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Bis(s) der Tod sie scheidet!

Die Franz-Xaver-von Schönwerth-Realschule lieferte mit ihrem Stück „Biss zur letzten Stunde“ einen gruslig-romantischen Beitrag zu den Amberger Schulspieltagen

Bewaffnet mit einem Kruzifix und einer Knolle Knoblauch begrüßte am Donnerstag, den 06.06.2013, um 19.30 Konrektor Brunner die Zuschauer in der abgedunkelten, neuen Aula der Realschule, um ihnen mitzuteilen, dass seit ein paar Monaten allerlei lichtscheues Gesindel in der Schule gesichtet worden sei. Das Publikum, das die Aula bis fast auf den letzten Sitz füllte, durfte also gespannt sein.

Die Story, die die Theatergruppe unter der Leitung von Brigitte Bodensteiner auf die Bühne brachte, ist schnell erzählt, da hinlänglich aus der erfolgreichen Twighlight-Trilogie bekannt: Vampir verliebt sich in Sterbliche, will sie aber nicht beißen und…ja genau hier nimmt der Weg eine überraschende Wendung…geht zu einem Psychiater. Und so ernteten die jungen Schauspieler/innen die ersten Lacher, als Georghi Nosferatu, dargeboten von Angelique Metzke, mit einer sehr ungesunden Gesichtsfarbe auf der roten Couch des Dr. Morus, gespielt von Pauline Lay, Platz nimmt. Mit Unterstützung seiner drei bezaubernden Schwesternhelferinnen (Christine Schönfelder, Anna Schmid-Burgk, Sarah Riepl) und seinem Kollegen Dr. Thompson (Paul Klever) versucht der zeitweise recht verwirrte Nervenarzt hinter das Geheimnis der Beißhemmung des Vampirs zu kommen. Das Rätsel ist schnell gelöst. Denn seit der Vampir sich „unsterblich“ in die reizende Jungfrau Jennifer Lancing (Jessica Vondracek) verliebt hat, schafft er es nicht mehr, frische Nahrung zu sich zu nehmen, sondern muss zum Amüsement seiner vier kichernden Schwestern (Sophie Müller, Emma Prechtl, Lisa Strahl, Loreen Ziehn) auf Blutkonserven umsteigen. Dr. Morus weiß Abhilfe und verschreibt dem liebeskranken Vampir eine Woche Jennifer-Abstinenz. Stattdessen schickt er drei Mädchen aus dem Rotlichtgewerbe, sehr unterhaltsam gespielt von Lea Gehring, Emma Honig und Laura Radzuik, um ihn abzulenken. Allerdings fallen die drei kurzerhand dem wiedererwachten Hunger des Vampirs und seiner Schwestern zum Opfer. Nachdem Miss Lancing von ihrem Geliebten in der Gestalt des sehr charmanten Jungen Benny, toll umgesetzt von Konstantin Kreiner, von der Möglichkeit einer Liebe zwischen Vampir und Sterblicher überzeugt wird, geht sie zu ihm, um sich beißen zu lassen. Doch dieses Opfer führt dazu, dass Nosferatu aus dem Vampirdasein befreit wird und seine Jenny glücklich, bis(s) dass der Tod sie scheidet, lieben kann.

Um diese romantisch-gruselige Liebesgeschichte präsentierten die jungen Künstler jedoch noch viele witzige Einlagen in Form verschiedener Patienten bei Dr. Morus: Da wäre ein Herr namens Bello, der sich für einen Hund hält und schließlich einen Platz im Tierheim findet, fantastisch von Sandra Miller gespielt. Aber auch der sehr Mama fixierte Mr. Habermann (ebenfalls Konstantin Kreiner) erheiterte mit seiner kratzbürstig-hysterischen Mutter (Selina Zander) das Publikum. Nicht zu vergessen die beiden Schwestern Regenwittchen (Viola Vogl) und Schneewittchen (ebenfalls Selina Zander), die sich lauthals über ihre völlig durchgeknallte Schwiegermutter auslassen und die helfenden Hände des Sanitäters (Stefanie Kellermann).

