Romy & Julia – keine Tragödie

[EG, 14.03.2024] Zwei Häuser – beide gleich im Ansehen… Ach, Shakespeare ist doch recht sperrig, oder? So wurde aus einer Tragödie mit mehreren Toten und nicht enden wollendem Streit ein Theaterstück über die Freundschaft mit lustigen, aber auch ruhigen Momenten. Ohne Blut!

Luise Mußemann verstand es, das Publikum zunächst über die Verhältnisse aufzuklären: Die Capulets sind reich und “tragen die Nase ziemlich weit oben” und die Montagues sind zwar “die coolere Gang”, aber “nicht hellste Kerze auf der Torte”. Beide müssen sich im Hinterhof eine Wäscheleine teilen, die oft Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen der Montague-Gang (Patrick Badewitz, Daria Lutytska, Claire Sauer) und der Capulet-Verwandtschaft (Emily Cole, Aaron Prigmore) wird. Auch der Hausmeister der beiden Häuser (Arthur Taach) und die Putzperle der Capulets (Emilia Lampe) sind sich anfangs noch gar nicht grün, kommen sich aber bei einem Sekt langsam näher. Im Zentrum steht Julia Capulet (Emelie Merkel), die mit dem modeverrückten Paris (Philipp Taach) ein Jahr nach Frankreich soll. Kurz vor ihrer Abfahrt trifft sie nachts auf Romy Montague (Celine Schanderl) und beide verstehen sich auf Anhieb. Doch als Julias Schwester Amely (BaoLu Tang) die beiden entdeckt, geht der Streit zwischen den beiden Vätern (Vinzenz Ram, Max Fruntke) und den beiden Müttern (Franziska Soukup, Lina Weigert) von neuem los. Als Julia erfährt, dass Romy ins Internat gesteckt wurde und beide vergessen haben, ihre Handynummern auszutauschen, kommt Julia an ihren Tiefpunkt. Doch “es muss doch nicht immer einer gleich sterben, bevor was passiert” und so verstehen die Eltern, was sie ihren Kindern durch die fehlende Versöhnung eigentlich antun. Als beide ihren Stolz überwinden, können die Familien endlich Frieden schließen.

Die Theatergruppe unter der Leitung von Elisa Romfeld freute sich sehr über das gut besuchte Stück und die Spendenbereitschaft!

Elisa Romfeld, Spielleiterin am Erasmus-Gymnasium

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Der Trojanische Krieg findet nicht statt!

[DJDS, 07.03.2024] Ein dunkler Saal, gespannte Atmosphäre, ungeduldiges Raunen und dann war es endlich so weit: Vorhang auf für die erste Theateraufführung der 31. Amberger Schultheatertage am 07.03.2024.

Inhaltlich und sprachlich verlangte diese Vorstellung sowohl dem Publikum als auch den Schauspielerinnen alles ab, denn der französische Autor Jean Giraudoux interpretierte in seinem Stück Der trojanische Krieg findet nicht statt nicht den antiken Stoff neu, sondern thematisierte in diesem die sich aufbauende Kriegsbereitschaft Deutschlands und Frankreichs nach Hitlers Machtergreifung 1933. Damit aber nicht genug! Zusätzlich konnten die Zuschauer leider auch bezüglich aktueller Konflikte und Kriege in der Welt Parallelen erkennen.

Die Spielleitung erwartete somit nicht nur von den Zuschauern volle Konzentration, sondern auch von den Schauspielerinnen, und diese nahmen die Herausforderung in allen Bereichen mit Bravour an: Ob nun seitenumfassende Monologe, Auszüge aus dem Völkerrecht oder schwankende Emotionen innerhalb weniger Sekunden, Hektor, Hekuba, Helena und alle anderen der insgesamt siebzehn Schauspielerinnen überzeugten mit ihrer Darbietung.

Die Handlung als solche ist dabei nicht linear und mit Scheuklappen um die Augen auf die Frage ausgerichtet, ob es Krieg gibt oder nicht, sondern sie zeigt eine Vielzahl von Einzelschicksalen und egoistischen Zielen, die nur am Rande mit Helena und ihrer Entführung zu tun haben. Diese Nebenhandlungen stoßen dann wiederum die Pforte des Krieges auf bzw. zu, wodurch der Zuschauer nie sicher sein kann, wann das Stück zu Ende ist bzw. was das entscheidende Ereignis sein könnte.

Wissenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Jean Giraudoux zwischen den Kriegen als Franzose auch in Deutschland lebte, studierte und arbeitete. Dort aber nicht irgendwo, sondern in München! Er erlebte den Aufstieg des Faschismus also hautnah mit, wodurch bei den Proben immer wieder die Frage aufgekommen ist, welche autobiographischen Erlebnisse er vielleicht in sein Werk integriert hat.

Mich wiederum hat die Hauptfigur Hektor stark an den Autor selbst erinnert, der Zeit seines Lebens gegen den Krieg gekämpft hat und kurz vor der Befreiung Frankreichs in Paris verstorben ist! In diesem Sinne soll nicht nur die Aufführung zum Nachdenken anregen, sondern auch dieser Rückgriff von Giraudoux auf die Antike, in dem er den griechischen Geschichtsschreiber Herodot zu Wort kommen lässt:

„Im Frieden begraben die Söhne ihre Väter, im Krieg begraben Väter ihre Söhne!“

Florian Hackl, Spielleiter an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen

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Auftaktveranstaltung 2024

Die Amberger Zeitung berichtet ausführlich über die Auftaktveranstaltung zu den 31. Amberger Schultheatertagen:

31. Amberger Schultheatertage starten furios …

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Schultheatertage 2024

Die Amberger Zeitung berichtete über die Pressevorstellung des Programms der 31. Amberger Schultheatertage, nachzulesen hier:

Programm der 31. Schultheatertage weckt Vorfreude

Wichtig ist hier besonders der Hinweis auf die Auftaktveranstaltung; die wesentlichen Infos:

Die Auftaktveranstaltung

  • Wann? Freitag, 23. Februar, 19.30 Uhr
  • Wo? Stadttheater Amberg
  • Was? Szenenausschnitte aller Schultheatergruppen
  • Wie? Der Eintritt ist frei. Platzkarten sind ab sofort bei der Tourist-Information, Hallplatz 2, Telefon 09621/101233 erhältlich

Vorschau: Bayerische Schultheatertage

In diesem Jahr werden die 66. Theatertage der bayerischen Gymnasien in Amberg stattfinden, ausgerichtet und organisiert vom Gregor-Mendel-Gymnasium (Organisationsleitung: Claudia Ried).
Vom 17. bis 20. Juli werden ausgewählte Schultheatergruppen aus ganz Bayern hier ihre Stücke aufführen (bzw. eine gekürzte Version davon, denn es gilt ein Zeitlimit von 50 Minuten). Außerdem gibt es Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrerinnen und Lehrer.

