Eulenspieler begeistern mit „Ruhm“

[EG, 17.05.2023] Beschwingt und voller Vorfreude begrüßten am 17.05. zwei MitspielerInnen der Eulenspieler, Pauline Schön und Leo Schärtl, das Publikum zu ihrem neuen Stück „Ruhm“. Sie überlegten: Es wäre ja schon cool, berühmt zu sein. Alles wäre doch bestimmt aufregender, interessanter. Man wäre reich! Oder doch nicht?  Die Theatergruppe der Unterstufe des Erasmus-Gymnasiums präsentierte ihr Ergebnis in Form eines modernen Märchens, das sich mit den Themen Mobbing, Freundschaft und Ruhm auseinandersetzt.

Schon nach wenigen Augenblicken tauchten wir ein in den Schulalltag der Protagonistin Charlotte (BaoLu Tang). Ihr gelang es meisterhaft, die schmerzhaften Erfahrungen eines Mobbingopfers zu verkörpern. Die Aspekte Lehrerliebling, kein Markenhandy und keine Markenklamotten wurden von dem gesamten Ensemble bewegend dargestellt und das Publikum auf eine Reise der Empathie mitgenommen. Die Szene gipfelt in einem an Charlotte gerichteten, heftigen „Verpiss dich!“

Völlig fertig sucht sie anschließend Zuflucht bei ihren Eltern Sonja und Jochen (herausragend und überzeugend gespielt von Celine Schanderl und Peter Bodensteiner). Doch beide haben keine Zeit für ihre „Traumsuse“, sind beschäftigt mit Arbeit – gekonnt inszeniert als theatrale Maschine. Stattdessen wird Charlotte mit anderen, wichtigeren Aufgaben beauftragt: Zimmer aufräumen und Einkaufen gehen. Und erst dann darf sie Gitarre spielen. Den Eltern ist offenbar nicht klar, dass Charlotte in ihrer Musik Trost, Hoffnung und neue Kraft findet.

Nur eine hat Verständnis: Ihre warmherzige und coole Oma (mitfühlend gespielt von Emily Cole). Der Opa, der, nach Omas Ansicht, nur faul auf der Couch rumliegt, wurde von Leo Schärtl gekonnt verkörpert. Die folgende Szene hat das ganze Publikum förmlich in den Bann gezogen: Charlotte träumt davon, einfach dazuzugehören, nicht nur dabei zu sein, sondern mittendrin. Dieser Traum gewann durch ausgewählte Musik, gekonnte Lichttechnik (Leonard Beck, Maximilian Tutsch und Johannes Wärtel) und packende Darstellung der gesamten Gruppe eine unglaubliche emotionale Intensität.  

Doch leider war das nur ein Traum! Die Realität verarbeitet Charlotte in ihren eigenen Songs, und nur eine hört ihr zu: Ihre Oma. Und die ist regelrecht begeistert von ihrem neuen Song „Smile“. Und da sie nicht auf dem Mond lebt, sondern im Jahre 2023 angekommen ist, stellt Oma ihn auf YouTube.

Und so geht das Lied um die Welt. Die Musikproduzenten Mr. Cools sind voll begeistert. Arthur und Philipp Taach gingen in ihren Rollen nicht nur choreographisch, sondern auch spielerisch richtig auf.

Mit Hilfe der beiden Marketing-Managerinnen Frau Jansen und Frau Johnson, überzeugend gespielt von Gina Mohamed und Claire Sauer, überlegen, die Mr. Cools-Charlotte Marketing-gerecht aufzupeppen und ihr ein Upgrade zu verpassen. Koordiniert wird das Ganze noch von den Sekretärinnen Marylin und Jaqueline (überzeugend Emma Schaller und Annemarie Poh).

Charlottes Eltern sind völlig überrumpelt von deren für sie ganz neuem Talent. Mit einem Fotoshooting von der ach so glücklichen Familie, perfekt inszeniert von Fotografin Luise Mußemann alias Walli, nimmt der Ruhm seinen Lauf. Die Ereignisse überschlagen sich. Charlotte wird verändert: Von „öde, brav und langweilig“ zu „bezaubernd und cool“ – zu einer „flotten Lotte!“ Sie wird zum Teenie-Idol. Sie wird berühmt, ist gefragt und verdient mega viel Geld, zur Freude ihrer Eltern.

Der Höhepunkt ihrer Karriere: ein Auftritt mit Rapper MC Fitti, überzeugend gespielt von Philipp Taach. Nicht nur Charlotte wurde dabei aufgepeppt, sondern auch ihr Song. Doch sie ist alles andere als begeistert von der Gängelung. Oma ahnt davon nichts und ist begeistert: Du bist ein Star! Charlotte fragt sie: Meinst du, sie mögen mich jetzt?

Wie könnte dieses Stück enden? Diskutiert wird der optimale Schluss mit Theater-Mitteln:

Die erste Inszenierung: Alle lieben und verehren Charlotte jetzt! – FREEZE – Spielleiterin Frau Häusler schreitet ein. So ist der Schluss ja auch irgendwie doof.

Neuer Versuch einer Schlussszene: Charlotte geigt ihren MitschülerInnen mal so richtig die Meinung: Jetzt plötzlich mögt ihr mich?! Ihr könnt mich alle mal!? – FREEZE – Frau Häusler führt wieder eine Diskussion mit einzelnen Darstellern: So ist es ja auch irgendwie krass. Beide Parteien kommen zu einem Ergebnis: Der Kompromiss ist ein Zwischending. Und so wird es dann auch schauspielerisch umgesetzt: Charlotte sagt offen, wie sie das Verhalten in der Schule verletzt hat und ihre Klassenkameraden entschuldigen sich ehrlich bei ihr. Zum krönenden Abschluss singen nochmal alle den mitreißenden Song Smile und tanzen  – natürlich jetzt echt und original.

Die Gesamtleistung des Ensembles war überwältigend. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verkörperten ihre Rollen mit solch einer Leidenschaft, Spielfreude und Hingabe, dass es schwer war, nicht berührt zu werden. Die an dem Stück „Isa“ von Ilse Hilpert und Beate Höhn-Marten orientierte Neufassung des Stücks ist eine triumphale Leistung. Die Spielleiterin Oberstudienrätin Sandra Häusler bedankte sich nach der Aufführung nicht nur bei allen Helfern und Unterstützern, sondern auch bei ihrer Tochter Lotte, die die Vorlage dazu gab. Denn Lotte machte vor zehn Jahren bei dem Fernsehformat „Dein Song“ mit – mit der Entwicklung ihres selbstgeschriebenen Songs „Smile“ war sie damals genauso unzufrieden wie die Charlotte im Stück. Auch MC Fitti ist nicht frei erfunden.

Die Botschaft des Stücks war klar und kraftvoll: Mobbing kann überwunden werden, wahre Freundschaft und Familie ist unbezahlbar, und Ruhm sollte niemals das eigene Glück gefährden. Bravo an die Spielleitung und das gesamte Ensemble für dieses unvergessliche Theatererlebnis!

Brischitte Bodensteiner (Spielleiterin an der FXVS-Realschule)

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Der RacheZug reißt mit

[GMG, 29./30.03.2023] Verspätungen, fehlende Sitzplatzreservierungen, ausfallende Züge… Die Oscars – in allen erwähnten Bereichen vorbildlich – haben nun das vollbracht, was sich das eine oder andere Bahnunternehmen wünscht: Glückliche und gänzlich begeisterte Gesichter am Ende einer zu kurzen Reise auf der Bühne des Gregor-Mendel-Gymnasiums!