Musikalisch untermalt wurde das Programm von der Schulband (Felix Nörtemann, Markus Vielberth, Johannes Engelhard, Kristina Zeiser, Florian Knab, Simon Storch, Sarah Bauer, Teresa Reindl), die ein breites Repertoire an aktuellen Liedern, die zu den einzelnen Szenen passten, gekonnt darboten.

Wie die Schüler/innen selbst zum Abschluss sagten, habe Frau Bodensteiner es ermöglicht, dass ein chaotischer Haufen an unterschiedlichsten Charakteren am Schluss eine Einheit bildete. Die Schüler/innen hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und entführten ein begeistert applaudierendes Publikum fast zwei Stunden in eine andere Welt.

Diana Schneider

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Märchenhafte Unterhaltung am MRG

Das war schon eine große Aufgabe, die die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe des Max-Reger-Gymnasiums mit ihren Leiterinnen Bianca Rauchenberger und Nina Kohl da zu bewältigen hatte: 36 Schülerinnen und Schüler wollten auf der Bühne ihr Können beweisen!

Was hätte sich also besser geeignet als ein modernes Märchen, das für alle Raum bietet, sich in den verschiedensten Rollen zu entfalten? Das Märchenstück in drei Akten von Karin Münnich und Martina Worms „Als Herr Lehmann die böse Königin traf“ gab allen Mitgliedern der Theatergruppe dazu die beste Gelegenheit.

Familie Lehmann will einen Märchen-Freizeitpark besuchen. Aber Herr Lehmann (Lisa-Marie Brüning) versteht es, seinen Kindern Jessica (Marion Haider) und Markus (Tim Herding) sowie seiner Frau Ute (Johanna Wiesner) schon am Eingang die Stimmung gewaltig zu verderben. Den Kassierer (Jonas Dreßler) motzt er an, dass es auch noch Eintritt kostet, „wenn man sich so blöde Figuren ansehen muss“, und an Märchen glaubt er doch  sowieso nicht. Das ändert sich jedoch schlagartig, als er plötzlich mittendrin ist in der Märchenwelt der schwarzen Königin (Selina Klatt), wo eine böse Hexe (Lia Haberland) schon das Messer wetzt, um seine Kinder aufzuessen, und sich auf „knusprig gebratenen Markus mit frischen Kräutern“ freut.  Bevor aber das tapfere Schneiderlein (Johannes Büchner)  die anderen Märchenfiguren dazu überredet, Herrn Lehmann zu helfen, versucht dieser verzweifelt die unlösbaren Aufgaben der Königin zu erfüllen, um seine Kinder vor dem Tod durch Verspeistwerden zu retten. Dabei gerät er mitten in die Turbulenzen der zum Leben erwachten Figuren: Wie im richtigen Leben zicken Aschenputtels Schwestern (Lena-Marie Großpeter und Kassandra Orr) herum, den Teufel mit den drei goldenen Haaren (Sophie Nibler) und seine teuflischen Enkel (Julia Wenkmann und Alicia Kaiser) interessiert vor allem das Feuerwasser und Rumpelstilzchen (Maximilian Maier) denkt nur immer ans Heiraten. Auch Goldmarie, Pechmarie (Johanna Wiesner und Maria Gmeiner), Rotkäppchen (Luca Adams), Dornröschen/Schneewittchen (Elisa Schuth) und nicht zu vergessen die mit flottem Gesang auftretenden sieben Zwerge (Antonia Keppler, Jakob Bauer, Jonas Dreßler, Cleopatra Linzer, Alice Grohmann, Anna Parussel, Alexandra Negrea) mischen bei dem bunten Treiben mit. Und natürlich geht die Geschichte am Ende gut aus und Herr Lehmann kann die Kinder und seine Frau  in die Arme schließen. Die hat nämlich das ganze Abenteuer auf einer Parkbank verschlafen und ist nicht einmal durch Lehmanns markerschütternde Schreie „Ute!!!!!!!!!!!“ aufgewacht.

