs“ abfärbt, und Bianca wird klar, dass sie sich doch für den aufrichtigen Lukas entscheiden sollte, der nur ihretwegen Französisch gelernt hat.

Szenenwechsel: Es wird ein Gedicht für die nächste Deutschstunde von Frau Rudolf (Julia Groß, überzeugend gespielt) eingefordert. Viele krasse Sprüche sind zu vernehmen und der coole Norbert (Alina Dotzler) reimt mit Mel sogar im Duett. Als letzte tritt Kathi vor die Klasse und verkündet an Jojo gerichtet „zehn Dinge, die ich an dir hasse“ mit dem Schlusssatz  „mein Herz, das kann nicht von dir lassen“. So geht es auch Jojo, und als „Wiedergutmachung“ ersteht er eine Gitarre von dem Geld, das er für die Verabredung mit Kathi von KJ erhalten hat, und kann somit Kathis Herz zurück gewinnen. Auch Lukas verzeiht Bianca ihren „Fehlgriff KJ“ und erwärmt sich erneut für sie.

Während des gesamten Stückes war der Jugendlichen liebstes Spielzeug, das Handy, sehr präsent, welches einmal mehr die Veränderung in unserer heutigen Kommunikation deutlich machte.

Abschließend ist die einfallsreiche, minimalistische Bühnenausstattung, bestehend aus einem Podest und mehreren Holzkisten, welche gekonnt Szene für Szene neu ein- und umgesetzt wurden, zu erwähnen.

Insgesamt bewiesen die einzelnen Akteure großes schauspielerisches Talent, auch durch ihr gekonntes Mienenspiel, was in den abwechselnd eingesetzten Pantomime-Szenen hervorragend zur Geltung kam. Musikalisch treffend und mit vielen Mitteln des modernen Theaters gespickt, gelang es der witzig-frechen Truppe um die leidenschaftliche Theatermacherin Claudia Ried, den vielen Besuchern zwei kurzweilige und amüsante Stunden Unterhaltung zu bescheren.

Susanna Rosemann, EG

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„Wie sieht das Gespenst denn aus?“ – „Na, tot!“

[MRG, 01.06.2017] Am 01. Juni 2017 präsentierte die Theatergruppe der Unterstufe des Max-Reger-Gymnasiums unter der Leitung von Diana Schneider und Gabi Biehler  ihr Stück „Das Gespenst von Canterville“.

Bei einer Schlossführung (frech: Paula Keppler und Samara Stamper, aufmerksam und selbstbewusst als ältere Lady: Nadja Rein) entschließt sich der amerikanische Botschafter Harold Otis (geschäftstüchtig: Lilly Zolling), dieses Schmuckstück -inklusive Geist, das gehört zum Vertrag- zu erwerben.

Die abgeklärte Familie von Mr. Otis zieht also in das neu erworbene, altehrwürdige, englische Haus- „Schloss!“- „Bunker!!“- „Gruft!!!“- wobei die Begeisterung bei den unterschiedlichen Familienmitgliedern unterschiedlich ausfällt.

Eins aber ist klar: Amerikaner lassen sich nicht so schnell einschüchtern, schon gar nicht von den schaurigen Geschichten des alternden Lord Canterville (durchweg überzeugend: Max Daller). Abgebrüht und unerschröcklich inspizieren die an Frechheit nicht zu überbietenden, selbsternannten „Ghostbusters“ Jerry und Tom (Maximilian Hüttner und Adrian Wiens) den alten Kasten, um es den angeblich hier hausenden Gespenstern so richtig zu zeigen.

Tochter Virginia (einfühlsam und  anspruchsvoll: Hanna Schallmaier), ohne WLAN und Einkaufsmöglichkeiten, sieht schon die Schlagzeilen der Boulevardpresse vor sich: „Amerikaner verblöden in Einöde!“, während Washington, kurz „Wash“ (supersicher und obercool:  Phillipp Schötz) angesichts des sich erneuernden Blutflecks gelassen bleibt und die Lage zu jeder Zeit überblickt: „Keine Sorge- Mum kriegt alles sauber“.

Mrs. Otis macht sich umgehend ans Putzen (hervorragend in Szene gesetzt von Lotte Greiner), während Mrs. Umney, die Haushälterin dringend davor warnt, dadurch den Geist von Sir Simon (ist er ein echtes Gespenst oder ein brillianter Schauspieler?) zu erzürnen. Nicht nur einmal fällt sie vor Furcht in Ohnmacht (wirklich gekonnt: Steffi Stigler).