Damen im Abendkleid, Herren in Anzügen, Taschenuhren und auffällige Broschen – diese Details entführten die Zuschauer in eine andere Welt. Die liebevoll zusammengestellten Kostüme harmonierten wiederum perfekt mit dem Bühnenbild, wodurch der Zuschauer auf eine Zugreise der ganz besonderen Art mitgenommen wurde. Wie viele Flohmärkte besucht werden mussten, um so viele Requisiten zu organisieren, will man gar nicht wissen.

Aber Spielleiterin Claudia Ried setzte sich nicht nur bei den Requisiten keine Grenzen, sondern auch bei den Schauspielerinnen. „Ein erfolgreiches Abitur ist noch lange kein Grund, die Theatergruppe des GMG zu verlassen!“, dachten sich wohl Ayana Bauer und Ida Hanft. Ob nun durch Zufall oder absichtlich, die erfahrensten Darstellerinnen spielten die gegensätzlichsten Rollen. Während sich Ida frei und losgelöst als Künstlerin Betty Ravenport bewegen durfte, war mit Lisa Owens eine Figur absoluter Sittlichkeit auf der Bühne platziert worden. Und wie sollte es auch anders sein: Beide überzeugten in ihren Extremen und bereicherten die Zugreise mit einem sowohl rhetorisch als auch inhaltlich geschickt platzierten Dialog, in welchem der Ermittler Monsieur Recule, gespielt von Simon Böller, eine weitere zentrale Rolle einnahm. Dieser musste den Spagat meistern, einerseits das Publikum mit gelungenen Pointen zu erheitern, andererseits aber auch die Ermittlungen voranzutreiben. Dass Letzteres eher im Kompetenzbereich von Madame Pernot, gespielt von Marion Hopfenzitz, zu finden ist, macht diese bereits mit ihren ersten Worten deutlich. Beide führen nicht nur die Ermittlungen, sondern auch das Publikum durch das Geschehen.

Die entstehenden Lücken der Handlung, die nur durch einen Erzähler geschlossen werden konnten, wurden exakt so gefüllt: In der Rahmenhandlung trifft die Autorin Agatha Christie (sehr überzeugend und charmant: Annalena Egerer), ebenfalls auf einem Bahnhof, den berühmten Piloten Charles Lindbergh, gespielt von Michael Sauer, und erzählt diesem häppchenweise von ihrem neuesten Roman. Lindberghs trauriges Schicksal dient der Autorin als Inspiration für „Der RacheZug“. Und so bekommt Herr Lindbergh nicht nur einen anderen Verlauf seines Lebens präsentiert, sondern auch die Gewissheit, dass der Mörder seiner kleinen Tochter zur Rechenschaft gezogen wurde. Luis Lopez Schmidt gibt dabei alles, dass der Zuschauer keinerlei Sympathie mit Herrn Butler, dem erfolgreichen Geschäftsmann und Mörder, aufbauen kann. Sein unmittelbarer Bühnentod folgt daraufhin in Kürze, und weder sein schneidiger Leibwächter (Mateo Seemann) noch sein diensteifriger Sekretär O´Neill (Phillipp Madl) können (oder wollen) dies verhindern.

Das Ende wird nun vorweggenommen: Alle an der Handlung beteiligten Personen wünschen sich den Tod Samuel Butlers, wodurch auch jeder ein Motiv besitzt. Daran werden bald auch die erwähnten Ermittler – zum Glück – „scheitern“…

Zuvor müssen aber all die Verflechtungen, Verbindungen und Geheimnisse entwirrt und aufgedeckt werden. Zugchef Miller, gespielt von Tobias Hetzenecker, erscheint dabei als einfacher Fall, denn warum sollte er den Ruf seines Zuges durch einen Mord gefährden? Einfach war an dieser Rolle aber nichts, denn Tobias muss im Laufe des Abends nervös, charmant, aufgeregt, verwirrt usw. gleichzeitig spielen, und als wäre das noch nicht genug, auch seine gesanglichen Talente zusammen mit Simon Böller unter Beweis stellen. Margaret Fairchild (Marietta König) kann dies genüsslich rauchend noch in Ruhe beobachten und dabei eine unschuldige Lebensfreude verströmen. Umso überraschender, dass sie als Erste den Mord gesteht. Natürlich erst, nachdem auch sie eine kleine Tanzeinlage absolviert hat. Diese unterbrechenden Elemente, gepaart mit pointierten Spitzen, gestalteten den Abend zu einem echten Erlebnis.

Mit Schauspielerin Alex Schuvalov konnte der Zuschauer durchaus Mitleid verspüren. Wer möchte schon als „alte Hexe“ bezeichnet werden, und das nicht nur einmal? Aber für Prinzessin Romanov durchaus zutreffend, was ihre Zofe Miss Wagner bestimmt bestätigen kann. Lili Popelau muss sich nun wiederum den Vorwurf, „eine graue Maus zu sein“, gefallen lassen –  nicht nur von Prinzessin Romanov, sondern auch von Herrn Butler. Am Ende sah dies aber auch der Zuschauer so, weil Lili ihre Rolle einfach gut spielte, wie alle scheinbar „kleinen“ Rollen dies an diesem Abend taten. Hier zu nennen ist auch die Gräfin Annabelle (Alina Kraheberger), schön, gut erzogen und aus bestem Hause, die am Ende gebrochen von ihren Albträumen erzählt; der Schaffner Laurent (Felix Scharf), der eine köstliche wienerische Freundlichkeit präsentiert. Zuletzt, aber nicht weniger wichtig, sind Lea Rittner (als Mary Cumberland) und Jakob Bothner (als Giovanni Lombardi) zu nennen, die beide vieles darstellten, aber nicht den typischen Autoverkäufer und das typische Kindermädchen, denn auch ihr Leben veränderte sich durch den Mord an Lucy maßgeblich.

Nicht nur die Zuschauer an diesen zwei Abenden waren begeistert, sondern auch Bertolt Brecht wäre gänzlich erfreut gewesen, spätestens als mit Hilfe eines Schattenspiels die Mordtat aufgedeckt wird.

Reichlicher Applaus belohnte die „Oscars“ und ihre Regisseurin für ihr unterhaltsames und originelles Stück.

Florian Hackl
(Schultheaterleiter an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen)

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Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf

[16.03.2023/EG] „Schmetterlinge im Kopf“ – Eigenproduktion

Die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe zeigte den knapp 100 Zuschauer*innen in der Aula des Erasmus-Gymnasiums die kurze und knackige Eigenproduktion „Schmetterlinge im Kopf“ unter der Leitung und Regie von StRin Elisa Romfeld.

Darin möchte die Teenagerin Julia (authentisch gespielt von Hanna Gummermann, Q11) so gern auf eine Party gehen, um ihrem Schwarm Tim zu begegnen, was ihre energische und strenge Mutter (Maria Erven, Q12) jedoch verbietet. Das Gefühlschaos scheint vorprogrammiert und es entzündet sich ein spannender wie auch amüsanter Konflikt der liebevoll und ideenreich auf der Bühne verkörperten Emotionen in Julias Kopf um die Frage, ob der Partybesuch trotz des Verbotes anzustreben sei.