Den Darstellern merkte man an, wie viel Freude ihnen die Arbeit an diesem bunten Märchentheater gemacht hat: Fantasievoll kostümiert und geschminkt bewegten sie sich mit Elan durch die Märchenwelt, in der nicht nur der sprechende Spiegel (Nina Lehner und Lea Eckert) und  der toll einstudierte Tanz der Teufel (Janine Braun, Cornelia Frai, Xenia Igiebor, Jennifer Myzev, Vanessa Dirksen, Cornelia Fischer, Jody Morton, Johanna Neudecker, Laura Reinwald, Lara Seidenfaden) für Abwechslung und Unterhaltung sorgten. Zur märchenhaften Atmosphäre trugen auch die liebevoll ausgestattete Bühne und nicht zuletzt die auf eine lange Stoffbahn gemalten  Hintergrundbilder bei.

So waren denn am Ende alle richtig zufrieden: Herr Lehmann, dass der Spuk zu Ende war, die Spielerinnen und Spieler, dass sie die Herausforderung so gut gemeistert hatten, und die Zuschauer, die sich mit kräftigem Applaus für einen sehr lustigen und vergnüglichen Theaterabend bedankten.

Uta Löw

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MRG begeistert mit einem Stück Zeitgeschichte vor vollem Haus

Leipzig im Jahr 1989: Die Regierung der DDR kämpft mit steigenden Flüchtlingszahlen und hat eine Frauen-WG zu Propagandazwecken ins Leben gerufen, um den jungen Genossinnen und Genossen ein Vorbild zu geben. Freundschaft!

„Wir hatten nischt, aber die DDR hatte uns“ spielt ironisch mit den Slogans und dem Gedankengut des real existierenden Sozialismus der DDR. Die Charaktere jeder einzelnen Rolle wurden bis ins Detail ausgearbeitet. Da ist zunächst einmal Charlotte Kreutz (Marie Hanke, Q 11), Gründerin dieser DEFA-Fernseh-Propaganda-WG, die mit fester Hand die Frauengemeinschaft zusammenhält. Dabei hat sie viel zu tun, denn einige der Bewohnerinnen verhalten sich nicht unbedingt so, wie es das Politbüro gerne gehabt hätte: Isgrid (Alice Kerschbaum, Q 11), von Beruf Gärtnerin, züchtet in der WG ihre Hanfpflanzen, und Bibbi (Anna Sturm, Q 12), die sich durch das Stück berlinert, hat wechselnde Männerbekanntschaften. Das Schicksal von Bibbi ist auch der Dreh- und Angelpunkt des von der Spielleiterin Diana Schneider verfassten und bis in jede Rolle ausgefeilten Theaterstücks.

Bibbi lernt gleich zu Beginn einen Wessi (Alice Grohmann, 9 c) kennen, der die Naivität des Ostmädchens ausnützt und ihr eine große Karriere als Model verspricht. Jeglicher Westkontakt und Westeinfluss muss aber vor der allgegenwärtigen Hausmeisterin und dem Stasi-Spitzel Frau Kolansky (Anna-Maria Horst, 10 c) sowie deren staatstreuen Enkelin (Nicole Dreher, 9 a) geheim gehalten werden. Das Stück strotzt vor ironischen Untertönen, was für Einiges an Situationskomik sorgt und somit zur Erheiterung der Zuschauer beiträgt. Doch als Bibbi erfährt, dass sie sich beim Westfreund mit AIDS – einer Krankheit, die in der DDR offiziell gar nicht existierte – angesteckt hat, folgt der dramatische Wendepunkt. Von da an leidet der Zuschauer mit, genau wie Bibbis Mitbewohnerinnen, die Büchernärrin Conny (Magdalena Schuth, Q 11), die dauerverliebte Floristin Nicole (Melissa Renner, Q 11), die Umweltschützerin Heike (Sophie Reinwald, Q 12), die Krankenschwester Wita (Luise Kerschbaum, 9 a) mit Helfersyndrom oder Melanie (Alexandra Koller, 10 c), Sekretärin und Sprachgenie. Natürlich darf auch in dieser WG eine Ina Saalbach (Ann-Kathrin Brüning, Q 12) nicht fehlen, die als Dressurreiterin von der sozialistischen Sportförderung der DDR profitiert. Zu dieser Truppe gesellt sich dann auch noch Eddie (Mona Sommerer, Q 11), Ingenieurin und verrücktes Genie, die mit ihren imaginären Freunden Karl (Marx) und Friedrich (Engels) im Zwiegespräch lebt.

