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SPOTTacht: „88 Personen gefällt das“

Am 20. November 2011 fand zum achten Mal der vom Kulturverein Amberg veranstaltete Spontantheater-Tag statt. In der Amberger Zeitung erschien darüber der folgende Bericht; online sind außerdem eine Reihe von Bildern zu sehen, die Uwe Walzenbach geschossen hat (www.walzenbach-photography.com) – vielen Dank, Uwe!

Etwa ein Viertel der Zuschauer sind besonders fachkundiges Publikum: Nämlich die Mitwirkenden selbst :-)

Etwa ein Viertel der Zuschauer sind besonders fachkundiges Publikum: Nämlich die Mitwirkenden selbst 🙂

Das gefiel 88 Personen

Volles Haus beim Spontantheater-Wettbewerb – Gruppe aus Weiden gewinnt

Theatergruppen des Dr.-Johanna-Decker- sowie des Gregor-Mendel-Gymnasiums und zwei Laienspielgruppen beteiligten sich am achten Spontantheater-Tag des Kulturvereins Amberg im Club Habana. Als Thema wurde „88 Personen gefällt das“ vorgegeben: Die Gruppen mussten dazu binnen weniger Stunden eine Handlung erarbeiten, die dann von mindestens einer Person bis maximal acht Darstellern am Sonntagabend im proppenvollen Club Habana vor einer vierköpfigen Jury aufgeführt werden musste – zeitlich begrenzt auf acht Minuten.

Einsam war der Basti, meldete sich zum Speed-Dating und ließ die Kandidatinnen antanzen. Selber kam er kaum zu Wort, dafür umso mehr die Frauen. Aber die Richtige war dann doch nicht dabei. Der einen war ihr Handy wichtiger, die andere hatte genau notiert, was sie von Basti wissen wollte. Der nächsten war an diesem Abend nur langweilig und als ihm dann noch eine im siebten Monat Schwangere tränenreich ihre Lebenslage schilderte und die Letzte sich schließlich nur um einen Liebhaber für die Nacht bemühte, war es beim Basti mit dem Interesse am weiblichen Geschlecht vorbei.

Herbert Hottner ließ zuerst einmal durch sein Personal Freigetränke verteilen und damit die Stimmung anheizen, bevor er sich lautstark als Finanzberater ans Publikum wandte und los tönte, dass nur bei ihm das Geld sicher angelegt sei. Aber alles Freibier nutzte nichts, denn den 88 Personen gefiel das überhaupt nicht.

Die Jury entschied sich am Ende für eine Gruppe aus Weiden mit einem Zwei-Personen-Stück, bei dem die Einladung aller Freunde über Facebook voll daneben ging. Viele Freunde sollten zur Spontantheater-Probe kommen, aber nur zwei standen schließlich einsam da und probten ihr Stück.

Von (gfr) | 24.11.2011

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Die Märchenstunde mit dem ganz besonderen Quak

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Der Frosch, der alle Märchen im Griff hat

Nicht nur ein Märchen, sondern ein ganzes Märchenbuch bekam das Publikum von der Theatergruppe der 5. und 6. Jahrgangsstufe am Gregor-Mendel-Gymnasium präsentiert – und zwar „all-in-one“ sozusagen: Die verschiedensten Märchengestalten trafen sich hier in einer neuen Geschichte, die von Schülern der 10. Jahrgangsstufe und von den Spielleitern, Studienrätin Sophie Zienecker und Oberstudienrat Christoph Schulz, zusammen verfasst wurde. Die Jungen und Mädchen der Unterstufe spielten mit Spaß und Konzentration ihre humorvoll konzipierten Rollen (oft sogar mehrere) und genossen sichtlich den Ausflug in moderne Märchengefilde.

Das hat man nun wirklich nicht alle Tage: Ein Frosch führte durchs Programm – und zwar ein intelligenter und gut aussehender (wie er selbst mehrfach betonte); David Pickel erfüllte diese Aufgabe mit Charme und Witz, so dass das Publikum nie um das Schicksal der Bühnenfiguren fürchten musste. Der Frosch hatte alles im Griff – ob es nun um den Fischer ging, der Probleme mit seiner anspruchsvollen Frau hatte (Samuel Zimmer, teilweise auch als „böser Wolf“ unterwegs), oder ob er Gretel (Theresa Paulus) und Dornröschen (Leonie Pfab) half, aus einem Glaskasten zu fliehen, in die sie die böse Hexe (Emily Eckert) eingeschlossen hatte – der Frosch wusste Rat.