Aber die Eindringlinge lassen sich auch nicht beeindrucken, als der Geist in verzweifelter Not, sie wieder loszuwerden alle Register zieht und sich zeigt: „Wie sieht das Gespenst denn aus?“- „Na tot!“

Mr. Otis, pragmatischer Geschäftsmann, bietet nicht nur der Haushälterin eine Gehaltserhöhung zur Nervenberuhigung an, sondern versucht auch Sir Simon mit einer Abfindung zu bewegen, das Schloss zu verlassen, und hat obendrein für die quietschenden Gelenke „Antikal“ parat. Doch das Gespenst hat dafür nichts als gesteigerte Empörung übrig: „Ihr Pack, ihr Zweifler, ihr… Lebenden!“

Das Blatt wendet sich erst, als Virginia (in Nachthemd und Einhorn- Kuschel- Pantoffeln!) des Nachts auf Sir Simon trifft, Mitleid mit ihm und seiner untoten Situation hat und ihm ins Totenreich folgt, um ihn mit Hilfe einer alten Prophezeiung und einem Gebet erlöst.

Derweilen sucht die Familie aufgelöst nach dem Mädchen und muss sich letztendlich überzeugen lassen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als man begreifen kann: „Echte Gespenster- außenpolitisch eine Katastrophe!!“ stellt Mr. Otis konsterniert fest.

Der Gespenstertanz, dem Virginia im Totenreich beiwohnt, ist in Worte kaum zu fassen- mit Schwarzlicht und Nebel wird eine wahrhaft „geistvolle“ Stimmung erzeugt, die man gesehen haben muss! Einen großen Zwischenapplaus (der nicht der einzige blieb) gab es hier für die Gespenster Michael Braun, Max Daller, Katharina Filin, Lina Lunz, Lia-Maline Müller, Greta Reber, Nina Ringer, Selina Uschold und Jule Berger.

Am Ende führen diese lieben Geister Virginia wieder zurück zu ihrer Familie. Kaum ist der Schock über ihr Verschwinden verwunden und die Erleichterung verflogen, kommt die nüchterne Erkenntnis von Wash:“Meine Schwester ist eine Killerin!“, da sie „den Untoten mit einem Gebet getötet“ hat.

Last but not least sei noch das außergewöhnliche Bühnenbild erwähnt, das mit beleuchteten Scherenschnittkartons (Kerzen-, Bücher-, Uhr-Motive) die Stimmung des Schlosses eindrücklich zur Geltung brachte.

Fazit:  Das Gespenst von Canterville schaffte es, dass sich  am Ende diese „lebendigen“ Amerikaner mächtig gruselten und das „echte“ Publikum spendete anhaltenden Applaus – ein voller Erfolg!

Christine Kleinert, GMG

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„Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“

[GMG, 13.05.2017] Auf der Grundlage von David Leviathans Roman „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ inszenierte die Schulspielleiterin Claudia Ried, die den Text pointiert für eine Theaterproduktion umschrieb, mit ehemaligen Schülern des Gregor-Mendel-Gymnasiums ein ein ebenso kurzweiliges wie witziges Stück in der Mensa der Schule. Das ungewöhnliche Konzept der Handlung zog das begeisterte Publikum gleich von Beginn an in seinen Bann.

Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Nicki liebt Daniel. Doch die ersten Begegnungen zwischen den beiden finden nur per E-Mail statt, die die Zuschauer mithilfe zweier Erzählerstimmen aus dem Off (als Daniel David Pickel; als Nicki Dorothea Niller) zu hören bekommen. Das Problem dieser Liebesgeschichte: Nicki wacht jeden Morgen in einem anderen Körper auf. Als sich die Freundschaft mit dem schriftstellerisch talentierten Daniel (auch auf der Bühne David Pickel) vertieft, kommen auch ihre neuen Identitäten aus seiner näheren Umgebung, denn sie erwacht mit Beginn des Stücks in den Körpern seiner Arbeitskollegen. Daniel, Volontär einer Zeitung, weiß davon zunächst nichts und kann sich wie alle anderen nur über das seltsame Verhalten seiner Kollegen wundern.