Internetseite des Verbands Theater am Gymnasium in Bayern (TAG)

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„Nur der Schein zählt“ – Kriminalistisches Eintauchen in eine Schein-Welt

[GMG, 14.07.2023] Schon der Blick ins Programmheft zum Theaterabend am Gregor-Mendel-Gymnasium mit dessen Theatergruppe „Die Wilden 13“ weckt den detektivischen Spürsinn des Besuchers: Statt der zu erwartenden 13 Schauspielerinnen sind letztlich 14 Fünft-, Sechst- und Siebtklässlerinnen in diese Stückentwicklung involviert. Diese geht laut Ankündigung auf eine gewisse Person namens Rehadobeli Syjolehacahaemch zurück: Ob bei dieser Ankündigung nicht schon der Schein trügt…?
Apropos Schein – genauer Geldschein: Um dieses wertvolle Stück Papier in beachtlicher Anzahl dreht sich die Handlung dieser vielfach verzwickten Enthüllungskomödie. Für diese setzen der Weißclown (Amina Ullmann) und der dumme August (Sophie Özsoy) in gekonnter Weise den Rahmen: In ihrer Einführung ins Stück bringen die beiden zu Schaustellermusik die Frage nach Scheinen und einem Koffer auf den Punkt: „Wo ist der Scheinkoffer?“ Ihr Versprechen „Wir werden es gleich erfahren…“ erfüllt sich zumindest nicht direkt, sondern nach ca. 90 spannenden Minuten.

Die Szenerie – der Gemeinschaftsraum eines Altenheims – wird in ihrer, von warnendem Blaulicht schwach erleuchteten Dunkelheit direkt zum Tatort; doch statt dramatischer Schwere wird die durchgehend mitschwingende, gekonnt eingesetzte Situationskomik hier schon entfacht: Wird der Koffer zunächst unter einem Tisch fallengelassen, lassen die scheinbar harmlosen Heimbewohner nicht lange auf sich warten: Da klopft die Gulasch-Oma (Rebecka Siegert – schlagfertig und ausgefeilt in Mimik und Gang) mit ihrem Kochlöffel darauf, da stolpert die GNTM-Oma (Hanna Rieß-Pfab – mit stattlicher Erscheinung und ausdrucksstarker Bühnenpräsenz) darüber, da nimmt die Katzen-Oma (Dóra Román – raffinierter Wechsel zwischen gutmütiger Oma und gewitzter Verdächtiger), die alles und jeden für Katzen hält und entsprechend behandelt, den Koffer kurzerhand an sich: Was gäbe es für ein treffenderes Geschenk für Carl-Gustav, den „Steine-Opa“ (Benno Stiegler – ein ruhiger Beobachter und treffend umgesetztes Bild eines alternden, wissenschaftlich interessierten Mannes), als einen Koffer mit eben solchen? Gesagt – getan: Steine rein in den Koffer und das Geld raus – versteckt im fahrbaren Katzen-Bett.
Das feierliche Miteinander zu Carl-Gustavs Ehren wird rasch gesprengt durch die überraschend schnell eintreffenden Ermittlungsbeamtinnen in all ihrer Unterschiedlichkeit: Während Hauptkommissarin Luisa Bach (Lea Decassian mit couragierten Auftritten und überzeugenden Ansagen) die Richtung der Ermittlungen vorzugeben versucht, verfolgt ihre Assistentin Kristina Knister (Hannah Widmann – verkörpert detailreich die Unbeholfenheit ihrer Rollenfigur) eher ihren eigenen Ansatz – genauer ihren Karriereweg. Ergänzt wird diese knisternde Spannung des ungleichen Paars durch ein Trio von Polizeianwärterinnen, die die jungen Spiegelbilder der alternden Elfriede Klum bilden: Die um ihr Make-up besorgte, mondän anmutende GNTM-Oma bewertet dann auch gleich die drei hippen Nachwuchspolizistinnen in ihren Outfits: Mal geht’s um „Abonnieren“ (Candy: Hanna Seipt – mit wunderbar übertriebenen girlyhaften Attitüden), mal um „Liken“ (Wendy: Emma Seipt – in gekonnter Nachahmung eines It-Girls) – ohnehin immer um Fame und Geld (Mandy: Catharina Weiß – mit souveränem Abbilden des klischeehaften Influencer-Verhaltens). Von Elfriede Klum jedenfalls „gibt’s kein Bild…“

Doch das Ziel der Befragungen ist auch nicht eine GNTM-Bewertung, sondern das verschwundene Geld, das inzwischen – von anderen unbemerkt – die sechsjährige Maggie Schiefelbein (Lisa Gradl – große Spielfreude inklusive einstudiertem Sprachfehler und Spaß an Direktkontakt mit dem Publikum), Enkelin der Gulasch-Oma, gefunden und in ihrem Teddy versteckt hat. Vor diesem Hintergrund kommen die Befragungen ohne erkennbares Ziel nur schwerlich voran: Angebotene Cookies mit einem besonderen Geschmack entfalten ungeahnte Wirkungen an Knister, die vorschnell zur Waffe greift und Rechtsbehelfe einstudiert vorträgt. Da müssen die drei Polizeianwärterinnen – sie „finden alles eklig, was mit alten Leuten zu tun hat“ – ran, treffen aber nur auf eine verwirrte Katzen-Oma („Kätzchen heutzutage wissen sich auch nicht mehr zu benehmen.“), eine GNTM-Oma mit Influencer-Allüren (Heli-Port, Einzelzimmer mit Massage und Spa) und Geschichten über ihr nächtliches Schlafwandeln sowie eine Gulasch-Oma, die scheinbar verdächtige Kügelchen für eine Spezialrezeptur in ihren Kochtopf gibt.

Und sonst: Gibt’s weitere Verdächtige? Praktikantin Kara Devil (Johanna Henkel – die ihr Wissen geschickt Verbergende) entreißt Knister nicht nur zwischenzeitlich die Waffe, sondern macht auch kryptische Andeutungen. Und Pflegerin Lena Krümel (Sylvie Filipovic – die Geduld und Empathie glaubwürdig Vermittelnde) verkrümelt sich vor der Katzen-Oma unter dem Tisch.

Licht ins Dunkel der Suche nach den Scheinen bringt das kindlich gemalte Bild eines Teddys samt fehlerbehafteter Aufschrift – angebracht an der Hinterwand des Raumes und begutachtet von den Senioren entsprechend ihrer inzwischen liebgewonnenen Skurrilität: Die eine zeichnet eine Katze ins Bild, die andere vermisst darin ein neues Gulasch-Rezept und die dritte schießt mal wieder ein Selfie. Auch die drei Polizeianwärterinnen wagen sich an eine Bild-Analyse der besonderen Art („Täddy hatt: He, she, it, das t muss mit…“), erleben dann aber ihren unvermuteten Geistesblitz: Sie erkennen in Maggies Bild den – eigentlich unschwer erkennbaren, weil ja wörtlich vermerkten – Hinweis auf den Aufbewahrungsort des Geldes, fesseln das Kind, das von einem Flug zum Mars träumt, dort aber – den Fesseln sei Dank – nicht verloren gehen dürfe, und verschwinden mit dem Teddy.