Für Heiterkeit sorgten die tapferen Ritter (Paul Rössle und Philipp Söldner), die mit Hilfe eines Navi zum Hexenhaus gelangen wollten – doch das Navi kam mit dem Unsichtbarkeitszauber des Ziels nicht zurecht. Da nützten auch die brillianten Ideen der tapferen Schneiderlein zunächst nichts, obwohl Alex Schmid und Michael Baumann als Schneiderlein-Zwillinge wirklich prächtige Einfälle hatten. Keine große Hilfe war der gestiefelte Kater (Ludwig Koller), der gern mal über den Durst trank, und auch die Wirtin (Verena Ringer) konnte beim Kampf gegen das Böse nichts tun – und das war auch nicht einfach, denn das Böse hatte hier mehrere Gesichter. Neben der Hexe waren es vor allem Rumpelstilzchen (Marie-Christine Bäumler) und Schneewittchen (Anja Doschat), die als Gangster und Gangsterbraut die Bewohner des Märchenwalds bedrohten – während die Hexe hauptsächlich um ihre Ernährung besorgt war, ging es den anderen beiden nur ums Geld. Das hätte ganz schön verwirrend sein können – dachte sich wohl auch die Gestalt (Emily Schneller) – wenn nicht der Frosch mit ordnender Hand immer wieder eingegriffen hätte.

Den Durchbruch brachte Dornröschens resolutes Verhalten im Pokerspiel gegen den König der Geister (Alex Schmid) – und so wurde die Hexe erledigt und der Frosch konnte seinen abschließenden guten Rat an den Fischer weitergeben: Er solle seiner unersättlichen Frau doch einfach eine Internet-Flatrate einrichten, dann könne sie Tag und Nacht mit Onlineshoppen verbringen.

Das Publikum verfolgte die Abenteuer der GMG-Märchenhelden mit großem Vergnügen und belohnte die frische, disziplinierte und gewitzte Aufführung mit märchenhaftem Applaus.

Peter Ringeisen (DJDG)

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„Grüüüüß Gott und Leb wohl!“

Die Unter- und Mittelstufe des Max-Reger-Gymnasiums verzauberte am Dienstag das Publikum mit der fantasievollen Theaterversion von Erich Kästners Kinderbuch „Der 35. Mai“ und erntete dafür tosenden Applaus.

Es war ein lang gezogenes „Grüüüüß Gott!“, das die Zuschauer durch die verrückten Welten auf der Bühne begleitete. Und es kam, wie sollte es bei Erich Kästner anders sein, aus dem Mund des Rollschuh fahrenden Zirkuspferdes Negro Kaballo, sehr unterhaltsam von Anna Sturm gespielt, die sich zusammen mit Gabi Biehler auch der schier unmöglichen Aufgabe widmete, die Handlung in eine Theaterversion zu packen; an seiner Seite der unkonventionelle Apotheker Onkel Ringelhut, überzeugend von Franziska Gericke gegeben, und sein Neffe Konrad, absolut stimmgewaltig von Anna-Maria Horst auf die Bühne gebracht.

Genau dieser Konrad steht vor der Aufgabe einen Aufsatz über die Südsee zu schreiben, weil er als Rechengenie, laut der Aussage seiner Lehrer, mit Sicherheit vollkommen fantasielos sei. Zwar unternimmt der skurrile Onkel gern ungewöhnliche Ausflüge, um seinen Neffen einige wichtige Lebenslektionen beizubringen, doch die Südsee scheint weit. Erst zurück vom kalten Südpol, wo sie den in perfekte Kostüme gepackten Pinguinen Pritsch (Alice Grohmann), Plitsch (Jagna Skowronek) und Pitsch (Eva Engelhard) begegneten, die den schon recht altersschwachen Eisbären Flocke (Simone Müller) noch einmal animieren wollten, richtig gefährlich auszusehen, beschließen Neffe, Onkel und Negro Kaballo, sich auf die Reise zu machen.

Ihr Weg führt durch die verrücktesten Orte. Im Schlaraffenland überzeugen sie die fett gefressenen und verschlafenen Bewohner Seidlblast (Laura Fischer) und Hannemann (Alicia Brunner), ihnen den Weg zur Südsee zu weisen. Wunderbaum Miriam Birner gibt ihnen zumindest noch einen knackigen Apfel auf die weite Reise mit. Bei ganz ungewöhnlichen Olympischen Spielen zwingt die Reisegesellschaft Napoleon (Eva Engelhard) und den blutrünstigen Cäsar (Franziska Babl) erst einmal auf dem beengten Platz zusammen zu rutschen. Götz v. Berlichingen (Miriam Birner), August der Schwa… äh Starke (Julia Wenkmann), Peter der Große (Jagna Skowronek) und Karl der 12. (Nicole Dreher) schleudern nun wettstreitend Kugeln in das Publikum, professionell von der Stadionstimme Hannah Nemeth kommentiert. Doch die Zeit drängt und die Reise geht weiter. Vorbei an Ajax 1 (Johanna Wiesner) und Ajax 2 (Michaela Kohl), Hannibal (Nicole Dreher) und Wallenstein (Julia Wenkmann) katapultiert sie die Fantasie aus der Welt von Rittern und Helden hinein in die verkehrte Welt, in der die Kinder den Spieß umdrehen und die Erwachsenen erziehen.