Je nachdem, in welcher Person Nicki erwacht, ändert sich auch das Tagesmotto, das im ansonsten bewusst einfach gehaltenen Bühnenbild durch einen überdimensionalen Kalender (gestaltet von Michael Kamann) präsentiert wird. Am ersten Montag erwacht Nicki im Körper der mit weiblichen Reizen gut bestückten Narzissa (Anna-Liri Shalsi). Das falsche Zitat dieses ersten Tages: „Heute bin ich nett.“ – Lord Voldemort. Nicki verhält sich im Körper der Chefin Narzissa ganz anders, als der Rest der Redaktion es erwartet, denn sie ist aufmerksam, höflich und umgänglich. Ähnlich setzt sie ihren Weg durch die Körper fort, immer in Daniels Nähe, dessen Aufmerksamkeit sie erlangen möchte.

So flirtet der Sportreporter Andi (Constanze Gierl) auf einmal mit dem Volontär Daniel und macht sich Gedanken um sein eigenes äußeres Erscheinungsbild, sprich Jogginghose, was eben von der schlagfertigen Kim (Antonia Schmidt) mit dem Satz der Überschrift kommentiert wird. Der ansonsten meist angetrunkene Reporter Magnus (Barbara Winkler) interessiert sich für Daniels Arbeit. Hugo, der recht unterwürfige Sekretär (Alexandra Jehlicke), rebelliert gegen die dauernd nörgelnde Chefin. Am Freitag erwacht Nicki in Daniels Körper und gewinnt einen intensiven Einblick in sein liebenswertes Wesen und sein Talent. Da sie durchaus bemerkt hat, dass Daniel Augen für die hübsche, blonde Sophie (Meike Peffer) hat, benimmt sie sich am Folgetag in deren Körper völlig daneben – frei nach dem Tagesmotto: „Heute bin ich von der Rolle“ – Klo Papier.

Es ändert sich alles, als Nicki in Kims Körper Daniel ihre Geschichte erzählt. Denn ab diesem Zeitpunkt verabreden sich beide täglich, aber Nicki eben immer im Körper einer anderen Person. Das führt in der zweiten Hälfte des Stücks zu grotesken, aber auch nachdenklichen Szenen, weil sich damit die Frage stellt, wie viel Anteil das Äußerliche in einer Beziehung einnimmt. Während Daniel mit den weiblichen Körpern der Praktikantin Doro (Martina Mikuta), der Putzfrau Gabi (Lena Härteis) und Bella (Katharina Waal) noch zurechtkommt, ist ihm die Annäherung des spießigen, CSU-begeisterten Politik-Redakteurs Helmut (Jonathan Grothaus) unangenehm.

Als Daniel einen Tag nicht in der Redaktion anwesend ist, muss sich Nicki im Körper des Fotografen Jules (Johanna Mehringer) mit ihrem schlechten Gewissen auseinandersetzen. Auf Initiative von Magnus und Bella hat sie Fotos einer im Koma liegenden Profi-Tennisspielerin gemacht, hat jedoch Skrupel, mit dem Schicksal dieser Frau Geld zu verdienen. Und hier schließt sich der Kreis: Als nämlich am Folgetag Daniel im Büro erscheint, wird klar, dass seine Nicki eben diese Tennisspielerin ist, die wieder aus dem Koma erwacht ist. Der Schluss deutet ein Happy End an, bleibt aber offen.

Schauspielerisch zeigten die ehemaligen Schüler/innen ein hohes Niveau, denn neben der eigentlichen Rolle, musste auch jeder Nicki darstellen können. Der brillante und mit Wortspielereien gespickte Text tat sein Übriges und brachte das Publikum häufig zum Schmunzeln und Lachen. Durch die Thematik der wechselnden Identitäten bekam das Stück gleichzeitig eine Tiefe, die in mancher Szene die Zuschauer zum Grübeln brachte. Das Publikum dankte dem Team den kurzweiligen Abend mit einem lang anhaltenden, tosenden Applaus. Die Gruppe „Obstsalat“ kündigte am Schluss des Stücks an, auch noch weiter machen zu wollen. Damit dürfen die Zuschauer auch im nächsten Jahr wieder auf ein Stück hoffen, das in den Köpfen noch nachwirkt.

Diana Schneider, MRG

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Nur ’ne Handvoll Tausender … aber jede Menge Spaß am Theaterspiel

[GMG, 11.05.2017] Die Theatergruppe der Unterstufe des GMG unter der Leitung von Christine Kleinert präsentierte am vergangenen Donnerstag den Zuschauern in der Mensa der Schule einen lustigen und kurzweiligen Theaterabend mit dem Stück „Nur ne Hand voll Tausender“ von Lothar Krauth.