So liefern sich Wut, lautstark dargestellt von Emilia Lampe (9c), Angst (Floriana Wolfrum, Q12) und Ekel (Lina Weigert, 9c) einen Schlagabtausch mit ihren Kontrahenten Freude (Emily Stein, Q11) und Liebe (Marlene Leibl, Q11).  Dabei wird die Gruppe der positiven Gefühle durch das etwas „einfach gestrickte“ Selbstbewusstsein (humorvoll gespielt von Emelie Merkel, Q11) unterstützt, wie die Analyse, überzeugend besetzt durch Patrick Badewitz (8a), den Zuschauenden erklärt. Schließlich erlangen die Befürwortenden, den Besuch der Party zu wagen, die Oberhand, wobei auch der Intellekt Julias (Helena Luttenberger, 8a) mithilfe verschiedener Beispiele aus der Literatur die Entscheidung bekräftigt.

Doch dort kommt es anders als erwartet und die Jugendliche trifft auf der Feier neben ihren Freundinnen (Anna Hoffmann, Q11, und Helena Kaulbach, Q11) überraschenderweise auch auf Anna (Anna Kaltner, Q11), was alle Emotionen noch einmal kräftig durcheinanderwirbelt. Da helfen dann auch nicht mehr „Plan und Struktur“, wie die Analyse in Zusammenhang mit gleichgeschlechtlicher Liebe fordert, sondern es gilt, „einfach mal etwas Neues auszuprobieren“, weil es sich gut anfühlt, so die Freude.

Schließlich setzt sich die mächtigste aller Empfindungen, die Liebe, gegen alle Zweifler durch und es gilt, gemeinsam zu Musik zu feiern. Ein von der Gruppe, komplettiert durch die Regieassistentinnen Luisa und Theresa Welsch (beide Q11), gelungen auf die Bühne gebrachtes Statement für mehr Toleranz in der Gesellschaft!

Nina Kohl
(Schultheaterleiterin am Max-Reger-Gymnasium)

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Skurrile Komödie zwingt am Ende zum Nachdenken

[09.03.2023/MRG] „Die Physiker“ – nach Friedrich Dürrenmatt

Annas riesiges Gesicht auf der Leinwand. Müde. Lustlos. Es war ein langer Schultag. Aber das Gesicht (intensiv: Anna Wendl) zeigt auch eine Spur Verzweiflung. Denn es soll noch ein Referat entstehen. Über diesen Dürrenmatt. Langweilig. Ist sicher schon hundert Jahre tot, der Typ. Und wie das Stück schon heißt. „Die Physiker“. Dazu ein staubtrockener Wikipedia-Artikel. Ermüdend. Besser erst gar nicht lesen. Letzter Notnagel: DIAZ fragen, die digitale Assistentin (Antonia Ströhl spielt DIAZ großartig kühl und abgeklärt). DIAZ nimmt die Aufgabe ernst und schafft eine virtuelle Welt.

Das Geschehen wechselt auf die Bühne. Die Schülerin, die eben noch am Referat arbeitete, wird von DIAZ durch das Stück geführt, mitten hinein in den Alltag einer Heilanstalt für schwer psychisch Kranke. Heute gab es einen Mord. Nein, Verzeihung. Die Oberschwestern (gestrenge Bewacherinnen: Jiayun Zou und Frederike Dötsch) müssen die Kriminalinspektoren immer wieder korrigieren. Es gibt zwar eine tote Krankenschwester. Erwürgt mit der Schnur der Stehlampe. Dienstbeflissen ermitteln das Emilia Rubenbauer als Gerichtsmedizinerin und Stella Decker als Polizistin. Aber der Täter ist verrückt. Hält sich für Einstein. Die Kriminaler (die spielfreudigen Nina Eules und Onyx Beha als sehr lässiges und schön zusammenspielendes Ermittlerduo) müssen es einsehen: Nicht schuldfähig. Also kein Mord. Sondern Verbleib des Täters in der Heilanstalt, bei den anderen verrückten Physikern: Ein weiterer Insasse ist als Newton verkleidet. Erzählt aber jedem, dass er nicht verrückt ist. Den Newton nur spielt. In Wirklichkeit sei er der einzig echte Einstein. Und hat ebenfalls eine Krankenschwester auf dem Gewissen. Man ahnt es: erwürgt, allerdings mit der Gardinenschnur. Dem dritten Physiker, Möbius, erscheint König Salomo (fürstliche Erscheinung als antiker Herrscher: Oscar Oeckl).

Skurrile Szenen folgen. Die Ex-Frau von Möbius (sehr intensiv gespielte Emotionen: Kathrin Liebl) mit ihren drei Buben tritt auf. Ein letzter Besuch, denn sie ist neu verheiratet mit einem salbungsvoll in Bibelversen sprechenden Missionar (diese groteske Figur wird sehr ausdrucksstark gestaltet von Michael Wiesnet, der später ebenso intensiv den brutalen Aufseher gibt). Die Buben (wunderbar brav: Pia Mutzbauer, Amelia Meissner, Emily Sprychel) spielen für ihren Vater ein letztes schräges Blockflötentrio. Möbius bleibt ungerührt. Lässt sich die Zukunftspläne der Buben erläutern. Theologie ist in Ordnung. Philosophie auch nicht schlecht. Aber seinem Jüngsten verbietet er eindringlich und plötzlich sehr emotional das Studium der Physik.

Schwester Monika liebt Möbius. Und hält ihn keineswegs für verrückt. Auch Möbius liebt sie. Und warnt sie. Aber sie lässt nicht locker, will mit ihm fliehen und ein neues Leben aufbauen. Nika Hüttner als Monika sowie Möbius zeigen uns hier ausdrucksvoll bewegende Gefühle. Aber natürlich muss auch Möbius die Krankenschwester, die er ernsthaft liebt, ins Jenseits befördern, um seine Tarnung nicht zu gefährden. Denn selbstverständlich sind die Physiker nicht verrückt. Newton (erst sehr elegant und stimmig als barocker Wissenschaftler in wunderbarem Kostüm und jetzt kühl und nüchtern als Geheimagent: Antonia Tessmann) und Einstein (Mik Bober spielt mit toller Einstein-Maske das müde Genie ebenso überzeugend wie den klaren Agenten) planen, den genialen Möbius aus der Anstalt in ihr jeweiliges Land zu bringen. Aber Möbius lehnt ab. In einer spannenden Diskussion, angereichert mit ein paar Pistolenduellen, gewinnt Möbius die anderen für seinen Vorschlag. Er hat zwar die legendäre Weltformel gefunden. Aber damit seine Ideen keinen Schaden anrichten, hat er den Weg ins Irrenhaus gewählt. Lia-Maline Müller spielt die Rolle(n) des Möbius sehr eindringlich, facettenreich und intensiv – ihr gelingt der Verrückte ebenso plausibel wie der Liebende und der ethische Denker, der sich aus der Welt zurückzieht, um die Welt zu retten. Die vernichtende Wirkung genialer Erfindungen von der Steinzeit bis heute sehen wir in einer rasanten Bildershow. Dank eines perfekten Technikteams klappt das wie auch die raffinierten Lichtwechsel wie am Schnürchen.