Neben den sehr authentisch gespielten Mathelehrer Hohbohn (Eva Englhard) erfahren Herr Sauertopf (Dorothee Meyer), Frau Überbein (Laura Fischer), Herr Waffelbruch (Ronja Mecklinger), Frau Puhvogel (Linda Altmann) und vor allem auch Spielleiterin und Musiklehrerin Gabi Biehler, durch selbige dargestellt, von den lehrenden Kindern Babette (Katrin Eckert), Marie (Alice Grohmann) und Lisa (Simone Müller), was sie ihren Schützlingen durch Schimpfen und Strafen eigentlich antun. Ihre vorletzte Station ist Elektropolis, wo sie, konfrontiert mit den perfekt in Anglizismen sprechenden Bewohnern Julia Wenkmann und Fabian Baumanis, durch den Aufseher (Dorothee Meyer) erfahren müssen, dass in dieser Welt der komplette Kuhbestand kurzerhand zu allerlei Lederartikeln verarbeitet wird.

Auf dem blank geputzten Äquator – wussten Sie, dass dieser rosten kann? – gelangen sie endlich in die heiß ersehnte Südsee. Hier verliert nicht nur Konrad sein Herz an die Schachbrett-Prinzessin Petersilie (Lisa-Marie Brüning), sondern auch Negro Kaballo ist entbrannt zu einer Südseestute. In letzter Sekunde können Onkel und Neffe mit Hilfe des für einige Lacher sorgenden Häuptlings Johannes Müller entkommen. Nach dieser abenteuerlichen Reise ist der Aufsatz für Konrad ein Kinderspiel – Lernen könnte so schön sein!

Eingekleidet in professionelle Kostüme, in wochenlanger Arbeit von Angelika und Maresa Dietl angefertigt, führten die Schüler des Unter- und Mittelstufentheaters ihr Publikum durch einen kurzweiligen und, dank des außergewöhnlichen Bühnenbildes, bunten Abend. Mit diesem absolut fulminanten Fantasiespektakel sagen zwei Urgesteine der Schultheaterszene Ambergs Lebewohl: Edgar Dietl, der seinen wohl verdienten Ruhestand antritt, und Gabi Biehler verlassen die Bretter des MRG, liebevoll verabschiedet durch die aktuelle Theatergruppe und eine Vielzahl ehemaliger Schüler, die diesem zauberhaften Abend beiwohnten.

Diana Schneider (MRG)

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Bizarre Gerichtsverhandlung – und doch keine Panne!

Die meisten Zuschauer reagierten verhalten, einige verblüfft. Das, was auf der Bühne zu sehen war, war das wirklich das Stück, das man sehen wollte? Oder waren sie im falschen Film? Gleich zu Beginn der Aufführung eine reale Panne? Die Erwartungshaltung der Zuschauer erlitt bereits zu Beginn von Dürrenmatts „Die Panne“, präsentiert von der Oberstufentheatergruppe des GMG unter der Spielleitung von Sabine Edl, Schiffbruch.

Janina Shalsi ergriff als Regisseurin die Initiative und „ordnete wieder die Tassen im Schrank“: Man habe mit der Schlussszene eröffnet, sie könne nur hoffen, dass die Zuschauer gut aufgepasst hätten, weil diese Szene nicht mehr gespielt werden würde. Deshalb wäre nun deshalb der Zuschauer vollste Aufmerksamkeit gefordert. Und diese wurde dem seltsamen, einmal in heitere Ausgelassenheit, dann in bedrückende Stimmung versetzenden Geschehen auf der Bühne voll zuteil.

Im Mittelpunkt der spannenden Handlung steht Alfredo Traps, ein Textilreisender, ein, wie Dürrenmatt sagt, „Dutzendgesicht“, aus dem die Menschheit blickt, Gericht und Gerechtigkeit sichtbar werden, vielleicht auch Gnade, widergespiegelt von einem Monokel eines Betrunkenen. Bastian Prechtl übernahm, belohnt von viel Beifall, diesen Part, mit sicherem Gespür und Einfühlungsvermögen für die Nuancen, die diese Rolle erforderte. Nach einer Autopanne will er die Nacht in der Villa vom pensionierten Richter Wucht (Bettina Melzer, überzeugend Ehrwürdigkeit verkörpernd) verbringen. Dabei gerät er in einen Herrenabend mit weiteren pensionierten Anwesenden: Staatsanwalt Zorn (Kathrin Schröpf, in einer Paradeszene bei der Verbrüderung mit dem Angeklagten), Rechtsanwalt Kummer (Melitta Diener, schön doppeldeutig in ihrer Besorgnis um den Angeklagten), und dem ehemaligen Henker Pilet (Katharina Klinger, mit clowneskem Talent). Als unwiderstehlich verführerisch greift Svenja Drescher als Nichte des Richters in das groteske Geschehen ein, bei dem Alexander Bollow als witzig auflockernde Hausdame für unablässigen, reichlichen Alkoholnachschub sorgt.