Der Lärm einer nahen Schießerei scheucht die drei ältlichen Schwestern  Alice, souverän und stimmgewaltig gespielt von Marietta König;  Gisela (alias Marleen Kollbrand, mit lustigen Einfällen)  und die schlaue Brunhilde, verkörpert von Paulina Lösch, aus ihrer häuslichen Ruhe. Zwei maskierte Banditen (schrecklich und komisch zugleich, Jessica Dering und Amina Hajri) stürzen ins Zimmer, flüchten vor herannahenden Polizisten durch die Hintertür und lassen in der Eile ihre Beute, einen Sack voller Banknoten, zurück. Nachdem draußen alles ruhig geworden ist, beschließen die Schwestern, mit viel Esprit und ein wenig Selbstironie inszeniert, das Geld zu behalten.

Aus den bisweilen ungeschickten, aber herzerwärmenden Bemühungen der Damen, das Diebesgut vor der braven Haushälterin Adele (Miriam Freimuth) sowie Toreen Rofi als sachliche Köchin Charlotte zu verbergen, ergeben sich zahlreiche komische Verwicklungen. Diese enden schließlich darin, dass die verängstigte Haushälterin eine Nervenheilanstalt über den fragwürdigen Zustand der alten Damen informiert, die direkt in Person zweier Krankenschwestern (Anna Birgmann und Olga Dzhavarov) auf der Bühne erscheint. Nur durch den Griff in das eigene Portmonee kann letztlich alles wieder zum Guten gewendet werden.

Das liebevoll gestaltete Bühnenbild sowie die detailgetreuen Kostüme der jungen Schauspielerinnen unterstützen deren professionelles und textsicheres Auftreten. Auch Schulleiter Oberstudiendirektor Peter Welnhofer zeigte sich erstaunt und erfreut über das Talent der Schülerinnen, die allesamt das erste Mal am GMG auf der Bühne standen, und er betonte, dass er sich bereits jetzt auf weitere Aufführungen der Fünftklässlerinnen freue.

Nina Kohl, MRG

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Das heimische Bier als Zaubertrank

[FOS/BOS, 06.04.2017] Was geschieht, wenn im Himmel Langeweile herrscht, Gott sich amtsmüde fühlt und der Teufel schon keine Lust mehr hat, die Sünder zu quälen:  Richtig, eine Wette muss her! Ungefähr 200 Jahre nach Goethes „Faust“ präsentierte die Theatergruppe der FOS/BOS  unter der Regie von Winfried Sima eine erfrischend freche, sehr amüsante und sehr moderne Fortsetzung des Klassikers mit dem Stück  „Faust – Der Tragödie neuester Streich“.

Eingestimmt wurde das Publikum durch das Vorwort des Theaterdirektors, stark und souverän gespielt von Thomas Stahr, der die Bühne freigab, dem anwesenden Publikum gleich die Marschrichtung anzeigte und es anleitete, mit viel Fantasie dem Schauspiel zu folgen. Was folgte, war eine fortschrittliche Fassung des alten Dualismus zwischen Gott, sehr ausdrucksstark verkörpert von Pilipp Weiß, und dem Teufel, grandios, ausdrucksstark, mit viel Witz und Ironie gespielt von Nina Heinicke.

Leidtragender der Wette ist dieses Mal der Ur-Ur-Ur-Urenkel von Heinrich Faust, ein frustrierter Gymnasiallehrer, der wieder einmal den Sinn des Lebens zu ergründen versucht und mit dem Teufel einen Partner zur Seite gestellt bekommt, um sich diesem Ziel zu nähern. Dennis Altenhof verkörperte die schwierige und anspruchsvolle Rolle des Faust und begeisterte mit seinem darstellerischen Geschick, vor allem im Zusammenspiel mit Nina Heinickes Mephisto, das Publikum ein ums andere Mal.

Faust-BildDer Zaubertrank, der hier zum Einsatz kam, wies besonderes Lokalkolorit auf: er wurde, nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut, von der Brauerei Bruckmüller geliefert (Anton Bruckmüller hatte die Bayerischen Schultheatertage in Amberg eine Woche zuvor als Hauptsponsor unterstützt); mit dem Versprechen, der Zaubertrank könne die Liebe zwischen zwei Menschen bewirken, versucht der Teufel, Faust mehrmals zu manipulieren und seine Liebeswünsche zu erfüllen, was jedoch stets misslingt. Denn Faust soll sich in seine Kollegin Schwertlein (von Sophie-Marie Engelbrecht wunderbar selbstbewusst und lebensecht gespielt) verlieben, aber der von Jakob Kantana sehr dynamisch verkörperte Sportlehrer kostet versehentlich vom magischen Gerstensaft und … verliebt sich sogleich in Faust, der sich daraufhin vor dem Sportlehrer retten muss.