Nach der Pause kündigen sich Veränderungen an. Die WG erhält durch Telefon und Farbfernsehgerät sozialistischen Luxus. Es ist auch die Zeit der Montagsdemonstrationen. Doch noch einmal droht der WG Gefahr, als die meisten der Bewohnerinnen von Volkspolizisten (Peter Weiser, Q 11 und Daniela Ludwig, Erzieherin im Internat) verhaftet werden. Nach dem Fall der Mauer erkennt dann letztendlich aber auch die Frauenbeauftragte und SED-Mitglied Charlotte: „Das Projekt DDR ist gescheitert.“ Man erfährt, dass Frau Kolansky nach der Verhaftung ihrer Tochter nichts anderes übrig blieb, als die Nachbarn zu bespitzeln. Am Ende wird klar, das Leben wird sich für die WG-Bewohner verändern. Für Bibbi gibt es allerdings kein Happyend, sie stirbt an ihrer Krankheit.

Zwei Stunden lachen und leiden die Zuschauer im vollbesetzten Festsaal mit den Bewohnern mit und sind ein Teil der WG, denn sie werden mit einbezogen, z. B. wenn die Darsteller auch im Zuschauerraum spielen. Das Stück ist liebevoll und engagiert durchrecherchiert und inszeniert bis ins kleinste Detail, angefangen von den Halorenkugeln über den Rotkäppchensekt bis hin zum O-Ton der Aktuellen Kamera und der Tagesschau. Die Darstellerinnen und Darsteller verstanden es, ihre Charaktere glaubhaft mit Leben zu füllen; dazu wurden sie perfekt und professionell von Johanna Samberger (Q 12), Linda Göbl. Dorothee Meyer, Jan-Marco Müllner und der Spielleiterin Diana Schneider in Szene gesetzt. Die Wende 1989, eine Sternstunde der Geschichte, wurde in einer Sternstunde des Schultheaters den Zuschauern kurzweilig vermittelt.

Andreas Hilgart (DJDR)

Aufführung: 25. April 2013

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Schüler Schiller schreibt

Eigentlich hat er ja Pfarrer werden wollen – doch der böse Herzog ließ ihn nicht. Also schickte man den jungen Fritz Schiller zur Musterung an die Militärakademie. Sehr zum Leidwesen seiner weiblichen Verwandten… Also doch kein Stück von Schiller – sondern eines über den Dichter selbst? Die Oberstufentheatergruppe des Erasmus-Gymnasiums unter der Leitung von Uta Löw hatte sich für ihre Inszenierung beides vorgenommen. „Schiller schreibt seine Räuber“ lautet der Titel des selbst geschriebenen Stückes, aufgeführt am vergangenen Mittwochabend. Dabei gaben die achtzehn jungen Schauspielerinnen und Schauspieler alles, um dem Publikum einen abwechslungsreichen und interessanten Einblick in das Schaffen des jungen Dichters (charmant gespielt von Elias Lauerer) zu geben. 

Der wunderbar zackige Militärarzt (Tobias Andersch) bemängelt zwar die Größe und schmächtige Statur des jungen Friedrich, dennoch steht Schiller nun im Dienst des strengen Herzogs (Joschka Wischer), dem zwar wenig an seinen einzelnen Kadetten, dafür umso mehr am Wein liegt. Schiller findet nach Christian (Martin Fenk) rasch weitere Freunde in der Akademie. Da sein kreativer Geist sich vor allem nachts zu regen beginnt, umgeht er die abendliche Bettruhe, indem er sich des Öfteren krank meldet. In der Krankenstation findet er nämlich ein nächtliches Licht – und die Muße, sein erstes Drama zu schreiben: „Die Räuber“. Seine Kameraden nehmen enthusiastisch Anteil an dieser Schaffungsgeschichte. Sie hören, lesen und spielen voller Leidenschaft, was Friedrich in den Nächten geschaffen hat, verwandeln sich zuweilen selbst in die wilde Räuberbande unter ihrem Anführer Karl Moor (stark: Tobias Haller).