Möbius hat die Rechnung ohne die Leiterin der Anstalt gemacht. Sie hat die Aufzeichnungen seiner Theorien längst gestohlen. Als einzig wirklich Verrückte wird sie die Weltherrschaft an sich reißen. Nadja Rein zeigte uns lange überzeugend die verständnisvolle Beschützerin ihrer Verrückten – und jetzt ihren Wahnsinn.

Hier endet Dürrenmatts Stück. Und so möchte Anna sich aus der – immer noch virtuellen? – Realität abmelden. Aber DIAZ lockt sie: „Bleib doch noch ein wenig.“ Das Abmelden gelingt nicht. Und dann: „Niemand kommt hier lebend raus.“ Und Annas Schrei.

Was als unterhaltsame und skurrile Komödie begann, zwingt uns am Ende zum Nachdenken und erinnert uns an die Verantwortung, die jeder Einzelne trägt. Und daran, dass wir alle die Konflikte dieser Welt nicht hinter uns lassen können.

Viel Applaus für eine großartige Ensembleleistung des Oberstufentheaters des MRG und die bemerkenswerte Regiearbeit der Leiterin Simone Nimmerrichter.

Christoph Schulz
(Schultheaterleiter am Gregor-Mendel-Gymnasium)

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Schwere Kost mit Spielfreude präsentiert

Oder: Sehnsucht nach Spaghettieis

[08.03.2023/DJDS] „Der Herr der Fliegen“ – nach Motiven aus William Goldings Roman
„Der Herr der Fliegen“, der berühmte Roman von William Golding – eine wirklich anspruchsvolle Herausforderung, die die Theatergruppe der DJD-Schulen und ihre Spielleiter da angenommen hatten. Heraus kam allerdings weit mehr als nur ein „benutzerfreundliches Stück“, wie Spielleiter Peter Ringeisen es zu Beginn der Vorstellung im Bezug auf die überschaubare Länge des Stücks scherzhaft ankündigte. Die zwölf jungen Schauspielerinnen setzten den Inhalt dieses ernsten, gar verstörenden Werkes mit großer Überzeugungskraft und sichtbarer Spielfreude beeindruckend – und beklemmend – um. Begleitet und unterstützt wurden die Mädchen bei ihrer Probenarbeit nicht nur von den Lehrkräften Peter Ringeisen und Florian Hackl, sondern auch von dem polnischen Regisseur, Theaterleiter und Kinderbuchautor Grzegorz Szlanga. Ihn verbindet seit 2011 eine grenzübergreifende Theaterfreundschaft mit den DJD-Schulen. Diese Produktion ist nach „Oskar und die Dame in Rosa“ schon die zweite Schultheateraufführung, die er in Amberg begleitet.

Der Gehardinger-Saal war am Mittwoch, den 8. März, sehr gut gefüllt, als Peter Ringeisen und Grzegorz Szlanga eine kurze Einleitung zum bevorstehenden Stück gaben. Insbesondere gingen sie auf die Tatsache ein, dass es sich in der Romanvorlage bei den auf einer Insel gestrandeten Kindern und Jugendlichen allesamt um Jungen handelte, während in der aktuellen Adaption alle Gestrandeten Mädchen waren. Der Bezug zum Weltfrauentag (8. März) sei deshalb ganz bewusst gewählt worden.

Das Stück selbst begann mit dem Absturz des Flugzeugs, das die Kinder und Jugendlichen auf die Insel brachte. Auf eine – von einer engagierten Stewardess untermalten – launigen Durchsage des Flugkapitäns folgte der „Absturz-Blackout“. Die Überlebenden irrten mit ihren Handylampen durch das Dunkel und das Publikum, welches so von Anfang an von den Schauspielerinnen in ihren Bann gezogen wurde. Es lernte zu Beginn gleich zwei entscheidende Protagonistinnen kennen: Die unsichere Blondie (hinreißend verkopft gespielt von Leni Flöter) und die kecke Ruby, überzeugend verkörpert durch eine selbstbewusste Kimberly Reuter. Während Blondie stotternd ihre körperlichen Unzulänglichkeiten aufzählt und sich nach ihrer Tante sehnt, hat Ruby längst das große Ganze im Blick und trommelt die Überlebenden zusammen. Um jedoch die Rolle der Anführerin für sich verbuchen zu können, muss sie sich erst einmal gegen die aggressive Jackie durchsetzen. Kaya Lorenz spielt diese raubeinige Kapitänin mit ihrem Cheerleadergefolge wunderbar konfrontativ und mit einem Hang zur Grausamkeit. Doch trotz des lauten und wilden Gebarens von Jackie kann Ruby sich durchsetzen und zur Anführerin küren lassen – nicht zuletzt mit der Aussicht darauf, dass sie dafür sorgen wird, dass die Gruppe irgendwann endlich wieder Spaghettieis bekommen wird.

Beraten wird die geschickte Ruby dabei von Blondie, die ihr Ideen einflüstert und sie kreativ berät. So erhält Jackie die Aufgabe, das Jägerteam zu leiten – was sie voller Tatendrang und Blutdurst tut. Ihre Jägerinnen (Ciara Pflaum, Melanie Gruber, Nina Hauser, Lina Eiban, Ronja Maurer, Frieda Schindhelm, Katharina Papp und Antonia Schlegel) bemalen sich mit Tarnfarbe – originell: Wimpertusche! – und stampfen und tanzen zu starken Beats.

Beeindruckend war auch die schauspielerische Leistung von Sina Wittl, die die „kleine Sophie“ verkörperte und sich als diese ängstlich hinter Koffern versteckte. Ihre Panik vor „dem Tier“ steckt auch Blondie an, die jedoch bewusst rational versucht, ihre Angst in den Griff zu bekommen.

Als endlich ein Schiff am Horizont auftaucht, ist der Jubel groß. Noch größer jedoch ist die Empörung, als das Schiff vorbeizieht, da irgendjemand das Signalfeuer hat ausgehen lassen. Ruby und Jackie beschuldigen sich gegenseitig – es kommt zum ersten großen Streit, der von wüsten Schimpfwörtern begleitet wird (wie von Peter Ringeisen im Vorfeld angekündigt…).

Schließlich wenden sich die Schauspielerinnen dem Publikum zu. Sie sehnen sich nach den Erwachsenen, die – angeblich – in dieser Lage wüssten, was zu tun wäre. Die Tee trinken und ruhig reden statt streiten würden. Diese Behauptungen mussten dem Publikum angesichts der Realität in der Welt zu denken geben.

Ein weiteres Highlight des Stücks war die Fliegenplage, von der die Gestrandeten heimgesucht werden und der sie sich mit aller Macht erwehren müssen. Schließlich muss Jackie zugeben, noch kein Wild erlegt zu haben. Stattdessen sucht sie nach einer „Freiwilligen“, die als „Schwein“ dient. Die kleine Sophie tritt nicht rechtzeitig zurück und wird zum ersten Opfer der Gemeinschaft – doch nicht zum letzten. Denn kurz darauf wird auch Blondie getötet, als sie schlichtend in einen Kampf zwischen Ruby und Jackie eingreifen will. Mitten in diesen dramatischen Höhepunkt hinein erhalten die Jugendlichen einen Anruf: Ein Schiff steuert die Insel an und fragt, ob es Tote gab. „Nur zwei“, lautet die ernüchternde Antwort. Statt sich jedoch für die Toten zu rechtfertigen, gehen die Jugendlichen zum Gegenangriff über. Sie hätten erkannt, dass sie den Erwachsenen egal wären. So entscheiden sich die Inselbewohnerinnen am Ende gegen eine Rettung und nehmen Stellung ein gegen mögliche „Retter“.