In seiner Verzweiflung beabsichtigt Faust, seinem Leben mit einem Giftgetränk ein Ende zu setzen. Nur durch das göttliche Einschreiten kann er daran gehindert werden, denn statt des Gifts verabreicht Gott dem Faust erneut Gerstensaft, der ihn dann in einen tiefen Schlaf fallen lässt, aus dem ihn ein frech gewitzter Schüler aufweckt, der von Sophie-Marie Engelbrecht gespielt wurde (ebenso überzeugend in ihrer zweiten Rolle).

Als Faust mit dem Teufel endlich brechen will, begegnet ihm das von Sophie Feja herrlich forsch, teilweise naiv gespielte Gretchen. Das Mädchen verliebt sich aus freien Stücken, also ohne Zaubertrank, in den attraktiven und gewandten Faust – doch da ist auch noch ihre stockkonservative Mutter (sehr gut mit osteuropäischen Akzent dargestellt durch Theresa Kotz), die in dieser Beziehung ein Machwerk des Teufels sieht und den Teufel arg in Bedrängnis bringt. Am Ende jedoch siegt die wahre Liebe zwischen Gretchen und Faust, und auch der Teufel muss einmal mehr die Macht und Größe Gottes zähneknirschend zur Kenntnis nehmen.

Der Vorhang fiel und das Publikum applaudierte, so dass der souverän agierende Theaterdirektor zu einer Zugabe veranlasst wurde. Die dafür erbetene dreiminütige Pause, in der die letzte Szene einstudiert wurde und die dem Publikum den eigentlichen Theaterbetrieb vor Augen führte, nutzte die Theatergruppe für ein sehr gelungenes Improtheater, um Gott und den Teufel zu versöhnen und dann wieder an den Anfang des Stücks überzuleiten. In der Rolle des Engels begeisterte wiederum Jakob Kantana das Publikum durch seine Gitarrensolos und durch seine unbekümmerte und liebenswürdige Art. Mit dem abschließenden Kommentar des Teufels: „Mann, ist das langweilig hier“ schloss sich der Kreis, und das Publikum dankte für die begeisternde Vorstellung mit tosendem Applaus.

Insgesamt bot die Theatergruppe trotz wenig Requisiten und Bühnenbildern ein sehr unterhaltsames und sehr komödiantisches Stück, das den Fauststoff recht frei interpretierte und die Thematik mit einem Augenzwinkern in die heutige Zeit transportierte.

Peter Ringeisen, DJDG

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Osterbotschaft ganz neu interpretiert

[EG, 04./05.04.2017] Peter Seidl, bis zum Februar noch Schulleiter des Erasmus-Gymnasiums und nun im Ruhestand, hat gewissermaßen sich selbst und seiner Schule zum Abschied eine Neuauflage eines Theaterstücks geschenkt, das er 1992 am Gymnasium Neubiberg konzipiert hatte. Der Kritiker des Münchner Merkur urteilte damals, es handle sich um ein „himmlisch vergnügliches Höllenszenario“ – und dieses Prädikat verdient auch die Aufführung 25 Jahre später.

Seidl hatte sich das „Innsbrucker Osterspiel“, das vor rund 700 Jahren in Thüringen entstand, als Grundlage genommen; es geht darin um teils in der Bibel erwähnte, teils frei erfundene Ereignisse, die sich um die Auferstehung Christi drehen. Dieses ernste Thema wird bereits in dem mittelalterlichen Mysterienspiel kräftig ausgeschmückt und zu Unterhaltungszwecken angepasst. Peter Seidl modernisierte die Sprache, fügte zeitgemäße Anspielungen und slapstickartige Handlungselemente hinzu – und versah das Ganze mit einer Reihe von Songs, die live vorgetragen wurden; unterstützt wurde er bei der Aktualisierung von Mitgliedern der engagierten Theatergruppe. Die musikalische Begleitung kam von einer schwungvoll und präzise aufspielenden Lehrerband: Michael Haberberger (Trompete), Katharina Scharnagl (Flöte), Florian Häusler (Klavier), Christine Uhle (Bass) und Christian Uhle (Schlagzeug).