Zurück bleibt Maggie, die sich erst als wehrloses, wenig auskunftsfreudiges Befragungsopfer von Karrierefrau Knister erweist (herrlich komische Situation: Maggie summt mit Kopfhörer das „Fliegerlied“), später von den Alten mitgenommen wird.

Wo sind nun die Scheine? Kurzfristig bei Mandy, Candy und Wendy, die biertrinkend recht zielsicher ihren Allgemeinzustand einzuschätzen vermögen („Wir sind dicht…“) und der mit vorgehaltener Waffe eintreffenden Kommissarin nichts Anderes als einen schrillen „Alle meine Entchen“-Gesang entgegenzusetzen haben. Weil Candy nach einem Schuss nicht so recht „tot“ sein möchte, greift die Handlungsanweisung des Spielleiters Christoph Schulz – herrlich überzeichnend und in Katzenpantoffeln geschlüpft – direkt ins Geschehen ein: „Ihr wolltet Leichen im Stück!“ lautet die energische Aufforderung, auf die zunächst Schüsse folgen und denen dann die Anwesenden scheinbar zum Opfer fallen. Selbst die Waffe führende, geldgierige Kommissarin bricht in der folgenden Begegnung mit den Alten zusammen.

Im Augenschein des nun selbst übernommenen Geldes träumen die Senioren von dessen Möglichkeiten – Livestreams, Steine, Katzenfutter, Gulasch, werden dann aber nochmals von der Gegenwart eingeholt:

Die Praktikantin erinnert an Max Disclandrow als eigentlich rechtmäßigen Besitzer des Geldes. Doch gegen diesen werden nun schwere Vorwürfe erhoben: Mit Bildern in der Hand – raffiniert inszeniert als sichtbare Verbindung von schuldhafter Vergangenheit und anklagender Gegenwart – identifiziert ihn Carl-Gustav als ehemaligen, gaunernden Geschäftspartner, wirft die GNTM-Oma ihm als ihrem damaligen Manager die Schuld am Karriere-Ende vor, verweist Lena Krümel auf die Erkrankung ihrer Tante, der Katzen-Oma, und hält die Gulasch-Oma ihm schließlich vor, dass ihr Sohn den Drogentod starb, weil Max Disclandrow dealte.
So kommt die Handlung und auch die Frage, wem denn nun die Scheine zurecht gehören, wieder ins Lot: Die Senioren dürfen sich als vielfach Geschädigte am Schein-Erwerb erfreuen und in dieser besonderen „Schein-Welt“ ihre individuellen Träume erfüllen.

Ihren Traum von einer wilden Stückinszenierung haben sich auch die jungen Schauspieler*innen verwirklicht: Denn die Textproduktion entstammt allein ihrer Feder, was sich auch hinter dem geheimnisvollen Autorennamen – einer Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben der Beteiligten samt Spielleiter – verbirgt.
Direkt sichtbar ist schließlich der Beifall des Publikums: Dieses verlässt den Ort der Bühnenhandlung mit nicht nur einem Schein von Freude und Begeisterung…


Tobias Kober (Schultheaterleiter am Max-Reger-Gymnasium)

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Märchen & Crime an der Schönwerth-Realschule

Die Theatergruppe der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule begeistert mit der verrückt-kreativen Eigenproduktion „redhood crime – Märchen verRückt“

[FXvS, 13.07.2023] „Rotkäppchen“, „Schneewittchen“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ – wer kennt diese Märchen der Gebrüder Grimm nicht seit Kindertagen? Der Theatergruppe „Theaterfieber“ der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule gelang es unter der Leitung von Brischitte Bodensteiner und Thomas Spörer, diese bekannten klassischen Märchen für eine ganz neue, spritzige und moderne Eigenproduktion zu nutzen und dabei die Zuschauer auch ein bisschen aufs Fake News – Glatteis zu führen.

Fröhlich herein tanzend und stimmungsvoll im Chor sprechend und flüsternd  führten die schwarz gekleideten und mit Zeitungen ausgestatteten  SchauspielerInnen in das Thema Märchen ein: „Es war einmal vor langer, langer Zeit…“, um gleich danach das Märchenwissen der Zuschauer beim Vorlesen von reißerischen Zeitungsüberschriften zu testen: Headlines wie „Mörder im Haus der Großmutter“ (Redhood), „Leichte Handverletzung führt zum Tiefschlaf“ (Dornröschen) und „Alte Dame möchte Jüngling vernaschen“ (Hänsel und Gretel) brachten die Zuschauer nicht nur zum stillen Mitraten, sondern auch zum Schmunzeln und sogar lautem Lachen. Das Thema war also gesetzt und die märchenhafte Crime-Story konnte beginnen:

Eindrucksvoll wurde das Publikum über die Ausgangssituation des Kriminalfalls informiert: Redhood will ihre tief im Wald lebende und kranke Großmutter mit Wein und Kuchen besuchen, trifft auf dem Weg den bösen Wolf und kommt – hier ein neues Element der Schönwerthschen Theaterproduktion – auf ihrem Weg auch am Haus der sieben Zwerge aus dem Märchen „Schneewittchen“ vorbei. Diese Geschichte ist dem Publikum natürlich bekannt und deshalb ist es weniger die Story als die Darbietung, die in den Bann zieht: Die Geschichte wird nämlich chorisch in Gedichtform dargeboten, fehlende Reime werden sowohl von den Schauspielern als auch von den Zuschauern ergänzt. Parallel dazu wird sie nicht nur mit passender Musik, sondern auch schauspielerisch von Redhood, dem Wolf und den sieben Zwergen begleitet – besonders eindrucksvoll, als das Haus der sieben Zwerge in einem Standbild gebaut wird. Am Ende dann  ist der Schreck von Redhood „riesengroß: Die Großmutter fort!!! – Wo ist die bloß???“ und das Märchen beginnt sich in einen richtigen Kriminalfall zu verwandeln, als klar wird, dass es der Wolf nicht gewesen sein kann. Denn der ernährt sich seit neuestem „streng vegan“.