Der Applaus für die Schauspielerinnen und ihre Spielleitung war laut, anhaltend – und vor allem wohlverdient. Man konnte während des Stücks deutlich spüren, wie intensiv sich die Mädchen mit dem Thema auseinandergesetzt und es zu „ihrer“ Geschichte gemacht hatten. Umso schöner war es, im Nachklang zu sehen, dass die Stimmung in der Gruppe in Wahrheit eine völlig andere war als unter den Gestrandeten, nämlich ausgelassen und voller Verbundenheit. In diesem Sinne bedankten sich die Schülerinnen auch bei ihren Leitern und ganz besonders bei ihrem langjähren Theaterlehrer Peter Ringeisen, für den es das letzte Jahr regulärer Schulspielarbeit ist. Wir hoffen natürlich, dass wir sowohl von der Gruppe als auch von ihm noch mehr zu sehen bekommen werden…

Claudia Ried
(Schultheaterleiterin am Gregor-Mendel-Gymnasium)

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Auftaktveranstaltung überzeugt

30. Amberger Schultheatertage beginnen mit abwechslungsreichem, attraktivem Querschnitt

Die 30. Amberger Schultheatertage begannen ihr rundes Jubiläumsjahr am 10.02.2023 mit einer bunten, abwechslungsreichen und durchwegs unterhaltsamen Auftaktveranstaltung im Stadttheater Amberg. Elf Theatergruppen konnte Bürgermeister Martin Preuß begrüßen. Drei inhaltliche Schwerpunkte zeigten sich: Das Thema des Außenseiters und der durch Mobbing Ausgeschlossenen wurde mehrfach behandelt; der Spaß am Rätsellösen und Ermitteln im Genre des Krimis kam öfter vor; und die Beschäftigung mit Vorlagen aus der Literatur brachte Klassiker auf die Bühne.

Den Anfang machte die Musicalklasse (5. Jgst.) des Max-Reger-Gymnasiums unter der Leitung von Tobias Kober und dem Lehrkräfteteam MK5 mit einem Ausschnitt aus „Der Tag, an dem es ‚Flupp‘ machte“ (Kindermusical von Jutta Hamprecht-Göppner und Tobias Wenkemann). Der Chor der Musicalklasse führte schwungvoll und unerschrocken in die Welt von „Maratonga“ ein, kleine Action-Szenen wurden gut integriert, um die Vorlieben der unterschiedlichen Gruppen darzustellen – und die in Blau getauchte Hauptfigur „Flupp“ zeigte ihr Bemühen, Anschluss zu finden in dieser Welt.

Einen einminütigen Kurzbericht über die Auftaktveranstaltung sendete der Regionalsender „Oberpfalz TV“

Eröffnung der 30. Amberger Schultheatertage

Mit der Theatergruppe der 5. und 6. Jahrgangsstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums hatten Elke Leibig und Annalena Egerer eine peppige Szenenfolge aus „Lucky Luke – der glorreiche Westernheld“ einstudiert, und schon der erste Anblick wurde durch die perfekte Kostümierung zum Genuss – auch die Schminkabteilung hatte beste Arbeit geleistet. Doch nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch überlegte Choreographie und sichere Gestik und Mimik überzeugten die vier Daltons, die vier Waltons und ihre Mitspielerinnen.

Brigitte Bodensteiner und Thomas Spörer hatten sich mit ihrer Gruppe „Theaterfieber“ von der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule Märchenmotive vorgenommen, vor allem aus Rotkäppchen, und daraus zusammen mit den Spielerinnen und Spielern das Stück „redhood crime – Märchen VERrückt“ entwickelt. Aus anscheinend ziellos durcheinander laufenden Figuren lösten sich Einzelne, traten nach vorn, um durch in Silben zerlegte Märchenbegriffe zu verkünden, aus denen sich der Zuschauer mit dern Zeit einen Sinn hinter dem Ganzen selbst konstruieren konnte – soweit, dass das Publikum sogar einzelne Wörter im Chor mitsprechen konnten (dezent unterstützt durch Sprechblasen auf der Bühne). Eine geschlossene Ensemble-Leistung!

In dem Ausschnitt aus „Ruhm“, das die Gruppe „Die Eulenspieler“ vom Erasmus-Gymnasium unter der Leitung von Sandra Häusler nach einem Theaterstück von Ilse Hilpert und Beate Höhn-Marten gestaltet hatten, ging es zunächst noch gar nicht um Ruhm, sondern um Ausgeschlossen-Sein. Die sympathische und musikalische Charlotte darf bei keiner der Cliquen ihrer Klasse dabei sein – sie wird weggeschickt und verspottet. Zum Glück hat sie eine nicht nur sehr einfühlsame, sondern auch gewitzte und technisch versierte Oma, die eines von Charlottes Liedern auf YouTube hochlädt … und der Ruhm stellt sich ein.

Zwei Krimis rundeten die erste Hälfte vor der Pause ab: Die Theatergruppe der Unterstufe des Max-Reger-Gymnasiums präsentierte eine Adaption des Romans „Das indische Tuch“ von Edgar Wallace (nach Bernd Spehling), und zwar als „interaktive Kriminalkomödie zum Mitraten“. Dass das Raten durchaus knifflig wird, konnte man daran sehen, dass kaum einer der Verwandten, die zur Testamentseröffnung des Mordopfers eintreffen, besonderes Mitgefühl zeigte – alle schienen mehr am Testament interessiert zu sein, und die unterschiedlichen Charaktere machten neugierig auf den Ausgang dieser Geschichte.

„Die wilden 13“, Theatergruppe der 6. und 7. Jahrgangsstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums, kamen mit einer selbst entwickelten Kriminalgeschichte: „Nur der Schein zählt“. Christoph Schulz hatte seine Truppe in einer Seniorenresidenz platziert … und dort tauchen unerwartet plötzlich sehr viele Geldscheine auf, von denen niemand zu wissen scheint, wem sie gehören und wo sie sich gerade befinden. Nur zum Schein sind die Seniorinnen und Senioren harmlos, und auch die Pflegekräfte sind wohl nur scheinbar fürsorglich – das kann noch spannend werden.

Mit einem literarischen Klassiker begann die zweite Hälfte. Die Spielerinnen der 7. bis 11. Jahrgangsstufe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen (Leitung: Florian Hackl und Peter Ringeisen) präsentierten mit einem Augenzwinkern Ausschnitte aus Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“, bei denen die zunächst vorherrschenden Gefühle der beiden jungen Liebespaare untereinander zum Ausdruck kamen, aber auch die Quirligkeit von Puck, die Herrscherinnen-Attitüde von Titania … und der Eindruck der Handwerker, dass niemand sie ernstnimmt – da täuschen sie sich natürlich!