Auch den wunderbar fiesen, intriganten Bösewicht und Bruder Franz Moor (Matthias Aures) lässt Schiller vor den Augen seiner Mitschüler auferstehen. Unter seiner Regie proben zwei Freunde eine feurige Liebesszene (mitreißend gespielt von den Schwestern Franziska und Kerstin Hübner). Dramatischer Höhepunkt war zweifellos die Konfrontation Karl Moors mit dessen Vater (Mario Scharl) und seiner Verlobten Amalia (Cora Koch). Während der alte Moor röchelnd zusammensinkt, versucht Karls verzweifelte Verlobte, ihren Geliebten zurück zu gewinnen, ehe sie letztendlich durch seine Hand umkommt.

Schließlich sind „Die Räuber“ vollendet – und werden uraufgeführt. Und das Publikum sieht sich durch die jungen Schauspieler im „originalen“ Publikum dieser Erstaufführung widergespiegelt. Nun zeigen auch Lukas Dimpfl, Larissa Engelhardt, Anja Fischer, Ulrich Kraus, Anna-Lena Kuhn, Bina Rückel, Johanna Schötz und Katja Wamser noch einmal ihr tolles schauspielerisches Können. Ob es damals bei der Premiere allerdings tatsächlich so exstatisch, heulend und zähneknirschend zuging? Wir möchten es gerne glauben.

Claudia Ried (GMG)

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Auftaktveranstaltung: „Theater ist wie Wasser und Brot“

Sowohl die Amberger Zeitung als auch die Mittelbayerische Zeitung berichteten über dieses Novum, bei dem aus (fast) allen Produktionen dieses Jahres ein kurzer Ausschnitt gespielt wurde. Vor allem für die Spielerinnen und Spieler selbst war es anregend und informativ, den anderen Gruppen zuzusehen und unterschiedliche Ansätze und Stile zu beobachten.

Mittelbayerische Zeitung/Mariele Schön: „Schönes Erlebnis für die Zuschauer“

Amberger Zeitung/Marielouise Scharf: „Voller Spielfreude und Kreativität“

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Landpartie macht glücklich

Bildergalerie von der Aufführung

Sieht so wahre Liebe aus? (mehr Bilder -> klick!)

„Du machst mich glücklich“: Diese Zeile des Abschlusslieds kann man ohne Einschränkung auf die Theateraufführung der Klassen 9 bis 12 des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums Amberg übertragen. Der Leiter der Theatergruppe, Peter Ringeisen, konnte die Zuschauer durch sein kurzweiliges und amüsantes, aber auch anspruchsvolles Stück ganz ins Italien des 18. Jahrhundert katapultieren.

Die Bürger von Livorno vollziehen jedes Jahr nach der Weinlese ein gesellschaftliches Moderitual: die Landpartie nach Montenero. Eigentlich kann sich das kaum ein Bürger leisten, aber das kann man vor den anderen ja nicht zugeben, oder? So macht sich auch Filippo (Bianca Hampl), der gutmütige Vater der verwöhnten und selbstbewussten Giacinta (Marie Siegert), mit seiner Schwester Sabina (Lucy Freller) und dem Edelmann Guglielmo (Nicole Ott) auf zu seinem Landsitz. Dumm nur, dass Leonardo (Sarina Wagner), der um Giacintas Hand anhalten möchte, eigentlich auch in Filippos Kutsche mitfahren wollte und entrüstet und in seiner Ehre verletzt seine Teilnahme an der Landpartie absagt. Diese hätte sich sowieso nur durch Pfandbriefe und Schulden finanzieren lassen, doch das weiß Leonardos Schwester Vittoria (Katharina Bäumler) nicht, die seit jeher in Konkurrenz mit Giacinta um das beste Outfit steht. Nach viel hin und her – Filippos Freund Fulgenzio (Stefanie Linke) verbürgt sich für Leonardo, abbestellten und wieder angeforderten Kutschen und einem Tanzkurs (mit einem sehr besonderen Tanzmeister, gespielt von Ronja Wiesgickl und Berto (Elvira Galiev) als Extratänzer) – bricht die Gesellschaft schließlich doch nach Montenero auf, mit einem Eheversprechen Giacintas an Leonardo und dessen Hoffen auf 8000 Scudi Mitgift.