Ab jetzt gilt es also, den Fall aufzuklären und dafür betreten in der nächsten Szene zu James-Bond-Musik ein an Sherlock Holmes erinnernder, weltfremder Hauptkommissar (Edwin Hermann) mit seinem Gehilfen (Anton Sandner) und zwei Sekretärinnen (Klara Beer, Alegra Saval) den Tatort – kenntlich gemacht mit einem rot-weißen Absperrband. Und kaum sind sie in Großmutters Haus angekommen, findet sich auch schon ein erstes Beweisstück: Ein – laut Kommissar – „mit Samt bedecktes elastisches Haarbändigungsinstrument“ oder auch nur – wie von einer der Sekretärinnen lapidar zusammengefasst – ein graues „Haarband“. Was es mit diesem auf sich hat, wird dann in der nächsten Szene klar: Denn dass es – wie es in der Zeitung steht – nur das kleine süße Mädchen Redhood gibt, wird von drei Anti-Erzählerinnen laut und deutlich als Fake News entlarvt: „Ihr glaubt auch alles, was in der Zeitung steht!“ Nicht bekannt ist nämlich, dass es neben der lieben, positiv denkenden  Redhood auch eine zickige Greyhood gibt, die sich von der Großmutter immer zurückgesetzt fühlt.  Diese beiden sehr unterschiedlichen Charaktere werden in der folgenden Szene nicht nur authentisch durch die Schauspielerinnen Laura Wagner und Romina Barile verkörpert, sondern auch ganz wunderbar durch einen zur Musik von Schwanensee grazil tanzenden weiß gekleideten Engel (Karolina Golcer) und den zu Heavy Metal Musik rockenden schwarzen Teufel (Karolynn Hartmann). Und mit Greyhoods Eifersucht und ihrem hinterlistig vorgetragenen Satz „Ich freu mich schon darauf, Großmutter zu besuchen“, ist die Fährte gelegt: Greyhood macht sich verdächtig, ihre Eifersucht ist ein klares Motiv!

Dies erkennt in der nächsten Szene auch der Hauptkommissar mit seinem Team, bevor er am Tatort ein weiteres auffälliges Indiz findet: Eine grüne Zwergenmütze. Wieder werden die Zuschauer zunächst mithilfe der drei Zeitungserzählerinnen und ihren Counterparts darüber aufgeklärt, dass sie falsch informiert waren. Was in der Märchenzeitung steht, stimmt gar nicht: Die vermeintlich braven, putzigen und hart arbeitenden Zwerge wollten in Wahrheit „von der Großmutter was klauen!“ Gezeigt wird das in der nächsten Szene, als die sieben Zwerge (Lucie Bauer, Johanna Schuhbauer, Sama Alhaw, Meryem Celen, Lisa Sauerwein, Waleria Frescher und Romina Barile) mit ihren grünen Mützen zu cooler Zwergenmusik auf die Bühne tanzen. Im Haus der Großmutter angekommen, finden sie aber nicht den Lichtschalter, irren herrlich komisch gespielt im dunklen Haus der Großmutter herum, bis diese schließlich kommt und sie vertreibt. Ein Motiv für den Mord an der Großmutter?

Davon geht der Kommissar in Großmutters Haus aus und fasst zunächst einmal die Motive zu den zwei bereits gefundenen Beweisstücken zusammen. Doch da zwei Verdächtige nicht genug sind, stoßen sie bei ihrer Tatortbegehung noch auf ein drittes Indiz: ein „Wolfspelz-Dings“. Wieder werden die Zuschauer in einer Introszene über die Hintergründe aus dem Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“ informiert – allerdings diesmal mit dem Unterschied, dass die Zeitungserzählerinnen keine Widerlegung ihrer Geschichte zulassen – die an der Tür rüttelnden Antierzählerinnen werden gar nicht erst hereingelassen. Die darauffolgende szenische Darstellung des Waldes mit seinen pfeifenden Winden, den singenden Vögeln und den klopfenden Spechten zieht den Zuschauer sofort in den Bann, ebenso die zunächst harmlos spielenden Geißlein (Maria Mihon, Karolynn Hartmann, Lucie Bauer, Florentina Gron, Johanna Schuhbauer, Samira Wagner und Anna Wanscheidt) und die bedrohlicher werdenden chorisch gesprochenen Stimmen des Waldes: „Der Wolf geht um, der Wolf geht um!“ Und als dieser (Sarah Lehner) ausgemergelt und hungrig auftritt, riecht er eine Mischung aus Geißlein und alter Großmutter. Und der Zuschauer fragt sich: Hunger als Motiv?

Die Auflösung dann in der nächsten Szene: Alle Verdächtigen – Greyhood, die Zwerge, der Wolf und die Geißlein – versammeln sich auf der Bühne, das Publikum wird nun einbezogen und zum Tathergang interviewt. Diese Befragung gipfelt in der Frage an alle: „Wer könnte der Mörder sein?“ Und der Aufforderung: „Einfach reinrufen!“ Und während die Zuschauer noch über den Einwurf des Kommissargehilfen, dass ja eigentlich noch gar keine Leiche gefunden worden sei, grübeln, kommt – welch große Überraschung – die Großmutter (Sarah Lehner) auf die Bühne – zuerst schimpfend und dann überfordert, da sie die große Aufregung über ihr Erscheinen gar nicht versteht.

In einer an die Anfangsszene angelehnten, spannenden Schlussszene dann die Aufklärung, verbunden mit der Aufforderung, nicht alles zu glauben, was in der Zeitung steht. Denn die Schlagzeile „Mörder im Haus der Großmutter“ entpuppte sich schließlich wieder als Fake News – nichts davon stimmte, die dreitägige Suche nach dem Mörder war verschwendete Zeit. Umso echter dann die sehr lustigen und die Zuschauer erheiternden Erklärungen für ihre Abwesenheit: Sie war bei Rapunzel zum Haareflechten, das graue Haarband hat sie beim Aufbruch dorthin verloren. Die Zipfelmütze war ihre Duschhaube und das Stück Wolfspelz ihr alter Putzlumpen.

Die Schönwerth-Theatergruppe „Theaterfieber“ bescherte den Zuschauern mit ihrer kreativen und witzigen Eigenproduktion ein kurzweiliges und sehr unterhaltsames Theatererlebnis und beeindruckte besonders durch die bildhaften und einprägsamen Tanz- und Gruppenszenen, das ausdrucksstarke und abwechslungsreiche chorische Sprechen sowie durch die stimmungsvolle Untermalung der Auftritte mit perfekt ausgewählter Musik. Nach der Aufführung dankte Brischitte Bodensteiner allen Beteiligten – den jungen, unheimlich spielfreudigen SchauspielerInnen, die sie liebevoll ihre „Duracell-Hasen“ nannte, und auch den Licht- und Tontechnikern (Jonas Germershausen, Bela Schmid-Burgk, Fabian Busch, Kilian Frohmann, Nick Schödel, Jonas Schenzel, Dominik Bauer und Ferdinand Gebhard). Dass die Theaterarbeit die Schüler auch über die Schulzeit hinaus noch mit ihrer Schule verbinden kann, bewiesen die Ehemaligen Niklas Giedl und Manuel Sailer, die die Gruppe als Techniker und Theaterassistent tatkräftig unterstützten. Auch ihren Einsatz würdigte die Theaterleiterin, das Publikum belohnte alle Beteiligten noch einmal mit verdientem, donnerndem Applaus.