In einer bizarren Gerichtsverhandlung spielt die Herrenrunde ihre alten Berufe und zeigt, dass sie immer noch damit bestens vertraut ist. Traps wird zu seinem Erstaunen zum Angeklagten, und weil ihm Spiele Spaß machen, freut er sich auf einen vergnüglichen Abend. Sich nach seinem Verbrechen erkundigend erfährt er vom Staatsanwalt, dies sei ein unwichtiger Aspekt, denn ein Verbrechen lasse sich immer finden. Nach und nach verstrickt sich Traps, teils aus Geschwätzigkeit, teils wegen unvorsichtiger Antwortet und falscher Taktik, auch als Stolz über das, was er, der aus sozial benachteiligten Verhältnissen stammt, mit Ehrgeiz und ungeheurem Kraftaufwand aus sich gemacht hat: einen erfolgreichen Geschäftsmann. Er redet sich, obwohl ihn sein Verteidiger öfters darauf verweist, um Kopf und Kragen, gibt immer mehr Dubioses von sich preis und verstrickt sich damit im Netz. Das Spiel kippt in die Wirklichkeit um. Er widerspricht der Verteidigung, die auf unschuldig plädiert und „gesteht“ den ihm im Spiel zu Last gelegten Mord und vollzieht an sich selbst das Todesurteil.

Das statische Stück drohte nie langweilig zu werden, weil die Gruppe sich ständig um auflockernde Ideen bemühte. So stellt sie z.B. im „Porträt der Woche“ mit harmlosen Bildsequenzen das scheinbare Verbrechen von Alfredo Traps zur Erheiterung der Zuschauer mit humorvollen Anspielungen dar. Im Programm wünschte die Theatergruppe der Oberstufe den Zuschauern einen vergnüglichen Abend und gute Unterhaltung: dafür war bestens gesorgt.

Edgar Dietl (MRG)

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Himmlisch-höllisches Spiel: „Faust-Blickwinkel“ am MRG

Man kommt ihm einfach nicht aus. Als nicht tot zu kriegender Wiedergänger geistert Goethes „Faust“ seit Großväterzeiten durch die Lehrpläne der Gymnasien. „Herauf, herab und quer und krumm“ zieht der ewige Sinnsucher seine „Schüler an der Nase herum“. Manch einer mag ihn deswegen verfluchen und froh sein, wenn die leidige Pflichtlektüre endlich abgearbeitet ist. Nicht so die Schülerinnen und Schüler des Kurses „Dramatisches Gestalten“ (Q12, Q11, 10. und 9. Klassen) des Max-Reger-Gymnasiums, die zusammen mit ihrer Spielleiterin Diana Schneider ihren „Faust“ aus einem ganz eigenen „Blickwinkel“ betrachteten und eine abendfüllende Faust-Adaption auf die Bühne brachten. Dass sich Goethes Tragödie auch heute noch ganz hervorragend als Spielwiese für kreative junge Theatermacher eignet, bewies der durchaus respektlose Umgang mit dem durch die Kultusbürokratie „geheiligten“ Werk.

Es ging zwar los wie erwartet mit einem „Prolog“ samt einem überdimensionalen „Herrn“ (Florian Schaudig) , aber dann sahen sich die Zuschauer unversehens in einen Krimi versetzt: Kommissar Luppe (Mona Sommerer) und seine Mitarbeiter (Melissa Renner, Magdalena Schuth) bearbeiten den Fall der verhafteten Kindsmörderin Margaretha Brandt. Die beiden Handlungsstränge entwickeln sich nun gegenläufig: am Ende der Gretchen-Tragödie trifft man sich in der Psychiatrie, wo ein Doktor Psycho-Faust (Anna Sturm) ein total irres Gretchen aus einem (echten) Krankenbett befreien will, um dann mit der Krankenschwester (Laura Neudecker) über den „Fall“ zu diskutieren. Genial, wie der Facettenreichtum der Goetheschen Figuren verdeutlicht wurde: Gretchen z. B. zeigt sich als Liebes-Gretchen (Julia Kalb, die auch noch als ein Faust zu sehen ist), auf der „Straße“ als Täschchen schwingende Prostituierte (Marita Auerbacher) und bei der Hippie-Nachbarin Marthe, (Ann-Kathrin Brünning) als schmuckgeile Tunte (Oleg Stepanov). Dass in Faust mehr als nur „zwei Seelen“ stecken, konnte man an den anderen „Fäusten“ (Martin Schaller, Christina Preuß, Tetyana Tryhub, Julia Trepl, Sarah Lorenz) erkennen. Auch Mephisto ist nicht einfach nur der Böse: Sophie Reinwald gab den sarkastischen, Anna Weskamp den Angst machenden Teufel. Damit die Zuschauer sich in dem permanenten Rollenwechsel nicht verirrten, kam Faust immer mit Stock, Brille und Doktorhut auf die Bühne, Mephisto war an seiner Hutfeder zu erkennen und Gretchen natürlich an der Margerite. Einzig der Erzengel (Marie Hanke) wechselte nur einmal das Outfit, um als Besen schwingende Putzfrau das himmlisch-höllische Spiel zu steuern.

Das ganze Feuerwerk an pfiffig in Szene gesetzten Ideen aufzulisten, würde den Rahmen sprengen: Herrlich beispielsweise die „Garten“-Szene, die kurzerhand in einen Kinosaal verlegt wurde oder die Gretchenfrage, die Gretchen in der Bar beim Warten auf den Merlot stellte. Nicht zuletzt dank musikalischer Untermalung und präziser Lichttechnik war der Theaterabend nicht nur für Faust-Kenner ein Vergnügen. Vor allem aber zogen die Darsteller/innen mit abwechslungs- und temporeichem Bühnenspiel das Publikum in ihren Bann. Bemerkenswert auch, wie sie allesamt die mitunter doch recht schwierigen Textpassagen sicher beherrschten. Dass „Faust“ keine öde Lektüre sein muss, hat dieser Abend gezeigt: „Ihr wisst, auf unsern deutschen Bühnen / Probiert ein jeder, was er mag.“ Am MRG ist das Experiment gelungen. Applaus!

