[05.07.2022/MRG] „Die verfluchte Schule“ von Stefanie Golkowsky
Die Unterstufen-Theatergruppe des Max-Reger-Gymnasiums unter der Leitung von Simone Nimmerrichter zeigte zunächst ein ganz normales Klassenzimmer in einer ganz normalen Schule: An den Stellwänden allerlei Informatives: Vorlesewettbewerb, Nachhilfeangebote, doch auch krasse Sprüche. Von „Ben ist sooo hot“ über „Schule ist nutzlos, man braucht nur Tik Tok“ bis hin zu „I laf Englisch“ erfährt man schon zu Beginn des Stücks, dass hier allerlei geboten ist.



Fotos von der Auftaktveranstaltung am 29.03.2022 im Stadttheater Amberg
Mit gruseliger Musik und einem Breakdance-Intro von übernatürlichen Wesen zeigt sich allerdings, dass es hier doch nicht ganz mit rechten Dingen zu geht: Minna (Pia Mutzbauer), etwas blass, aber grandios „untot“ geschminkt, hat genug davon, seit über hundert Jahren nur zu spuken, sie will gesehen werden, ein Handy, Döner und schicke Looks ausprobieren. Alma (Annika Schwagerl) und Erna (Amelia Meißner) sind davon alles andere als begeistert. Dass Minna auch noch nach neuen Freunden Ausschau halten will, quittieren sie mit „Du gemeines Bettlaken“ und anderen Fiesigkeiten. Nur das putzige Einhorn Dora (Lilli Sellin) will helfen, den Fluch, der auf ihnen allen lastet, zu brechen: unter der Voraussetzung, als lebendiges Wesen nur noch knallbunte Klamotten und pinkfarbene Schuhe zu tragen.
In der zweiten Szene tritt die supercoole Tussi Jenny (Franziska Dudek) mit ihrem ergebenen Hofstaat Romina (Johanna Aumiller) und Angelina (Noura Mouselli) auf, allesamt zu cool für langweiligen Geschichte- Unterricht bei Frau Weiß-Feierabend (sehr überzeugend in ihrer Rolle als Lehrerin: Victoria Zeltner). Zu dumm nur, dass diese die drei just in dem Moment erwischt, als sie verschwinden wollen und stellt der Klasse (haaaaa tschi) eine neue Schülerin vor. Mari Eleorore (Flora Binner) mit unaussprechlichem Familiennamen, die nicht weiß, an welchem Tag sie geboren ist, aber zum Erstaunen aller bereits die heutige Hausaufgabe erledigt hat, was an den magischen Fähigkeiten liegt, die sie schon als kleines Kind bei sich entdeckt hat. Ben (Anna Wendl, die den perfekten oberchefmäßigen Trotz-Boy mimt), ist erst Feuer und Flamme für die Neue, das anfängliche Interesse verwandelt sich aber schnell in Feindseligkeit, weil sie ihn keines Blickes würdigt. Nele (Frederike Dötsch) und Nora (Lena Zabel) dagegen bieten Mari an, ihr die Schule zu zeigen und warnen sie vor Ben, der schonmal ein Mädchen von der Schule gemobbt haben soll. Streberin Sabrina (Regina Sachsenhauser) ist skeptisch, ob die Neue in die Klasse passt. Und Frau Schönhaus (Hannes Lichtenegger) wartet mit einem Urteil erst einmal bis zur nächsten Deutschstunde (haaaaa tschi).
Als würde es nicht schon genug spuken, erscheinen noch drei fürchterliche Zombies (genial geschminkt und zombiemäßig zurechtgemacht: Anna Rauchenberger, Uliana Kiseleva und Alexandra Galiev), die nicht als Verwüstung hinterlassen und einen seltsam gefährlichen Geruch wahrnehmen, der so gar nichts von „Mensch“ hat. Bald erkennen sie auch warum: durch ihre magischen Fähigkeiten bricht Mari die Kraft der drei Zombies, als diese verhindern wollen, dass Mari Minna und Dora hilft, den Schulfluch zu durchbrechen. Mit Hilfe eines verschlüsselten Runen-Textes teilen die übernatürlichen Mädchen Mari mit, was sie zu tun hat: Gegenstände aus dem Keller holen und an den jeweiligen Platz im Klassenzimmer legen, auf dem die untoten Mädchen zu Lebzeiten saßen.
Als Mari sich im Keller auf die Suche macht, will Ben sie aufhalten, doch mit ihren Kräften setzt sie ihn nicht nur außer Gefecht, sondern erteilt ihm auch noch eine Lektion. Sie droht damit, allen anderen Schülern die Erinnerung an ihn zu nehmen. Damit trifft sie natürlich genau seinen wunden Punkt und er willigt ein, ihr nicht im Weg zu stehen. Als er sie fragt, warum sie ihn nicht einfach verhext, erwidert sie altklug-schnippisch: Wo bleibt denn da der Lerneffekt?
Nun wollen noch die Zombies in letzter Sekunde verhindern, dass Mari die Gegenstände – ein Kuscheltier, einen Horrorroman, sehr alte Kekse und einen Talisman – auf den richtigen Platz legen kann. Sie drehen die Zeit zurück und versuchen, Mari zu einer anderen Handlung zu bringen. Doch oh Schreck! Ihre Zauberkraft wirkt nicht, trotz mehrmaligem Drehen an der virtuellen Riesenuhr (super inszeniert: Eine Art Zurückspulen der Bewegungen, anschließend die gleiche Szene minimal verändert mehrmals wiederholt).
Ende gut, alles gut: Minna, Alma, Erna und Dora sind erlöst und wieder zu ganz normalen Mädchen geworden und gehen überglücklich auf die Suche nach der nächsten Dönerbude.
Sowohl Kostüme als auch Maske waren in diesem Stück höchst professionell und sehr detailreich angefertigt, die Texte witzig, authentisch und gekonnt vorgetragen. Alles in Allem bekam man eine kurzweilige, zuweilen rasante und intelligente Inszenierung geboten, die trotz des saunahaften Klimas im Zuschauerraum gefesselt und im wahrsten Sinne des Wortes begeistert hat.
Christine Kleinert, Spielleiterin am Gregor-Mendel-Gymnasium