Sandra Häusler (Schultheaterleiterin am Erasmus-Gymnasium)

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„Das indische Tuch“ – eine spannende Kriminalkomödie fesselt das Publikum

Die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe des MRG bot den
Zuschauer:innen ein ausgesprochen kurzweiliges und vergnügliches
Theaterstück zum Mitraten

[MRG, 13.07.2023] „Das indische Tuch“ stammt aus der Feder des äußert erfolgreichen Kriminalschriftstellers Edgar Wallace, der als Erfinder des modernen Thrillers gilt. Die Verfilmungen seiner Werke mit berühmten deutschen Schaupieler:innen besitzen Kultstatus. Basierend auf der Textgrundlage von Bernd Spehling gelang es der Spielleiterin Nina Kohl gekonnt, einen flotten, spaßigen Erbschaftskrimi zu inszenieren. Die beiden Regieassistentinnen Anja Fichtner und Summer Schindler unterstützten dabei tatkräftig.

Die Theaterfamilie am MRG hatte sich dieses Mal etwas ganz Besonderes, noch nie Dagewesenes einfallen lassen. Im Vorprogramm zeigte die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe Sketche zur Einstimmung. Eine tolle Idee! Nachdem die Abiturienten und Abiturientinnen der Q12 die Schule bereits verlassen haben, besteht dieses Ensemble unter der Leitung von Simone Nimmerrichter nun aus zwei Schaupieler:innen aus der Q11 und acht Schauspieler:innen aus der 8. Jahrgangsstufe. Im Rahmen der Fernsehsendung „Hautnah“ präsentierte die Gruppe auf höchst amüsante Art und Weise vier tagesaktuelle Nachrichten unter folgenden Schlagzeilen: „Parkverbot ignoriert“, „Krimineller Hippie“,
„Personalmangel in der Unterwelt“ und „Verschwundener Hippie…“. Durch zahlreich gesetzte Pointen brachten sächselnde Polizeibeamte (Frederike Dötsch und Verena Schaller), ein All-in-one Spezialist (Alex Meißner) (Spurensicherung, Mordkommission, Gerichtsmedizin, diensthabender Arzt, Hausmeister und Taxifahrer in einer Person), naturverbundene, konsumkritische und abstimmungsfreudige Hippies (Emilia Rubenbauer, Emily Sprychel, Jessie Zou und Anna Wendl) sowie italienische Mafiagangster (Stella Decker und Oscar Öckl), die sich in „Sprache mit Bild“ unterhielten, das Publikum zum Lachen. Die Moderatorin von „Hautnah“ (Pia Mutzbauer) kündigte im Anschluss an die Berichterstattung das Highlight des Abends an: „Das indische Tuch“ – „Crimetime zur Primetime“!

Das Hauptstück begann mit dem legendären Satz aus dem Off: „Hallo, hier spricht Edgar Wallace“, der das Publikum kurz erschauern ließ. Die Polizistinnen (unterhaltsam verkörpert von Katharina Winkler und Victoria Zeltner) wiegten das Publikum jedoch in Sicherheit: Auf dem Schloss in Schottland sei nie etwas los, sogar der Fuchs sei „mit blanker Absicht gegen eine Eiche gebrettert, aus Langeweile“. Und schon passierte der erste Mord! Eine komplett in schwarz gekleidete Person erdrosselte den reichen Lord Lebanon mit einem indischen Halstuch. Die Hausangestellte Haruka (großartig: Lilli Sellin) entdeckte den Verblichenen beim Staubwedeln und hielt den Moment mit einem Polaroid-Selfie fest und der Aussage: „Also ich würde nicht gleich sagen, dass der tot ist, aber er lebt halt auch nicht mehr so richtig.“ Lady Lebanon (beherzt gespielt von Fiona Beer) war sichtlich erschüttert vom Ableben ihres Mannes.