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Pilatus (Johann Schneider), links, und Kaiphas (Niklas Bauer)

Dem Spiel der Bühnenakteure merkte man an, dass sie mit viel Begeisterung bei der Sache waren – eine ganze Reihe von ihnen gar in mehreren Rollen. Das fängt schon damit an, dass der Hohepriester Kaiphas mit überbordender Beredsamkeit, in der er Unterwürfigkeit und kleine Spitzen geschickt mischt, den römischen Statthalter Pilatus davon zu überzeugen sucht, das Grab müsse bewacht werden, denn die Anhänger des Jesus munkelten von einer Auferstehung. Niklas Bauer (9b) verlieh der Figur des Kaiphas – sowie danach auch der des Salbenhändlers und des Petrus – eine wunderbare komödiantische Präsenz, und Johann Schneider (Q12) war ein prächtig selbstherrlicher Pilatus (und später ein überzeugend zweifelnder Thomas).

EG_3039_actionheroes_Terminator+RamboNatürlich haben die daraufhin als Wachen abgeordneten Actionhelden (Michael Meckl, Q11, Katinka Himmelhuber, Q12, Niklas Bauer, Johann Schneider) keine Chance gegen die himmlischen Mächte, obwohl sie vorher über ihre guten Absichten rappen. Der alsbald tatsächlich Auferstandene (ruhig und würdevoll dargestellt von Randell Sliman, 10b) begibt sich sogleich in die Hölle, um die dort Festgehaltenen aus der teuflischen Gefangenschaft zu befreien, allen voran das rettungslos zerstrittene Paar Adam (Michael Meckl, Q11) und Eva (Lisa Brandel, 8b). Diesen Personalverlust will sich Oberteufel Luzifer (Gizem Göz, Q11, Leyla Hamaloglu, 7a) nicht gefallen lassen, und so schickt er seine Unterteufel auf der ganzen Welt aus, um neue Seelen für die Hölle zu fangen (Victoria Eckroth und Maritta Singer, 7a, Hanna Theiss und Lisa Brandel, 8b, Ceyda Hos, 10b, Andrea Anthofer, 8b).

Leichte Beute für die Teufel findet sich reichlich, unter anderem der Salbenhändler Unguentus Quackus (Niklas Bauer), der kein einziges Fremdwort richtig verwendet, aber jedesmal prompt von seiner Frau (Andrea Anthofer, Ceyda Hos) verbessert wird – zur hörbaren Erheiterung des Publikums, das diese Wortverdrehungen genießt. Quackus stellt einen Gehilfen ein, den verschlagenen Rubin (mit rabiatem Charme: Michael Meckl), der sich sogleich vornimmt, bei erstbester Gelegenheit die Kasse zu plündern und mit der Frau des Chefs durchzubrennen. Doch zunächst muss er sein Verkaufsgeschick unter Beweis stellen, und da kommen die drei Frauen gerade recht, die eine Salbe zum Einbalsamieren erwerben wollen (Sandra Weiß, Q11, Christina Metz, Q12, Viktoria Eckroth, 7a). Rubin führt das Verkaufsgespräch so tölpelhaft, dass Quackus ihn wutentbrannt hinauswerfen will – doch seine Frau hat ihrerseits ein Auge auf den dynamischen Rubin, und so wird Quackus kurzerhand mit seinen eigenen Ingredienzien ins Jenseits befördert.

EG_3156_mariaDie drei Frauen erhalten nun die Nachricht, dass das Grab bereits leer sei – und vor allem Maria Magdalena, „Ex-Sünderin, jetzt fromm“ (wie es im Programmheft heißt), ist enttäuscht darüber, denn sie wäre so gern ihrem Meister noch einmal begegnet. Diese anspruchsvolle Passage gelang Sandra Weiß mit schöner Ernsthaftigkeit. Doch allzulange bleibt es nicht ernst: Schon gibt es eine Live-Übertragung auf RadioTele Galiläa zu verfolgen, eine Radiostation, die den als Sport-Event aufgemachten Wettlauf der Jünger Petrus und Johannes zum Grab kommentiert (Niklas Bauer, Michael Meckl; am Mikrofon: Felicitas Groth, 8b).

Nicht unerwähnt bleiben soll der Engel mit dem Tablet (Marie Siegler, Q11), der teils als wandelndes Auskunftsbüro, teils als Bodyguard für Jesus, für Ordnung sorgt, so auch am Ende, als der Auferstandene rechtzeitig auf die Bühne kommt, um Maria Magdalena zu trösten und dem ungläubigen Thomas zum Glauben zu verhelfen. – Ein Happy End also?