Noch einmal ging es nun ins Krimi-Genre mit „Der Tote im Zug“, einer umgeschriebenen Fassung eines berühmten Romans von Agatha Christie, der in einem Schnellzug aus dem Orient spielt. Die Theatergruppe „Die Oscars“ vom Gregor-Mendel-Gymnasium unter der Leitung von Claudia Ried ging mit den Handlungselementen des Romans sehr kreativ um und setzte an den Anfang gleich mal die Autorin als Figur auf ein Sofa, und je mehr sie schrieb, desto mehr Romanfiguren umgaben sie – ein schönes Bild für die sich materialisierende Fantasie der Autorin. Man kann gespannt sein, was den „Oscars“ sonst noch alles einfällt bis zur Premiere.

Die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des Max-Reger-Gymnasiums ging unter der Leitung von Simone Nimmerrichter an den Dürrenmatt-Klassiker „Die Physiker“ mit dem Vorsatz heran, die Relevanz dieses Stücks im digitalen Zeitalter zu überprüfen. Wie das geschehen wird, war in dem Ausschnitt noch nicht zu erkennen, dafür aber lernte man die seltsame Welt kennen, in die sich die Wissenschaftler begeben hatten – ein Sanatorium –, und auch die nicht weniger seltsame Welt, die sich die Physiker in ihren Köpfen zurechtgebastelt haben – mit eigenen (un)moralischen Grundsätzen.

Nach diesem sehr ernsten Stoff zeigten die Mittel- und Oberstufe des Erasmus-Gymnasiums (Leitung: Elisa Romfeld) die heiteren Seiten … eines ebenfalls ernsten Stoffs: Was geht im Kopf eines Teenagers vor, der unbedingt zu einer Party gehen möchte, deren Besuch die Mutter soeben streng verboten hat? „Schmetterlinge im Kopf“ nennt die Gruppe ihr selbst entwickeltes Stück, und der zentrale Kniff, der das Ganze so munter und pfiffig machte, war die Verkörperung aller zum Teil widersprüchlichen, zum Teil einander verstärkenden Gefühle durch eine je eigene Darstellerin. So wüteten die „Wut“ und die „Lebensfreude“ über das Verbot, die „Angst“ dagegen riet eher davon ab, etwas Riskantes zu unternehmen – und währenddessen versuchte der „Intellekt“, die Oberhand zu behalten (und musste feststellen, dass nicht alle auf ihn hören wollten).

Den Schlusspunkt setzte wieder ein eher düsteres Stück – auch dies an eine literarische Vorlage angelehnt: „Der Herr der Fliegen“ nach William Goldings Roman wurde vorgestellt von den Spielerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 12 der Dr.-Johanna-Decker-Schulen, einstudiert von Florian Hackl, Peter Ringeisen und Grzegorz Szlanga. Ganz ohne gesprochenen Text, nur mit Toneinspielungen und reduzierten Bewegungen stellten die Akteurinnen den Flugzeugabsturz und ihre Notlandung auf einer einsamen Insel dar – worauf sie herausfanden, dass kein Erwachsener das Unglück überlebt hatte. Auf eine baldige Rettung konnten sie nicht hoffen, denn sie hatten mitbekommen, dass ein Atomkrieg herrschte; und so mussten sie versuchen, allein ein Gemeinwesen zu organisieren, um überleben zu können. Dass dabei auch dämonische Kräfte in Einzelnen ihre Wirkung entfalteten, wurde in der letzten gezeigten Szene deutlich, in der der „Herr der Fliegen“ zu Wort kam.

Es wurde oft und ausdauernd geklatscht an diesem Auftaktabend, und die Spielleiterinnen und -leiter waren sich einig, dass die Mischung aus unterschiedlichen Stilen und Sujets den besonderen Reiz dieses Stadttheatertermins ausmacht. Für die organisatorische Betreuung und Umsetzung sprachen sie dem Kulturamt der Stadt Amberg, im Besonderen Dr. Florian Kern, Barbara Hauck und Theatermeister Thoralf Kotlenga ihren herzlichen Dank aus; auch dem Sponsor, der Sparkasse Amberg-Sulzbach, galt der Dank der Theaterlehrkräfte.

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Eingeordnet unter Auftaktveranstaltung, Schultheatertage 2023

30. Amberger Schultheatertage

Über die Pressekonferenz zum Programm der 30. Amberger Schultheatertage berichteten die Amberger Zeitung, die Mittelbayerische Zeitung und Oberpfalz TV:

AZ: 30 Jahre Amberger Schultheatertage

MZ: Bei den Amberger Schultheatertagen zeigen Jugendliche ihre Schauspielkünste

OTV: Drei Jahrzehnte jugendliches Schauspiel

Die Stadt Amberg unterstützt durch ihr Kulturamt die Schultheatertage seit 30 Jahren. Ins Leben gerufen durch den damaligen Kulturreferenten Norbert Fischer und Kulturamtsleiterin Christiana Schmidbauer, weiter gepflegt durch Wolfgang Dersch und Thomas Boss, und nunmehr fortgeführt durch Dr. Florian Kern, Reiner Volkert und Theaterberaterin Barbara Hauck, haben sich die Schultheatertage als wunderbare Plattform für die Amberger Schultheaterszene etabliert.

Nachdem bereits in den ersten Jahren ein gemeinsamer Programmflyer und ein offizielles Plakat durch die Stadt Amberg gedruckt werden konnten, kam 2013 die Auftaktveranstaltung hinzu: Ein gemeinsamer Termin im Stadttheater, bei dem alle beteiligten Gruppen einen kurzen Ausschnitt aus der laufenden Produktion zeigen. Auf diese Weise kommen nicht nur viele jugendliche Spielerinnen und Spieler einmal in den Genuss, auf einer Profi-Bühne aufzutreten, sondern die Theatergruppen kommen untereinander in Kontakt, man sieht, was und wie die anderen Gruppen spielen – eine hervorragende Gelegenheit, hinzuzulernen.

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Horror!

[14.10.2022/GMG] „Horror!“ von Barbara Seeliger

Am Abend des 14.10.2022 brachte die Unterstufen-Theatergruppe „Die Wilden 13“ des GMG unter der Leitung von Christoph Schulz das Stück „Horror“ auf die Bühne. Die vielen unterschiedlich gestalteten Plakate, die im ganzen Schulhaus verteilt waren, verhießen einen äußerst blutrünstigen Abend. So war die Neugier beim Publikum groß, als der Vorhang in der voll besetzten Aula fiel und den Blick freigab auf eine schwarze Bühne, auf der sich nach und nach die „Spielwütigen“ der Schule einfanden – Wir befanden uns mitten in den Vorbereitungen zum Dreh eines Horrorfilms! Mit jeder Menge „special effects“ und gaaanz viel Blut, versteht sich!

Dass so etwas ein sehr ambitioniertes Unterfangen ist, stellte sich schnell heraus! Die junge Regisseurin Anne (Hannah Widmann spielte die Anne in vollendeter Freundlichkeit und mit schier endlosem Enthusiasmus) schien mit einem meterdicken Geduldsfaden gewappnet und versuchte ihre Mitstreiter*innen für das Projekt zu begeistern und die verschiedenen Ideen zu bündeln. Hätte sie nicht ihre Assistentin Verena (geradezu furchteinflößend energisch: Liv Erzberger) an ihrer Seite gehabt, hätte das Projekt wohl gleich am Anfang wieder sein Ende gefunden.