Nachdem alle potentiellen Erben ohne besonderes Mitgefühl zur Testamentseröffnung erschienen waren, verlas der äußerst seriöse Familienanwalt Frank Tanner (einfach grandios: Hannes Lichtenegger), begleitet von der souverän autrretenden Rechtsanwältin (gekonnt dargestellt von Regina Sachsenhauser), das Testament: Auf ausdrücklich vorletzten Wunsch des Verstorbenen sollten alle erst einmal sechs Tage und sechs Nächte auf dem Schloss verbringen, bevor sie etwas in ihren Händen halten würden. Das Entsetzen war groß, verwandelte sich aber schlagartig in Wohlwollen, nachdem der professionelle Tanner verkündete, dass es sich u.a. um ein Barvermögen von einer Million Pfund handelte. Die Schauspielerin Mrs. Hockbridge (sehr intensiv: Anika Schwagerl) war plötzlich der Meinung, dass New York durchaus ein paar Tage warten könne, und auch Pastor Reverend Hastings (rührend besorgt: Simon Hummel) lenkte ein und kümmerte sich mal sonntags ausnahmsweise nicht um seine Schäfchen. Edward, der Sohn der Lebanons (gekonnt verkörpert von Luisa Wilfert), ein begnadeter Pianist, unterbrach unterdessen (des Öfteren) das Geschehen völlig unerwartet mit laut gesprochenen Klaviertönen: „…pa pa pa paaam…“. Ausgerechnet nach der ersten Zusammenkunft zog ein Unwetter auf, welches die schottische Halbinsel vom Festland trennte. Dem langjährigen Butler der Familie (sehr überzeugend und präsent: Martin Aumiller) gelang es, während der ganzen Misere stets Haltung und Fassung zu bewahren. So stellte er beispielsweise bei der Überprüfung des Telefons fest: „Das Telefon funktioniert, alles da, nur telefonieren kann man nicht mehr.“ Wäre nur Mr. Tilling (lässig und amüsant mit respektablem kölschem Dialekt: Alexandra Galiev) mit der Erfindung seines Taschentelefons schon weiter fortgeschritten! Seine Gattin, die Tochter des alten Lords, die spitzzüngige Mrs. Tilling (gekonnt genervt: Carina Schönberger) machte sich permanent lustig über die Erfindungen ihres Mannes und verkannte dabei, dass sich hier große Erfindungen wie Handy oder Online-Shopping fast ihren Weg gebahnt hätten. Das zerstrittene Ehepaar schenkte sich nichts und sorgte durch seine ironischen Dialoge für zahlreiche Lacher. Der barsche, außereheliche Sohn Peter Ross (überzeugend gespielt von Tassilo Schießl) illustrierte das Geschehen mit einer Zeichnung: „Ein Gehege mit Hyänen als Metapher für die Erbengemeinschaft.“ Ein gelungener Kniff erfolgte durch das Auftreten der Erzählerin (sehr facettenreich: Uliana Kiseleva), die übrigens zu Beginn Lord Lebanon spielte. An dieser Stelle versorgte sie das Publikum prompt mit ausführlichen Zusatzinformationen im Wikipediastil zur Spezies Hyäne. Diese spaßigen, variantenreichen Unterbrechungen sorgten für vorzügliche Unterhaltung.
Nach einer perfekt choreographierten Mutter-Sohn-Szene und einer Missverständnis-Szene zwischen der begabten Schauspielerin und dem trinkfreudigen Pfarrer folgte der nächste Mord. Der Mörder/die Mörderin schlich sich von hinten an und erdrosselte den Reverend, wieder mit einem indischen Tuch. Haruka teilte den Verwandten am nächsten Morgen mit, dass der Reverend „nicht mehr frühstücken würde“ und versuchte die „blöde Sache, ganz blöde Sache“ zu erklären. Die ängstliche Isla (gekonnt dargestellt von Lena Zabel) fand die ganze Situation sowie Edwards Umgarnungen einfach nur „schrecklich“. Hausärztin Dr. Amersham (überzeugend sachlich: Anna Rauchenberger) stellte fachlich präzise den Tod durch Erwürgen fest. Die Polizistinnen verdächtigten Mr. Tilling, da sich ein Knopf seiner
Jacke am Tatort befand. Tilling wollte sich laut eigener Aussage lediglich Rat vom Reverend holen, da seine Gattin die Scheidung wolle. Tatsächlich wurde Mrs. Tilling unmittelbar nach dem Verhör zum nächsten Opfer.
Nach drei Morden ging es in die Pause mit der eindringlichen Anweisung: „Jeder passt auf, nach 20 Minuten sehen wir uns genau hier wieder, und zwar ALLE!“
Nun schritt die Handlung temporeich voran. Dr. Amersham wurde von Lady Lebanon mit dem Vorwurf unterschlagener Medikamentenlieferungen kompromittiert und es schien so, als habe die Lady die undurchschaubare Ärztin in ihrer Hand. Mr. Tilling drehte nach den Mordvorwürfen durch und knallte mit einer Waffe um sich. Haruka schlug mit einer Stehlampe auf ihn ein und brachte ihn versehentlich zur Strecke. Boldwin zollte Respekt: „Dem hast du gezeigt, wo die Lampe hängt.“ Endlich wurde die nächste Tote, Mrs. Hockbridge, entdeckt, die schon seit geraumer Zeit unbemerkt in eindeutiger Position im
Sessel gesessen hatte.
Es wurde gemordet, was das Zeug hielt. Peter Ross war das nächste Opfer. Kein Wunder, dass der sonst immer analytisch vorgehende Tanner dann auch einmal die Fassung verlor. Die Anwälte und Lady Lebanon gingen gemeinsam alle möglichen Mordmotive durch und beschuldigten sich am Ende sogar gegenseitig. Nachdem schließlich noch Dr. Amersham dran glauben musste, wurde die Sache natürlich durchschaubarer und prompt überwältigten und enttarnten die Polizistinnen auch schon den Täter auf der Flucht. Zum Vorschein kam, keiner hätte es gedacht, Sohn Edward. Das „mega super duper Spitzenteam“ der Polizistinnen lobte die eigene mentale Stärke, mit der sie den Fall gelöst hätten und sie ließen dabei mit einem Augenzwinkern ihre Muskeln spielen.
Die eigentliche Testamentseröffnung hielt zum Schluss einige Überraschungen bereit. Das Schloss erbte das Personal, woraufhin Haruka und Boldwin umgehend Staubwedel und Tablett weit von sich warfen und chillig die Füße hochlegten. Das Barvermögen ging an einen indischen Tuchfabrikanten. Die Familie erhielt ein Paket indischer Tücher, einen Sack Reis und einen Kochgutschein.
Als Running Gag wurde nach den verübten Morden am darauffolgenden Morgen immer wieder die Anzahl der noch benötigten Frühstückseier überprüft. In diesem Sinne beschloss Boldwin pragmatisch das Stück mit dem Satz: „Das war’s, wer hat jetzt Lust auf ein zweites Frühstücksei? Es sind noch Eier da.“
Durch einen langanhaltenden begeisterten Applaus bedankte sich das Publikum bei den beiden Theatergruppen und den Spielleiterinnen Nina Kohl und Simone Nimmerrichter für den wunderbar unterhaltsamen Theaterabend.

Elke Leibig (Schultheaterleiterin am Gregor-Mendel-Gymnasium)

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Lucky Luke bringt Gerechtigkeit – und beste Unterhaltung

GMG-Theatergruppe „The Spotlights“ präsentieren Western-Abenteuer fröhlich und schwungvoll

[GMG, 07.07.2023] Lucky Luke ist die Titelfigur der seit 1946 erscheinenden belgischen Comic-Serie des Zeichners Morris. Mehr als 30 Millionen verkaufte Alben in Deutschland machen die Reihe zur erfolgreichsten Comic-Serie, und der bekannteste Western-Comic weltweit ist „Lucky Luke“ sowieso. Beste Voraussetzungen also, um mit dem Material – den Figuren und Themen – zu spielen. Gut für die Leiterinnen der GMG-Unterstufentheatergruppe „The Spotlights“, Elke Leibig und Annalena Egerer (10c), dass sie in Claudia Ried eine erfahrene Theater-Autorin an der Schule haben, die die pfiffige Textgrundlage für die Aufführungen am 6. und 7. Juli 2023 lieferte.

Das Stück beginnt mit der berühmten Verbrecherbande, den vier Dalton-Brüdern, die (wie im Comic) in Sträflingskleidung auftreten und sich wie die Orgelpfeifen vom Kleinsten bis zum Größten in Reih und Glied aufstellen, wenn die strenge Ma Dalton (Laura Willy überzeugte hier) sie zum Essen ruft: Constantin Rücker, Max Kinburg, Alexander Sohst und Malik Ciliz verkörperten die Daltons prächtig und brachten die kleinen (und größeren) Gemeinheiten, die sie aushecken, mit Schwung und Witz zur Geltung.

Ein sehr effektvoller Einfall der Autorin war es, den vier Daltons vier Cousinen gegenüberzustellen, nämlich die vier Waltons, die noch viel gewitzter und abgekochter als die Daltons sind, aber ihre kriminelle Energie hinter einer Fassade aus arroganter Püppchenhaftigkeit verstecken: Johanna Weiß, Frida Beck, Matilda Hahn und Anne Ried gelang es ausgezeichnet, die Gegenspieler (und das Publikum) mit gezierten Gesten und gezielt eingesetztem Lächeln zu bezaubern.

Nun aber zur Hauptperson: Lucky Luke, der lässigste und schlaueste Cowboy im Wilden Westen – cool auf die Bühne gebracht von Lukas Frey; mit dabei seine Begleiter, das geniale Pferd Jolly Jumper (nicht aus der Ruhe zu bringen: Carlotta Pauli) und der tolpatschige Hund Rantanplan (passend schelmisch: Anton Sapoznikov). Lucky Luke gelingt es (natürlich) nicht nur, die Daltons bei ihrem Überfall der Postkutsche zu überrumpeln, sondern auch die trickreichen Waltons des Überfalls auf die Eisenbahn zu überführen. Mit auf der Seite des Gesetzes steht dabei der Sheriff (verständlicherweise vom Charme der Waltons beeindruckt: Florian Birner) und sein Hilfssheriff (Marlene Stiegler).