EG_3047_JC+EngelIrgendwie schon, und insgesamt vermittelte dieses sehr bunte, teilweise überdrehte Musikspiel mit seinen ernsten Passagen (z. B. dem Tanz der sieben Todsünden) dem Publikum eine Ahnung davon, wie das mittelalterliche Mysterienspiel damals gewirkt haben mag: Man beschäftigte sich mit den Inhalten der Osterbotschaft und nutzte die Lücken in der Überlieferung, um heiteren Klamauk zu treiben, ohne in Blasphemie zu verfallen. Auch diese Gratwanderung gelang hier.

Mit großem Applaus dankte das Publikum im Erasmus-Gymnasium den Spielerinnen und Spielern, der Band, der Technik und nicht zuletzt den beiden Leitern der Schultheatergruppe, Peter Seidl und Susanna Rosemann.

Peter Ringeisen, DJDG

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Vor Gott sind alle Menschen gleich

[MRG, 30.03.2017] Wo fünf hübsche junge Frauen über einen Mr Darcy herziehen, da kann Jane Austen nicht weit sein. Am Max-Reger-Gymnasium ließ sich die ehrwürdige englische Autorin sogar persönlich blicken und führte das Publikum in Gestalt von Julia Wenkmann charmant und mit einem Augenzwinkern durch die Bühnenversion ihres romantischen Klassikers „Stolz und Vorurteil“.

Mr Bennet (Nathalie Hartung) ist vom Schicksal gestraft: Als Vater von fünf Töchtern fehlt ihm nicht nur ein männlicher Erbe, er muss sich auch noch mit einer hysterischen Ehefrau herumschlagen. Judith Mitschke spielt die egozentrische Mrs Bennett so spritzig und flott, dass man ihr unbedingt Erfolg bei ihrer Suche nach wohlhabenden Schwiegersöhnen wünscht. Ein Kandidat für ihre hübsche Älteste (Elisa Schuth) scheint in dem neuen Nachbarn Mr Bingey (Sophie Nibler) bald gefunden, doch ehe die beiden herzensguten Menschen zueinander finden, müssen noch einige Hindernisse überwunden werden.

Nicht zuletzt sorgt die schöne, aber recht laszive und sehr oberflächliche jüngste Tochter Lydia (Catarina Ferreira) für Wirbel, als sie Hals über Kopf mit dem Taugenichts Mr. Wickham (Fabian Gehring) durchbrennt. Ihre von Johanna Wiesner herrlich naiv und erfrischend fröhlich gespielte Schwester Kitty hatte trotz ihrer Nähe zu Lydia natürlich von all dem keine Ahnung. Während die Familie ihr Unglück kaum fassen kann, trumpft Tochter Mary (wunderbar altklug: Jana Zinnbauer) mit unerwünschten frommen Sprüchen auf.

Helfen kann in dieser heiklen Lage nur einer: Der von allen verhasste stolze Mr Darcy. Selina Klatt gelingt es ausgezeichnet, den abweisenden und doch ausgesprochen ehrenwerten Charakter des reichen Mr Darcys herauszustellen. In seiner anfangs erfolglosen Werbung um die kluge Lizzy Bennett bangt und hadert das Publikum mit ihm. Mit sehr viel Gefühl und Temperament stellt sich Lisa-Marie Brüning diesem komplizierten Mann entgegen. Während sie einerseits sein Verhalten zutiefst missbilligt, kann sie sich andererseits nicht einer intellektuellen und romantischen Anziehung zu ihm entziehen. Als sie schließlich begreift, wie sehr sie ihn verkannt hat, ist es beinahe zu spät.

Doch Jane Austen wäre nicht Jane Austen, würde sie ihre Helden nicht am Ende zu einem wundervollen Happy-End führen. Und dieses kann nicht einmal die von Nina Lehner wundervoll streng und selbstgerecht verkörperte Mrs de Bourgh verhindern, die Lizzy partout nicht an der Seite ihres Neffen, sondern ihn lieber mit ihrer eigenen Tochter (Laura Taller) verheiratet sehen will.

Sehr nahe an der Vorlage und dennoch mit vielen modernen Elementen zauberten die jungen Schauspieler der 9. bis 12. Jahrgangstufe ein kurzweiliges Stück auf die Bühne, das auch mit vielen liebenswerten Details überraschte. So war Niklas Ciriacy als Caroline Bingley im kleinen Schwarzen und Glitzerpumps ein absoluter Blickfang. Und der herrlich unsympathische und von sich selbst überaus überzeugte Mr Collins (Silas Klemm) erheiterte das Publikum mit seinem ausgesprochen witzigen Sprachfehler. Da verlor man fast schon das Mitgefühl mit Lizzys altjüngferlicher Freundin Charlotte (wunderbar pragmatisch: Lea Eckert), die sich schließlich als Mrs Collins wiederfindet.