Denn auch wenn sich alle – die wild entschlossenen Schauspieler*innen und das durch und durch kompetente Technikteam – todesmutig in dieses Abenteuer stürzten, um ihre geballte Energie in Gänsehautentwicklung zu verwandeln, lauerten die ersten Fallstricke bereits bei der Vergabe der Rollen: Das Drehbuch sah leider nur eine weibliche Hauptfigur vor, um die sich die fünf Schauspielerinnen im wahrsten Sinne des Wortes prügelten. Es war ein Genuss, ihnen dabei zuzusehen, mit welch leidenschaftlicher Zickigkeit sie um die Rollen rangen! Nachdem sich keine einvernehmliche Rollenverteilung am Horizont abzeichnete, bekam kurzerhand Lisa – Jojo Henkel spielte sie erfrischend fröhlich und pragmatisch – den Part der Livia zugeteilt, sehr zum Missfallen des restlichen weiblichen Ensembles.

Nachdem auch die übrigen Rollen verteilt waren, hätten die Dreharbeiten eigentlich anfangen können. Hätten. Eigentlich. Denn die allgemeine Unzufriedenheit brach sich dergestalt Bahn, dass ein wildes Gezerre um die vermeintlich besten Rollen begann. In kurzen und witzigen Dialogen versuchten die einzelnen Darsteller*innen sich gegenseitig ihre Rollen schmackhaft zu machen, um sich die jeweils anderen Rollen zu schnappen. Paulina (wunderbar energisch gespielt), die sich so gar nicht mit der Rolle der Putzfrau abfinden wollte, sorgte dabei für viel Wirbel. Zunächst stürzte sie sich mit wahrem Feuereifer, aber erfolglos, auf Lisa, deren Part sie naturgemäß für den ihren hielt, war doch der männliche Hauptdarsteller Max ihr Freund! Dann versprach sie sich von Kathrin und Eva einen Rollenwechsel. Auch wenn diese Gespräche nicht zum gewünschten Ergebnis führten, erfuhr Paulina eine kurzfristige Genugtuung, als sich die schöne Kathrin – von Emma Seipt herrlich eitel und selbstbewusst gespielt – durch einen rein zufälligen Schubser ihrerseits mit Lippenstift vollschmierte. Auch dass Paulina dem Publikum – natürlich ganz im Vertrauen, dafür aber umso genüsslicher – mitteilen konnte, wie schlecht Eva in der Schule sei, half ihr, ihren Part schließlich zu akzeptieren. Hanna Seipt spielte die von ihrem Aussehen überzeugte, dann aber von Paulinas Worten erschrockene Eva sehr überzeugend.

Nun – endlich – konnten die Dreharbeiten beginnen! Nur wie sollte eine Szene gruselig werden, wenn Max, der Vampir (sehr amüsant verkörpert von Pierre Pieper), wegen seines schlechtsitzenden Gebisses nicht zu verstehen war und er in seinem improvisierten Kostüm schlicht „bescheuert“ aussah, wie Lisa lapidar feststellte? Die Diskussionen waren in vollem Gang, eine Lösung schien gefunden (Der Vampir sollte einfach ohne Text auftreten!), als ein verflixter Unfall dazu führte, dass Max sein Gedächtnis verlor und bis auf Weiteres nicht mehr einsatzfähig war. Die Stunde der Techniker hatte geschlagen: Der begnadete Kamera-Experte (in vollendeter Coolness: Johann Beck) schlug vor, Max kurzerhand rein digital in den Film zu bugsieren, was wiederum bei der Tontechnikerin (umwerfend quirlig und witzig gespielt) für wahre Begeisterung sorgte. Die fürs Licht zuständige Leni konnte dies allerdings nicht vom Skateboard hauen (Lea Decassian spielte eine beneidenswert in sich ruhende Leni!). Leider fiel auch dieser Plan ins sprichwörtliche Wasser oder vielmehr in die Cola: Das Mädchen für alles, die gute Seele des Projekts, Isabel (Johanna Weiß sorgte mit ihrer liebevoll schusseligen Isabel für viel Erheiterung) ertränkte die wertvolle Kamera in dem verhängnisvollen Weichgetränk. War nun alle Mühe umsonst gewesen? Die findigen Techniker sorgten für ein Happy End: Sie hatten alle Proben, Zwistigkeiten, Versöhnungen, Vampirbisse, Rangeleien und Ohnmachtsanfälle aufgenommen und zu einem grandiosen Film gemacht. Der Weg war das Ziel gewesen! Und dieser Weg hat sich wahrlich gelohnt. Diese junge Gruppe, die nach der langen Coronazwangspause zum ersten Mal in dieser Konstellation auf der Bühne stand, hat uns Zuschauer*innen einen herrlichen, kurzweiligen und unheimlich lustigen Abend beschert!

Barbara Güldenberg

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Ausdrucksstarke Krähen

[07.07.2022/FXvS] „Die verwunschene Krähe“ – Märchen frei nach Franz Xaver von Schönwerth

Bei moderaten Temperaturen kam am 7.7. das Stück „Die verwunschene Krähe“ nach Franz Xaver von Schönwerth in der gleichnamigen Realschule zur Aufführung, bei der die Zuschauer mit in eine geheimnisvolle Märchenwelt genommen wurden.

In einer Art Prolog machte die Gruppe „Theaterfieber“ mit chorischem und rhythmischen Sprechen und in unterschiedlichen Bildern das Thema des Abends deutlich: Krähen können Glücksbringer, aber auch Unglücksboten sein. Mit einer überdimensionalen Krähe, die aus allen Darstellern gebildet wurde, flog man auch schon mit in die erste Szene!

Fotos von der Auftaktveranstaltung am 29.03.2022 im Stadttheater Amberg

Als eine Krähe (Laura Wagner) nach drei Jahren den schlafenden König (Sarah Lehner) erlöst, fragt dieser voller Dankbarkeit, was er ihr Gutes tun könne. Die Antwort lautet, er wolle eine seiner Töchter zur Frau! Um die Krähe auch optisch präsentieren zu können, wird auch noch ein Selfie geschossen und im Anschluss den Töchtern gezeigt. Diese reagieren unterschiedlich auf die Geschichte des heimkehrenden Vaters: „Strange“ findet die eine Tochter das, und die drei älteren (Karolina Golcer, Anna Moosburger, Lara Koller) quittieren das Krähen-Foto mit der Aussage „Den Vogel, nein, niemals!“. Nur die jüngste Schwester Rosalinde (Jasmin Hackl) scheint ihr Herz an den geheimnisvollen Vogel verloren zu haben.

Nachdem die Krähe die vier Schwestern auf ihr Schloss gebracht hat, dürfen diese sich dort uneingeschränkt umsehen – bis auf das rote Zimmer! Doch Verbote ziehen die Damen magisch an und bald bemerken die drei älteren Schwestern, dass die Jüngste mit der scheinbar verwandelten Krähe, die nun ein schöner Prinz ist, gemeinsam speist! Skandal! Hierbei werden geschickt die Würfel auf der Bühne so gedreht, dass sie immer eine neue Kulisse mit andersartigen Motiven ergeben.