Die gesamte kurzweilige Bühnenhandlung war bestens durchdacht und choreographiert, vor allem die Gegenüberstellung der Daltons und Waltons, aber auch die Kutschfahrt von Lucky Luke oder der Saloon-Auftritt der „Silvergirls“, bei dem die Schauspielerinnen der Waltons und Ma Daltons als Tänzerinnen glänzten. Effektvoll wurden kurze Musikeinspielungen genutzt, um die Stimmung zu verstärken. Aus einigen Holzelementen wurde der Tresen im Saloon ebenso zusammengesetzt wie der Mittagstisch der Daltons oder die Kutsche – und als optische Erinnerung an den Wilden Westen stand ein prächtiger großer Kaktusbaum am Bühnenrand. Was vor allem auffiel und im Gedächtnis bleibt, ist der Eindruck, dass die jungen Spielerinnen und Spieler mit Begeisterung und Freude bei der Sache waren. Das lässt auf eine gekonnte Probenarbeit von Annalena Egerer und Elke Leibig schließen, denen es auch gelang, die jungen Darstellerinnen und Darsteller zu gut vernehmlichem und deutlichem Sprechen zu motivieren. – Das Publikum darf sich schon einmal auf die nächste Produktion der „Spotlights“ im kommenden Schuljahr freuen!

Peter Ringeisen (Schultheaterleiter an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen)

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Shakespeares „Sommernachtstraum“ – leichtfüßig inszeniert

[DJDS, 05.07.2023] Die Theatergruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen unter der Leitung von Peter Ringeisen und Florian Hackl ließ am vergangenen Mittwoch im sehr gut gefüllten Gerhardinger-Saal William Shakespeares „Ein Sommer­nachtstraum“ in einer Version wieder aufleben, die so oder so ähnlich im Jahr 1998 schon einmal auf derselben Bühne zu sehen war. Eine von Shakespeares bekanntesten Komödien und ein 25-jähriges Jubiläum? Die Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht.

In der rund 90-minütigen Aufführung wird dem Publikum viel geboten. Allerlei Liebende tummeln sich auf der Bühne bzw. im Wald des alten Athens. Neben dem – zunächst und am Ende wieder – glücklichen Pärchen Lysander und Hermia, das Milena Ries und Elisabeth Galiev durch alle Gefühlslagen sehr überzeugend spielen, begegnen einem Demetrius und Helena. Diese beiden Figuren verbindet, dass sie unerwidert lieben, nämlich Demetrius die emotional anderweitig gebundene Hermia und Helena den schroffen Demetrius. Letzterer wird von Jasmin Herz gekonnt ablehnend und genervt verkörpert, während Michaela Kölbl als Helena dadurch beeindruckt, wie sicher sie die langen Textpassagen ihrer Figur meistert. Außerdem trifft man auf das Königspaar der Elfen, Oberon und Titania, die gerade eine veritable Ehekrise durchmachen. Der König der Elfen möchte mittels Magie seiner Frau eine Lektion erteilen und beauftragt seinen Diener Puck mit der Ausführung dieser Mission, der viel Wirbel erzeugt, Liebende durcheinander- und auseinanderbringt und selbst vor allem in das Unruhestiften verliebt zu sein scheint. Hervorzuheben ist hier Marlen Lederers feinsinniges Spiel als Oberon. Auf Augenhöhe zeigt sich Sophia Lang als seine königliche Gemahlin und Franziska Ascherl beweist sich als sehr gute Besetzung für einen Puck, dem der Schalk aus dem Gesicht blitzt.

Mit einer Gruppe von Handwerkern treibt Puck sein Spiel besonders weit. Diese wollen im Wald ein Stück proben und hoffen, es am Fürstenhof von Athen aufführen zu dürfen. Die Figuren Zettel, Squenz, Flaut, Schnauz, Schlucker und Schnock sind eher schlichte Gemüter. Ihnen legt Shakespeare aber sehr bedenkenswerte Worte über die Spielräume von Theater und die Macht der Fiktion in den Mund. Hannah Wesnitzer, Paula Demleitner, Eva Krause, Sarah Kredler, Katharina Papp und Ronja Maurer zeigen als Gruppe auf der Bühne eine schöne Dynamik und spielen ihre Rollen sehr gut, auch in den Szenen, in denen sie schlechtes Theater spielen müssen, was die eigentlich hohe Kunst ist und wofür sie viele Lacher des Publikums ernten.

Das Geschehen im Wald wird eingerahmt vom majestätischen und ernsten Auftreten des Hofs von Athen, bestehend aus dem Herzog Theseus (Emilia Bauer), seiner Gemahlin Hippolyta (Jasmin Schönberger), dem Adeligen Egeus (Ronja Maurer) und sozusagen dem Eventmanager des Hofs, Philostrat (Mia Peterlein). Ein besonders schöner Moment ist im letzten Viertel des Stücks gekommen, wenn die Mitglieder des Hofstaats die – sagen wir originelle – Theateraufführung der Handwerker ironisch kommentieren.

Der bunte Reigen, der in „Ein Sommernachtstraum“ an Figuren, Themen, Wechseln zwischen der Welt der Elfen und der Menschen geboten wird, kann das Publikum etwas verwirrt und ratlos zurücklassen. Das ist hier jedoch nicht der Fall. Das Stück wurde beherzt gekürzt, in flottem Szenenwechsel geht die Handlung voran. Das ganze Ensemble spielt in Blankversen, als hätte es nie etwas anderes gemacht.

Es soll auch schon Aufführungen von „Ein Sommernachtstraum“ – innerhalb wie außerhalb des Schulspiels – gegeben haben, die etwas langatmig und altbacken daherkamen. Doch auch das trifft hier nicht zu. Vorsichtige textuelle Modernisierungen, ein sehr geradliniges Bühnenbild und ein Mix zwischen Alt und Neu in den Bereichen Kostüm und Requisite (Schwert und Wams und Popcorn!) leisten hier einen wichtigen Beitrag.

Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Auftritte der Sänger und Tänzer. Der Chor der Elfen unter der Leitung von Franz Hanauska begleitet das Stück musikalisch, was die Inszenierung nicht nur auflockert und komplettiert, sondern auch zwei Säulen britischen Kulturguts zusammenbringt, Shakespeare und die Beatles. Die Tänze der Elfen und der Hofdamen wirken in der hier gebotenen Version so gar nicht elisabethanisch. Stattdessen schwingt die Jazztanzgruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen unter der Leitung von Astrid Fürg die Hüften zu mitreißenden Beats von Taylor Swift und den Weather Girls. All das trägt zu einem sehr gelungenen Update des Shakespeare-Stoffes bei.