Uta Löw (EG)

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Von einem Märchen, das begeisterte

Am Dienstagabend lernten vierzehn Mädchen und Jungen aus den 5. und 6. Klassen des Erasmus-Gymnasiums zwar vielleicht nicht das Gruseln, aber zumindest doch das Lampenfiebern. Aufgeregt warteten die jungen Schauspieler darauf, dass ihr Schulleiter den Vorhang öffnen ließ, denn sie hatten dem Publikum mit ihrem Stück „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ einiges zu bieten.
Der liebenswerte, aber naive Michel, wunderbar gespielt von Luca Hajek, möchte nichts lieber, als das Gruseln zu lernen. Stattdessen muss er sich jedoch von allen als Holzkopf, Spinner und Schlimmeres beschimpfen lassen. Schließlich erbarmt sich der Küster und will dem Jungen auf dem Glockenturm in Verkleidung eines Gespenstes das Fürchten lehren. Doch der unerschrockene Michel schlägt die vermummte Gestalt kurzerhand in die Flucht – und grün und blau. Daraufhin wird Michel vom Vater des Hauses verwiesen und sucht in der Ferne sein Glück.
In einer gut besetzten Wirtsstube erfährt er von einem Spukschloss hinter den Hügeln. Demjenigen, der die Geister dort bezwingt, winkt die Hand der Prinzessin. In der Hoffnung, auf einen Streich Thronerbe und Grusellehrling zu werden, macht Michel sich auf den Weg zum Schloss. Des Nachts versuchen wilde Katzen mit messerscharfen Krallen ihn zu erschrecken. Doch Michel kürzt ihnen rasch die Krallen und jagt sie davon. Auch ein Furcht einflößender Riese und eine Mumie bringen den jungen Wandersmann nicht aus der Ruhe. Und als er den letzten Geist kurzerhand durch Einklemmen seines Bartes außer Gefecht setzt, bietet ihm dieser nicht nur reichlich Gold, sondern auch den Abzug aller Spukgesellen aus dem Schloss an.
So erhält Michel wie erhofft die Hand seiner Prinzessin. Diese ist zwar natürlich wunderschön, doch um einiges kratzbürstiger und scharfzüngiger als erwartet. Mit ihrem erfrischenden Spiel unterhielt „Prinzessin“ Lea Forster dabei das Publikum glänzend. Und als sie dann auch noch mit Gurkenmaske vor ihren angetrauten Michel trat, erfüllte sich endlich auch dessen größter Wunsch: Es gruselte ihn ganz fürchterlich, wenn auch vor der eigenen Frau…
Der Spielleiterin Uta Löw ist es mit diesem amüsanten Märchen wieder einmal gelungen, ihre Schüler und, durch die Aufführung, auch das Publikum zu begeistern. Und auch bei Elisabeth Burke, Nina Chowanietz, Mario Groth, Katinka Himmelhuber, Anna-Lena Hirthe, Helen Jaeckel, Katja Köferl, Isabell Lutter, Savan Mack, Maresa Platzer, Sarah Schmidt und Natalie Zintl was das Zuschauen eine Freude. Liebevolle Details wie lebendige Glocken, ein schauriges Grusellied sowie ein Totenkopf zum Kegeln rundeten das kurzweilige Stück ab.

Claudia Ried (GMG)

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Grotesk ist die Politik – nicht das Theater

Der Kommissar versucht es mit brachialen Methoden.Motive aus Dario Fos Farce „Er hatte zwei Pistolen und seine Augen waren schwarz und weiß“ brachten die Mädels aus der Theatergruppe 9/12 der Dr. – Johanna – Decker- Schulen im Gerhardinger Saal auf die Bühne. Angekündigt wurde die Aufführung unter dem Titel „Wer bin ich?“ Als Zuschauer war man nach diesem Theaterabend fast versucht zu ergänzen „und wenn ja, wie viele“? Dass die Titelfrage am Ende doch unbeantwortet blieb, liegt in der Natur des Stücks. Dario Fo ist ein Enfant terrible unter den Literaten. Die Tatsache, dass er 1997 den Literaturnobelpreis erhielt, führte angeblich dazu, „…dass die Beruhigungsmittel in den italienischen Apotheken fast ausverkauft waren.“ Auch wenn nach Fos Meinung nicht das Theater, sondern die Politik grotesk sei, so tat man doch gut daran, sich auf ein aberwitziges, in höchstem Maß groteskes Verwirrspiel einzustellen. Nur gut, dass Spielleiter Peter Ringeisen noch vor Beginn der Komödie die beiden sich (fast) zum Verwechseln ähnelnden Giovannis dem Publikum vorstellte.