Höhepunkte des Stücks waren vor allem auch die Auftritte der Bediensteten Jane. Luca Adams spielte die schnippische junge Frau mit der leicht vulgären und schlichten Sprache unglaublich überzeugend und amüsant. Ihre spitzbübischen Erkenntnisse wie „vor Gott sind alle Menschen gleich, aber man merkt es nicht so“ brachten einen Hauch Oscar Wilde in Jane Austens romantische Welt – und das Publikum regemäßig zum Schmunzeln.

Mehrere Tanzeinlagen, ein gefühlvoller Sologesang und aufwendig gestaltete Kulissen rundeten den von den Schulspielleiterinnen Bianca Rauchenberger und Nina Kohl inszenierten gelungenen Theaterabend ab. Jane Austen wäre stolz gewesen.

Claudia Ried, GMG

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Wahrheit – ein kostbares Gut?

[DJD, 14.03.2017] Wenn sogar schon Präsidenten die Wahrheit verbiegen, dann zeigt das umso mehr, wie brandaktuell das Thema Wahrheit – oder vielmehr die Abkehr davon – ist. Daher legten die Schülerinnen des Decker-Gymnasiums mit ihrer Theatercollage „Alles wahr. Echt.“ den Finger beeindruckend genau an den Puls der Zeit.

Zwar waren es weder 70 000 noch 120 000 Zuschauer, wie die Schauspielerin Johanna Hofmann aus der Q11 in einer gekonnten Trump-Parodie versicherte, doch der Gerhardinger-Saal war am Dienstag, den 14. März, dennoch gut gefüllt.

Das Titel-Thema führte als roter Faden durch das kurzweilige Pottpüree aus Gedichtinterpretationen, Ausschnitten aus verschiedenen Theaterstücken und anderen Literaturvorlagen von Größen wie Ernst Jandl, Kathrin Röggla, Friedrich Dürrenmatt und Goethe sowie einigen äußerst gelungenen Eigenproduktionen.

0__web__dsc_2781.jpgSo überzeugte beispielsweise Anne Winter mit ihrem Geständnis, Mord sei ihr Hobby – nur um schließlich eingestehen zu müssen, dass „Schwimmen“ vielleicht doch die passendere Bezeichnung für die von ihr bevorzugte Tätigkeit sei. Zuvor hatte die Schülerin bereits Theresa Flierl als zögerliche Selbstmörderin überredet, ihr vor dem Sprung noch ihre Wertsachen zu überlassen – und sie schließlich mit einem beherzten Schubs vor einem Sinneswandel „bewahrt“.

Auch Clara Dreßler gab eine wirklich gute Figur ab – und zwar sowohl als Gangsterboss als auch als Klatschtante. Aber nicht nur die Oberstufenschülerinnen überzeugten mit ihrer Darbietung. Auch Katja Huber, Emma Buegger, Magdalena Mandl, Lena Gimpl und Annalena Vogel ernteten zurecht reichlich Applaus.

0__web__DSC_8580Ein weiteres Highlight waren die von Julia Eikam und Laura Brugger herzerfrischend gespielten Szenen aus den „Känguru Chroniken“ von Marc-Uwe Kling, die für zahlreiche Lacher sorgten und schon mit viel Vorfreude erwartet wurden. Die musikalische Einlage von Leonie Weigl und Theresa Flierl gab dem Abend noch eine gefühlvolle gesangliche Note.

Beeindruckend gelangen die Einlagen der Gruppe „Wahlfach Tanz“, wenn auch beim zweiten Tanz zunächst gebremst durch ein technisches Problem, das die Mädchen hinter den Kulissen kurzerhand selbst lösten. Die erste Nummer, ein „Mashup“ aus mehreren Musikstücken, begeisterte durch die Vielfalt an choreographischen Einfällen, und der zweite Tanz bildete zu dem bezeichnenden Titel „Who run the world? Girls“ eine wunderbar peppige Abrundung des Abends, der von Peter Ringeisen (Schauspiel) und Sigrid Ringeisen (Tanz) einstudiert worden war.

0__web__DSC_8589Who run the world? An diesem Abend waren dies zweifelsfrei die Girls des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums.

Claudia Ried, GMG

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