Am Ende holten sich 55 Schülerinnen ihren Applaus für ihre beeindruckende Leistung ab und ließen sich verdientermaßen für ihre Darbietung in den Bereichen Schauspiel, Gesang und Tanz feiern. Dem Publikum wurde ein kurzweiliger, bunter Theaterabend geboten und vor Augen geführt, wie viele Mitwirkende auf und hinter der Bühne notwendig sind, um solch ein Mammutprojekt umzusetzen und es gleichzeitig so spielerisch aussehen zu lassen.

Ein klein wenig Wehmut gehörte auch zum Schlussapplaus, mit dem sich der langjährige Theaterleiter der Dr.-Johanna-Decker-Schulen Peter Ringeisen aus dem aktiven Schulspieldienst verabschiedet. So stellte dieser „Sommernachtstraum“ nicht nur eine gelungene Shakespeare-Inszenierung dar, sondern auch den würdigen Abschluss einer Theaterleiter-Ära.

Simone Nimmerrichter (Schultheaterleiterin am Max-Reger-Gymnasium)

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Und es macht „Flupp“: stark, stimmgewaltig und amüsant

[MRG, 21./22.06.2023] Die Musicalklasse der 5. Jahrgangsstufe des MRG bot den Zuschauer*innen an zwei Abenden ein tolles und intensives Hörerlebnis: Das Musical „Der Tag, an dem es ,Flupp‘ machte“ von Jutta Hamprecht-Göppner und Tobias Wenkemann wurde durch viele Lehrkräfte der Fachschaften Deutsch (Tobias Kober), Sport (Gudrun Bücherl), Theater (Nina Kohl und Simone Nimmerrichter), Kunst (Matthias Dietz) und Musik (Thomas Prechtl, Michaela Treese) ermöglicht, von der Schülerin Heidi Vogel unterstützt und von den jungen Akteuren stark, stimmgewaltig und amüsant dargeboten!

So wurde nach dem Eingangslied „Maratonga“ erst einmal die wunderbare Welt vorgestellt, in der sich mutige Kämpfer, grazile Elfen und coole Rapper befinden. Als der dort beheimatete bunte Vogel Artefax (Justus Zinnbauer / Magdalena Hausmann) sich dann schlafen legt, träumt er von einem blauen Wesen, das – flupp – aus diesem Traum herausfällt und in Maratonga landet! Das Solo, das Flupp (Frida Schmiedeknecht / Emma Tette) im Anschluss singt, zeigt musikalisches Können und große Emotionen. In dieser neuen und fremden Umgebung hofft Flupp auf wohlwollende Bewohner: „Gibt es hier Wesen, die auch träumen?“ Melodie und Ausdruck der Sängerinnen zaubert den Anwesenden an beiden Abenden eine Gänsehaut!

Zusammen mit Artefax, der ja für diese Misere irgendwie die Schuld und somit auch die Verantwortung trägt, versucht nun Flupp die Maratonga-Bewohner näher kennen zu lernen und Anschluss zu finden. Die beiden treffen zunächst auf die Elfen (Marie Hollederer, Emilia Neugebauer, Martha Rogenhofer, Annika Spörer, Sophie Letz, Paula Obermeier, Laura Osicki), die sich zuerst anmutig bewegen, dann aber beschwert sich eine: „Immer machen wir dieses Mainstream-Elfen-Gedöns!“ Folglich wird etwas wilder getanzt und Flupp animiert mitzumachen. Doch es zeigt sich weder im Ballett noch im Freestyle talentiert – dennoch wird es von den Elfen mit einem Blumenkranz bedacht und als Teil der Gruppe willkommen geheißen.

Zunächst wenig einladend gegenüber dem andersartigen Wesen verhalten sich die Kämpfer (Viktoria Fischer, Viktoria Kohl, Carolina Luber, Sophia Schmidt, Lena Siegert, Zoe Smith, Jakob Geck, Pauline Lustig, Eleanor Meißner, Marlene Mühldorfer, Erik Wenzlik): „Was ist das? Ein Freund? Ein Feind? Oder etwas zu essen?“ Auch im Kämpfen ist Flupp nicht recht erfolgreich, dennoch darf es auch hier ein Gruppenmitglied werden. In einem stimmgewaltigen Song stellen sich die schwarz-rot gekleideten Krieger vor: Sie „singen Kämpferlieder“ und sind „frei und stolz und aus hartem Holz geschnitzt“, doch sie machen auch klar, dass „nur eine Meinung zählt: Was unser Chef sagt!“

Flupp ist sich immer noch unsicher, wo es dazugehören möchte, als die Rapper (Greta Freitag, Mila Hausen, Tatia Khergiani, Carolin Schumacher, Eri Asllani, Eva Bachmann, Jona Cloete, Leonhard Gebert, Daria Höhn, Adrian Hüttner, Johanna Sauer) die Bühne betreten und mit abwechslungsreicher Choreographie und schnellem Sprechgesang gekonnt ihre „Coolness“ zur Schau stellen. Auch hier zeigt Flupp wenig Talent, reimt aber eher versehentlich und wird doch mit einem Cap bedacht, das ihn wiederum als Teil der Gruppe ausweist.

Doch als dann noch zwei „Lästerschwestern“ (Sophia Wiesner und Lilli Scherer / Emilia Krämer und Emma Schlaffer) gesanglich über Flupp herziehen, dass es sich nicht recht elegant bewege, bleibt Flupp ratlos zurück: „Jetzt sind alle weg. Haben sie bloß so getan, als würde ich dazugehören? Jetzt bin ich immer noch allein.“ In einem erneuten fantastischen Solo fasst Flupp seine Zweifel zusammen: „Was ist denn falsch an mir?“

Doch der schrille Vogel Artefax bringt es nun auf den Punkt: Flupp soll einfach Flupp sein und die Maratonga-Bewohner „müssen dich erst kennenlernen, nämlich genau so wie du bist!“ Mit neuem Selbstbewusstsein erklärt Flupp, dass es weder Kämpfer noch Elfe noch Rapper ist: „NUR als Flupp fühle ich mich viel besser!“ Doch die Kämpfer, Elfen und Rapper können mit dieser Einzigartigkeit zunächst nicht viel anfangen und wollen nun alle blau wie Flupp sein! Artefax erklärt daher noch einmal, dass die Einzigartigkeit darin bestehe, eine eigene Meinung, eigene Vorlieben und eigene Talente zu haben. Denn statt Anpassung findet man sein Glück in der Freude über die Einzigartigkeit, was in einem gemeinsamen Lied seinen grandiosen Abschluss findet: „Lass dich nicht verbiegen!“ ist dessen Botschaft, die in der heutigen medialen Zeit aktueller denn je anmutet.

Beschwingt und gut gelaunt verließen die Zuschauer*innen nach einem langanhaltenden Applaus und nach herzlichen Dankesworten von Seiten der Schulleitung und der Akteure selbst den Saal. Eine wunderbare Leistung der jungen Schüler*innen und der vielen Mitwirkenden, die bei Technik und Ton sowie auch bei der Bühnengestaltung mit von der Partie waren!

Elisa Romfeld (Spielleiterin am Erasmus-Gymnasium)

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