Ein von Sigrid Ringeisen perfekt einstudierter Tanz stimmte die Zuschauer auf die turbulente Handlung ein: Das Spiel beginnt in der Psychiatrie. Ein Mann ohne Gedächtnis (Katharina Bäumler) in einem Priestergewand und mit Wolldecke wird dort für einen Deserteur gehalten, der seine Amnesie nur simuliert. Aber wer ist denn nun eigentlich verrückt? Der mit dem angeblichen (?) Gedächtnisverlust? Oder doch Professor (Claudia Haasmann), Stabsarzt (Marie Siegert), Ärzte (Annemarie Iberer, Sabine Schöppl) und Krankenschwester (Annika Traczyk)? Oder wie ist es sonst zu verstehen, dass sie alle nach der Pfeife des Unbekannten tanzen bzw. Straßenbahn fahren – gekonnt pantomimisch übrigens. Luisa (Melanie Heldmann) löst das Rätsel: Sie identifiziert den Fremden als ihren Mann Giovanni Galina, mit dem sie, wie sich herausstellt, gar nicht verheiratet ist, und nimmt ihn mit nach Hause. Nicht nur Angela (Sabine Schöppl) und Bar-Besitzer Luigi (Annika Traczyk) sind verwundert: Die Amnesie hat aus dem Gangster Giovanni einen sanften Typen gemacht, der, konfrontiert mit seiner Vergangenheit, erschüttert bemerkt: „Mein Gott, bin ich unsympathisch.“

Richtig turbulent wird es, als der echte Giovanni (Sarina Wagner) auftaucht und die Situation für seine dunklen Machenschaften nutzt. Mit Blondi (Stefanie Spiegel) kommt ein weiterer Ganove ins Spiel und Polizisten (Annemarie Iberer, Annika Traczyk), Wachtmeister (Lisa Wrosch), Assistent (Deborah Flierl) und Kommissar (Sabine Thiele) mühen sich mit allen Tricks, dem üblen Treiben ein Ende zu bereiten. Der wunderschöne Sologesang Marias (Marie Siegert) lässt nur kurz Zeit zu verschnaufen, bevor die Sache eskaliert und Giovanni (welcher denn nun?) erschossen wird.

Auch als Don Antonio die Identität des Gedächtnislosen aufklärt, nimmt die Geschichte noch kein Ende: Die Ganoven fordern eine Gangstergewerkschaft. Am Schluss tragen alle Masken: Das Verwirrspiel hat (k)ein Ende.

Wer als Zuschauer bei diesem Stück nicht auf logische Handlungsentwicklung eingestellt war, konnte sich entspannt zurücklehnen und einen sehr amüsanten und gelungenen Theaterabend genießen. Wie die Spielerinnen innerhalb kürzester Zeit von Rolle zu Rolle schlüpften, ihre Identität auf der Bühne wechselten und sich mit Engagement und sichtbarer Spielfreude auf die Verwicklungen einließen, verdient große Anerkennung. Congratulazioni!

Uta Löw (EG)

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„Krimiges Gruselstück“ mit Schwung und Pfiff

Theatergruppe 7.-9. Kl. des GMG spielte „15 kleine Negerlein“ (nach Agatha Christie)

Das GMG spielt einen Krimi - und leise gleitet das Boot über den See. - Anklicken, um weitere Fotos zu sehen.

"15 kleine Negerlein" - so lautet das Kinderlied, nach dessen Takt der Krimi abläuft - Anklicken, um weitere Fotos zu sehen.

„Fünfzehn kl…“ – Moment mal, waren das denn nicht immer „zehn“? Stimmt schon. Aber wenn eben so viele Theaterbegeisterte bei dem Stück mitspielen wollen, da fügt man flugs ein paar Rollen dazu, meinte Spielleiterin Claudia Ried. Und das ist ihr, ebenso wie die ganze Inszenierung, ausgezeichnet gelungen.

Die Handlung ist schnell erzählt. Einem geheimnisvollen Gastgeber gelingt es, fünfzehn Personen in ein Landhaus zu locken, das schwer zugänglich auf einer einsamen Insel liegt. Dort werden diese Gäste gleich beim Abendessen mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Alle hätten angeblich ein schweres Verbrechen auf dem Gewissen, und müssten deshalb nun der Reihe nach sterben. Der Gastgeber bleibt weiterhin unerkannt, denn die Anklage kommt von einem Tonband, und so wissen die verunsicherten Besucher weder, wer sie denn nun dorthin bestellt hat, noch, ob die erhobenen Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Sie sind schon fast geneigt, alles für einen sehr schlechten Scherz zu halten, doch da fällt bereits der erste tot um. Und so ereignen sich alle paar Minuten weitere Todesfälle, wie es sich für einen Krimi gehört – das Makabere daran ist, dass die Personen jeweils das Schicksal ereilt, das in dem Kinderlied „Fünfzehn kleine Negerlein“ vorkommt, und das Lied endet damit, dass keiner mehr übrig bleibt.

Bald wird den Anwesenden klar, dass einer von ihnen der Mörder sein muss, der das alles eingefädelt hat. Nur zwei überleben schließlich, die sich ineinander verliebt haben und sich deshalb gegenseitig vertrauen. Das Ganze ist eingebettet in eine originelle Rahmenhandlung, in der eine ehrgeizige Journalistin einen ziemlich coolen (und etwas verwirrten) Kriminalinspektor interviewt und ihm die letzten Geheimnisse entlockt.