In Montenero kommt, was kommen muss: Giacinta verliebt sich in Guglielmo. Und dies bleibt nicht unbemerkt. Die Kammerdiener und Kammerzofen der Herrschaften, Brigida (Magdalena Gubisch), Paolo (Julia Wittmann), Cecco (Katharina Krell), Tita (Polina Braun), Beltrame (Lisa Eichenseer) und Amadeo (Verena Kosel) reden schon darüber, dass Giacinta Spielchen mit Leonardo spielt, und Sabina, selbst hemmungslos in den mittellosen Lebenskünstler Ferdinando (Alexandra Ries) verliebt, ermahnt ihre Nichte gar, dass man nie zwei Liebhaber haben sollte. Giacinta will daraufhin Guglielmo in die Schranken weisen, wird dabei aber von Leonardo belauscht, der sofort erkennt, was eigentlich zwischen seiner Verlobten und dem Rivalen passiert. Der Unglücklichen bleibt nichts anderes übrig als Leonardo vorzugaukeln, dass Guglielmo um Vittorias Hand anhalten wolle. Trotzdem geht das gesellschaftliche Leben in Montenero weiter. Ein Tanzabend (Schülerinnen des Wahlfachs Tanz unter der Leitung von Sigrid Ringeisen tanzten modern, mitreißend und tänzerisch anspruchsvoll) bringt alle auf andere Gedanken. Doch gerade in diese ausgelassene Stimmung kommt eine schlechte, oder doch gute, Nachricht: der Erbonkel Leonardos liegt im Sterben!

Zurück in Livorno warten auf die Beteiligten der Landpartie weitere Probleme. Costanza (Anja Richter), eine Cousine Vittorias, die ihre Nichte Rosina (Christina Netta) und deren einfältigen Ehemann Antonio (Rebecca Storch) bei sich aufgenommen hat, kann bei einem Besuch Giacintas ihre Armut nicht mehr vertuschen. Leonardos Onkel Bernardino (Nadine Foschum) erholt sich wieder, ist aber geistig nicht mehr in der Lage zu verstehen, dass sein Neffe finanzielle Unterstützung bräuchte. Fulgenzio, der Leonardo erneut zur Seite steht, findet heraus, dass Filippo keine 8000 Scudi Mitgift hat, und macht den Vorschlag, dem sich schließlich alle, mehr oder weniger freiwillig, fügen: Giacinta und Leonardo bekommen das heruntergekommene Landgut Filippos in Genua übertragen und bewirtschaften es zukünftig. Guglielmo heiratet Vittoria auf Wunsch Giacintas. Wenigstens Brigida und Paolo, die sich in der Schlussszene ihre Gefühle gestehen, heiraten aus Liebe.

Die Auftaktveranstaltung der Amberger Schultheatertage, noch vor dem offiziellen Startschuss am 1.3.2013 im Stadttheater, konnte vor allem durch ihre motivierten und textsicheren Darsteller begeistern. Das fast 300 Jahre alte Stück zeigte überraschend moderne Aspekte: die Überschuldung, um gesellschaftlichen Zwängen Stand zu halten, das Streben nach dem neusten und teuersten Outfit und das Bedürfnis geliebt und akzeptiert zu werden, sprach sicher auch die jüngeren Zuschauer an und wurde besonders durch das überzeugende Spiel der Protagonisten sehr gut umgesetzt. Insgesamt machte dieser Abend Lust auf mehr und zeigte deutlich, dass eine Schultheateraufführung den großen Bühnen in nichts nachstehen muss.

Bianca Rauchenberger (MRG)

Bilder: hostasxeng

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