Die Verbindung zu der Krähe ist jedoch für Rosalinde mit einer Aufgabe verbunden: Sie muss sich als Bettlerin verkleiden und die erstbeste Arbeit annehmen, die ihr angeboten wird, damit die Krähe erlöst wird. Auf einem Schloss, auf dem der Prinz von der Königin (Sabrina Smith) und dem König (Sofia Meremjanov) schon seit Jahren vermisst wird, muss sie sich in der Küche bewähren. Doch das geht erst einmal schief, da sie von dem dortigen Küchenmädchen (Jessica Schwinger) falsch beraten wird. Erst nachdem sie mit der Feder der Krähe jegliche Speisen und Desserts aufgeschrieben hat, werden diese alle real und die Diener (Waleria Frescher und Karolina Golcer) haben alle Hände voll zu tun beim Servieren!

Als Rosalinde der Krähe, die oftmals majestätisch mit ihren Flügeln (Elisabeth Ullmann, Aleandro Mayer) über die Bühne schwebt, danken will, erfolgt das überraschende Ende des Märchens: Die Krähe bzw. der verzauberte Prinz ermordet Rosalinde!

Ein wiederholt chorisches Sprechen bildet erneut den Rahmen des Märchens: Man weiß nie, ob Krähen nun Todesboten oder Glücksboten sind!

Brigitte Bodensteiner bedankte sich am Ende herzlich bei ihrer Gruppe und bei den Ton- und Lichttechnikern (Jonas Schenzel, Niklas Giedl, Luca Kálmán) und bekam für diese gelungene Aufführung zusammen mit den DarstellerInnen donnernden Applaus!

Elisa Romfeld, Spielleiterin am Erasmus-Gymnasium

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„Cleopatra“ meets „Leonce und Lena“

[06.07.2022/DJDS] „Cleopatra“ (August v. Kotzebue) und „Leonce und Lena“ (Georg Büchner)

Begeisterter Applaus für zwei unterhaltsame Stücke
Am Mittwoch, den 06. Juli 2022, wurden die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer im Gerhardingersaal nicht nur mit einem, sondern gleich zwei kurzweiligen Theaterstücken der Theatergruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schule überrascht. Unter der Leitung von Peter Ringeisen und Florian Hackl verwandelten die Schülerinnen der Mittel- und Oberstufe die Bühne in verschiedene Orte der Literaturgeschichte.

Im ersten Stück, der Tragödie „Cleopatra“ von August v. Kotzebue, berichtete zunächst die überzeugende Prologussprecherin (Sarah Geck) in charmanten Reimen über das Schicksal von Julius Cäsar, welcher auf tragische Weise umgekommen war – und schon hier wird deutlich, dass das alles nicht so ernst gemeint ist. Seine Gemahlin Cleopatra (ausdrucksstark dargestellt von Sophia Lang) im opulenten Kleid aber schien, trotz ihres gemeinsamen Kindes Cäsarion (frech gespielt von Melanie Gruber), nicht über seinen Tod bekümmert. In kurzer Zeit wurde der egoistische und dominante Charakter von Cleopatra durch ihr überzeugtes Auftreten und ihre Handlungen auf der Bühne deutlich. Statt zu trauern, war sie schließlich eher darum bemüht, dass der stattliche Antonius (sicher verkörpert durch Louisa Birkel in einem liebevoll gestalteten Kostüm), ein römischer Triumvir, ihr zu Füßen läge, wofür sie sich mithilfe ihrer Kammerjungfer (Lina Eiban) hübsch machte. Dessen Gemahlin Octavia (Annabelle Schwegler) war daraufhin verständlicherweise zutiefst entsetzt. Der Wendepunkt der Tragödie ereignete sich, als Gallus (Nina Hauser) wortgewandt verkündete, dass Antonius die Schlacht gegen Augustus verloren habe. Aufgrund dieser Niederlage wollte Cleopatra den Kontakt zu Antonius abbrechen, und ihr Sohn sollte diesem berichten, dass sie sich ermordet hätte. Von dieser Nachricht allerdings zutiefst erschüttert, beschloss Antonius Selbstmord zu begehen. Bevor er jedoch das Jenseits erblickte, sah er Cleopatra noch ein letztes Mal, und die beiden führten ein scheinbar einfühlsames Gespräch. Sein tragischer Tod war der selbstsüchtigen Herrscherin am Ende allerdings sichtlich gleichgültig.

Die Stimmung der Tragödienparodie wurde durch lustige Wortwitze und das überzeugende Schauspiel der Schülerinnen immer wieder aufgeheitert und ließ die Besucherinnen das wahre Gesicht der Cleopatra erkennen. In einem reduzierten Bühnenbild lag der Fokus dabei auf dem einprägsam vorgetragen Text.

Im Anschluss begeisterte die Ringeisen- und Hackl-Truppe mit dem Lustspiel „Leonce und Lena“ von Georg Büchner die Anwesenden. So wurde Leonces Missgunst (sehr überzeugend gespielt von Melanie Gruber) gegenüber dem langweiligen Lebenswandel der Zeit gezeigt, dessen Geliebte Rosetta (Milena Weich) nur ein Zeitvertreib für ihn zu sein schien. Als sein vergesslicher und verwirrter Vater, der König Peter vom Reiche Popo (selbstbewusst verkörpert von Nina Hauser), ihn mit der Prinzessin Lena vom Reiche Pipi (charmant dargestellt von Louisa Birkel) verheiraten wollte, beschloss Leonce besser nicht bei seiner eigenen Hochzeit anwesend zu sein. Stattdessen ging er lieber mit seinem Kumpanen Valerio (äußerst leidenschaftlich: Kaya Lorenz) auf Reisen, der auch zur Begeisterung der Zuschauerinnen und Zuschauer immer für genug Unterhaltung, Essen und Wein sorgte.

Parallel dazu wurde die Geschichte der ebenso melancholischen Prinzessin Lena dargestellt. Auch sie zeigte sich skeptisch bezüglich der arrangierten Hochzeit, da sie stets nach der wahren Liebe suchte. Deshalb machte auch sie sich mit ihrer verständnisvollen Gouvernante (Sophia Lang) auf den Weg. In einem Gasthaus traf sie, welch ein Zufall, zum ersten Mal Prinz Leonce, ohne zu wissen, dass dies ihr Verlobter und künftiger Gemahl sei. Dieser fand sofort Interesse an der unbekannten Schönheit. Auf Vorschlag Valerios, seine eigenen Interessen immer im Auge behaltend, brachte Leonce die Unbekannte nach Hause, um sie seiner romantischen Art nach direkt zu heiraten.

Währenddessen befahl der besorgte Vater seinen chorisch überzeugend agierenden Bediensteten (Jasmin Schönberger, Lina Hein und Leni Flöter), Ausschau nach den zukünftigen Regenten des Landes zu halten. Unter den Augen verschiedener Bewohner des Reiches (überzeugend aufgeregt: Annabelle Schwegler, Emma Engels, Leni Flöter, Sarah Geck und Milena Weich) kam es schließlich zu einer Trauung der mithilfe von amüsanten Masken verkleideten Königskinder. Erst während der Zeremonie stellte sich heraus, dass sie ja sowieso einander versprochen waren und das Lustspiel nahm ein für alle positives Ende.

Nicht einmal mehrere Ausfälle durch Coronainfektionen (zwei Schülerinnen konnten nicht teilnehmen; tadellos gelöst von Leni Flöter) sah man der Aufführung an, und so wurde klar, wie viel Mühe und Arbeit in beiden Produktionen steckte. Diese wurden mit viel Applaus gewürdigt.

Nina Kohl, Spielleiterin am Max-Reger-Gymnasium

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