Die turbulente Krimigeschichte nahmen die Spielerinnen und Spieler immer mit einer Prise Humor und glänzten in heiklen Situationen auch durch Improvisationsgeschick. Charmante Effekte wurden zum Teil mit ganz einfachen Mitteln erzielt, beispielsweise wie durch die Bewegungen der Passagiere deutlich wurde, dass der Bus über eine holprige Straße rumpelte, oder wie durch entsprechende Sitzordnung, ein paar Stangen und geschickte Beleuchtung die Illusion eines in die Abenddämmerung gleitenden Ruderboots entstand.

Allen Darstellern war die Freude am Theaterspielen anzusehen, und so seien sie auch alle genannt, in der Reihenfolge ihres Auftretens: Pauline Lay, Alexander Türk, Nadine Treutel, Barbara Winkler, Vanessa Richter, Meike Pfeiffer, Constanze Gierl, Jonathan Grothaus, Alisa Mändl, Antonia Schmidt, Lena Härteis, Julia Hetzenecker, Jessica Oetter, Martina Mikuta, Quirin Langer, Sarah Hepp, Franziska Neuser, Anna Shalsi und Kathi Knab.

Studienrätin Claudia Ried konnte stolz sein auf ihre Truppe, die die Gefahren des gruseligen Stücks schwungvoll und unterhaltsam gemeistert hatten. Begeisterter Applaus des Publikums, ganz zurecht.

Peter Ringeisen (DJDG)

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Bedrückendes Kapitel der Geschichte beeindruckend in Szene gesetzt

Die Theatergruppe der Ober- und Mittelstufe des Erasmus-Gymnasiums spielt ein Theaterstück zur Hexenverfolgung

Der Vorhang öffnet sich, auf der Bühne steht ein in Folie eingepacktes Malergerüst. Die darauf sitzenden „Hexen“ schleudern dem Zuschauer Fragen wie in einem „hochnotpeinlichen“ Verhör entgegen, während sie die Wand aus Folie aufbrechen.

Von Beginn an lebt das Stück „Hexenhammer“, das die Spielleiterin Uta Löw mit ihrer Schulspielgruppe einstudiert hat, von betroffen machenden und im Gedächtnis bleibenden Bildern. Diese Bilder sind verwoben mit der Geschichte der schwangeren Bäuerin Hanna (ergreifend gespielt von Olga Reich), die eine Totgeburt erleidet und daran zerbrechen wird. Wer trägt Schuld? Ist es der Soldat, der um ein Stück Brot bettelt und ihr über den Bauch streicht – später wird sich dieser Soldat sogar als Teufel erweisen. Oder hat die Totgeburt die Hebamme (Jana Suksaev) verursacht, der man – wie in dieser Zeit üblich – hexerische Kräfte zusagt. Die Nachbarinnen werden jedenfalls nicht müde sich das Maul zu zerreißen.

Hannas Mann (Lorenz Friedl) lässt sich von ihnen beeinflussen, hat Angst um den guten Ruf und stellt sich letztendlich gegen seine Frau. Die Inquisitoren (Constanze Schneider, Maximilian Bäumler) zerlegen bereits in der Mitte des Stücks mittelalterliche Texte zur Stellung der Frau rezitierend eine Schaufensterpuppe, die sinnbildlich für die zunehmend in Wahnsinn verfallende Hanna steht. Diese fühlt sich mit dem totgeborenen Kind immer noch verbunden und legt ihm eine Puppe auf das Grab, was die Nachbarinnen zu erneuten Tratschereien veranlasst. Auch der Bauer versteht das Verhalten seiner Frau nicht und verdeutlich ihr, dass das Kind bei den Ungetauften liege, wo der Teufel einen leichten Zugriff habe. Von den Einflüsterungen der Inquisitoren beeinflusst, distanziert sich Hannas Mann zunehmend von ihr und sieht in der Hebamme die Schuldige. An ihr erfährt der Zuschauer, was es bedeutet, eine Ausgestoßene der damaligen Gesellschaft zu sein. Dennoch, sie hat Mitleid mit Hanna und gibt ihr eine Salbe gegen deren Depressionen. Aufgetragen auf der Haut bewirkt das Medikament bei Hanna einen Rauschzustand, in dem sie losgelöst von allem Irdischen zu tanzen beginnt, anschließend ihrer toten Tochter begegnet und am Ende dem Teufel (erschreckend dämonisch gespielt von Eduard Kugel) verfällt.

Währenddessen tratschen die Nachbarinnen erneut und sagen abergläubische Reime auf. Aus deren Erzählungen erfährt der Zuschauer nun, dass man die Hebamme geholt habe, weil sie tote Kinder ausgegraben und zu Salben verkocht hätte. Schließlich wird auch Hanna von den Nachbarinnen als Hexe beschuldigt. Dass es für sie kein Entkommen geben wird, verdeutlicht das gebetsmühlenartige Aufsagen von Texten des „Hexenhammers“. Die Inquisitoren stehen im Zuschauerraum, was die Szene auf der Bühne noch bedrohlicher wirken lässt. Hanna wird dort hochnotpeinlich befragt und stirbt während des Verhörs.

Dass der Applaus anfangs nur zögerlich einsetzt, lässt erkennen, wie betroffen das Stück gemacht hat. Die schauspielerische Umsetzung dieses ernsten und erschreckenden Themas verdient die höchste Anerkennung. Es gehört sehr viel Mut dazu, mit Schülern ein so bedrückendes Kapitel der Geschichte spielerisch umzusetzen, doch ist der Erfolg umso größer, wenn diese Umsetzung wie hier gelingt. Nur schade, dass zu wenige Zuschauer in den Genuss dieser beeindruckenden Aufführung kamen.

Andreas Hilgart (DJDR) (12.04.2011)

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Eine „hair“-liche Inszenierung


Mehr Fotos von Uwe Walzenbach

Titus stellt fest: Aus Versehen hat er eine blonde Perücke erwischt! (Bild: Uwe Walzenbach)

Die Theatergruppe der 10. bis 13. Klassen des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums Amberg meistert die „Haarausforderung“ von Nestroys Klassiker „Der Talisman“.

Haarscharf hat der österreichische Satiriker Nestroy in diesem Stück die Gesellschaft unter die Lupe genommen – und lässt kein gutes Haar an ihr.

Titus Feuerfuchs, ein rothaariger Barbiergeselle (textsicher dargestellt von Sabine Thiele), versucht in einer Gesellschaft, die Menschen mit seiner Haarfarbe misstrauisch betrachtet, sein Auskommen zu finden. Die Gänsemagd Salome Pockerl, (zauberhaft gespielt von Verena Weiß), ebenfalls rothaarig, findet Gefallen an Titus.
Der Zufall sorgt dafür, dass Titus die Gelegenheit erhält, dem Friseur Monsieur Marquis (bemerkenswert vornehm: Deborah Flierl) das Leben zu retten. Dieser überlässt ihm als Dankeschön einen Talisman: eine schwarze Perücke, die Titus‘ feuerrotes Haar verdecken hilft.
Kaum trägt dieser den neuen „Kopfschmuck“, interessieren sich drei Witwen auf dem Gut der Frau von Cypressenburg für ihn: Zunächst ist da Flora Baumscheer (sehr treffend interpretiert von Nathalie Seidel), Gärtnerin und verzweifelt auf der Suche nicht nur nach einem neuen Ehemann, sondern auch nach einem Mitarbeiter, da ihr Gehilfe Plutzerkern (herrlich phlegmatisch verkörpert von Melanie Benedikt) zu nix nutze ist. Dann macht sich auch noch die Kammerfrau Constantia (souverän: Teresa Hager) an Titus heran. Schließlich findet die Herrin selbst, nämlich Frau von Cypressenburg (toll besetzt mit Olga Rudolf), Gefallen an ihm. Die Möchtegern-Schriftstellerin und stolze Mutter der etwas bockigen Teenagerin Emma (glaubwürdig von Marie Siegert verkörpert) fachsimpelt gern mit dem aufgeblasenen Herrn von Platt (mit einem Augenzwinkern gespielt von Lisa Wrosch).
Titus scheint am Ziel seiner Wünsche zu sein. Doch ausgerechnet dieselbe Person, die ihm mit dem Geschenk der Perücke den Zugang zur Gesellschaft ermöglicht hat, wird Titus nun zum Verhängnis: Der eifersüchtige Monsieur Marquis entlarvt den Rothaarigen, indem er diesem den Talisman wegnimmt. Auch ein notgedrungener vorübergehender Wechsel auf eine blonde Perücke verschafft Titus nur kurz Luft – er wird von allen Damen wegen seiner abstoßenden Haarfarbe abgelehnt und muss gehen.
Als sein dümmlicher, durch Glück zu Geld gekommener Onkel Spund (witzig von Katharina Bäumler gespielt) Titus zu seinem Universalerben machen will, erscheint den drei „Schwarzen Witwen“ der Ekel vor den roten Haaren plötzlich überwindbar und sie umschmeicheln Titus erneut. Dieser jedoch lehnt das Erbe ab, begnügt sich mit einem von seinem Onkel finanzierten Geschäft und entscheidet sich für die Frau, die von Anfang zu ihm gehalten hat: die Gänsehüterin Salome.
 
Das Stück bewegt sich zwischen Schein und Sein, zwischen Doppelmoral und Eigennutz, zwischen Fügung und Zufall. So oft Titus seine Haarfarbe wechselt, nämlich von rot über schwarz zu blond und schließlich zu grau, so oft wendet sich sein Schicksal, bis er, nunmehr ohne Perücke, schließlich sein Glück findet.
Erstaunlich ist, wie die Schülerinnen der 10. bis 13. Klassen das sehr anspruchsvolle Stück in so kurzer Zeit so gut einstudieren konnten! Hut ab – oder vielleicht besser: Perücke ab – vor dieser beeindruckenden Leistung!

Sabine Edl (GMG)

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